• August Wilhelm von Schlegel to Maria Löbel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 10.03.1832
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Maria Löbel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 10.03.1832
    Printed Text
  • Bibliography: „Meine liebe Marie“ ‒ „Werthester Herr Professor“. Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm von Schlegel und seiner Haushälterin Maria Löbel. Hg. v. Ralf Georg Czapla und Franca Victoria Schankweiler. Bonn 2012, S. 95‒96.
  • Incipit: „[1] London d. 10ten März 32.
    Meine liebe Marie! Heute, Sonntag Morgen, werden gerade 14 Tage voll, seit ich hier angekommen bin, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg
  • Classification Number: MS.2.882,96
  • Number of Pages: 1 Bl., 2 S., hs.
    Language
  • German
[1] London d. 10ten März 32.
Meine liebe Marie! Heute, Sonntag Morgen, werden gerade 14 Tage voll, seit ich hier angekommen bin, und noch habe ich keinen Brief von Ihnen empfangen. Indessen hoffe ich, daß Sie noch wohl sind, wie ich es auch von ganzem Herzen wünsche. Ich meinerseits bin seit langer Zeit nicht so gesund gewesen. Die hiesige Lebensart, besonders das viele Gehen zu Fuß um Besuche zu machen, bekommt mir ganz vortrefflich; dabei bin ich freilich, ungeachtet aller Schmausereien, sehr mäßig, und beobachte gewisse Vorsichten.
d. 11ten März. Gestern erhielt ich zu meiner großen Freude Ihren Brief. Schon seit mehreren Tagen hatte ich vor, Ihnen zu schreiben, ich schob es aber immer auf, weil ich hoffte Ihnen etwas gutes melden zu können, u so ist es denn auch erfolgt. Am vierten Tage nach meiner Ankunft wurde ich dem Königen bei dem großen Hof=Cirkel Vormittags vorgestellt. Der König war sehr gnädig u sagte, er wisse wohl wie viel ich im Fache der Indischen Sprache geleistet hätte. Ich nahm dann Gelegenheit mir die Erlaubniß zu erbitten Sr. Majestät meine Werke zu überreichen. Ich hatte das zweite Exemplar, das ich von Bonn kommen ließ, in Paris prächtig einbinden lassen, um hier gleich fertig zu seyn. Ich begleitete die vier schönen Bände mit einem französischen Schreiben, alles zusammen wurde dem Könige in Windsor, wo er sich gewöhnlich aufhält, durch den Hannöverischen Minister Baron von Ompteda überreicht. Der König las den Brief sehr aufmerksam, hatte große Freude an den Büchern, und ernannte mich sogleich zum Commandeur des Guelfen=Ordens. Am Sonnabend kam Baron von Ompteda zu mir, um es mir zu melden. Am Mittwochen werde ich wieder bei Hofe erscheinen um meinen Dank abzustatten. Sie werden nun das Vergnügen haben, mich mit einem schönen Ordensbande und Kreuze um den Hals und mit einem Sterne auf der Brust geschmückt zu sehen. Der Bruder des Königs, Herzog von Sussex, ist auch ungemein gnädig gegen mich. Er hatte mich zum Mittagessen in den Club der Königℓ. Societät eingeladen, wovon er Präsident ist. Ich saß neben ihm: nach den üblichen Gesundheiten brachte er die meinige aus, mit einer förmlichen Rede zu meinem Lobe die ich dann auf Englisch erwiederte. Überhaupt finde ich hier die ausgezeichnetste [2] Aufnahme. Viele besuchen mich zuerst. Fast alle Tage bin ich in vornehmen Häusern zum Mittagessen eingeladen. Heute z. B. bei dem ersten Minister Lord Lansdowne. Ich habe freien Eintritt in drei Clubs, wo man für mäßige Zahlung vortrefflich bedient wird, u alle möglichen Bequemlichkeiten genießt. – Freilich ist es sehr theuer, u die Reisen verursachen viel Aufwand, aber Sie sehen, meine liebe Marie, daß sie mir auch Vortheile verschaffen. Wie lange ich hier noch bleiben werde, kann ich noch nicht sagen. Auf jeden Fall denke ich im Monat Mai wieder zu Hause zu seyn, vielleicht aber auch schon im April. Es kommt auf die Umstände an. Erstlich habe ich noch ein Geschäft in Richtigkeit zu bringen. Wenn das geschehen ist, werde ich meinen Aufenthalt nur in dem Falle verlängern, wenn ich einen Vortheil dabei absehe. Ich schreibe an den Hofagenten, er möge Ihnen noch 50 thl. auszahlen wenn Sie es begehren. Zwei Rothschildische Loose sind zur Auszahlung ausgeloost: wenn es der Hofagent verlangt, können Sie ihm solche gegen einen Empfangschein aushändigen. Es sind die Nummern 2722 u 1068. Wenn eine davon die Ihrige ist, so nehmen Sie dagegen eine von den übrigen zu sich. Vielleicht wird es aber nicht nöthig seyn u alles bis zu meiner Zurückkunft in Ihrer Verwahrung bleiben. Was die oberen Zimmer betrifft, so ist das bis jetzt nur ein vorläufiger Gedanke; ich habe noch keine bestimmten Vorschläge dazu u werde es zeitig melden. – Sagen Sie dem Metzenmacher, ich müsse sogleich nach meiner Ankunft eine neue Perücke haben: er möge sich zeitig dazu anschicken. Nun leben Sie wohl, meine liebe Marie. Mich verlangt, ungeachtet aller hiesigen Annehmlichkeiten, sehr nach Hause, wo ich Sie gesund u alles in gutem Stande vorzufinden hoffe. Schneiden Sie das andre Blatt ab u geben es Hrn. Lassen. Nochmals Gott befohlen.
Schreiben Sie bald wieder, damit es mich gewiß noch trifft u adressiren Sie:
chez S. E. Mr le Baron de Bulow
Ambassadeur de Prusse

10 Great Cumberland Place
[1] London d. 10ten März 32.
Meine liebe Marie! Heute, Sonntag Morgen, werden gerade 14 Tage voll, seit ich hier angekommen bin, und noch habe ich keinen Brief von Ihnen empfangen. Indessen hoffe ich, daß Sie noch wohl sind, wie ich es auch von ganzem Herzen wünsche. Ich meinerseits bin seit langer Zeit nicht so gesund gewesen. Die hiesige Lebensart, besonders das viele Gehen zu Fuß um Besuche zu machen, bekommt mir ganz vortrefflich; dabei bin ich freilich, ungeachtet aller Schmausereien, sehr mäßig, und beobachte gewisse Vorsichten.
d. 11ten März. Gestern erhielt ich zu meiner großen Freude Ihren Brief. Schon seit mehreren Tagen hatte ich vor, Ihnen zu schreiben, ich schob es aber immer auf, weil ich hoffte Ihnen etwas gutes melden zu können, u so ist es denn auch erfolgt. Am vierten Tage nach meiner Ankunft wurde ich dem Königen bei dem großen Hof=Cirkel Vormittags vorgestellt. Der König war sehr gnädig u sagte, er wisse wohl wie viel ich im Fache der Indischen Sprache geleistet hätte. Ich nahm dann Gelegenheit mir die Erlaubniß zu erbitten Sr. Majestät meine Werke zu überreichen. Ich hatte das zweite Exemplar, das ich von Bonn kommen ließ, in Paris prächtig einbinden lassen, um hier gleich fertig zu seyn. Ich begleitete die vier schönen Bände mit einem französischen Schreiben, alles zusammen wurde dem Könige in Windsor, wo er sich gewöhnlich aufhält, durch den Hannöverischen Minister Baron von Ompteda überreicht. Der König las den Brief sehr aufmerksam, hatte große Freude an den Büchern, und ernannte mich sogleich zum Commandeur des Guelfen=Ordens. Am Sonnabend kam Baron von Ompteda zu mir, um es mir zu melden. Am Mittwochen werde ich wieder bei Hofe erscheinen um meinen Dank abzustatten. Sie werden nun das Vergnügen haben, mich mit einem schönen Ordensbande und Kreuze um den Hals und mit einem Sterne auf der Brust geschmückt zu sehen. Der Bruder des Königs, Herzog von Sussex, ist auch ungemein gnädig gegen mich. Er hatte mich zum Mittagessen in den Club der Königℓ. Societät eingeladen, wovon er Präsident ist. Ich saß neben ihm: nach den üblichen Gesundheiten brachte er die meinige aus, mit einer förmlichen Rede zu meinem Lobe die ich dann auf Englisch erwiederte. Überhaupt finde ich hier die ausgezeichnetste [2] Aufnahme. Viele besuchen mich zuerst. Fast alle Tage bin ich in vornehmen Häusern zum Mittagessen eingeladen. Heute z. B. bei dem ersten Minister Lord Lansdowne. Ich habe freien Eintritt in drei Clubs, wo man für mäßige Zahlung vortrefflich bedient wird, u alle möglichen Bequemlichkeiten genießt. – Freilich ist es sehr theuer, u die Reisen verursachen viel Aufwand, aber Sie sehen, meine liebe Marie, daß sie mir auch Vortheile verschaffen. Wie lange ich hier noch bleiben werde, kann ich noch nicht sagen. Auf jeden Fall denke ich im Monat Mai wieder zu Hause zu seyn, vielleicht aber auch schon im April. Es kommt auf die Umstände an. Erstlich habe ich noch ein Geschäft in Richtigkeit zu bringen. Wenn das geschehen ist, werde ich meinen Aufenthalt nur in dem Falle verlängern, wenn ich einen Vortheil dabei absehe. Ich schreibe an den Hofagenten, er möge Ihnen noch 50 thl. auszahlen wenn Sie es begehren. Zwei Rothschildische Loose sind zur Auszahlung ausgeloost: wenn es der Hofagent verlangt, können Sie ihm solche gegen einen Empfangschein aushändigen. Es sind die Nummern 2722 u 1068. Wenn eine davon die Ihrige ist, so nehmen Sie dagegen eine von den übrigen zu sich. Vielleicht wird es aber nicht nöthig seyn u alles bis zu meiner Zurückkunft in Ihrer Verwahrung bleiben. Was die oberen Zimmer betrifft, so ist das bis jetzt nur ein vorläufiger Gedanke; ich habe noch keine bestimmten Vorschläge dazu u werde es zeitig melden. – Sagen Sie dem Metzenmacher, ich müsse sogleich nach meiner Ankunft eine neue Perücke haben: er möge sich zeitig dazu anschicken. Nun leben Sie wohl, meine liebe Marie. Mich verlangt, ungeachtet aller hiesigen Annehmlichkeiten, sehr nach Hause, wo ich Sie gesund u alles in gutem Stande vorzufinden hoffe. Schneiden Sie das andre Blatt ab u geben es Hrn. Lassen. Nochmals Gott befohlen.
Schreiben Sie bald wieder, damit es mich gewiß noch trifft u adressiren Sie:
chez S. E. Mr le Baron de Bulow
Ambassadeur de Prusse

10 Great Cumberland Place
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