• August Wilhelm von Schlegel to Maria Löbel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 01.01.1832
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Maria Löbel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 01.01.1832
    Printed Text
  • Bibliography: „Meine liebe Marie“ ‒ „Werthester Herr Professor“. Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm von Schlegel und seiner Haushälterin Maria Löbel. Hg. v. Ralf Georg Czapla und Franca Victoria Schankweiler. Bonn 2012, S. 88‒89.
  • Incipit: „[1] Paris d. 1sten Januar 32
    Meine liebe Marie!
    Ich darf nicht unterlassen Ihnen heute von ganzem Herzen ein glückliches neues Jahr [zu [...]“
    Manuscript
  • Provider: Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg
  • Classification Number: MS.2.882,90
  • Number of Pages: 1 Dbl., 3 S., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Paris d. 1sten Januar 32
Meine liebe Marie!
Ich darf nicht unterlassen Ihnen heute von ganzem Herzen ein glückliches neues Jahr [zu wünschen]. Für mich wünsche ich nun ganz besonders, daß ich es vom Frühlinge an mit Ihnen recht gesund u vergnügt zubringen möge.
Ich war diese ganze Zeit her sehr verstört durch die Krankheit und den Tod der ältesten Tochter des Herzogs von Broglie. Es ist ein Jammer ohne gleichen: so ein schönes, blühendes und liebenswürdiges Mädchen von fünfzehn Jahren. Die Eltern sind ganz trostlos, ich muß nun darauf bedacht seyn sie durch meine Gesellschaft etwas aufzuheitern.
Es ist noch nicht so gar lange her, seit ich zuletzt geschrieben habe; ich bekam aber gleich den Tag darauf die wohlbehaltene Bücherkiste, u dieß hätte ich freilich melden sollen. Sagen Sie Hrn. Lassen meinen besten Dank für die schöne Bestellung, u für seinen interessanten Brief. Ich werde ihm nächstens ausführlich schreiben, heute kann ich nicht. Ich muß noch Vormittags, das heißt vor der Tafel, an den Hof gehen, zu der großen diplomatischen Audienz.
Was die Pferde betrifft, so wäre Hrn. Forstheims Anerbieten in Ansehung des Preises so uneben nicht, aber alles wohl überlegt, will ich sie nicht verkaufen. Solche Pferde, die so gut zugeritten u eingefahren wären, kann ich gar nicht wiederbekommen. Ein paar Jahre lang werde ich noch, so Gott will, am gelinden Spazierenreiten mein Vergnügen haben. Sollte die Empfindlichkeit des Fortunio an dem einen Vor<2>derfuße zunehmen, u sein Auftreten dadurch weniger sicher werden, so ist der Nelson zum Sattelpferde vollkommen gut; u als Kutschpferde können beide, gut gepflegt, noch acht bis 10 Jahre lang ihre Brauchbarkeit u ihre ihr stattliches Ansehen behalten. Ganz gemeine Kutschpferde könnte ich vielleicht für 40 Friedrichs dʼor kaufen, aber es ist weitläuftig, ich müßte vielleicht darum nach Düsseldorf oder nach Frankfurt reisen, u dann ist es immer noch die Frage, wie sie einschlagen. Hr. Forstheim hat nun wohl durch den Gebrauch erfahren, was an diesen Pferden ist, sonst hätte er keine Lust dazu bezeugt. Sie wissen wohl, liebe Marie, daß ich wegen der Vorlesungen im Winter oder bei schlechtem Wetter die Wagenpferde nicht entbehren kann. Sagen Sie dieß alles Herrn Lassen zur Antwort auf seine Anfrage.
Es fängt jetzt an tüchtig kalt zu werden: das Zimmer das ich bewohne, ist mit einem Camin schwerlich recht warm zu heizen. Ein Ofen läßt sich auch nicht gut setzen. Ich dachte daher darauf, eine Wohnung mit einem warmen Cabinetchen in einem hôtel garni zu beziehen. Aber dergleichen für Fremde eingerichtete Häuser sind nur an der andern Seite des Flusses, u die Herzogin will gar nichts davon hören, daß ich aus der nächsten Nachbarschaft wegzöge, weil sie fürchtet ich möchte dann weniger häufig in ihr Haus kommen. Ich muß mir also schon mit warmer Kleidung, Fußsack u tüchtigem Kaminfeuer zu helfen suchen, u vielleicht ist auch die Kälte nicht anhaltend.
Sie haben unter meinen Zimmern die Wahl, liebe Marie, ich hoffe, daß Sie es sich recht warm u bequem einrichten, <3> u sich überhaupt nichts abgehen lassen. Sie schreiben mir nicht genug von Ihrer Gesundheit, woran mir doch so viel gelegen ist. Sie haben hoffentlich öfter den Besuch Ihrer Schwestern gehabt.
Was meynen Sie dazu, wenn ich einen jungen Engländer mit seinem Hofmeister in Wohnung u Kost nähme. Freilich müßte ein tüchtiger Preis dafür bezahlt werden, u mit der Aufsicht will ich nichts wieder zu thun haben. Ich frage dieß nur im allgemeinen, ich habe für jetzt keine bestimmte Aussicht dazu, aber in London könnte sich die Gelegenheit finden, u da wünsche ich im voraus Ihre Meynung zu wissen.
Ich hoffe daß meine Ernennung zum Ehrenmitgliede der Königl Akademie der schönen Künste in Berlin in den Zeitungen gemeldet worden ist, sonst würde ich Hrn. Lassen bitten es zu veranlassen, durch Hrn. Geh. R. von Rehfues oder sonst.
Nun leben Sie recht wohl, meine liebe Marie, und gedenken Sie meiner im besten. Nochmals wünsche ich ein glückliches neues Jahr.
Ihr treu gesinnter
AWvSchlegel
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[1] Paris d. 1sten Januar 32
Meine liebe Marie!
Ich darf nicht unterlassen Ihnen heute von ganzem Herzen ein glückliches neues Jahr [zu wünschen]. Für mich wünsche ich nun ganz besonders, daß ich es vom Frühlinge an mit Ihnen recht gesund u vergnügt zubringen möge.
Ich war diese ganze Zeit her sehr verstört durch die Krankheit und den Tod der ältesten Tochter des Herzogs von Broglie. Es ist ein Jammer ohne gleichen: so ein schönes, blühendes und liebenswürdiges Mädchen von fünfzehn Jahren. Die Eltern sind ganz trostlos, ich muß nun darauf bedacht seyn sie durch meine Gesellschaft etwas aufzuheitern.
Es ist noch nicht so gar lange her, seit ich zuletzt geschrieben habe; ich bekam aber gleich den Tag darauf die wohlbehaltene Bücherkiste, u dieß hätte ich freilich melden sollen. Sagen Sie Hrn. Lassen meinen besten Dank für die schöne Bestellung, u für seinen interessanten Brief. Ich werde ihm nächstens ausführlich schreiben, heute kann ich nicht. Ich muß noch Vormittags, das heißt vor der Tafel, an den Hof gehen, zu der großen diplomatischen Audienz.
Was die Pferde betrifft, so wäre Hrn. Forstheims Anerbieten in Ansehung des Preises so uneben nicht, aber alles wohl überlegt, will ich sie nicht verkaufen. Solche Pferde, die so gut zugeritten u eingefahren wären, kann ich gar nicht wiederbekommen. Ein paar Jahre lang werde ich noch, so Gott will, am gelinden Spazierenreiten mein Vergnügen haben. Sollte die Empfindlichkeit des Fortunio an dem einen Vor<2>derfuße zunehmen, u sein Auftreten dadurch weniger sicher werden, so ist der Nelson zum Sattelpferde vollkommen gut; u als Kutschpferde können beide, gut gepflegt, noch acht bis 10 Jahre lang ihre Brauchbarkeit u ihre ihr stattliches Ansehen behalten. Ganz gemeine Kutschpferde könnte ich vielleicht für 40 Friedrichs dʼor kaufen, aber es ist weitläuftig, ich müßte vielleicht darum nach Düsseldorf oder nach Frankfurt reisen, u dann ist es immer noch die Frage, wie sie einschlagen. Hr. Forstheim hat nun wohl durch den Gebrauch erfahren, was an diesen Pferden ist, sonst hätte er keine Lust dazu bezeugt. Sie wissen wohl, liebe Marie, daß ich wegen der Vorlesungen im Winter oder bei schlechtem Wetter die Wagenpferde nicht entbehren kann. Sagen Sie dieß alles Herrn Lassen zur Antwort auf seine Anfrage.
Es fängt jetzt an tüchtig kalt zu werden: das Zimmer das ich bewohne, ist mit einem Camin schwerlich recht warm zu heizen. Ein Ofen läßt sich auch nicht gut setzen. Ich dachte daher darauf, eine Wohnung mit einem warmen Cabinetchen in einem hôtel garni zu beziehen. Aber dergleichen für Fremde eingerichtete Häuser sind nur an der andern Seite des Flusses, u die Herzogin will gar nichts davon hören, daß ich aus der nächsten Nachbarschaft wegzöge, weil sie fürchtet ich möchte dann weniger häufig in ihr Haus kommen. Ich muß mir also schon mit warmer Kleidung, Fußsack u tüchtigem Kaminfeuer zu helfen suchen, u vielleicht ist auch die Kälte nicht anhaltend.
Sie haben unter meinen Zimmern die Wahl, liebe Marie, ich hoffe, daß Sie es sich recht warm u bequem einrichten, <3> u sich überhaupt nichts abgehen lassen. Sie schreiben mir nicht genug von Ihrer Gesundheit, woran mir doch so viel gelegen ist. Sie haben hoffentlich öfter den Besuch Ihrer Schwestern gehabt.
Was meynen Sie dazu, wenn ich einen jungen Engländer mit seinem Hofmeister in Wohnung u Kost nähme. Freilich müßte ein tüchtiger Preis dafür bezahlt werden, u mit der Aufsicht will ich nichts wieder zu thun haben. Ich frage dieß nur im allgemeinen, ich habe für jetzt keine bestimmte Aussicht dazu, aber in London könnte sich die Gelegenheit finden, u da wünsche ich im voraus Ihre Meynung zu wissen.
Ich hoffe daß meine Ernennung zum Ehrenmitgliede der Königl Akademie der schönen Künste in Berlin in den Zeitungen gemeldet worden ist, sonst würde ich Hrn. Lassen bitten es zu veranlassen, durch Hrn. Geh. R. von Rehfues oder sonst.
Nun leben Sie recht wohl, meine liebe Marie, und gedenken Sie meiner im besten. Nochmals wünsche ich ein glückliches neues Jahr.
Ihr treu gesinnter
AWvSchlegel
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