• August Wilhelm von Schlegel to Ludwig Tieck

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 30.11.1798
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Ludwig Tieck
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 30.11.1798
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 34‒36.
  • Incipit: „[1] Jena, den 30. November 1798
    Liebster Tieck!
    Sie haben mich durch Ihren freundschaftlichen Brief und durch Ihr Urtheil über meine letzten Gedichte [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(1)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,2 x 11,6 cm
    Language
  • German
[1] Jena, den 30. November 1798
Liebster Tieck!
Sie haben mich durch Ihren freundschaftlichen Brief und durch Ihr Urtheil über meine letzten Gedichte sehr erfreut. Das letzte kann ich Ihnen in Ansehung des Sternbalds noch nicht erwiedern – ich las den 2” Band nicht gründlich genug, und muß ihn im Zusammenhang mit dem ersten noch ruhiger erwägen, ein Genuß, den ich jetzt eben bey ein Paar ziemlich freyen Tagen vor mir habe. Schicken Sie mir nur den 2” Theil für Goethe, ich werde ihn bestens besorgen, und Ihnen auch, wenn Sie es wollen, Goetheʼs Urtheil mittheilen. Wegen des Shakspeare kann ich nicht unterlassen, Sie ohne Aufhören und ohne alle Gnade zu tribuliren, bis Sie die Recension geliefert haben – mir liegt erstaunlich viel daran. Da Sie die Sache so sehr in Ihrer Gewalt haben, so kann die Verlegenheit bey dem kritischen Geschäft bloß von dem Mangel an Übung herrühren, und Sie werden es selbst noch in der Folge sehr bequem finden, wenn Sie sich in diese hineingesetzt haben, und nun nach Belieben mit den Autoren umspringen können. Am Ende rechne ich es Ihnen noch gar als eine Gefälligkeit von mir an, daß ich Ihnen Gelegenheit zu einer Rezensirübung gebe. Also die Rezension, mein lieber Tieck! [2] Den Maulthierszaum! meinen Maulthierszaum!
An Ihrem Zerbino wird jetzt hier gedruckt; ich mache mein Unrecht gegen ihn wieder gut, daß ich ihn in Berlin nicht einmal konnte vorlesen hören, und habe, da die Setzer und Frommann selbst mit Ihrer Hand nicht zum Besten fortkommen können, die letzte Korrektur übernommen. Zwey Bogen habe ich schon gehabt, es geht rasch mit dem Druck und man erwartet wieder Manuscript von Ihnen. Ich habe mich an diesem Anfange schon sehr ergötzt.
Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon einmal den Vorschlag that, einen Spaß-Almanach, aber nur ein einziges mal, herauszugeben. Wenn Sie Lust dazu haben, wollen wir uns näher verabreden – wir beyden müßten die Hauptsache dabey thun – mein Bruder lieferte uns eine Anzahl witziger Fragmente – Bernhardi einen Aufsatz – übrigens müßten wir uns an keine Form ausschließend binden – Prosa, Verse, Räsonnement, Erzählung, Parodie, kleine Dramen in Hanssachsischer Manier, Epigramme in Distichen usw. – Mir sind eigentlich schon von einem Buchhändler Vorschläge geschehen, bey dem ich wieder anfragen könnte. – Sollte er nicht wollen, so schlügen wir [3] es etwa Ungern vor, der ja mancherley Kalender herausgiebt.
Falkʼs Taschenbuch von nächstem Jahre ist noch nicht da, ich glaube doch nicht, daß es sich lange mehr halten kann.
Von wem sind denn die Schattenspiele, die in B[erlin] herauskommen?
Was macht Ihr Don Quixote? Vergessen sie ihn ja nicht.
Meine Frau läßt sich für den alten Phantasus schönstens bedanken, der ihr unendlich viel Vergnügen gemacht hat, – überhaupt für die vielen reizenden Liederchen.
Grüßen Sie Ihre liebe Frau von mir, und Bernhardi.
Ganz Ihr
A. W. Schlegel.
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[1] Jena, den 30. November 1798
Liebster Tieck!
Sie haben mich durch Ihren freundschaftlichen Brief und durch Ihr Urtheil über meine letzten Gedichte sehr erfreut. Das letzte kann ich Ihnen in Ansehung des Sternbalds noch nicht erwiedern – ich las den 2” Band nicht gründlich genug, und muß ihn im Zusammenhang mit dem ersten noch ruhiger erwägen, ein Genuß, den ich jetzt eben bey ein Paar ziemlich freyen Tagen vor mir habe. Schicken Sie mir nur den 2” Theil für Goethe, ich werde ihn bestens besorgen, und Ihnen auch, wenn Sie es wollen, Goetheʼs Urtheil mittheilen. Wegen des Shakspeare kann ich nicht unterlassen, Sie ohne Aufhören und ohne alle Gnade zu tribuliren, bis Sie die Recension geliefert haben – mir liegt erstaunlich viel daran. Da Sie die Sache so sehr in Ihrer Gewalt haben, so kann die Verlegenheit bey dem kritischen Geschäft bloß von dem Mangel an Übung herrühren, und Sie werden es selbst noch in der Folge sehr bequem finden, wenn Sie sich in diese hineingesetzt haben, und nun nach Belieben mit den Autoren umspringen können. Am Ende rechne ich es Ihnen noch gar als eine Gefälligkeit von mir an, daß ich Ihnen Gelegenheit zu einer Rezensirübung gebe. Also die Rezension, mein lieber Tieck! [2] Den Maulthierszaum! meinen Maulthierszaum!
An Ihrem Zerbino wird jetzt hier gedruckt; ich mache mein Unrecht gegen ihn wieder gut, daß ich ihn in Berlin nicht einmal konnte vorlesen hören, und habe, da die Setzer und Frommann selbst mit Ihrer Hand nicht zum Besten fortkommen können, die letzte Korrektur übernommen. Zwey Bogen habe ich schon gehabt, es geht rasch mit dem Druck und man erwartet wieder Manuscript von Ihnen. Ich habe mich an diesem Anfange schon sehr ergötzt.
Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon einmal den Vorschlag that, einen Spaß-Almanach, aber nur ein einziges mal, herauszugeben. Wenn Sie Lust dazu haben, wollen wir uns näher verabreden – wir beyden müßten die Hauptsache dabey thun – mein Bruder lieferte uns eine Anzahl witziger Fragmente – Bernhardi einen Aufsatz – übrigens müßten wir uns an keine Form ausschließend binden – Prosa, Verse, Räsonnement, Erzählung, Parodie, kleine Dramen in Hanssachsischer Manier, Epigramme in Distichen usw. – Mir sind eigentlich schon von einem Buchhändler Vorschläge geschehen, bey dem ich wieder anfragen könnte. – Sollte er nicht wollen, so schlügen wir [3] es etwa Ungern vor, der ja mancherley Kalender herausgiebt.
Falkʼs Taschenbuch von nächstem Jahre ist noch nicht da, ich glaube doch nicht, daß es sich lange mehr halten kann.
Von wem sind denn die Schattenspiele, die in B[erlin] herauskommen?
Was macht Ihr Don Quixote? Vergessen sie ihn ja nicht.
Meine Frau läßt sich für den alten Phantasus schönstens bedanken, der ihr unendlich viel Vergnügen gemacht hat, – überhaupt für die vielen reizenden Liederchen.
Grüßen Sie Ihre liebe Frau von mir, und Bernhardi.
Ganz Ihr
A. W. Schlegel.
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