• August Wilhelm von Schlegel to August Böckh

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 15.11.1841
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: August Böckh
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 15.11.1841
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 562‒564.
  • Incipit: „[1] Sachen
    der akademischen Commission für die Herausgabe der Werke Friedrichs des Großen.
    Ew. Hochwohlgeboren
    Schreiben vom 14ten October nebst dem beiliegenden Bande, die [...]“
    Manuscript
  • Provider: Berlin, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
  • Classification Number: VII, 60 Bl. 56-59
  • Number of Pages: 4 S., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Sachen
der akademischen Commission für die Herausgabe der Werke Friedrichs des Großen.
Ew. Hochwohlgeboren
Schreiben vom 14
ten October nebst dem beiliegenden Bande, die beiden ersten Theile der Histoire de mon temps enthaltend, habe ich empfangen, und würde nicht ermangelt haben, dasselbe sogleich zu beantworten, wenn der Zustand meiner Gesundheit es erlaubt hätte. Leider bin ich aber seit meiner Zurückkunft, seit mehr als zwei Monaten, fortwährend unwohl gewesen, und zwar in solchem Grade, daß es meine Thätigkeit völlig gelähmt hat. Vor ein paar Wochen hatte ich einen heftigen Anfall aller meiner alten Übel, der eine bedenkliche Krankheit anzukündigen schien. Es ging vorüber, jedoch ist mir davon eine ertödtende Mattigkeit zurückgeblieben. Ich fahre fort, heroische Mittel zu gebrauchen; die Kräfte kommen nur langsam wieder, und das Übel ist noch nicht gehoben, da ich öftere Rückfälle bekomme.
[2] Ew. Hochwohlgeboren werden daher entschuldigen, daß ich mich heute auf das Nothwendigste beschränke. Zuvörderst muß ich dringendst um vollständigere Mittheilungen bitten. Meine wichtigsten Desiderata sind folgende:
1.
Eine Abschrift der sämtlichen bisherigen Verhandlungen der akademischen Commission, mit Einschluß der Berichte des Hrn. Preuß, ist mir unentbehrlich. Die verehrliche Commission hat wohl schon einen eignen Copisten angenommen, der für dieses Geschäft durchaus erfoderlich ist. Ich werde meinerseits alles in der Reinschrift meines beider Sprachen kundigen Secretärs vorlegen.
2.
Ew. Hochwohlgeboren übergab ich um die Mitte des August-Monats ein ausführliches Schreiben in Erwiederung auf die Erklärung der Commission, meine erste in französischer Sprache abgefaßte Abhandlung betreffend. Sie werden sich wohl erinnern, daß Sie mir, da eben Ihre Abreise bevorstand, Ihr Gutachten privatim mittheilten, hierauf aber die weitere Führung des Geschäftes Hrn. von Olfers übertrugen. Nun melden Sie mir, daß bis zum 14ten October nichts weiter verhandelt worden sey. Ich sehe folglich noch immer einer Erklärung über die von mir vorgetragenen [3] Grundsätze entgegen; und diese muß mir doch sehr wichtig seyn, da auf der Übereinstimmung meiner Ansichten mit denen der verehrlichen Commission die Möglichkeit meiner ferneren Mitwirkung beruhet.
3.
Das überschickte Exemplar bezeichnen Sie als „den ersten Band der nach dem Manuscript revidirten Werke Friedrichs des Großen“. Das klingt so, als wäre nur ein einziges Manuscript vorhanden. Nun haben Sie mir bereits in Berlin den ersten Theil der Histoire de mon temps mit den von Hrn. Preuss angezeichneten Varianten eingehändigt, und ich habe das Buch mit einer ausführlichen Prüfung zurückgestellt. Hr. Ackermann wird doch nicht dasselbe Manuscript zum zweitenmale collationirt haben? Ich schließe hieraus, daß sich zwei Manuscripte im Archiv vorfinden, wie mir auch aus dem Berichte des Hrn. Preuss erinnerlich ist. Bei der Durchsicht der Collation des Hrn. Ackermann finde ich zwar, daß sie in vielen Lesearten mit der Collation des Hrn. Preuss übereinstimmt. Da ich jedoch nur die wichtigeren Varianten der letztgenannten zum Behuf der Prüfung excerpirt habe, so kann ich nicht über die etwanigen Abweichungen der beiden Handschriften urtheilen, ohne beide Collationen zugleich vor Augen zu haben. Ich bitte Sie demnach jenes Exemplar, das ich in Berlin prüfte, (es umfaßte [4] nur den ersten Theil nach der Eintheilung der Ausgabe von 1788) nebst der Fortsetzung baldigst anher zu fördern.
Wenn noch ein drittes Manuscript vorhanden ist, so müßte auch dieses collationirt, und hierauf mit den andern verglichen werden: denn ehe man alle Materialien beisammen hat, kann man nicht zur definitiven Feststellung des Textes schreiten.
4.
Ew. Hochwohlgeboren werden, als ein Meister in der philologischen Kritik, mit mir darüber einverstanden seyn, daß es die wesentlichste Pflicht eines Gelehrten sey, der Varianten zur Veränderung oder Verbesserung eines Textes beibringt, von dem Manuscripte, woraus er selbige abgeschrieben, genaue Rechenschaft abzulegen. Diese Pflicht hat Hr. Ackermann eben so wohl wie früher Hr. Preuss versäumt. Mir wird ein Exemplar der gedruckten Ausgabe eingehändigt: ich finde darin Anzeichnungen am Rande und auf den durchschossenen Blättern: woher sie entnommen sind, erfahre ich nicht. Hr. Preuss hat allerdings Bericht von mehreren Manuscripten abgestattet: aber hieraus erhellet eben die Nothwendigkeit, die Angabe des Manuscriptes dem Exemplar vorn einzuschreiben. Denn ich kann nicht errathen, ob Hr. Preuss das Manuscript A, und Hr. Ackermann das Manuscript B collationirt hat, oder umgekehrt. Die Nummer im Katolog sollte angegeben seyn; dann die [5] Seitenzahl, die Beschaffenheit des Papiers und Formats. In dem vorliegenden Falle sind das Datum, ferner die Nachricht, ob das Manuscript ganz autograph oder nur von dem Autor durchcorrigirt sey, die Hauptpunkte, weil darauf die größere oder geringere Autorität des einen oder des andern beruhet. Aus der Prüfung in Berlin zog ich bloß deswegen irrige Folgerungen, weil die Nachricht dem Bande nicht eingefügt war, wiewohl meine Anmerkungen über die Sprachfehler unverrücklich fest stehen. Ew. Hochwohlgeboren werden die collationirenden Gehülfen leicht veranlassen können, das Versäumte nachzuholen. Dem ersten Exemplar möge Hr. Preuss das nöthige einschreiben. Die Beschreibung des Ackermannischen Manuscriptes möchte auf einem besondern Blatte mir zugesendet werden; ich lasse sie dann dem Bande vor dem Titel anfügen.
5.
Die Handschrift des Hrn. Ackermann ist für eine Collation, wo es auf jeden Buchstaben ankommt, ganz unzweckmäßig. Sie ist zu klein, und dabei kritzelich; mir fällt es unmöglich, bei Kerzenlicht sie zu entziffern. Wenn also diesem Gehülfen noch ferner Collationen aufgetragen werden sollen, so müßte er nachdrücklich angewiesen werden, für diese Arbeit seine fehlerhafte Gewohnheit abzulegen.
Die ins Einzelne gehende und vollständige Vergleichung der [6] Varianten kann ich nicht eher vornehmen, als bis mir alles vorliegt. Ich werde unterdessen in den nächsten Tagen Ew. Hochwohlgeboren Bemerkungen über die Berichtigung der Orts- und Personen-Namen, und über die dabei zu befolgende Methode vorlegen.
A. W. von Schlegel
Bonn, d. 15 November 1841
[7]
[8]
[1] Sachen
der akademischen Commission für die Herausgabe der Werke Friedrichs des Großen.
Ew. Hochwohlgeboren
Schreiben vom 14
ten October nebst dem beiliegenden Bande, die beiden ersten Theile der Histoire de mon temps enthaltend, habe ich empfangen, und würde nicht ermangelt haben, dasselbe sogleich zu beantworten, wenn der Zustand meiner Gesundheit es erlaubt hätte. Leider bin ich aber seit meiner Zurückkunft, seit mehr als zwei Monaten, fortwährend unwohl gewesen, und zwar in solchem Grade, daß es meine Thätigkeit völlig gelähmt hat. Vor ein paar Wochen hatte ich einen heftigen Anfall aller meiner alten Übel, der eine bedenkliche Krankheit anzukündigen schien. Es ging vorüber, jedoch ist mir davon eine ertödtende Mattigkeit zurückgeblieben. Ich fahre fort, heroische Mittel zu gebrauchen; die Kräfte kommen nur langsam wieder, und das Übel ist noch nicht gehoben, da ich öftere Rückfälle bekomme.
[2] Ew. Hochwohlgeboren werden daher entschuldigen, daß ich mich heute auf das Nothwendigste beschränke. Zuvörderst muß ich dringendst um vollständigere Mittheilungen bitten. Meine wichtigsten Desiderata sind folgende:
1.
Eine Abschrift der sämtlichen bisherigen Verhandlungen der akademischen Commission, mit Einschluß der Berichte des Hrn. Preuß, ist mir unentbehrlich. Die verehrliche Commission hat wohl schon einen eignen Copisten angenommen, der für dieses Geschäft durchaus erfoderlich ist. Ich werde meinerseits alles in der Reinschrift meines beider Sprachen kundigen Secretärs vorlegen.
2.
Ew. Hochwohlgeboren übergab ich um die Mitte des August-Monats ein ausführliches Schreiben in Erwiederung auf die Erklärung der Commission, meine erste in französischer Sprache abgefaßte Abhandlung betreffend. Sie werden sich wohl erinnern, daß Sie mir, da eben Ihre Abreise bevorstand, Ihr Gutachten privatim mittheilten, hierauf aber die weitere Führung des Geschäftes Hrn. von Olfers übertrugen. Nun melden Sie mir, daß bis zum 14ten October nichts weiter verhandelt worden sey. Ich sehe folglich noch immer einer Erklärung über die von mir vorgetragenen [3] Grundsätze entgegen; und diese muß mir doch sehr wichtig seyn, da auf der Übereinstimmung meiner Ansichten mit denen der verehrlichen Commission die Möglichkeit meiner ferneren Mitwirkung beruhet.
3.
Das überschickte Exemplar bezeichnen Sie als „den ersten Band der nach dem Manuscript revidirten Werke Friedrichs des Großen“. Das klingt so, als wäre nur ein einziges Manuscript vorhanden. Nun haben Sie mir bereits in Berlin den ersten Theil der Histoire de mon temps mit den von Hrn. Preuss angezeichneten Varianten eingehändigt, und ich habe das Buch mit einer ausführlichen Prüfung zurückgestellt. Hr. Ackermann wird doch nicht dasselbe Manuscript zum zweitenmale collationirt haben? Ich schließe hieraus, daß sich zwei Manuscripte im Archiv vorfinden, wie mir auch aus dem Berichte des Hrn. Preuss erinnerlich ist. Bei der Durchsicht der Collation des Hrn. Ackermann finde ich zwar, daß sie in vielen Lesearten mit der Collation des Hrn. Preuss übereinstimmt. Da ich jedoch nur die wichtigeren Varianten der letztgenannten zum Behuf der Prüfung excerpirt habe, so kann ich nicht über die etwanigen Abweichungen der beiden Handschriften urtheilen, ohne beide Collationen zugleich vor Augen zu haben. Ich bitte Sie demnach jenes Exemplar, das ich in Berlin prüfte, (es umfaßte [4] nur den ersten Theil nach der Eintheilung der Ausgabe von 1788) nebst der Fortsetzung baldigst anher zu fördern.
Wenn noch ein drittes Manuscript vorhanden ist, so müßte auch dieses collationirt, und hierauf mit den andern verglichen werden: denn ehe man alle Materialien beisammen hat, kann man nicht zur definitiven Feststellung des Textes schreiten.
4.
Ew. Hochwohlgeboren werden, als ein Meister in der philologischen Kritik, mit mir darüber einverstanden seyn, daß es die wesentlichste Pflicht eines Gelehrten sey, der Varianten zur Veränderung oder Verbesserung eines Textes beibringt, von dem Manuscripte, woraus er selbige abgeschrieben, genaue Rechenschaft abzulegen. Diese Pflicht hat Hr. Ackermann eben so wohl wie früher Hr. Preuss versäumt. Mir wird ein Exemplar der gedruckten Ausgabe eingehändigt: ich finde darin Anzeichnungen am Rande und auf den durchschossenen Blättern: woher sie entnommen sind, erfahre ich nicht. Hr. Preuss hat allerdings Bericht von mehreren Manuscripten abgestattet: aber hieraus erhellet eben die Nothwendigkeit, die Angabe des Manuscriptes dem Exemplar vorn einzuschreiben. Denn ich kann nicht errathen, ob Hr. Preuss das Manuscript A, und Hr. Ackermann das Manuscript B collationirt hat, oder umgekehrt. Die Nummer im Katolog sollte angegeben seyn; dann die [5] Seitenzahl, die Beschaffenheit des Papiers und Formats. In dem vorliegenden Falle sind das Datum, ferner die Nachricht, ob das Manuscript ganz autograph oder nur von dem Autor durchcorrigirt sey, die Hauptpunkte, weil darauf die größere oder geringere Autorität des einen oder des andern beruhet. Aus der Prüfung in Berlin zog ich bloß deswegen irrige Folgerungen, weil die Nachricht dem Bande nicht eingefügt war, wiewohl meine Anmerkungen über die Sprachfehler unverrücklich fest stehen. Ew. Hochwohlgeboren werden die collationirenden Gehülfen leicht veranlassen können, das Versäumte nachzuholen. Dem ersten Exemplar möge Hr. Preuss das nöthige einschreiben. Die Beschreibung des Ackermannischen Manuscriptes möchte auf einem besondern Blatte mir zugesendet werden; ich lasse sie dann dem Bande vor dem Titel anfügen.
5.
Die Handschrift des Hrn. Ackermann ist für eine Collation, wo es auf jeden Buchstaben ankommt, ganz unzweckmäßig. Sie ist zu klein, und dabei kritzelich; mir fällt es unmöglich, bei Kerzenlicht sie zu entziffern. Wenn also diesem Gehülfen noch ferner Collationen aufgetragen werden sollen, so müßte er nachdrücklich angewiesen werden, für diese Arbeit seine fehlerhafte Gewohnheit abzulegen.
Die ins Einzelne gehende und vollständige Vergleichung der [6] Varianten kann ich nicht eher vornehmen, als bis mir alles vorliegt. Ich werde unterdessen in den nächsten Tagen Ew. Hochwohlgeboren Bemerkungen über die Berichtigung der Orts- und Personen-Namen, und über die dabei zu befolgende Methode vorlegen.
A. W. von Schlegel
Bonn, d. 15 November 1841
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· Konzept , 14.11.1841
· Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
· Mscr.Dresd.e.90,LXXV,Nr.4b(3)
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