• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Amsterdam · Date: [Mitte Mai 1794]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: [Mitte Mai 1794]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 197‒199.
  • Incipit: „[1] An Wilhelm.
    Den Brief an Becker habe ich sogleich hingetragen; er war auf einer Landparthie, ich habe ihn also noch nicht [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.55
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11,5 cm
    Language
  • German
[1] An Wilhelm.
Den Brief an Becker habe ich sogleich hingetragen; er war auf einer Landparthie, ich habe ihn also noch nicht gesprochen. Ich danke Dir indeßen recht sehr. –
Mit Carolinen stehe ich schon in Briefwechsel, über die Möglichkeit eines hiesigen Aufenthalts. – Der Ort ist wohlfeil; und meine Schwester werden wir, hoffe ich, leicht für uns gewinnen. Car.[oline] mag Dir schicken, was ich darüber an Sie geschrieben. Die Schwierigkeit, die ich nicht beurtheilen kann, ist die politische; ich glaube aber nicht, daß sie von Bedeutung ist. Das bleibt indeßen auch, daß meine Schwester und Körners um unser Geheimniß schon ganz wißen, und daß es also gleich ist, ob C.[aroline] Jul[ius] mitbringt oder nicht. –
Ein einzelner Mann kann hier (in Neustadt nehmlich) für 30 Thl. jährlich, reinlich, für 40 Thl. gewiß elegant wohnen. Genauer kann ich es nicht gut angeben. Ich weiß Jemand der für 30 Thl. 3 <sehr> große Zimmer nebst Kammer im zweyten Stockwerk hat. – Was den [2] Tisch betrifft, so hat man Suppe und ein sehr gut zubereitet Eßen für 3 bis 4 Gr., Abends 2 Gr. Man hat die Wahl unter mehrern; im Ganzem ist es vermuthlich um etwas wohlfeiler. Ich rechne also mit 80 Thl. jährlich sehr reichlich. Wäsche ist sehr wohlfeil, wie ich sie habe (2 Thl. quartal.) aber freilich auch sehr schlecht; vielleicht aber kannst Du für 4 Thl. sehr gut gewaschen bekommen. Kleidung läßt sich so genau nicht bestimmen. Du kannst rechnen 2/3 von dem, was es in Niedersachsen kostet; und dann braucht man viel weniger. Zur Aufwartung für eine einzelne Mannsperson ohne Bedienten ist man hier nicht recht eingerichtet. Die gewöhnl[iche] Aufwartung, die man bey dem Logis hat, und die nicht hinreicht; diese ist sehr wohlfeil. Das einzige, was etwas theuer ist, ist der Friseur, 1½ bis 2 Thl. monathlich. – Car.[olines] Bedürfniße kann ich weniger genau bestimmen. – Weniger als 250 Thl. rechne aber doch nicht für Dich. –
Mit der Mittheilung eines Briefes von Humbold wirst Du mir viel Vergnügen machen. Ich habe viele von ihm an Kör[3]ner gesehn, worin mich vieles intereßirt; vorzüglich habe ich bewundert, wie sehr er gewußt hatte, in K[örner]s eigenste Denkart hineinzugehen. – K.[örner] hatte ihm wegen des Mitford geschrieben – er hat sich der Sache mit großem Eifer angenommen, vors erste an Vieweg in Berlin geschrieben; macht Hoffnung zu einem größern Honorar, als ich gefordert (nehmlich 4 Thl. für den Bogen); vielleicht schreibe ich ihm selbst; wenn Du ihm aber schreibst, könntest Du deßen auch wohl erwähnen. –
Deinen Rath wegen des Eustathius und der römischen Dichter werde ich befolgen – aber erst künftigen Winter. Jezt treibe ich sogar das Lesen und excerpiren der griechischen Schriftsteller nur wenn ich zu weiter nichts fähig bin, um so viel als möglich auf dem Papier zu haben, ehe ich nach Pillnitz gehe.
Lebe tausendmahl wohl
F. Schl.

Die übrigen Annehmlichkeiten von Dr.[esden] für Dich sind sehr groß; die Schönheit der Gegend, die Kunstsammlungen, die Bibliothek. – Ich sehe die Sache als so thunlich an, daß ich möchte Du sagtest nur M.[uilman] lieber gleich auf. Wenn [4] Du Nachricht wegen des Politischen hast, so rathe ich an Charl.[otte] zu schreiben – nicht zu fragen ob Caroline kommen soll – sondern zu melden, sie kommt, und dann ihre Freundschaft zu verlangen. Du kannst aber das, was Du eigentlich verlangst, nicht bestimmt genung angeben, und nicht leicht genung machen. – Ueber die Ursache, weshalb Dr.[esden] der beste ja einzige Zufluchtsort, müßte ein Schleyer gedeckt werden, und es ließe sich leicht so etwas zimmern. Ueber Car.[olines] Vermögensumstände rathe ich Dir Lottchen etwas Wind zu machen, als wenn nehmlich Car.[oline] mit der allergrößten aisance leben könnte. Sie schränkte sich freiwillig ein, für ihr Kind und aus natürlicher Neigung. – Verwirf das ja nicht.
Fritz.

ich werde Lottchen auf den Empfang dieses Briefs vorbereiten, wie habe ich an Car.[oline] geschrieben.
[1] An Wilhelm.
Den Brief an Becker habe ich sogleich hingetragen; er war auf einer Landparthie, ich habe ihn also noch nicht gesprochen. Ich danke Dir indeßen recht sehr. –
Mit Carolinen stehe ich schon in Briefwechsel, über die Möglichkeit eines hiesigen Aufenthalts. – Der Ort ist wohlfeil; und meine Schwester werden wir, hoffe ich, leicht für uns gewinnen. Car.[oline] mag Dir schicken, was ich darüber an Sie geschrieben. Die Schwierigkeit, die ich nicht beurtheilen kann, ist die politische; ich glaube aber nicht, daß sie von Bedeutung ist. Das bleibt indeßen auch, daß meine Schwester und Körners um unser Geheimniß schon ganz wißen, und daß es also gleich ist, ob C.[aroline] Jul[ius] mitbringt oder nicht. –
Ein einzelner Mann kann hier (in Neustadt nehmlich) für 30 Thl. jährlich, reinlich, für 40 Thl. gewiß elegant wohnen. Genauer kann ich es nicht gut angeben. Ich weiß Jemand der für 30 Thl. 3 <sehr> große Zimmer nebst Kammer im zweyten Stockwerk hat. – Was den [2] Tisch betrifft, so hat man Suppe und ein sehr gut zubereitet Eßen für 3 bis 4 Gr., Abends 2 Gr. Man hat die Wahl unter mehrern; im Ganzem ist es vermuthlich um etwas wohlfeiler. Ich rechne also mit 80 Thl. jährlich sehr reichlich. Wäsche ist sehr wohlfeil, wie ich sie habe (2 Thl. quartal.) aber freilich auch sehr schlecht; vielleicht aber kannst Du für 4 Thl. sehr gut gewaschen bekommen. Kleidung läßt sich so genau nicht bestimmen. Du kannst rechnen 2/3 von dem, was es in Niedersachsen kostet; und dann braucht man viel weniger. Zur Aufwartung für eine einzelne Mannsperson ohne Bedienten ist man hier nicht recht eingerichtet. Die gewöhnl[iche] Aufwartung, die man bey dem Logis hat, und die nicht hinreicht; diese ist sehr wohlfeil. Das einzige, was etwas theuer ist, ist der Friseur, 1½ bis 2 Thl. monathlich. – Car.[olines] Bedürfniße kann ich weniger genau bestimmen. – Weniger als 250 Thl. rechne aber doch nicht für Dich. –
Mit der Mittheilung eines Briefes von Humbold wirst Du mir viel Vergnügen machen. Ich habe viele von ihm an Kör[3]ner gesehn, worin mich vieles intereßirt; vorzüglich habe ich bewundert, wie sehr er gewußt hatte, in K[örner]s eigenste Denkart hineinzugehen. – K.[örner] hatte ihm wegen des Mitford geschrieben – er hat sich der Sache mit großem Eifer angenommen, vors erste an Vieweg in Berlin geschrieben; macht Hoffnung zu einem größern Honorar, als ich gefordert (nehmlich 4 Thl. für den Bogen); vielleicht schreibe ich ihm selbst; wenn Du ihm aber schreibst, könntest Du deßen auch wohl erwähnen. –
Deinen Rath wegen des Eustathius und der römischen Dichter werde ich befolgen – aber erst künftigen Winter. Jezt treibe ich sogar das Lesen und excerpiren der griechischen Schriftsteller nur wenn ich zu weiter nichts fähig bin, um so viel als möglich auf dem Papier zu haben, ehe ich nach Pillnitz gehe.
Lebe tausendmahl wohl
F. Schl.

Die übrigen Annehmlichkeiten von Dr.[esden] für Dich sind sehr groß; die Schönheit der Gegend, die Kunstsammlungen, die Bibliothek. – Ich sehe die Sache als so thunlich an, daß ich möchte Du sagtest nur M.[uilman] lieber gleich auf. Wenn [4] Du Nachricht wegen des Politischen hast, so rathe ich an Charl.[otte] zu schreiben – nicht zu fragen ob Caroline kommen soll – sondern zu melden, sie kommt, und dann ihre Freundschaft zu verlangen. Du kannst aber das, was Du eigentlich verlangst, nicht bestimmt genung angeben, und nicht leicht genung machen. – Ueber die Ursache, weshalb Dr.[esden] der beste ja einzige Zufluchtsort, müßte ein Schleyer gedeckt werden, und es ließe sich leicht so etwas zimmern. Ueber Car.[olines] Vermögensumstände rathe ich Dir Lottchen etwas Wind zu machen, als wenn nehmlich Car.[oline] mit der allergrößten aisance leben könnte. Sie schränkte sich freiwillig ein, für ihr Kind und aus natürlicher Neigung. – Verwirf das ja nicht.
Fritz.

ich werde Lottchen auf den Empfang dieses Briefs vorbereiten, wie habe ich an Car.[oline] geschrieben.
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