• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Berlin · Date: 26.11.1803
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 26.11.1803
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Erster Teil (Juni 1802 ‒ Dezember 1805). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 137‒142.
  • Incipit: „[1] den 26ten November 1803.
    Herzlich geliebter Bruder,
    Seit vielen Wochen ja seit Monaten erwarte ich mit Sehnsucht und Ungeduld eine Antwort von [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.186
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,5 cm
    Language
  • German
[1] den 26ten November 1803.
Herzlich geliebter Bruder,
Seit vielen Wochen ja seit Monaten erwarte ich mit Sehnsucht und Ungeduld eine Antwort von Dir. Fast muß ich nun fürchten, mein Brief sei verlohren; er ging am 14ten August von hier ab durch die Preußische Gesandschaft. Hast Du ihn nicht erhalten, so schicke nur in das Bureau der auswärtigen Angelegenheiten – wo die Briefe von Paris ankommen – vielleicht ist er dort liegen geblieben. Auf jeden Fall habe ich das nothwendigste wegen des Athenäums, das mir unglaublich am Herzen liegt, auf beikommendem Geschäftszettel wiederhohlt.
In dieser Besorgniß war mirs äußerst willkommen, von Willmans zu hören, daß Du ihm einige Gedichte zum 4ten Stück gesendet hast. Ich danke Dir bestens dafür. Unter denen im 2ten Stück das ich nur vor kurzem erhalten, hat mir besonders der Hexameter ganz ungemein gefallen. Wie steht es mit der versprochnen nähern Charakteristik der 3 Stücke des Calderone? Hast Du die Lust dazu verlohren? – Das 3te Stück habʼ ich immer noch nicht, weiß also auch noch nicht genau, wie sehr ich in Deiner Schuld bin. Du weißt ich war von jeher ein schlechter Zahler Willmans aber ist es wenigstens eben so sehr. Du wirst daher schon Nachsicht mit uns haben müssen, bis ich mich wegen des 1ten Jahrgangs schließlich mit ihm abrechne, oder bis der 2te mit frischen Kräften [2] beginnt. Ist es wahr daß ein 9ter Theil des Shak von Dir zu Ostern erscheinen soll? –
Schreib mir doch, liebster Freund, recht umständlich Du wärst bisher der einzige gewesen, der sich treu bewährt und sich meiner angenommen hat. Wenn Du mich aber auch im Stiche läßt, so werde ich sehr ungeduldig werden, oder ich werde mich anfangen sehr ernstlich zu betrüben.
Schreibe mir vor allen Dingen von Dir und Deiner Lebensweise auch was Du unternimmst. Von Tieck u Schütz und von allen andern den Freunden, die ich herzlich grüsse, wiewohl sie alles mögliche thun, damit ich glauben soll daß sie es nicht mehr sind. – Hast Du Steffens gesehen, da er wieder in Deutschland war? –
Demnächst schreibe mir aber von der Deutschen Litteratur. Sie scheint jezt auf manche wunderliche Sprünge zu gerathen. Warum hat sich die eine Litt.Zeit in zwei zersezt? Was wollen Goethe u Schiller damit? Wie es mit der natürlichen Tochter des ersten u dem Auspfeifen derselben? Wo ist Schelling, in Italien oder in Stuttgardt? – Ich weiß von nichts. Ist Fichte stumm geworden? – Die überschickten Bücher haben mir große Freude gemacht; Schleiermachers Kritik, (von der ich aber noch nichts habe als was Du mir [3] schicktest) ist ein gutes Werk im schönsten Styl. – Deinen Calderone bewundre ich unsäglich, besonders aber das 1te Stück was ihn selbst betrift. Du solltest doch, wenn Du zugleich auf das künftige deutsche Theater denken willst, oder überhaupt die künftige Poesie, vorzüglich die ganz katholischen und fantastischen Stücke wählen; von der Gattung der capa y espada und der Griechischen Festspiele dächtʼ ich wär ein Beispiel hinreichend; lieber wünscht ich einige Autos. Doch wie untersteht sich die Faulheit dem Fleiß Gesetze vorzuschreiben? Zwar eigentlich faul bin ich nicht gewesen – denn ich habe ungeheures gearbeitet im Samskrit. Ich habe mir nicht nur zwei Lexika selbst copirt, sondern auch alles was ich noch gelesen habe, weil so ich sehr gründlich zu Werke gehe. Ich bin dabei in eine solche Kalligraphie gerathen, daß ich in Indien schon mein Leben mit Copiren fristen könnte Ich bin jezt schon sehr weit und kann nun sicher eignen Schritts weiter gehen, werde auch bald mit Ehren ans Licht treten dürfen. – Die Sakuntala soll eine meiner nächsten Arbeiten seyn; bis jezt habe ich aus gewissen Rücksichten etwas bearbeitet, was eigentlich viel schwerer und auch trockner ist. Im 4ten Heft wirst Du wenigstens einige Worte zur Ankündigung finden. Von der Sakunt. gebe ich ganz [4] gewiß eine neue metrische Uebersetzung. –
Ich lebe jezt hier recht angenehm – so angenehm als es in der Fremde sein kann. Seit mehren Monaten wohnt Hamilton, der mein Lehrer im Samskr. war, bei mir; auch ist Hagemann, ein junger Hannoveraner, der nicht nur gut Griechisch, Arabisch weiß, sondern auch sehr viel und sehr gründlich Persisch, unser Hausgenosse. Außerdem noch drei junge Köllner, die ein Privatissimum bei mir hören. So habe ich angenehme Gesellschaft im Hause. Es ist mir dieß um so nöthiger, da ich m[it] Franzosen eigentlich keinen Umgang habe, obwohl vielerlei Verbindung. – Doch entbehre ich leider nur zu sehr das Gespräch meiner Deutschen Freunde Möchtest Du Dich allein, oder Du u Schütz auch entschließen einmal herzukommen, so wär ich sehr glücklich und ganz zufrieden. In der That ich will Euch alles aufs bequemste schönste, ja auch wohlfeilste einrichten. Der Aufenthalt hier soll Euch gewiß nicht mehr kommen als in Berl.
Wenn Du auch nur 3 oder 4 Sommermonate hier wärest, so wäre das doch genug, um die Kunstwerke zu sehen, das Theater kennen zu lernen, und das nötigste zum Tristan zu sammeln. [5] Ja eine so ganz organisirte Arbeit wie etwa die fortgesezte Uebersetzung des Calderone könntest Du wohl auch hier noch Zeit finden zu machen. Bleibst Du länger so gehen wir an die orientalischen Dichter. Der Himmel erleuchte Euch und führe Euch auf guten Wegen zu mir. – Das unendliche Lachen zu dem man hier Gelegenheit findet, bringe ich nicht einmal in Anschlag. Dagegen ist das gute Berlin doch nur ein mäßiger Spaß, wo trotz der besten Bestreben doch die rechte vis comica in der öffentlichen Tollheit fehlt.
Lieber Freund, wenn dieses geschähe, so wäre mein liebster Wunsch erfüllt. Unterdessen schicke mir wenigstens alle leidlich redl[ichen] Menschen die von Euch her hier kommen zu mir mit einem Laufzettel. Jeder der aus Deutschland kommt, nämlich aus dem wirklichen, nicht bloß aus dem Phänomen, was wohl auch so genannt wird, ist mir herzlich willkommen; auch kann ich fast jedem dessen Zweck auf irgend eine [6] gute Kunst und Wissenschaft geht, auf eine oder die andre Art nützlich sein, so ausgebreitet sind jezt meine Verbindungen hier. –
Was macht die Mutter? – Von Karl habe ich durch Hagemann einen Brief erhalten, und es schien ihm damals noch ziemlich gut zu gehen. Ich umarme Dich von Herzensgrunde
Dein Friedrich S.
 
An Reimer hab ich eben jezt geschrieben, schicke aber den Brief besonders, weil ich sonst fürchte Du bekömmst einen doppelten. Ich bitte Dich recht bald mit ihm zu reden. Die Bernhardi war in Dr. wie Charlotte, schreibt; wie kams daß Du nicht auch da warst. Grüße Sie vielmals von mir desgleichen den dicken Mann, den Gott segnen möge daß er seinen vortreflichen 2ten Theil noch dennoch geschrieben hat. [7]
1) Hast Du durch Mendelsohn den kleinen Camoens erhalten?
2) Wäre Dir gedient mit dem Theatro de Moreto? Ich kann es haben Es kostet 16 francs in 4 Quartbänden. In den Stücken de capa y espada ist er, so weit ich ihn kenne, sehr zart u romantisch; und darin wohl als Calderoneʼs Vorgänger zu betrachten. – Das Theatro Español findet sich auch hier, es ist aber sehr voluminös und kostbar.
3) Ist die Komödie von der Bernh. welche bei Schütz vorgelesen war nicht gedruckt worden? – So bitte ich sehr darum. Ueberhaupt beschwöre ich Dich liebster Freund, recht Sorge zu tragen daß ich alles wichtige bekomme. Die Kritik der Moral und die Minnesänger von Tieck müssen nun schon lange fertig sein, wann eher aber werde ich sie erhalten? – Erinnere doch Reimer daran.
4) In Rücksicht des Athenäums war ich der Meinung, man sollte die Fortsetzung – neues Ath. nennen, um nicht die neuen Käufer durch die Nothwendigkeit, die 6 vorigen Hefte mit einem male auch anschaffen zu müssen, abzuschrecken; es etwa von Ostern an lieber regelmäßig – alle Jahre einmal – nicht in Heften sondern einen ganzen Band auf einmal erscheinen zu lassen. Doch ziehst Du die alte Weise vor, so bin ich in allem bereit zu folgen. Nur bitte ich auf jeden Fall, daß ich gleich an der ersten Wiedererscheinung mit meinen Antheil zu haben – Was ich dafür anbieten kann, ist 1) Physikalische Ideen. 2) Ein philosophischer Abriß des Idealismus in Beziehung auf Encyklopädie. 3) Eine metrische Uebersetzung aus dem Sanscrit, aber von einem etwas ernsthaften didaktischen Werk – auch wohl ein Aufsatz über diese Sprache zur Ankündigung. Wäre Dir mit der Kritik des Plato mehr gedient als mit einem von diesen Aufsätzen, so bitte ich es mir zu melden. –
Könntest Du vielleicht auch Gebrauch machen von einer metrischen Ueber[8]setzung aus einem Persischen Dichter von Hagemann? Für die Gründlichkeit seiner Sprachkenntnis kann ich einstehen; in der Methode des Uebersetzens strebt er wenigsten nach dem rechten Ideal folgt auch gutem Rath. Im vierten Heft wirst Du ein Stück aus dem Ferdusi von ihm finden.
5) Wie ist es mit Deinem Taschenbuche? Ich finde es nirgend als fertig angekündigt. – Ich hätte sehr gewünscht Du hättest mir einige Aufträge dazu gegeben, Dir dieses oder jenes zu übersetzen, was Du vielleicht in Berl. grade nicht haben kannst. Solltest Du etwa fortgehend alljährig ein poetisches Taschenbuch herausgeben wollen, so richte es doch so ein daß ich Antheil daran nehmen kann – auch mit persischen und indischen Sachen – versteht sich von der leichteren Art – eine neue metrische Uebersetzung der Sakontala, oder eines noch unbekannten ähnlichen Stücks wäre doch wohl passend dafür.
6) Sei doch so gütig, unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit Reimer zu sondiren, ob er wohl geneigt wäre die Europa mit dem Anfange des 2ten Jahrganges in Verlag zu nehmen. Ich bin zwar noch in äußerst gutem Vernehmen mit Wilmans; habe aber die größte Ursache von der Welt mit ihm unzufrieden zu sein; vorzüglich wegen seiner unverbesserlichen Trägheit und Langsamkeit. Das 3te Heft ist am 30ten Julius hier abgegangen u wieder erst zu Ende Septemb. fertig gewesen. Ja auch in Rücksicht hat er die contractmäßigen Bedingungen nicht einmal gehalten. Um so leichter könntʼ ich mich mit ihm auseinandersetzen; doch thuʼ ich es freilich nur im äußersten Nothfall. Er hat sich von selbst noch 2 Stück fortzusetzen bis zu Ostern (wir hatten nur vier bedungen) daraus erhellt schon daß | der Absatz nicht schlecht sei. Die Bedingungen waren 2½ Frieddʼor für den Bogen, und jedesmalige Vorausbezahlung eines Hefts; 30 Frid beim Contract, beim Empfang des 1ten Hefts wieder 30 fürs 2te u.s.w. Diese Bedingungen würden freilich bei Reimer wegfallen, da ich noch in seiner Schuld, oder erst beim 2ten Stück eintreten, wo er dann die erste Zahlung an Dich zu machen hätte. Auch würde ich, da ich in Rʼs Verfahrungsart ein unbedingtes Zutrauen setze, zufrieden sein, daß er sobald sich zeigte daß der Absatz nicht entspräche, ½ Ld. etwa oder sonst nach Verhältniß abrechnete – 2 Stück des 2ten Jahrganges müßten bis Ostern noch erscheinen. 16 FreiEx erhalte ich, und der Verleger trägt das Porto. – Laß es aber ja geheim bleiben, denn es kann doch sein, daß ich Willmanns behalte da ich ihn einmal habe. Es ist nur auf allen Fall oder vielmehr auf einen sehr wahrscheinlichen u nahe bevorstehenden Fall. Antworte mir also über diesen Punkt recht bald u treibe es mit Eifer. – Ein großer Vortheil wäre es, daß Du dann noch weit besser mit eingreifen könntest. – Noch eins; will es R. nehmen, so will ich auf den Fall, daß er mit einem Jahrgang aufhören muß, versprechen binnen 3 Jahren nichts Ganzes wieder daraus drucken zu lassen (kleine Gedichte pp etwa ausgenommen), so daß er auch durch den Nachkauf gegen Schaden gesichert wird; wenn anders Du diese Bedingung auch für Dich mit eingehen kannst.
7) Ich bitte Dich die Bücher die mir gehören, und die noch in Berl. vorhanden sind, Dir geben zu lassen, und an den ersten den besten Antiquar verkaufen zu lassen; vielleicht kommt so viel heraus um die Herzensergießungen eines Klosterbruders und die Fantasie über die Kunst dafür zu kaufen; worum ich denn [9] sehr bitte. Auch würde es mich sehr freuen, wenn Bernhardi seinem Verleger noch 1 Ex. der Bambocciaten abnöthigen könnte und es mir geben; ich schlage ihm vor, ihm ein andres gutes Buch gleichfalls in 3 Bänden dafür zu geben; was aber, das wird er schon sehen. Bist Du dieses zufrieden, redlicher Freund, alter Bernhardi? – Wo nicht, so gib mir Deinen wohlerwognen Grund an. –
8) Du würdest mich sehr verbinden wenn Du mir die Lustspiele von Calderon die die lustigsten oder doch die lustspieligsten sind, nennen wolltest; desgleichen frage ich an, ob sich gar keine unter den seinigen finden, die auf das Rührende gehen und sich mehr dem Drama nähern; ich weiß wohl, daß er eben nichts in der Art des Terenz gemacht haben kann, – aber doch vielleicht so wie der Timon von Shakesp. Winterʼs tale As you like it – oder dergleichen
9) Könntest Du wohl einen Verleger finden zu einer abkürzenden Uebersetzung aus des Vasari Kunstgeschichte, etwa in 3 Bänden in Quatformat, den Bogen 1 Ldr oder wenn es sein kann noch etwas mehr. Es ist damit der Hagemann eine verdienende Arbeit u[xxx] hätte. Denn das Persische ist bis jezt nicht sehr einträglich. Er macht dann Anmerkungen dazu, mit Benutzung des Botari. Er hat sich sehr viel mit Kunstgeschichte abgegeben, auch da er selbst zeichnet, alle Sammlungen von Kupfern, Handzeichnungen durchgestöbert. Du würdest mich sehr durch diese Gefälligkeit verbinden.
10) Ist gar keine Hoffnung mehr einen Verleger zu der Persischen Grammatik zu finden. Ich würde sie nur mit Hagemann in Gesellschaft machen. Er sollte nämlich das als Specimen dabei zu edirende Werk eines guten [10] Dichters (als etwa einen der berühmtesten poetischen Romane ganz) oder ein beträchtliches Stück von Ferdusi (von wenigstens 4000 Versen) copiren, collationiren, und mit einem Glossarium versehn. Ich würde mir den etymologischen Theil vorbehalten. So könnten wir bald genug fertig werden. Da wir nun jezt aber die nöthigen Bücher meist haben, so müßte diese Bedingung geändert werden; ich verlange nun keinen Vorschuß, das Honorar aber dafür würde beim Empfang des Mscr. in baarem Gelde gezahlt. – Weniger als 50 Ldrs kann ich doch wohl nicht fodern; wenn es aber ein Buchhändler ist, auf den man sich verlassen kann, so mag ein Theil davon allenfalls erst nachgezahlt werden, wenn eine Zahl Exempl. verkauft ist. Liesse sich nichts mit Perthes machen?
– Oder ginge es vielleicht auf Subscription? – Käme dann die Summe nicht zu Stande, so wäre der Buchhändler außer Gefahr. – Es wäre doch für die Poesie herrlich wenn man das Studium dieser Sprache in Deutschland recht in Gang bringen könnte! Ich bitte Dich lieber Freund, Dich noch einmal etwas darum zu bemühen. Wie stehts mit Deiner eignen Lust, das Persische zu lernen? – Bist Du noch des Sinnes, so schreib mir ein Verzeichniß der Mscrpte die Du haben kannst, so will ich Dir sagen ob es der Mühe ist. Denn was bis jezt gedruckt, ist nur Kleinigkeit das meiste aber Schund. In Göttingen ja [11] ja auch in Hannover hat man die wichtigsten Dichter; aber schwerlich wird man sie verschicken. – Willst Du aber zu uns kommen, so sollst Du in einem Monate lernen, wozu ich ein Jahr gebraucht habe
Eben sehe ich Deinen lezten Brief noch einmal durch und finde daß Du zum Athenäum wieder weniger Eifer zeigst als vorher. Ich wünsche von Herzen daß die alte Lust wieder in Dir erwacht sein möge – ich bin nun recht ungeduldig daß es wieder anfangen möchte.
Ich bin leider in Rücksicht meiner Komödie in sehr tiefe Studien gerathen, sie kosten mich unendlich mehr Arbeit als der Alarkos und meine Zeit ist von allen Seiten so schrecklich bedrängt Doch diesen Winter soll und soll es zum Schluß kommen.
Von Hülsen würde mir alles sehr willkommen sein was er zur Europa geben wollte. Grüße ihn aufs herzlichste von mir.
Bist Du zufrieden mit den Weglassungen in Deinem Aufsatze? – Einige herrliche Einfälle sind freilich unter den nach Deiner Angabe weggestrichenen. – Dabei ist nur der Wunsch wieder recht lebhaft geworden Du möchtest eine Komödie dichten.
[12]
[1] den 26ten November 1803.
Herzlich geliebter Bruder,
Seit vielen Wochen ja seit Monaten erwarte ich mit Sehnsucht und Ungeduld eine Antwort von Dir. Fast muß ich nun fürchten, mein Brief sei verlohren; er ging am 14ten August von hier ab durch die Preußische Gesandschaft. Hast Du ihn nicht erhalten, so schicke nur in das Bureau der auswärtigen Angelegenheiten – wo die Briefe von Paris ankommen – vielleicht ist er dort liegen geblieben. Auf jeden Fall habe ich das nothwendigste wegen des Athenäums, das mir unglaublich am Herzen liegt, auf beikommendem Geschäftszettel wiederhohlt.
In dieser Besorgniß war mirs äußerst willkommen, von Willmans zu hören, daß Du ihm einige Gedichte zum 4ten Stück gesendet hast. Ich danke Dir bestens dafür. Unter denen im 2ten Stück das ich nur vor kurzem erhalten, hat mir besonders der Hexameter ganz ungemein gefallen. Wie steht es mit der versprochnen nähern Charakteristik der 3 Stücke des Calderone? Hast Du die Lust dazu verlohren? – Das 3te Stück habʼ ich immer noch nicht, weiß also auch noch nicht genau, wie sehr ich in Deiner Schuld bin. Du weißt ich war von jeher ein schlechter Zahler Willmans aber ist es wenigstens eben so sehr. Du wirst daher schon Nachsicht mit uns haben müssen, bis ich mich wegen des 1ten Jahrgangs schließlich mit ihm abrechne, oder bis der 2te mit frischen Kräften [2] beginnt. Ist es wahr daß ein 9ter Theil des Shak von Dir zu Ostern erscheinen soll? –
Schreib mir doch, liebster Freund, recht umständlich Du wärst bisher der einzige gewesen, der sich treu bewährt und sich meiner angenommen hat. Wenn Du mich aber auch im Stiche läßt, so werde ich sehr ungeduldig werden, oder ich werde mich anfangen sehr ernstlich zu betrüben.
Schreibe mir vor allen Dingen von Dir und Deiner Lebensweise auch was Du unternimmst. Von Tieck u Schütz und von allen andern den Freunden, die ich herzlich grüsse, wiewohl sie alles mögliche thun, damit ich glauben soll daß sie es nicht mehr sind. – Hast Du Steffens gesehen, da er wieder in Deutschland war? –
Demnächst schreibe mir aber von der Deutschen Litteratur. Sie scheint jezt auf manche wunderliche Sprünge zu gerathen. Warum hat sich die eine Litt.Zeit in zwei zersezt? Was wollen Goethe u Schiller damit? Wie es mit der natürlichen Tochter des ersten u dem Auspfeifen derselben? Wo ist Schelling, in Italien oder in Stuttgardt? – Ich weiß von nichts. Ist Fichte stumm geworden? – Die überschickten Bücher haben mir große Freude gemacht; Schleiermachers Kritik, (von der ich aber noch nichts habe als was Du mir [3] schicktest) ist ein gutes Werk im schönsten Styl. – Deinen Calderone bewundre ich unsäglich, besonders aber das 1te Stück was ihn selbst betrift. Du solltest doch, wenn Du zugleich auf das künftige deutsche Theater denken willst, oder überhaupt die künftige Poesie, vorzüglich die ganz katholischen und fantastischen Stücke wählen; von der Gattung der capa y espada und der Griechischen Festspiele dächtʼ ich wär ein Beispiel hinreichend; lieber wünscht ich einige Autos. Doch wie untersteht sich die Faulheit dem Fleiß Gesetze vorzuschreiben? Zwar eigentlich faul bin ich nicht gewesen – denn ich habe ungeheures gearbeitet im Samskrit. Ich habe mir nicht nur zwei Lexika selbst copirt, sondern auch alles was ich noch gelesen habe, weil so ich sehr gründlich zu Werke gehe. Ich bin dabei in eine solche Kalligraphie gerathen, daß ich in Indien schon mein Leben mit Copiren fristen könnte Ich bin jezt schon sehr weit und kann nun sicher eignen Schritts weiter gehen, werde auch bald mit Ehren ans Licht treten dürfen. – Die Sakuntala soll eine meiner nächsten Arbeiten seyn; bis jezt habe ich aus gewissen Rücksichten etwas bearbeitet, was eigentlich viel schwerer und auch trockner ist. Im 4ten Heft wirst Du wenigstens einige Worte zur Ankündigung finden. Von der Sakunt. gebe ich ganz [4] gewiß eine neue metrische Uebersetzung. –
Ich lebe jezt hier recht angenehm – so angenehm als es in der Fremde sein kann. Seit mehren Monaten wohnt Hamilton, der mein Lehrer im Samskr. war, bei mir; auch ist Hagemann, ein junger Hannoveraner, der nicht nur gut Griechisch, Arabisch weiß, sondern auch sehr viel und sehr gründlich Persisch, unser Hausgenosse. Außerdem noch drei junge Köllner, die ein Privatissimum bei mir hören. So habe ich angenehme Gesellschaft im Hause. Es ist mir dieß um so nöthiger, da ich m[it] Franzosen eigentlich keinen Umgang habe, obwohl vielerlei Verbindung. – Doch entbehre ich leider nur zu sehr das Gespräch meiner Deutschen Freunde Möchtest Du Dich allein, oder Du u Schütz auch entschließen einmal herzukommen, so wär ich sehr glücklich und ganz zufrieden. In der That ich will Euch alles aufs bequemste schönste, ja auch wohlfeilste einrichten. Der Aufenthalt hier soll Euch gewiß nicht mehr kommen als in Berl.
Wenn Du auch nur 3 oder 4 Sommermonate hier wärest, so wäre das doch genug, um die Kunstwerke zu sehen, das Theater kennen zu lernen, und das nötigste zum Tristan zu sammeln. [5] Ja eine so ganz organisirte Arbeit wie etwa die fortgesezte Uebersetzung des Calderone könntest Du wohl auch hier noch Zeit finden zu machen. Bleibst Du länger so gehen wir an die orientalischen Dichter. Der Himmel erleuchte Euch und führe Euch auf guten Wegen zu mir. – Das unendliche Lachen zu dem man hier Gelegenheit findet, bringe ich nicht einmal in Anschlag. Dagegen ist das gute Berlin doch nur ein mäßiger Spaß, wo trotz der besten Bestreben doch die rechte vis comica in der öffentlichen Tollheit fehlt.
Lieber Freund, wenn dieses geschähe, so wäre mein liebster Wunsch erfüllt. Unterdessen schicke mir wenigstens alle leidlich redl[ichen] Menschen die von Euch her hier kommen zu mir mit einem Laufzettel. Jeder der aus Deutschland kommt, nämlich aus dem wirklichen, nicht bloß aus dem Phänomen, was wohl auch so genannt wird, ist mir herzlich willkommen; auch kann ich fast jedem dessen Zweck auf irgend eine [6] gute Kunst und Wissenschaft geht, auf eine oder die andre Art nützlich sein, so ausgebreitet sind jezt meine Verbindungen hier. –
Was macht die Mutter? – Von Karl habe ich durch Hagemann einen Brief erhalten, und es schien ihm damals noch ziemlich gut zu gehen. Ich umarme Dich von Herzensgrunde
Dein Friedrich S.
 
An Reimer hab ich eben jezt geschrieben, schicke aber den Brief besonders, weil ich sonst fürchte Du bekömmst einen doppelten. Ich bitte Dich recht bald mit ihm zu reden. Die Bernhardi war in Dr. wie Charlotte, schreibt; wie kams daß Du nicht auch da warst. Grüße Sie vielmals von mir desgleichen den dicken Mann, den Gott segnen möge daß er seinen vortreflichen 2ten Theil noch dennoch geschrieben hat. [7]
1) Hast Du durch Mendelsohn den kleinen Camoens erhalten?
2) Wäre Dir gedient mit dem Theatro de Moreto? Ich kann es haben Es kostet 16 francs in 4 Quartbänden. In den Stücken de capa y espada ist er, so weit ich ihn kenne, sehr zart u romantisch; und darin wohl als Calderoneʼs Vorgänger zu betrachten. – Das Theatro Español findet sich auch hier, es ist aber sehr voluminös und kostbar.
3) Ist die Komödie von der Bernh. welche bei Schütz vorgelesen war nicht gedruckt worden? – So bitte ich sehr darum. Ueberhaupt beschwöre ich Dich liebster Freund, recht Sorge zu tragen daß ich alles wichtige bekomme. Die Kritik der Moral und die Minnesänger von Tieck müssen nun schon lange fertig sein, wann eher aber werde ich sie erhalten? – Erinnere doch Reimer daran.
4) In Rücksicht des Athenäums war ich der Meinung, man sollte die Fortsetzung – neues Ath. nennen, um nicht die neuen Käufer durch die Nothwendigkeit, die 6 vorigen Hefte mit einem male auch anschaffen zu müssen, abzuschrecken; es etwa von Ostern an lieber regelmäßig – alle Jahre einmal – nicht in Heften sondern einen ganzen Band auf einmal erscheinen zu lassen. Doch ziehst Du die alte Weise vor, so bin ich in allem bereit zu folgen. Nur bitte ich auf jeden Fall, daß ich gleich an der ersten Wiedererscheinung mit meinen Antheil zu haben – Was ich dafür anbieten kann, ist 1) Physikalische Ideen. 2) Ein philosophischer Abriß des Idealismus in Beziehung auf Encyklopädie. 3) Eine metrische Uebersetzung aus dem Sanscrit, aber von einem etwas ernsthaften didaktischen Werk – auch wohl ein Aufsatz über diese Sprache zur Ankündigung. Wäre Dir mit der Kritik des Plato mehr gedient als mit einem von diesen Aufsätzen, so bitte ich es mir zu melden. –
Könntest Du vielleicht auch Gebrauch machen von einer metrischen Ueber[8]setzung aus einem Persischen Dichter von Hagemann? Für die Gründlichkeit seiner Sprachkenntnis kann ich einstehen; in der Methode des Uebersetzens strebt er wenigsten nach dem rechten Ideal folgt auch gutem Rath. Im vierten Heft wirst Du ein Stück aus dem Ferdusi von ihm finden.
5) Wie ist es mit Deinem Taschenbuche? Ich finde es nirgend als fertig angekündigt. – Ich hätte sehr gewünscht Du hättest mir einige Aufträge dazu gegeben, Dir dieses oder jenes zu übersetzen, was Du vielleicht in Berl. grade nicht haben kannst. Solltest Du etwa fortgehend alljährig ein poetisches Taschenbuch herausgeben wollen, so richte es doch so ein daß ich Antheil daran nehmen kann – auch mit persischen und indischen Sachen – versteht sich von der leichteren Art – eine neue metrische Uebersetzung der Sakontala, oder eines noch unbekannten ähnlichen Stücks wäre doch wohl passend dafür.
6) Sei doch so gütig, unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit Reimer zu sondiren, ob er wohl geneigt wäre die Europa mit dem Anfange des 2ten Jahrganges in Verlag zu nehmen. Ich bin zwar noch in äußerst gutem Vernehmen mit Wilmans; habe aber die größte Ursache von der Welt mit ihm unzufrieden zu sein; vorzüglich wegen seiner unverbesserlichen Trägheit und Langsamkeit. Das 3te Heft ist am 30ten Julius hier abgegangen u wieder erst zu Ende Septemb. fertig gewesen. Ja auch in Rücksicht hat er die contractmäßigen Bedingungen nicht einmal gehalten. Um so leichter könntʼ ich mich mit ihm auseinandersetzen; doch thuʼ ich es freilich nur im äußersten Nothfall. Er hat sich von selbst noch 2 Stück fortzusetzen bis zu Ostern (wir hatten nur vier bedungen) daraus erhellt schon daß | der Absatz nicht schlecht sei. Die Bedingungen waren 2½ Frieddʼor für den Bogen, und jedesmalige Vorausbezahlung eines Hefts; 30 Frid beim Contract, beim Empfang des 1ten Hefts wieder 30 fürs 2te u.s.w. Diese Bedingungen würden freilich bei Reimer wegfallen, da ich noch in seiner Schuld, oder erst beim 2ten Stück eintreten, wo er dann die erste Zahlung an Dich zu machen hätte. Auch würde ich, da ich in Rʼs Verfahrungsart ein unbedingtes Zutrauen setze, zufrieden sein, daß er sobald sich zeigte daß der Absatz nicht entspräche, ½ Ld. etwa oder sonst nach Verhältniß abrechnete – 2 Stück des 2ten Jahrganges müßten bis Ostern noch erscheinen. 16 FreiEx erhalte ich, und der Verleger trägt das Porto. – Laß es aber ja geheim bleiben, denn es kann doch sein, daß ich Willmanns behalte da ich ihn einmal habe. Es ist nur auf allen Fall oder vielmehr auf einen sehr wahrscheinlichen u nahe bevorstehenden Fall. Antworte mir also über diesen Punkt recht bald u treibe es mit Eifer. – Ein großer Vortheil wäre es, daß Du dann noch weit besser mit eingreifen könntest. – Noch eins; will es R. nehmen, so will ich auf den Fall, daß er mit einem Jahrgang aufhören muß, versprechen binnen 3 Jahren nichts Ganzes wieder daraus drucken zu lassen (kleine Gedichte pp etwa ausgenommen), so daß er auch durch den Nachkauf gegen Schaden gesichert wird; wenn anders Du diese Bedingung auch für Dich mit eingehen kannst.
7) Ich bitte Dich die Bücher die mir gehören, und die noch in Berl. vorhanden sind, Dir geben zu lassen, und an den ersten den besten Antiquar verkaufen zu lassen; vielleicht kommt so viel heraus um die Herzensergießungen eines Klosterbruders und die Fantasie über die Kunst dafür zu kaufen; worum ich denn [9] sehr bitte. Auch würde es mich sehr freuen, wenn Bernhardi seinem Verleger noch 1 Ex. der Bambocciaten abnöthigen könnte und es mir geben; ich schlage ihm vor, ihm ein andres gutes Buch gleichfalls in 3 Bänden dafür zu geben; was aber, das wird er schon sehen. Bist Du dieses zufrieden, redlicher Freund, alter Bernhardi? – Wo nicht, so gib mir Deinen wohlerwognen Grund an. –
8) Du würdest mich sehr verbinden wenn Du mir die Lustspiele von Calderon die die lustigsten oder doch die lustspieligsten sind, nennen wolltest; desgleichen frage ich an, ob sich gar keine unter den seinigen finden, die auf das Rührende gehen und sich mehr dem Drama nähern; ich weiß wohl, daß er eben nichts in der Art des Terenz gemacht haben kann, – aber doch vielleicht so wie der Timon von Shakesp. Winterʼs tale As you like it – oder dergleichen
9) Könntest Du wohl einen Verleger finden zu einer abkürzenden Uebersetzung aus des Vasari Kunstgeschichte, etwa in 3 Bänden in Quatformat, den Bogen 1 Ldr oder wenn es sein kann noch etwas mehr. Es ist damit der Hagemann eine verdienende Arbeit u[xxx] hätte. Denn das Persische ist bis jezt nicht sehr einträglich. Er macht dann Anmerkungen dazu, mit Benutzung des Botari. Er hat sich sehr viel mit Kunstgeschichte abgegeben, auch da er selbst zeichnet, alle Sammlungen von Kupfern, Handzeichnungen durchgestöbert. Du würdest mich sehr durch diese Gefälligkeit verbinden.
10) Ist gar keine Hoffnung mehr einen Verleger zu der Persischen Grammatik zu finden. Ich würde sie nur mit Hagemann in Gesellschaft machen. Er sollte nämlich das als Specimen dabei zu edirende Werk eines guten [10] Dichters (als etwa einen der berühmtesten poetischen Romane ganz) oder ein beträchtliches Stück von Ferdusi (von wenigstens 4000 Versen) copiren, collationiren, und mit einem Glossarium versehn. Ich würde mir den etymologischen Theil vorbehalten. So könnten wir bald genug fertig werden. Da wir nun jezt aber die nöthigen Bücher meist haben, so müßte diese Bedingung geändert werden; ich verlange nun keinen Vorschuß, das Honorar aber dafür würde beim Empfang des Mscr. in baarem Gelde gezahlt. – Weniger als 50 Ldrs kann ich doch wohl nicht fodern; wenn es aber ein Buchhändler ist, auf den man sich verlassen kann, so mag ein Theil davon allenfalls erst nachgezahlt werden, wenn eine Zahl Exempl. verkauft ist. Liesse sich nichts mit Perthes machen?
– Oder ginge es vielleicht auf Subscription? – Käme dann die Summe nicht zu Stande, so wäre der Buchhändler außer Gefahr. – Es wäre doch für die Poesie herrlich wenn man das Studium dieser Sprache in Deutschland recht in Gang bringen könnte! Ich bitte Dich lieber Freund, Dich noch einmal etwas darum zu bemühen. Wie stehts mit Deiner eignen Lust, das Persische zu lernen? – Bist Du noch des Sinnes, so schreib mir ein Verzeichniß der Mscrpte die Du haben kannst, so will ich Dir sagen ob es der Mühe ist. Denn was bis jezt gedruckt, ist nur Kleinigkeit das meiste aber Schund. In Göttingen ja [11] ja auch in Hannover hat man die wichtigsten Dichter; aber schwerlich wird man sie verschicken. – Willst Du aber zu uns kommen, so sollst Du in einem Monate lernen, wozu ich ein Jahr gebraucht habe
Eben sehe ich Deinen lezten Brief noch einmal durch und finde daß Du zum Athenäum wieder weniger Eifer zeigst als vorher. Ich wünsche von Herzen daß die alte Lust wieder in Dir erwacht sein möge – ich bin nun recht ungeduldig daß es wieder anfangen möchte.
Ich bin leider in Rücksicht meiner Komödie in sehr tiefe Studien gerathen, sie kosten mich unendlich mehr Arbeit als der Alarkos und meine Zeit ist von allen Seiten so schrecklich bedrängt Doch diesen Winter soll und soll es zum Schluß kommen.
Von Hülsen würde mir alles sehr willkommen sein was er zur Europa geben wollte. Grüße ihn aufs herzlichste von mir.
Bist Du zufrieden mit den Weglassungen in Deinem Aufsatze? – Einige herrliche Einfälle sind freilich unter den nach Deiner Angabe weggestrichenen. – Dabei ist nur der Wunsch wieder recht lebhaft geworden Du möchtest eine Komödie dichten.
[12]
×
×