• Karl von Hardenberg to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Meiningen · Place of Destination: Coppet · Date: 06.03.1807
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Karl von Hardenberg
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Meiningen
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 06.03.1807
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 388‒389.
  • Incipit: „[1] Meiningen d. 6ten März 1807.
    Mein theurer Freund!
    Empfangen Sie zuerst den herzlichsten Dank für die Uebersendung der schönen Lieder; Leid war [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,28,1
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,1 x 11,9 cm
    Language
  • German
[1] Meiningen d. 6ten März 1807.
Mein theurer Freund!
Empfangen Sie zuerst den herzlichsten Dank für die Uebersendung der schönen Lieder; Leid war mir es nur, daß sie zu spät ankamen, um noch in dieser Ausgabe des Dicht.[er] G.[artens] abgedrukt zu werden; Nur in 2 Cartons konnte ich noch 2 kleinere von Friedrich abdrukken lassen; Aber gewiß erfüllen Sie meine Bitte, mir diese Lieder für den 2ten Theil des D.[ichter] G.[artens] zu erlauben; ja ich vermehre noch diese Bitte, indem ich Sie noch um andere Beyträge dazu ersuche. – Recht innig erfreuen würde es mich, wenn Sie folgenden Vorschlag billigten; ich lege ihn Ihrer Beurtheilung vor; – Sie, Ihr Bruder, Sophie und ich, gäben künftig die Fortsetzung des Dich.[ter] G.[artens], ohne bestimte Zeit, heraus; und dieses Euch könnte so würklich das werden, was der Titel benennt; – die Verbindung und Vereinung, das gemeinschaftliche Streben zu einem Ziel ist der wundervollste [2] Zauber menschlicher Natur; und wenn das Ziel göttlichen Ursprungs ist, so mangelt Gottes Seegen gewiß nicht; und gewiß ißt das Ziel nicht ungöttlich, Inmitten der wildesten, unruhvollsten Zeit auf Erden, sich zu vereinen Gott und seine Herrlichkeit zu preisen und mit Gesang zu gloryficiren; und kann dichten etwas anderes seyn? Ist es nicht so allein von der schönsten Bedeutsamkeit? Wie Krystallen und Blüten nur dadurch zur wundervollen Bedeutung dienen, daß sie mit Gestaltung, und Formirung, Farben und Duft die geheimnißvolle Sprache der verstumten Natur werden? – doch was schreibe ich Ihnen Dinge, die Sie alle besser wissen und erkennen? – Wenn Sie meinen Vorschlag billigen, so mögte ich Sophie vorschlagen, das köstliche Gedicht, Florio und Blancheflur, das ich jezt in Händen [3] habe, da Dietrich es nicht drukken mag, zum 2ten Theil des D.[ichter] G.[artens] zu machen. – Ich erwarte Ihre Antwort. – Hierbey sende ich Ihnen ein Exemplar, mit der Bitte die Recension in der J.[enaischen] Litt.[eratur] Zeitung davon zu übernehmen; – Recht erfreulich würde mir es seyn, wenn meine und meines Bruders Lieder ihren Beyfall nicht ganz entbehrten. – Ein Hauptdrukfehler hat sich nur S. 23, durch Auslassung einer Zeile eingeschlichen, da es aber sonst ziemlich rein davon ist, so habe ich keine Drukfehler nachdrukken lassen. – Verzeihen Sie, lieber Freund, daß ich Sie noch mit der Recension plage; aber zu der bessern Verbreitung des Buches ist sie doch durchaus nothwendig. – Die herzlichsten Grüße soll ich Ihnen von Knorring sagen; er ist seit 2 Monaten bey mir, und wird erst zu Ostern über Dresden und Wien wieder nach Rom zurückkehren; – Wir arbei[4]ten an einem Plane, dessen Erfüllung Ihnen gewiß auch willkommen, und dessen Ausführung uns künftig Alle auf das Schönste vereinen könnte; Leider ist auf der irrdischen Oberfläche eine solche Unruhe, und Unsicherheit, daß wir es wahrscheinlich noch verschieben müssen; doch rechnen wir mit Gottes Hülfe gewiß auf die Erfüllung. – Seltsam regt sich jezt Alles; auch der Siderische Geist zeigt die Rükkehr zur alten Zeit, da er alte, längst für Mährchen gehaltene, Wunder, wieder auf das Sichtbarste hervortreten läßt; – Mündlich wäre viel davon zu reden. – Da ich keine andere Addresse an Sie, lieber Freund, kenne, so sende ich den Brief nach Copet. – Leben Sie wohl; Gott mit uns Allen! Der Ihrige
Carl Hardenberg
[1] Meiningen d. 6ten März 1807.
Mein theurer Freund!
Empfangen Sie zuerst den herzlichsten Dank für die Uebersendung der schönen Lieder; Leid war mir es nur, daß sie zu spät ankamen, um noch in dieser Ausgabe des Dicht.[er] G.[artens] abgedrukt zu werden; Nur in 2 Cartons konnte ich noch 2 kleinere von Friedrich abdrukken lassen; Aber gewiß erfüllen Sie meine Bitte, mir diese Lieder für den 2ten Theil des D.[ichter] G.[artens] zu erlauben; ja ich vermehre noch diese Bitte, indem ich Sie noch um andere Beyträge dazu ersuche. – Recht innig erfreuen würde es mich, wenn Sie folgenden Vorschlag billigten; ich lege ihn Ihrer Beurtheilung vor; – Sie, Ihr Bruder, Sophie und ich, gäben künftig die Fortsetzung des Dich.[ter] G.[artens], ohne bestimte Zeit, heraus; und dieses Euch könnte so würklich das werden, was der Titel benennt; – die Verbindung und Vereinung, das gemeinschaftliche Streben zu einem Ziel ist der wundervollste [2] Zauber menschlicher Natur; und wenn das Ziel göttlichen Ursprungs ist, so mangelt Gottes Seegen gewiß nicht; und gewiß ißt das Ziel nicht ungöttlich, Inmitten der wildesten, unruhvollsten Zeit auf Erden, sich zu vereinen Gott und seine Herrlichkeit zu preisen und mit Gesang zu gloryficiren; und kann dichten etwas anderes seyn? Ist es nicht so allein von der schönsten Bedeutsamkeit? Wie Krystallen und Blüten nur dadurch zur wundervollen Bedeutung dienen, daß sie mit Gestaltung, und Formirung, Farben und Duft die geheimnißvolle Sprache der verstumten Natur werden? – doch was schreibe ich Ihnen Dinge, die Sie alle besser wissen und erkennen? – Wenn Sie meinen Vorschlag billigen, so mögte ich Sophie vorschlagen, das köstliche Gedicht, Florio und Blancheflur, das ich jezt in Händen [3] habe, da Dietrich es nicht drukken mag, zum 2ten Theil des D.[ichter] G.[artens] zu machen. – Ich erwarte Ihre Antwort. – Hierbey sende ich Ihnen ein Exemplar, mit der Bitte die Recension in der J.[enaischen] Litt.[eratur] Zeitung davon zu übernehmen; – Recht erfreulich würde mir es seyn, wenn meine und meines Bruders Lieder ihren Beyfall nicht ganz entbehrten. – Ein Hauptdrukfehler hat sich nur S. 23, durch Auslassung einer Zeile eingeschlichen, da es aber sonst ziemlich rein davon ist, so habe ich keine Drukfehler nachdrukken lassen. – Verzeihen Sie, lieber Freund, daß ich Sie noch mit der Recension plage; aber zu der bessern Verbreitung des Buches ist sie doch durchaus nothwendig. – Die herzlichsten Grüße soll ich Ihnen von Knorring sagen; er ist seit 2 Monaten bey mir, und wird erst zu Ostern über Dresden und Wien wieder nach Rom zurückkehren; – Wir arbei[4]ten an einem Plane, dessen Erfüllung Ihnen gewiß auch willkommen, und dessen Ausführung uns künftig Alle auf das Schönste vereinen könnte; Leider ist auf der irrdischen Oberfläche eine solche Unruhe, und Unsicherheit, daß wir es wahrscheinlich noch verschieben müssen; doch rechnen wir mit Gottes Hülfe gewiß auf die Erfüllung. – Seltsam regt sich jezt Alles; auch der Siderische Geist zeigt die Rükkehr zur alten Zeit, da er alte, längst für Mährchen gehaltene, Wunder, wieder auf das Sichtbarste hervortreten läßt; – Mündlich wäre viel davon zu reden. – Da ich keine andere Addresse an Sie, lieber Freund, kenne, so sende ich den Brief nach Copet. – Leben Sie wohl; Gott mit uns Allen! Der Ihrige
Carl Hardenberg
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