• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Köln · Place of Destination: Genf · Date: 27.02.1806
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Köln
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 27.02.1806
  • Notations: Zur Nachschrift vgl. Krisenjahre, Bd. 3, S. 164: „Die Nachschrift steht auf losem Zettel, der nicht unbedingt zu dem vorangehenden Brief gehören muß.“ Da die KFSA die "Nachschrift" als gesonderten Brief verzeichnet hat, wurde er auch hier neu verzeichnet.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 292‒295.
  • Weitere Drucke: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Zweiter Teil (Januar 1806 ‒ Juni 1808). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 45‒48.
  • Incipit: „[1] Kölln den 27ten Febr 1806.
    Endlich ist Dein Aufsatz über Rom in der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] auch hier an gekommen. Anmerkungen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-8
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,I,27
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl. u. 1 S., hs. m. U.
  • Format: 20,2 x 12 cm; 7,5 x 11,7 cm
    Language
  • German
  • Greek
[1] Kölln den 27ten Febr 1806.
Endlich ist Dein Aufsatz über Rom in der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] auch hier an gekommen. Anmerkungen hat Goethe nicht dazu gemacht, wüßte auch nicht weshalb sie nöthig gewesen wären. Von den jetzigen Künstlern weiß ich nichts und hoffe ich auch nichts; aber Deine milde glimpfliche Art scheint mir grade die rechte, und noch ganz besonders gefällt mir Deine Ansicht von der Deutschen Colonie in Rom und dem Einfluß Roms auf Deutsche Litteratur. Goethe hat dagegen ein ausschweifendes und scandalöses Lob auf Brentano wegen der Pöbellieder in seinem Freimüthigen aufgestellt; die Deutschen Gelehrten zusammen, lieber Freund, sind jezt ein wahres Zigeunergesindel. Gott sei Dank daß wir heraus sind! – Ueber die Elegie hab ich mich wohl nur etwas ungeschickt ausgedrückt; daß ich etwas mehr germanisches und katholisches darin finden würde, hatte ich mir nun einmal so nach meiner Meinung von Deinem Glauben, der sich doch nicht so schnell geändert haben kann, gedacht und selbst im Lesen ward ich durch die schöne Stelle vom [2] Attila und die noch schönere vom Ur der Hercynischen Forsten in dieser Erwartung bestärkt. Daß das Gefühl was Du hinein gelegt nicht durch die Gelehrsamkeit erdrückt wird, bestätigen mir viele Urtheile; so ist z. B. Charlotte und Henriette in Paris gleich sehr davon entzückt. Ueberhaupt findet die Elegie viel Beifall, wie man mir dieß z. B. aus Hamburg schreibt. Doch darauf glaube ich darfst Du weniger Gewicht legen – als auf jene beiden individuellen Urtheile; denn die Leute sind jezt sonderbar gespannt, und sehen einzig auf Einen Punkt; jedes entschieden nicht christliche Werk von uns wird jezt sicher mit dem größten Beyfall aufgenommen werden. Daher denn auch mein Allmanach im Ganzen viel weniger Gunst finden kann. – Die römische Geschichte hat mir freilich immer sehr prosaisch geschienen, auch zu der Zeit da ich keine andern Dichter kannte als die alten. Was ist alles ihr gepriesenstes gegen den einzigen Alexander? – Doch das besonders Prosaische rührt wohl von der [3] steifen Bürgermeisterauffassung her und von dem widrigen Republikanismus.
Hier geht alles in derselben immer sich selbst gleichen Langsamkeit, und ich weiß also noch gar nicht was aus mir wird. Wundern sollt es mich nicht, wenn ich am Ende ungeduldig würde und einen großen Sprung thäte, doch wo möglich nicht nach Norden sondern nach Osten. – Nur unser Zusammentreffen liegt freilich nicht auf diesem Wege, das mir doch so erwünscht wäre! – Leid ist mirs und kann es auch nicht billigen, daß Du in das Urtheil der Franzosen und des Zeitalters über Oesterreich einstimmst. Freilich sind sie stupide grade so wie ich es bin und jeder der noch Ehre im Leibe hat, in dieser Schurkenzeit; nämlich daß sie geglaubt haben an Ehre und Treue von England und Rußland. Die Acten im Parlament legen zu Tag, an wem der Fehler lag. Oesterreich ist das einzige Land wo noch Freyheit ist, die einzige Freyheit die etwas werth ist nämlich die ständische, nur vielleicht zu viel um den Kampf gegen einen Despoten zu bestehn; in England ists ja doch nur eitel Komödie mit der Freyheit; in Amerika aber das ist [4] die Freyheit der Kälber, die endlich doch zu Stalle gehn. – Den Alexander miserabilis entschuldige mir nur nicht; die Austerlitzer Schlacht verdammt ihn ohne Widerrede. Warum hat er sie geliefert? Es war der größte Unsinn, er durfte ja nur hinter Ollmütz stehen bleiben, so war es militärisch nothwendig, daß B.[onaparte] sich theilte, und vielleicht bis Bayern zurückzog, da Karl schon so weit vor war; aber da war es eben nichts als die elendeste Eitelkeit und Neid diesem den Ruhm nicht zu lassen, den er dann unfehlbar gehabt hätte, wenigstens Wien und Oesterreich zu befreyen. Noch will ich nicht ganz aburtheilen, denn Ein Fehler kann wieder gut gemacht werden; ob dieser kleine Alexander noch einen Rest von Ehre hat, oder ganz Lumpenhund und Aufklärer ist, wird sich binnen wenigen Wochen zeigen.
Dein Wunsch mit Neapel ist nun wahrscheinlich schon in Erfüllung gegangen. Desto [5] schöner, wenn Ihr jenen Aufenthalt mit Genf vertauschen könnt! – Sehr wohl gethan ists, daß Ihr Euch auf allerlei Weise in dem trocknen Genf belustigt; das Theater ist in solcher Zeit das Zerstreuendste und das beste. Was Du mir von der Staël Ihrem Talent schriebst, wundert mich gar nicht; ich kann mir recht denken, wie die Würde und tragische Kraft, die bei der Rancourt doch eigentlich nur Grimaçe ist, bei ihr Natur und wahres Leben ist. – Du scheinst immer noch in Deinem Verhältniß zu ihr etwas Mangelhaftes und Störendes zu fühlen; Du solltest in dieser Rücksicht lieber einen recht bestimmten Entschluß fassen, die Entsagung ist lange nicht so peinlich als die schwankende Ungewißheit. – Von der Mutter schreibt mir Charlotte daß sie sehr hypochondrisch, kränklich und ziemlich in Verlegenheit sei. Lieber Freund, Du solltest was Du Deiner Lage nach für sie thun könntest recht bald und verdoppelt thun; wer weiß wie lange es noch Zeit ist. In Sachsen ist die Theurung so groß, daß Charlotte sich ganz auf sich selbst beschränken muß. – Karl steht sich jezt sehr gut, und da er keine Kinder hat, so sollte und könnte er recht viel für die Mutter [6] thun. Doch scheint dieß nicht der Fall zu seyn; die Lage des ganzen Landes ist freylich unsäglich traurig. – Noch Eins. Warum hast Du denn den armen Rehberg so entsetzlich angezapft? – Diesen armen Schlucker hättest Du wohl aus Rücksicht auf die alte Gastfreundschaft mit Stillschweigen übergehn können. Es in sind doch einmal πατριοι ξενοι.
Aus Deutschland habe ich nichts neues. Schelling hat ein medicinisches Journal angefangen, wo voran wieder etwas Absolutes vorgenagelt ist; aber nichts neues, er steht noch ganz auf demselben Flecke wie bei der ersten Rhapsodie von seinem neuen System a[nn]o 1802, ist noch ganz ebenso Spinosist, und also wirklich so ewig verlohren als ich gleich damals behauptete. Styl und Form ist sehr vernachläßigt und Studentenmäßig. Die protestantischen Professoren in Würzburg werden wohl alle springen; das Consistorium ist schon aufgelößt, Hufeland [7] kommt nach Landshut, auch Schellings, sagt man, gehn fort. Diese scheinen übrigens in ihrer Pöbelhaftigkeit im niedrigsten Schimpfen und Lügen auf mich sich selbst zu übertreffen; doch fällt das wohl vorzüglich Karoline zur Last.
Von meinen Arbeiten das nächstemal; wohl hast Du Recht, daß das philosophische System das wichtigste wäre. Ich bin damit auch ziemlich zu Stande, durch die so weitläuftigen und ungestörten Vorlesungen die ich darüber gehalten; auch habʼ ich meine frühern philosophischen Papiere und Arbeiten nun ganz in Ordnung gebracht. Ob aber nicht doch ein Abriß der Litteratur früher erscheint, hängt zum Theil von äußern Umständen ab; in welchem Abriß denn freilich für Dich etwa nur die Geschichte der Philosophie von Interesse seyn könnte.
Es wäre mir sehr lieb, wenn Du mir einmal Kritiken über meinen prosaischen Styl machen wolltest; damit Du es aber nicht zu lange aufschiebst, so [8] bitte ich, halte Dich nur an die hauptsächlichsten Beispiele und schreibe auch klein. – Findest Du denn die gleichen Nachläßigkeiten auch in dem Commentar zum Lessing?
Meinen Allmanach an den ungetreuen Eckart in Rom gelangen zu lassen, ist Dir wohl nicht möglich gewesen; ich möchte doch gern wissen was er dazu sagt. Wenn eher erscheint der Florio von der Bernhardi? – Du solltest mir doch von Tiecks eigentlicher Lage in Rom ein recht aufrichtiges und bestimmtes Wort schreiben, welches auf keinen Fall von mir gemißbraucht werden wird. Denkt er ganz da zu bleiben oder ist es nur eine Reise?
Noch eins. Hast Du meinen Lother und Maller erhalten? Könntest Du etwas dazu beytragen, die romantischen Dichtungen von mir in Deutschland anzeigen zu machen, oder es selbst thun – so wär es ein großer Dienst für mich und für die gute Sache. Das rechte alte Romantische ist immer noch wie eine Medicin die den Leuten Löffelweise mit Trostreden eingegeben werden muß. Ich habe hier so manche herrliche alte Stücke in Händen, die wohl in ewiger Vergessenheit untergehn werden, wenn mich die Gefühllosigkeit und Kälte der Leute endlich dahin bringt, diesem Fach zu entsagen.
Dein Friedrich
[1] Kölln den 27ten Febr 1806.
Endlich ist Dein Aufsatz über Rom in der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] auch hier an gekommen. Anmerkungen hat Goethe nicht dazu gemacht, wüßte auch nicht weshalb sie nöthig gewesen wären. Von den jetzigen Künstlern weiß ich nichts und hoffe ich auch nichts; aber Deine milde glimpfliche Art scheint mir grade die rechte, und noch ganz besonders gefällt mir Deine Ansicht von der Deutschen Colonie in Rom und dem Einfluß Roms auf Deutsche Litteratur. Goethe hat dagegen ein ausschweifendes und scandalöses Lob auf Brentano wegen der Pöbellieder in seinem Freimüthigen aufgestellt; die Deutschen Gelehrten zusammen, lieber Freund, sind jezt ein wahres Zigeunergesindel. Gott sei Dank daß wir heraus sind! – Ueber die Elegie hab ich mich wohl nur etwas ungeschickt ausgedrückt; daß ich etwas mehr germanisches und katholisches darin finden würde, hatte ich mir nun einmal so nach meiner Meinung von Deinem Glauben, der sich doch nicht so schnell geändert haben kann, gedacht und selbst im Lesen ward ich durch die schöne Stelle vom [2] Attila und die noch schönere vom Ur der Hercynischen Forsten in dieser Erwartung bestärkt. Daß das Gefühl was Du hinein gelegt nicht durch die Gelehrsamkeit erdrückt wird, bestätigen mir viele Urtheile; so ist z. B. Charlotte und Henriette in Paris gleich sehr davon entzückt. Ueberhaupt findet die Elegie viel Beifall, wie man mir dieß z. B. aus Hamburg schreibt. Doch darauf glaube ich darfst Du weniger Gewicht legen – als auf jene beiden individuellen Urtheile; denn die Leute sind jezt sonderbar gespannt, und sehen einzig auf Einen Punkt; jedes entschieden nicht christliche Werk von uns wird jezt sicher mit dem größten Beyfall aufgenommen werden. Daher denn auch mein Allmanach im Ganzen viel weniger Gunst finden kann. – Die römische Geschichte hat mir freilich immer sehr prosaisch geschienen, auch zu der Zeit da ich keine andern Dichter kannte als die alten. Was ist alles ihr gepriesenstes gegen den einzigen Alexander? – Doch das besonders Prosaische rührt wohl von der [3] steifen Bürgermeisterauffassung her und von dem widrigen Republikanismus.
Hier geht alles in derselben immer sich selbst gleichen Langsamkeit, und ich weiß also noch gar nicht was aus mir wird. Wundern sollt es mich nicht, wenn ich am Ende ungeduldig würde und einen großen Sprung thäte, doch wo möglich nicht nach Norden sondern nach Osten. – Nur unser Zusammentreffen liegt freilich nicht auf diesem Wege, das mir doch so erwünscht wäre! – Leid ist mirs und kann es auch nicht billigen, daß Du in das Urtheil der Franzosen und des Zeitalters über Oesterreich einstimmst. Freilich sind sie stupide grade so wie ich es bin und jeder der noch Ehre im Leibe hat, in dieser Schurkenzeit; nämlich daß sie geglaubt haben an Ehre und Treue von England und Rußland. Die Acten im Parlament legen zu Tag, an wem der Fehler lag. Oesterreich ist das einzige Land wo noch Freyheit ist, die einzige Freyheit die etwas werth ist nämlich die ständische, nur vielleicht zu viel um den Kampf gegen einen Despoten zu bestehn; in England ists ja doch nur eitel Komödie mit der Freyheit; in Amerika aber das ist [4] die Freyheit der Kälber, die endlich doch zu Stalle gehn. – Den Alexander miserabilis entschuldige mir nur nicht; die Austerlitzer Schlacht verdammt ihn ohne Widerrede. Warum hat er sie geliefert? Es war der größte Unsinn, er durfte ja nur hinter Ollmütz stehen bleiben, so war es militärisch nothwendig, daß B.[onaparte] sich theilte, und vielleicht bis Bayern zurückzog, da Karl schon so weit vor war; aber da war es eben nichts als die elendeste Eitelkeit und Neid diesem den Ruhm nicht zu lassen, den er dann unfehlbar gehabt hätte, wenigstens Wien und Oesterreich zu befreyen. Noch will ich nicht ganz aburtheilen, denn Ein Fehler kann wieder gut gemacht werden; ob dieser kleine Alexander noch einen Rest von Ehre hat, oder ganz Lumpenhund und Aufklärer ist, wird sich binnen wenigen Wochen zeigen.
Dein Wunsch mit Neapel ist nun wahrscheinlich schon in Erfüllung gegangen. Desto [5] schöner, wenn Ihr jenen Aufenthalt mit Genf vertauschen könnt! – Sehr wohl gethan ists, daß Ihr Euch auf allerlei Weise in dem trocknen Genf belustigt; das Theater ist in solcher Zeit das Zerstreuendste und das beste. Was Du mir von der Staël Ihrem Talent schriebst, wundert mich gar nicht; ich kann mir recht denken, wie die Würde und tragische Kraft, die bei der Rancourt doch eigentlich nur Grimaçe ist, bei ihr Natur und wahres Leben ist. – Du scheinst immer noch in Deinem Verhältniß zu ihr etwas Mangelhaftes und Störendes zu fühlen; Du solltest in dieser Rücksicht lieber einen recht bestimmten Entschluß fassen, die Entsagung ist lange nicht so peinlich als die schwankende Ungewißheit. – Von der Mutter schreibt mir Charlotte daß sie sehr hypochondrisch, kränklich und ziemlich in Verlegenheit sei. Lieber Freund, Du solltest was Du Deiner Lage nach für sie thun könntest recht bald und verdoppelt thun; wer weiß wie lange es noch Zeit ist. In Sachsen ist die Theurung so groß, daß Charlotte sich ganz auf sich selbst beschränken muß. – Karl steht sich jezt sehr gut, und da er keine Kinder hat, so sollte und könnte er recht viel für die Mutter [6] thun. Doch scheint dieß nicht der Fall zu seyn; die Lage des ganzen Landes ist freylich unsäglich traurig. – Noch Eins. Warum hast Du denn den armen Rehberg so entsetzlich angezapft? – Diesen armen Schlucker hättest Du wohl aus Rücksicht auf die alte Gastfreundschaft mit Stillschweigen übergehn können. Es in sind doch einmal πατριοι ξενοι.
Aus Deutschland habe ich nichts neues. Schelling hat ein medicinisches Journal angefangen, wo voran wieder etwas Absolutes vorgenagelt ist; aber nichts neues, er steht noch ganz auf demselben Flecke wie bei der ersten Rhapsodie von seinem neuen System a[nn]o 1802, ist noch ganz ebenso Spinosist, und also wirklich so ewig verlohren als ich gleich damals behauptete. Styl und Form ist sehr vernachläßigt und Studentenmäßig. Die protestantischen Professoren in Würzburg werden wohl alle springen; das Consistorium ist schon aufgelößt, Hufeland [7] kommt nach Landshut, auch Schellings, sagt man, gehn fort. Diese scheinen übrigens in ihrer Pöbelhaftigkeit im niedrigsten Schimpfen und Lügen auf mich sich selbst zu übertreffen; doch fällt das wohl vorzüglich Karoline zur Last.
Von meinen Arbeiten das nächstemal; wohl hast Du Recht, daß das philosophische System das wichtigste wäre. Ich bin damit auch ziemlich zu Stande, durch die so weitläuftigen und ungestörten Vorlesungen die ich darüber gehalten; auch habʼ ich meine frühern philosophischen Papiere und Arbeiten nun ganz in Ordnung gebracht. Ob aber nicht doch ein Abriß der Litteratur früher erscheint, hängt zum Theil von äußern Umständen ab; in welchem Abriß denn freilich für Dich etwa nur die Geschichte der Philosophie von Interesse seyn könnte.
Es wäre mir sehr lieb, wenn Du mir einmal Kritiken über meinen prosaischen Styl machen wolltest; damit Du es aber nicht zu lange aufschiebst, so [8] bitte ich, halte Dich nur an die hauptsächlichsten Beispiele und schreibe auch klein. – Findest Du denn die gleichen Nachläßigkeiten auch in dem Commentar zum Lessing?
Meinen Allmanach an den ungetreuen Eckart in Rom gelangen zu lassen, ist Dir wohl nicht möglich gewesen; ich möchte doch gern wissen was er dazu sagt. Wenn eher erscheint der Florio von der Bernhardi? – Du solltest mir doch von Tiecks eigentlicher Lage in Rom ein recht aufrichtiges und bestimmtes Wort schreiben, welches auf keinen Fall von mir gemißbraucht werden wird. Denkt er ganz da zu bleiben oder ist es nur eine Reise?
Noch eins. Hast Du meinen Lother und Maller erhalten? Könntest Du etwas dazu beytragen, die romantischen Dichtungen von mir in Deutschland anzeigen zu machen, oder es selbst thun – so wär es ein großer Dienst für mich und für die gute Sache. Das rechte alte Romantische ist immer noch wie eine Medicin die den Leuten Löffelweise mit Trostreden eingegeben werden muß. Ich habe hier so manche herrliche alte Stücke in Händen, die wohl in ewiger Vergessenheit untergehn werden, wenn mich die Gefühllosigkeit und Kälte der Leute endlich dahin bringt, diesem Fach zu entsagen.
Dein Friedrich
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