• Heinrich Carl Abraham Eichstaedt to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Genf · Date: 29.11.1805
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Heinrich Carl Abraham Eichstaedt
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 29.11.1805
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 249‒251.
  • Incipit: „[1] Jena d 29 Nov. 1805
    Durch einen unglücklichen Zufall ist die Beantwortung Ihres mir sehr erfreulichen Briefes vom 15 Sept. bis [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,A,13,12
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. u. U.
  • Format: 22,8 x 19,1 cm
    Language
  • German
[1] Jena d 29 Nov. 1805
Durch einen unglücklichen Zufall ist die Beantwortung Ihres mir sehr erfreulichen Briefes vom 15 Sept. bis heute verspätet worden. Ich wollte erst den Abdruck des von Ihnen mitgetheilten Aufsatzes, sodann Ihre angekündigte Roma erwarten; und darüber hatte ich, in dem Wirrwarr tausendfacher Geschäfte, vergessen, daß Ihre Abreise aus Coppet schon für das Ende Octobers bestimmt war. Verzeihen Sie mir diese Vergessenheit! – Ungewiß, ob und wo Sie mein Brief finden wird, lasse ich ihn noch auf gerathewohl nach Coppet abgehen, behalte aber natürlich das Zeitungspaket zurück bis auf weitere Bestimmung Ihres jetzigen Aufenthalts, auf welche ich sehnlichst warte.
Ihr schöner Aufsatz ist im Intelligenzblatt abgedruckt (die Zeitung selbst hat kaum zu eigentlichen Rezensionen literarischer Werke Platz genug); auch Ihre geistvolle Elegie, für welche ich herzlich danke, ist vor einigen Tagen angekommen. Goethe, der freundschaftlich grüßt, hat eben[2]falls ein Exemplar erhalten, und mir versprochen, eine Recension davon zu verfertigen. Da er jetzt wieder hergestellt ist so zweifle ich nicht, daß er bald Wort halten wird.
Die Recensionen von Neckers Nachlaß und Bonstettens Reise sind schon längst abgedruckt worden. Vossens Zeitmessung ist Ihnen zur Beurtheilung aufgespart geblieben: Goethe wünscht, zugleich mit mir, dieselbe bald zu erhalten. Der beyliegende Zettel enthält noch ein paar andere Bücher, um deren Recensionen wir Sie bitten. – Aber wo sind Sie jetzt, und werden Sie auch solche literarische Subsidien bey der Hand haben? Ich wünsche es herzlich, damit Sie uns noch mehr, als das Erbetene, schicken können; denn an dem guten Willen läßt mich Ihr Eifer für Aufrechterhaltung einer ernsten und würdigen Kritik nicht zweifeln.
Daß Sie eine solche Kritik fortwährend in unseren Blättern finden werden, hoffe ich mit Zuversicht, und wünsche [3] auch aus dieser Ursache, daß Sie die noch nicht gelesenen Blätter bald lesen und mir Ihr Urtheil darüber mittheilen mögen.
Von der hallischen Zeitung weiß ich nichts zu sagen. Sie erscheint regelmäßig, verkündiget das alte, halbwahre Evangelium in allen Fächern des menschlichen Wissens, und scheint von den Deutschen, die ja auf Continuation mehr als auf innern Gehalt zu sehen pflegen, noch fleißig gelesen zu werden. Doch haben wir alle Ursache, auch mit dem Absatze unserer Zeitung sehr zufrieden zu seyn.
Daß Voß leider nicht mehr bey uns, sondern in Heidelberg ist, wissen Sie ohne Zweifel schon. Andre Veränderungen, die hier vorgefallen, werden Sie weniger interessiren. Ein sonderbares Schicksal hat gewollt, daß wir mehrere Professoren neuerlich verloren haben, die, wenn sie jetzt gerufen würden, gewiß bey uns blieben, und die mit Vergnügen zu uns zurückkehren würden, wenn sie mit Ehren könnten.
[4] Ich schließe mit einer Bitte. Ihre Recension von Neckers Nachlaß brachte mich auf die Idee, eine Deutsche Übersetzung der Schrift zu besorgen, die nun fertig ist, und bloß die letzte Revision erwartet. Sie soll unter meinem Namen erscheinen. Mittlerweil aber ist eine andre von einem Anonymus zu Rostock erschienen. Möchten Sie wohl die Güte haben, und mir zu der meinigen irgend etwas verschaffen, was ihr vor der Rostocker, die höchst mittelmäßig ist, einige Vorzüge verschaffte. Bey Ihrer Verbindung mit Mad. Stael, bey Ihrer eigenen genauen Kenntniß des Gegenstandes kann es Ihnen nicht schwer seyn, irgend einen Bey- oder Nachtrag mir zu gewähren, welcher die Übersetzung zieren würde.
Erhalten Sie mir Ihr freundschaftliches Wohlwollen und antworten Sie bald
Ihrem wahrhaft ergebenen
Eichstädt
[1] Jena d 29 Nov. 1805
Durch einen unglücklichen Zufall ist die Beantwortung Ihres mir sehr erfreulichen Briefes vom 15 Sept. bis heute verspätet worden. Ich wollte erst den Abdruck des von Ihnen mitgetheilten Aufsatzes, sodann Ihre angekündigte Roma erwarten; und darüber hatte ich, in dem Wirrwarr tausendfacher Geschäfte, vergessen, daß Ihre Abreise aus Coppet schon für das Ende Octobers bestimmt war. Verzeihen Sie mir diese Vergessenheit! – Ungewiß, ob und wo Sie mein Brief finden wird, lasse ich ihn noch auf gerathewohl nach Coppet abgehen, behalte aber natürlich das Zeitungspaket zurück bis auf weitere Bestimmung Ihres jetzigen Aufenthalts, auf welche ich sehnlichst warte.
Ihr schöner Aufsatz ist im Intelligenzblatt abgedruckt (die Zeitung selbst hat kaum zu eigentlichen Rezensionen literarischer Werke Platz genug); auch Ihre geistvolle Elegie, für welche ich herzlich danke, ist vor einigen Tagen angekommen. Goethe, der freundschaftlich grüßt, hat eben[2]falls ein Exemplar erhalten, und mir versprochen, eine Recension davon zu verfertigen. Da er jetzt wieder hergestellt ist so zweifle ich nicht, daß er bald Wort halten wird.
Die Recensionen von Neckers Nachlaß und Bonstettens Reise sind schon längst abgedruckt worden. Vossens Zeitmessung ist Ihnen zur Beurtheilung aufgespart geblieben: Goethe wünscht, zugleich mit mir, dieselbe bald zu erhalten. Der beyliegende Zettel enthält noch ein paar andere Bücher, um deren Recensionen wir Sie bitten. – Aber wo sind Sie jetzt, und werden Sie auch solche literarische Subsidien bey der Hand haben? Ich wünsche es herzlich, damit Sie uns noch mehr, als das Erbetene, schicken können; denn an dem guten Willen läßt mich Ihr Eifer für Aufrechterhaltung einer ernsten und würdigen Kritik nicht zweifeln.
Daß Sie eine solche Kritik fortwährend in unseren Blättern finden werden, hoffe ich mit Zuversicht, und wünsche [3] auch aus dieser Ursache, daß Sie die noch nicht gelesenen Blätter bald lesen und mir Ihr Urtheil darüber mittheilen mögen.
Von der hallischen Zeitung weiß ich nichts zu sagen. Sie erscheint regelmäßig, verkündiget das alte, halbwahre Evangelium in allen Fächern des menschlichen Wissens, und scheint von den Deutschen, die ja auf Continuation mehr als auf innern Gehalt zu sehen pflegen, noch fleißig gelesen zu werden. Doch haben wir alle Ursache, auch mit dem Absatze unserer Zeitung sehr zufrieden zu seyn.
Daß Voß leider nicht mehr bey uns, sondern in Heidelberg ist, wissen Sie ohne Zweifel schon. Andre Veränderungen, die hier vorgefallen, werden Sie weniger interessiren. Ein sonderbares Schicksal hat gewollt, daß wir mehrere Professoren neuerlich verloren haben, die, wenn sie jetzt gerufen würden, gewiß bey uns blieben, und die mit Vergnügen zu uns zurückkehren würden, wenn sie mit Ehren könnten.
[4] Ich schließe mit einer Bitte. Ihre Recension von Neckers Nachlaß brachte mich auf die Idee, eine Deutsche Übersetzung der Schrift zu besorgen, die nun fertig ist, und bloß die letzte Revision erwartet. Sie soll unter meinem Namen erscheinen. Mittlerweil aber ist eine andre von einem Anonymus zu Rostock erschienen. Möchten Sie wohl die Güte haben, und mir zu der meinigen irgend etwas verschaffen, was ihr vor der Rostocker, die höchst mittelmäßig ist, einige Vorzüge verschaffte. Bey Ihrer Verbindung mit Mad. Stael, bey Ihrer eigenen genauen Kenntniß des Gegenstandes kann es Ihnen nicht schwer seyn, irgend einen Bey- oder Nachtrag mir zu gewähren, welcher die Übersetzung zieren würde.
Erhalten Sie mir Ihr freundschaftliches Wohlwollen und antworten Sie bald
Ihrem wahrhaft ergebenen
Eichstädt
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