• Alexander von Humboldt to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Bonn · Date: 17.04.1843
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Alexander von Humboldt
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 17.04.1843
  • Notations: Empfangsort erschlossen. Da der Druck die unvollständige und veränderte Abschrift wiedergibt, wurde der Brief neu transkribiert.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: id-512528756
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,LXXV,Nr.3a(1)
  • Number of Pages: 3 S., m. U.
  • Incipit: „[1] Wenn ich heute, mein theurer Freund und College, Sie von hier aus, mit meiner hierglyphischen kleinen Schrift belästige, so [...]“
    Language
  • German
  • French
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Wenn ich heute, mein theurer Freund und College, Sie von hier aus, mit meiner hierglyphischen kleinen Schrift belästige, so geschieht es auf ausdrüklichen Befehl des Königs, der Ihrer oft und immer mit der höchsten Achtung gedenkt. Eben weil ich Ihnen im Namen Sr. Maj. schreibe, werde ich sehr lakonisch sein, und nicht ein Wörtchen von der dankbaren Erinnerung einmischen, die mir die Stunden Ihres geistreichen Umganges, in Ihrem wohnlichen, gastfreundlichen Hause, gewährt haben.
Sie erklären unter dem 12ten Januar d. J. während meiner langen Abwesenheit in Paris „que Vous nʼambitionnez nullement l honneur dʼécrire lʼIntroduction (aux Oeuvres de Fred. le Grand), que cette tâche Vous paroit au dessus de Vos forces actuelles (!) que Vous nommer au Roi, seroit une sollicitation que Vous devez desavouer, que lorsque le choix du Roi tomberoit spontanément sur Vous, il sera tems dʼexposer à S. M Vos excuses fondés sur Votre age avancé.“ Dem König ist diese betrübende Erklärung zwar nicht selbst vorgelegt, aber er kennt Ihre Besorgniss, den Ausdruk Ihres Ablehnens: er befiehlt mir, Ihnen zu sagen, mein theurer Freund, wie er nicht von dem Entschluss abgehen könne, dass Sie und kein anderer, diese Einleitung verfasse, weil er Sie, durch Ihre tiefe Kenntniss der französischen Sprache durch Ihr litterarisches Talent, durch Ihr Gefühl der Schiklichkeit, durch die Anmuth Ihres Styls in den vielen Sprachen „in denen Sie nicht geschwiegen haben“, allein zu jener Arbeit geeignet glaube. Er verlange ja nur eine kurze Erläuterung über die Unvollkommenheiten der älteren Ausgabe, keine Discussion über das litterarische Verdienst, keine Lobrede, da die Werke selbst das [2] Denkmal wären zum längst begründeten Ruhm des Herrschers.
In dem ich Ihnen diesen dringenden Wunsch
des Königs eröffne oder vielmehr nur erneuere, muss ich einen Zweifel heben, der in Ihrem Schreiben vom 29ten October vorigen Jahres mit dxx dem Ihnen eigenthümlichen Zartgefühl ausgedrükt ist: „Vous semblez supposer lʼapprobation royale, mais lʼordre du Cabinet, nʼen dit rien et le Roi ne mʼen a pas parlé. Il sera plus convenable dʼattendre respectueusement les ordres du Roi que de vouloir anticiper (!) les intentions de S. M au risque de se tromper.“ Ich kann die heiligste Versicherung geben, dass von dem ersten Augenblicke an, wo der König sich mit der Herausgabe beschäftigt hat, Er auf das Bestimmteste gewollt hat, dass Sie und kein anderer die Introduction verfasse. Der Herr Staats Minister Eichhorn, welcher von dem Schritt, den ich jezt auf Befehl des Königs thue, unterrichtet und Ihnen sehr zugethan ist, wird Ihnen dieselbe Versicherung geben, ja es wird mir leicht sein dahin zu wirken dass die Versicherung in einem förmlichen Antrage durch des Königs Unterschrift bekräftigt werde. Wenn die Akademie Sie schon im ersten Schreiben (30 Apr. 1841) zur Abfassung der Introduction auffoderte so that Ssie es nur weil sie den Wunsch des Königs kannte. Es war nie „une anticipation des intentions du Roi“ man durfte nicht anbieten, was vom König unveränderlich gewünscht wird.
Ich bitte Sie nun, mein theurer Freund, recht dringend, mir freundlich,
annehmend und bestimmt zu antworten. Ich höre allerdings und [3] mit Schmerz, dass Sie seit einiger Zeit eine grössere Sorgfalt auf Ihre Diät zu wenden haben, dass Sie sogar sich zu indisch vegetabilischer Nahrung sich verdammen, aber ein Geist, wie der Ihrige erhält sich in jugendlicher Frische. Beginnen Sie die Arbeit in derselben Woche, Sie werden dem König eine Freude, die Erfüllung einer Hofnung nicht versagen. Die Arbeit wächst dann nach und nach unter Ihren Handen an, aber auch die kurzeste wird dankbar aufgenommen werden
Mit alter Freundschaft und Verehrung
Ihr
gehorsamster
AlHumboldt
Berlin
den 17 April
1843
Wir gehen schon übermorgen, und wie es scheint, zu bleibendem Aufenthalte nach
Potsdam, um das Schloss in der Stadt zu beziehen; denn es ist noch sehr winterlich Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der König an den Rhein komme, da auf der Burg sich keine Einsamkeit zu schaffen sein würde. Vielleicht besucht der König Schlesien im Spatherbst. Ich bleibe fest gebannt. Dass wir Ihnen jedes histor. Element (Factisches) hier aufzeichnen lassen, was Sie zur Introd. begehren und was Ihnen eigenes Nachsuchen ersparen kann, versteht sich von selbst. Ich habe es dahin gebracht, dass der junge Rosen wegen Sprach-Unternehmung (Osseten, indo-german. Stämme) nach dem Caucasus geschikt wird, durch das Kurden Land, Erzırom und Armenien. Es ist doch das erste mal, dass ein mit neueren Ansichten des organischen Sprachbaus ausgerüsteter Mensch, zu solchem histor. ethnogr. Zwekke reiset Loben Sie mich zum ersten Male
[4] [leer]
[1] Répondu 22 Avril – expédié 23.
[1] Wenn ich heute, mein theurer Freund und College, Sie von hier aus, mit meiner hierglyphischen kleinen Schrift belästige, so geschieht es auf ausdrüklichen Befehl des Königs, der Ihrer oft und immer mit der höchsten Achtung gedenkt. Eben weil ich Ihnen im Namen Sr. Maj. schreibe, werde ich sehr lakonisch sein, und nicht ein Wörtchen von der dankbaren Erinnerung einmischen, die mir die Stunden Ihres geistreichen Umganges, in Ihrem wohnlichen, gastfreundlichen Hause, gewährt haben.
Sie erklären unter dem 12ten Januar d. J. während meiner langen Abwesenheit in Paris „que Vous nʼambitionnez nullement l honneur dʼécrire lʼIntroduction (aux Oeuvres de Fred. le Grand), que cette tâche Vous paroit au dessus de Vos forces actuelles (!) que Vous nommer au Roi, seroit une sollicitation que Vous devez desavouer, que lorsque le choix du Roi tomberoit spontanément sur Vous, il sera tems dʼexposer à S. M Vos excuses fondés sur Votre age avancé.“ Dem König ist diese betrübende Erklärung zwar nicht selbst vorgelegt, aber er kennt Ihre Besorgniss, den Ausdruk Ihres Ablehnens: er befiehlt mir, Ihnen zu sagen, mein theurer Freund, wie er nicht von dem Entschluss abgehen könne, dass Sie und kein anderer, diese Einleitung verfasse, weil er Sie, durch Ihre tiefe Kenntniss der französischen Sprache durch Ihr litterarisches Talent, durch Ihr Gefühl der Schiklichkeit, durch die Anmuth Ihres Styls in den vielen Sprachen „in denen Sie nicht geschwiegen haben“, allein zu jener Arbeit geeignet glaube. Er verlange ja nur eine kurze Erläuterung über die Unvollkommenheiten der älteren Ausgabe, keine Discussion über das litterarische Verdienst, keine Lobrede, da die Werke selbst das [2] Denkmal wären zum längst begründeten Ruhm des Herrschers.
In dem ich Ihnen diesen dringenden Wunsch
des Königs eröffne oder vielmehr nur erneuere, muss ich einen Zweifel heben, der in Ihrem Schreiben vom 29ten October vorigen Jahres mit dxx dem Ihnen eigenthümlichen Zartgefühl ausgedrükt ist: „Vous semblez supposer lʼapprobation royale, mais lʼordre du Cabinet, nʼen dit rien et le Roi ne mʼen a pas parlé. Il sera plus convenable dʼattendre respectueusement les ordres du Roi que de vouloir anticiper (!) les intentions de S. M au risque de se tromper.“ Ich kann die heiligste Versicherung geben, dass von dem ersten Augenblicke an, wo der König sich mit der Herausgabe beschäftigt hat, Er auf das Bestimmteste gewollt hat, dass Sie und kein anderer die Introduction verfasse. Der Herr Staats Minister Eichhorn, welcher von dem Schritt, den ich jezt auf Befehl des Königs thue, unterrichtet und Ihnen sehr zugethan ist, wird Ihnen dieselbe Versicherung geben, ja es wird mir leicht sein dahin zu wirken dass die Versicherung in einem förmlichen Antrage durch des Königs Unterschrift bekräftigt werde. Wenn die Akademie Sie schon im ersten Schreiben (30 Apr. 1841) zur Abfassung der Introduction auffoderte so that Ssie es nur weil sie den Wunsch des Königs kannte. Es war nie „une anticipation des intentions du Roi“ man durfte nicht anbieten, was vom König unveränderlich gewünscht wird.
Ich bitte Sie nun, mein theurer Freund, recht dringend, mir freundlich,
annehmend und bestimmt zu antworten. Ich höre allerdings und [3] mit Schmerz, dass Sie seit einiger Zeit eine grössere Sorgfalt auf Ihre Diät zu wenden haben, dass Sie sogar sich zu indisch vegetabilischer Nahrung sich verdammen, aber ein Geist, wie der Ihrige erhält sich in jugendlicher Frische. Beginnen Sie die Arbeit in derselben Woche, Sie werden dem König eine Freude, die Erfüllung einer Hofnung nicht versagen. Die Arbeit wächst dann nach und nach unter Ihren Handen an, aber auch die kurzeste wird dankbar aufgenommen werden
Mit alter Freundschaft und Verehrung
Ihr
gehorsamster
AlHumboldt
Berlin
den 17 April
1843
Wir gehen schon übermorgen, und wie es scheint, zu bleibendem Aufenthalte nach
Potsdam, um das Schloss in der Stadt zu beziehen; denn es ist noch sehr winterlich Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der König an den Rhein komme, da auf der Burg sich keine Einsamkeit zu schaffen sein würde. Vielleicht besucht der König Schlesien im Spatherbst. Ich bleibe fest gebannt. Dass wir Ihnen jedes histor. Element (Factisches) hier aufzeichnen lassen, was Sie zur Introd. begehren und was Ihnen eigenes Nachsuchen ersparen kann, versteht sich von selbst. Ich habe es dahin gebracht, dass der junge Rosen wegen Sprach-Unternehmung (Osseten, indo-german. Stämme) nach dem Caucasus geschikt wird, durch das Kurden Land, Erzırom und Armenien. Es ist doch das erste mal, dass ein mit neueren Ansichten des organischen Sprachbaus ausgerüsteter Mensch, zu solchem histor. ethnogr. Zwekke reiset Loben Sie mich zum ersten Male
[4] [leer]
[1] Répondu 22 Avril – expédié 23.
· Abschrift , 17.04.1843
· Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
· Mscr.Dresd.e.90,LXXV,Nr.3a(1)
×