• Johann Ferdinand Koreff to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Aubergenville · Date: [Februar 1807]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Ferdinand Koreff
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Aubergenville
  • Date: [Februar 1807]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 389‒390.
  • Incipit: „[1] [Paris, März 1807]
    Mein werther Freund!
    Millionenmahl muß ich Sie um Verzeihung bitten, daß ich Ihre beiden lieben Briefe noch nicht beantwortet [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,26,5
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,2 x 15,9 cm
    Language
  • German
[1] [Paris, März 1807]
Mein werther Freund!
Millionenmahl muß ich Sie um Verzeihung bitten, daß ich Ihre beiden lieben Briefe noch nicht beantwortet habe, aber ich bin Ihrer liebevollen Nachsicht gewiß wenn Sie wüßten, welche unnennbare Menge Verdruß über mich gekommen ist, daß meine ganze Seele so von Weh erfüllt war, daß ich kein Wort hätte schreiben können, das nicht diesen Anklang fortgepflanzt hätte – und dies wollt ich nicht und konnt es noch weniger mit Ihnen wollen. Es ist jetzt vorbey und ich athme wieder frey. Sie sind doch gesund? so hoff ich es und lege mir Ihr Schweigen aus, das mich sonst männiglich beunruhigen würde. Sie leben, wie ich hoffe sehr vorsichtig und machen in den Fettkrystallisationen tüchtige Fortschritte [2] wovon ich mich hoffentlich in wenigen Tagen augenscheinlich überzeugen werde, so bald eine Arbeit geendigt und ein Geschäft beseitigt ist, welches mich noch hier zurückhält. – Ich habe nichts von Ihren Heften Ihnen gesagt – es ist unrecht aber verzeihlich – es geschieht ja so oft in der Welt daß man so vertieft in der Herrlichkeit der Schöpfung ist, daß man den Schöpfer darüber vergißt. Ich habe sie mit unendlicher Ueppigkeit und langsamen sich selbst belauschenden Genuß schon Einmal ruhig durchwandelt und habe diesen reizenden Spaziergang zum zweitenmahl begonnen. Ich werde sie Ihnen selbst überbringen und Ihnen mündlich sagen und danken, welch ätherisch [3] reine Freude diese Evangelischen Worte in mein Wesen gegossen und mich wieder mit unendlicher Gluth und Liebe durchdrungen habe[n]. Leider! ich stehe so beschämt vor Ihnen, habe nichts als meinen Dank um Ihnen etwas für Ihre herrliche Gaben darzubringen – vielleicht wird einstens meine Zukunft den Wünschen meines Herzens gefällig entgegeneilen und dann wird Ihr Auge schauen ob Sie auf felsigt undankbaren Boden das goldne Samenkorn gestreut haben. – Für Ihr gütiges Anerbieten mit Geld danke ich Ihnen herzlich, ich habe es für jetzt nicht mehr nöthig, da mir ein Freund tausend Franken die ich ihm geliehen, wieder erstattet hat und ich es [4] nun ruhig abwarten kann, bis Perregaux meinem Freunde und mir unser Geld auszahle, das er schon Mondenlang erhalten hat und das blos seine mercantilisch skrupulöse Ungefälligkeit hindert uns auszuzahlen. Ich sende Ihnen den Horaz von Voß, in wenigen Tagen schicke ich Ihnen den Hesiod und Brentanos und Achims Volkslieder (wenn Sie sie wollen) der Windischmann ist nicht in Wind zerstoben, aber es giebt darin so verteufelte astronomische Schwierigkeiten, daß ich damit noch nicht ganz zu Ende gekommen bin. Ich bring ihn aber mit. So viel Grüße an Frau von Stael so viel die Milchstraße Sterne hat.
Ihr treuer
Koreff

Meinen lieben Constant bitte zu grüßen, ich werde ihm das litterarische Büchlein übermorgen schicken.
[1] [Paris, März 1807]
Mein werther Freund!
Millionenmahl muß ich Sie um Verzeihung bitten, daß ich Ihre beiden lieben Briefe noch nicht beantwortet habe, aber ich bin Ihrer liebevollen Nachsicht gewiß wenn Sie wüßten, welche unnennbare Menge Verdruß über mich gekommen ist, daß meine ganze Seele so von Weh erfüllt war, daß ich kein Wort hätte schreiben können, das nicht diesen Anklang fortgepflanzt hätte – und dies wollt ich nicht und konnt es noch weniger mit Ihnen wollen. Es ist jetzt vorbey und ich athme wieder frey. Sie sind doch gesund? so hoff ich es und lege mir Ihr Schweigen aus, das mich sonst männiglich beunruhigen würde. Sie leben, wie ich hoffe sehr vorsichtig und machen in den Fettkrystallisationen tüchtige Fortschritte [2] wovon ich mich hoffentlich in wenigen Tagen augenscheinlich überzeugen werde, so bald eine Arbeit geendigt und ein Geschäft beseitigt ist, welches mich noch hier zurückhält. – Ich habe nichts von Ihren Heften Ihnen gesagt – es ist unrecht aber verzeihlich – es geschieht ja so oft in der Welt daß man so vertieft in der Herrlichkeit der Schöpfung ist, daß man den Schöpfer darüber vergißt. Ich habe sie mit unendlicher Ueppigkeit und langsamen sich selbst belauschenden Genuß schon Einmal ruhig durchwandelt und habe diesen reizenden Spaziergang zum zweitenmahl begonnen. Ich werde sie Ihnen selbst überbringen und Ihnen mündlich sagen und danken, welch ätherisch [3] reine Freude diese Evangelischen Worte in mein Wesen gegossen und mich wieder mit unendlicher Gluth und Liebe durchdrungen habe[n]. Leider! ich stehe so beschämt vor Ihnen, habe nichts als meinen Dank um Ihnen etwas für Ihre herrliche Gaben darzubringen – vielleicht wird einstens meine Zukunft den Wünschen meines Herzens gefällig entgegeneilen und dann wird Ihr Auge schauen ob Sie auf felsigt undankbaren Boden das goldne Samenkorn gestreut haben. – Für Ihr gütiges Anerbieten mit Geld danke ich Ihnen herzlich, ich habe es für jetzt nicht mehr nöthig, da mir ein Freund tausend Franken die ich ihm geliehen, wieder erstattet hat und ich es [4] nun ruhig abwarten kann, bis Perregaux meinem Freunde und mir unser Geld auszahle, das er schon Mondenlang erhalten hat und das blos seine mercantilisch skrupulöse Ungefälligkeit hindert uns auszuzahlen. Ich sende Ihnen den Horaz von Voß, in wenigen Tagen schicke ich Ihnen den Hesiod und Brentanos und Achims Volkslieder (wenn Sie sie wollen) der Windischmann ist nicht in Wind zerstoben, aber es giebt darin so verteufelte astronomische Schwierigkeiten, daß ich damit noch nicht ganz zu Ende gekommen bin. Ich bring ihn aber mit. So viel Grüße an Frau von Stael so viel die Milchstraße Sterne hat.
Ihr treuer
Koreff

Meinen lieben Constant bitte zu grüßen, ich werde ihm das litterarische Büchlein übermorgen schicken.
×
×