• August Wilhelm von Schlegel to Karl Friedrich Reinhard

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Sankt Apollinaris (Remagen) · Date: 30.10.1819
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Karl Friedrich Reinhard
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Sankt Apollinaris (Remagen)
  • Date: 30.10.1819
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 360.
  • Incipit: „[1] Bonn d. 30sten Oct. 1819
    Ew. Exzellenz
    danke ich gehorsamst für die Förderung meines Briefes an den Herzog von Richelieu. Dieser Brief [...]“
    Manuscript
  • Provider: Marbach am Neckar, Deutsches Literaturarchiv
  • Classification Number: A:Reinhard I 914
  • Number of Pages: 4. S., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Bonn d. 30sten Oct. 1819
Ew. Exzellenz
danke ich gehorsamst für die Förderung meines Briefes an den Herzog von Richelieu. Dieser Brief hatte übrigens keinen andern Zweck, als ihm das Bedauern einiger meiner Collegen auszudrücken, daß sie nicht von seiner Anwesenheit unterrichtet gewesen, um ihn nach Würden zu empfangen.
Ich sende Ihnen hiebey die Panhypocrisiade, da Sie neugierig darauf sind, und die Muße bey schlechtem Wetter auf dem Lande nicht versäumt werden darf, wenn man dazu kommen will so etwas zu lesen. Der Verfasser hat mir das Exemplar zustellen lassen, aber ich gestehe, daß es bisher noch unberührt gestanden. Daß der gutmüthige, zuweilen geniale, oft aber tolle Lemercier erst ruchlos geworden, kann ich nicht so ganz zugeben. Mich dünkt, er war es von jeher, und wenn Sie sein Jugendgedicht les amours kennen, so werden Sie mit mir einverstanden seyn. Uebrigens verschlagen ihm die Kritiken nichts, er ist der freiwillige Märtyrer seiner Muse. Bey uns deutschen Romantikern hofft er Trost zu finden.
Die Zeitungsblätter erfolgen zugleich mit verbindlichstem Danke zurück. Ich füge einige vom Censeur hinzu. Vielleicht interessirt Sie Sismondiʼs Anzeige von dem Buche des Marchese Lucchesini. Es ist aber nicht nöthig, diese Blätter zurückzusenden, ich bewahre sie nicht auf.
Ich hoffe, meine Köchin wird sich ferner des ehrenvollen Zutrauens durch sorgfältige Bestellung würdig machen. Eigentlich aber sollte man Sie dort aushungern, so müßten Sie nach Bonn kommen. [2] Ich fürchte, daß ich mich nicht leicht werde losmachen können, um einen Tag der heitern und geistreichen Unterhaltung in Apollinaris-Berg zu genießen. Die Vorlesungen sind wieder im Gange, dazu habe ich die Übersetzung der Schrift von Frau Necker. Sollten Sie unserm Bonn einen Besuch gönnen wollen, so wäre es mir unendlich erwünscht, wenn es auf den Sonnabend und Sonntag fiele: dieß sind meine einzigen freyen Tage. Tausend Dank für die Mittheilung der Zeilen von Goethe. Ich bitte um meine angelegentlichsten Empfehlungen an Frau von Loder und an Ihre Fräulein Tochter. Verzeihen Ew. Excellenz die Eile meines Briefes, da der Bote eben wartet. Mit den verehrungsvollsten Gesinnungen
Ew. Excellenz
gehorsamster
Schlegel
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[1] Bonn d. 30sten Oct. 1819
Ew. Exzellenz
danke ich gehorsamst für die Förderung meines Briefes an den Herzog von Richelieu. Dieser Brief hatte übrigens keinen andern Zweck, als ihm das Bedauern einiger meiner Collegen auszudrücken, daß sie nicht von seiner Anwesenheit unterrichtet gewesen, um ihn nach Würden zu empfangen.
Ich sende Ihnen hiebey die Panhypocrisiade, da Sie neugierig darauf sind, und die Muße bey schlechtem Wetter auf dem Lande nicht versäumt werden darf, wenn man dazu kommen will so etwas zu lesen. Der Verfasser hat mir das Exemplar zustellen lassen, aber ich gestehe, daß es bisher noch unberührt gestanden. Daß der gutmüthige, zuweilen geniale, oft aber tolle Lemercier erst ruchlos geworden, kann ich nicht so ganz zugeben. Mich dünkt, er war es von jeher, und wenn Sie sein Jugendgedicht les amours kennen, so werden Sie mit mir einverstanden seyn. Uebrigens verschlagen ihm die Kritiken nichts, er ist der freiwillige Märtyrer seiner Muse. Bey uns deutschen Romantikern hofft er Trost zu finden.
Die Zeitungsblätter erfolgen zugleich mit verbindlichstem Danke zurück. Ich füge einige vom Censeur hinzu. Vielleicht interessirt Sie Sismondiʼs Anzeige von dem Buche des Marchese Lucchesini. Es ist aber nicht nöthig, diese Blätter zurückzusenden, ich bewahre sie nicht auf.
Ich hoffe, meine Köchin wird sich ferner des ehrenvollen Zutrauens durch sorgfältige Bestellung würdig machen. Eigentlich aber sollte man Sie dort aushungern, so müßten Sie nach Bonn kommen. [2] Ich fürchte, daß ich mich nicht leicht werde losmachen können, um einen Tag der heitern und geistreichen Unterhaltung in Apollinaris-Berg zu genießen. Die Vorlesungen sind wieder im Gange, dazu habe ich die Übersetzung der Schrift von Frau Necker. Sollten Sie unserm Bonn einen Besuch gönnen wollen, so wäre es mir unendlich erwünscht, wenn es auf den Sonnabend und Sonntag fiele: dieß sind meine einzigen freyen Tage. Tausend Dank für die Mittheilung der Zeilen von Goethe. Ich bitte um meine angelegentlichsten Empfehlungen an Frau von Loder und an Ihre Fräulein Tochter. Verzeihen Ew. Excellenz die Eile meines Briefes, da der Bote eben wartet. Mit den verehrungsvollsten Gesinnungen
Ew. Excellenz
gehorsamster
Schlegel
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