• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Amsterdam · Date: [Ende Juli 1794]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: [Ende Juli 1794]
  • Notations: Datum sowie Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 201‒203.
  • Incipit: „[1] Liebster Freund Dein Brief hat sehr gute Wirkung gethan, wie Du aus Ch.[arlottes] Antwort sehen wirst. Die einzige Schwierigkeit ist [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.56
  • Number of Pages: 7S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 19 x 11,4 cm
    Language
  • German
[1] Liebster Freund Dein Brief hat sehr gute Wirkung gethan, wie Du aus Ch.[arlottes] Antwort sehen wirst. Die einzige Schwierigkeit ist noch, daß Ch.[arlotte] sehr gegen das Land ist, und Caroline sehr dafür. Ich hoffe Car.[oline] wird sich darein ergeben, ein halbes Jahr in der Stadt zu seyn; es ist in manchen Rücksichten ungleich vortheilhafter. – Dein Brief hat alles gethan, ich habe nichts nöthig gehabt zu sagen, und habe auch kein einziges von Euren Geheimnißens aufzuopfern gebraucht. Es kann dieß ja nie zu spät geschehen, und beßer wenn es gar nicht nöthig ist. – Das Bild habe ich gesagt, habest Du uns einstweilen, bis auf weitere Bestimmung geschickt. – Car.[oline] schrieb mir einmal, wenn sie das Original hätte, so wollte sie das Bild wohl hergeben, wenn sie Lottchen damit erkaufen könnte. Ich habe ihr dazu gerathen. – Ich werde vorsichtig seyn, und Alles aufs Beste betreiben.
Ich bin iezt beschäftigt Stücke aus dem Werke ins Reine zu schreiben. Was gedruckt ist, brauche ich Dir nicht abzuschreiben, wenn Du es haben kannst. Schreib mir also ob Du den Merkur, die Berliner Monathsschrift, die Thalia dort und zwar zeitig haben kannst? – Den Apollo von Meißner, und die Monathsschrift für Damen in Leipzig kannst Du schwerlich haben. [2] Werde nicht ungeduldig über den Aufschub. Ich komme oft ins Feuer und schreibe neues; ich mag mir nicht untersagen, Gedanken zu entwickeln, die ich vielleicht sonst verlieren möchte. Auch arbeite ich erst seit einigen Tagen daran. Die erste Zeit war vielen eignen Entwürfen gewidmet. – Was ich Dir schrieb – vom Leben der Cleopatra, Olympias pp. – Ueber den Stand der Gelehrten unter den Griechen denke ich in einem größern Werk zu vereinigen: Vermischte Schriften über Griech.[ische] Litter[atur] Gesch[ichte] Phil[osophie] Kunst u.s.w. <Die Einleitung soll seyn> Eine Abhandlung viell.[eicht] Briefe – über das Studium der Griechen. Es ist Stoff im Ueberfluß da – und vermuthlich zu mehrern Bänden. Ich werde suchen in diesem Werke anziehend und für ein großes Publikum populär zu schreiben; in dieser Rücksicht würde es sich zu meinem Werke ohngefähr verhalten, wie die Reinholdischen Briefe zu seinem Werke. Wenn ich Muße behalte, mehrere große Werke über die Gr.[iechen] auszuarbeiten, so könnte ich recht gut, alle Jahr einen Band, wo nicht mehr, von diesen liefern. – Unter vielen andern eins: Leben der Gr.[iechischen] Helden, so nicht im Plutarch bearbeitet z. B. ein Leben des Brasidas. –
Ueber das M[anuskript] schreibst Du mir gewiß recht viel; es kann nicht zu viel seyn. Du behältst es so lange Du willst, und schickst es [3] dann an Papen in H[annover].
Ueber das Buch de tribus impost[oribus] kann ich Dir vielleicht Nachricht schaffen, wenn Körner, wie er meynte, es selbst besizt. Der Verfaßer eines Lebens Friedr.[ichs] II. ist im Felde. Der einzige an der Bibl.[iothek] mit dem ich in freundschaftlicher Verbindung stehe und mit dem etwas zu machen ist, ist mit Litteratur des Mittelalters nicht so sehr bekannt. Die Geschichte von Lanzelot und Genievra muß doch im Buche von Artus stehen? Ein Eignes von Lanz.[elot] giebt es so viel ich weiß nicht. Ritterbücher vom Artus führt aber selbst Wieland in der Vorrede zum Geron an. Wegen des Buches de trib.[us] imp.[ostoribus] habe ich schon vorige Woche an Daßdorf geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Uebermorgen gehe ich selbst nach der Stadt.
Wie sehr freue ich mich, der nahen Hoffnung Car.[oline] hier zu haben, und der entferntern, mit Dir vereinigt zu leben. Ich werde doppelt leben. Ich habe bis iezt hier wirklich in einer traurigen Einsamkeit gelebt – die aber vielleicht mir gut und heilsam war.
Ich bin sehr begierig auf den Dante – sind es nur Uebersetzungen oder auch Geschriebenes? Wann aber soll das Werk erscheinen? – Hat Dir Car.[oline] meinen Einfall wegen des Bürgerischen Musenallmanachs mitgetheilt? Ich dächte, die [4] Sache verdiente einige Ueberlegung.
Nimm Dich doch mit Humbold in Acht – schreib ihm noch nicht daß Car.[oline] hieher kommt.
Zu dem Mitford habe ich noch keinen Verleger gefunden. Ich werde alles thun.
Du schreibst ja so wenig von Sophien als von Magge. Aus dem Briefe an Ch.[arlotte] sehe ich blos, daß sie auf dem Lande ist. Hat sich Dein Verhältniß mit ihr geändert? – Sie ist doch wohl eine Holländerin – mit der Deutschheit hast Du nur dicke gethan – eine Barbarin.
Von Mastiaux also keine Nachricht?
Du verzeihst gewiß, daß ich Dir so wenig geschrieben habe, es kann hoffentlich bald, gewiß künftigen Winter, öfter geschehen. Wir werden uns hoffentlich über die Griechen nicht streiten, und so wollen wir uns auch wieder Dißertationen schreiben, mag sich Car.[oline] auch mocquiren, so viel sie will.
Ch.[arlotte] zieht iezt selbst das Land vor in Rücksicht des Politischen. Ich finde ihre Wahl des Orts und alles übrige, was sie für gut findet oder meynt, sehr gut und paßend. Sie nimmt sich der Sache sehr freundschaftlich an. Schreibe ja öfter und erhalte ihren guten Willen, vorzüglich durch Zutrauen.
Ueber das Bild habe ich ihr die Wahrheit sagen müssen – indeßen ist das glaube ich um so beßer. Wenn Car.[oline] noch kommt, so kann sieʼs hier doch nicht aufhängen und es ihr also um so eher abtreten – und das ist doch keine gänzliche Trennung – da sie es oft sehen kann.
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[1] Liebster Freund Dein Brief hat sehr gute Wirkung gethan, wie Du aus Ch.[arlottes] Antwort sehen wirst. Die einzige Schwierigkeit ist noch, daß Ch.[arlotte] sehr gegen das Land ist, und Caroline sehr dafür. Ich hoffe Car.[oline] wird sich darein ergeben, ein halbes Jahr in der Stadt zu seyn; es ist in manchen Rücksichten ungleich vortheilhafter. – Dein Brief hat alles gethan, ich habe nichts nöthig gehabt zu sagen, und habe auch kein einziges von Euren Geheimnißens aufzuopfern gebraucht. Es kann dieß ja nie zu spät geschehen, und beßer wenn es gar nicht nöthig ist. – Das Bild habe ich gesagt, habest Du uns einstweilen, bis auf weitere Bestimmung geschickt. – Car.[oline] schrieb mir einmal, wenn sie das Original hätte, so wollte sie das Bild wohl hergeben, wenn sie Lottchen damit erkaufen könnte. Ich habe ihr dazu gerathen. – Ich werde vorsichtig seyn, und Alles aufs Beste betreiben.
Ich bin iezt beschäftigt Stücke aus dem Werke ins Reine zu schreiben. Was gedruckt ist, brauche ich Dir nicht abzuschreiben, wenn Du es haben kannst. Schreib mir also ob Du den Merkur, die Berliner Monathsschrift, die Thalia dort und zwar zeitig haben kannst? – Den Apollo von Meißner, und die Monathsschrift für Damen in Leipzig kannst Du schwerlich haben. [2] Werde nicht ungeduldig über den Aufschub. Ich komme oft ins Feuer und schreibe neues; ich mag mir nicht untersagen, Gedanken zu entwickeln, die ich vielleicht sonst verlieren möchte. Auch arbeite ich erst seit einigen Tagen daran. Die erste Zeit war vielen eignen Entwürfen gewidmet. – Was ich Dir schrieb – vom Leben der Cleopatra, Olympias pp. – Ueber den Stand der Gelehrten unter den Griechen denke ich in einem größern Werk zu vereinigen: Vermischte Schriften über Griech.[ische] Litter[atur] Gesch[ichte] Phil[osophie] Kunst u.s.w. <Die Einleitung soll seyn> Eine Abhandlung viell.[eicht] Briefe – über das Studium der Griechen. Es ist Stoff im Ueberfluß da – und vermuthlich zu mehrern Bänden. Ich werde suchen in diesem Werke anziehend und für ein großes Publikum populär zu schreiben; in dieser Rücksicht würde es sich zu meinem Werke ohngefähr verhalten, wie die Reinholdischen Briefe zu seinem Werke. Wenn ich Muße behalte, mehrere große Werke über die Gr.[iechen] auszuarbeiten, so könnte ich recht gut, alle Jahr einen Band, wo nicht mehr, von diesen liefern. – Unter vielen andern eins: Leben der Gr.[iechischen] Helden, so nicht im Plutarch bearbeitet z. B. ein Leben des Brasidas. –
Ueber das M[anuskript] schreibst Du mir gewiß recht viel; es kann nicht zu viel seyn. Du behältst es so lange Du willst, und schickst es [3] dann an Papen in H[annover].
Ueber das Buch de tribus impost[oribus] kann ich Dir vielleicht Nachricht schaffen, wenn Körner, wie er meynte, es selbst besizt. Der Verfaßer eines Lebens Friedr.[ichs] II. ist im Felde. Der einzige an der Bibl.[iothek] mit dem ich in freundschaftlicher Verbindung stehe und mit dem etwas zu machen ist, ist mit Litteratur des Mittelalters nicht so sehr bekannt. Die Geschichte von Lanzelot und Genievra muß doch im Buche von Artus stehen? Ein Eignes von Lanz.[elot] giebt es so viel ich weiß nicht. Ritterbücher vom Artus führt aber selbst Wieland in der Vorrede zum Geron an. Wegen des Buches de trib.[us] imp.[ostoribus] habe ich schon vorige Woche an Daßdorf geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Uebermorgen gehe ich selbst nach der Stadt.
Wie sehr freue ich mich, der nahen Hoffnung Car.[oline] hier zu haben, und der entferntern, mit Dir vereinigt zu leben. Ich werde doppelt leben. Ich habe bis iezt hier wirklich in einer traurigen Einsamkeit gelebt – die aber vielleicht mir gut und heilsam war.
Ich bin sehr begierig auf den Dante – sind es nur Uebersetzungen oder auch Geschriebenes? Wann aber soll das Werk erscheinen? – Hat Dir Car.[oline] meinen Einfall wegen des Bürgerischen Musenallmanachs mitgetheilt? Ich dächte, die [4] Sache verdiente einige Ueberlegung.
Nimm Dich doch mit Humbold in Acht – schreib ihm noch nicht daß Car.[oline] hieher kommt.
Zu dem Mitford habe ich noch keinen Verleger gefunden. Ich werde alles thun.
Du schreibst ja so wenig von Sophien als von Magge. Aus dem Briefe an Ch.[arlotte] sehe ich blos, daß sie auf dem Lande ist. Hat sich Dein Verhältniß mit ihr geändert? – Sie ist doch wohl eine Holländerin – mit der Deutschheit hast Du nur dicke gethan – eine Barbarin.
Von Mastiaux also keine Nachricht?
Du verzeihst gewiß, daß ich Dir so wenig geschrieben habe, es kann hoffentlich bald, gewiß künftigen Winter, öfter geschehen. Wir werden uns hoffentlich über die Griechen nicht streiten, und so wollen wir uns auch wieder Dißertationen schreiben, mag sich Car.[oline] auch mocquiren, so viel sie will.
Ch.[arlotte] zieht iezt selbst das Land vor in Rücksicht des Politischen. Ich finde ihre Wahl des Orts und alles übrige, was sie für gut findet oder meynt, sehr gut und paßend. Sie nimmt sich der Sache sehr freundschaftlich an. Schreibe ja öfter und erhalte ihren guten Willen, vorzüglich durch Zutrauen.
Ueber das Bild habe ich ihr die Wahrheit sagen müssen – indeßen ist das glaube ich um so beßer. Wenn Car.[oline] noch kommt, so kann sieʼs hier doch nicht aufhängen und es ihr also um so eher abtreten – und das ist doch keine gänzliche Trennung – da sie es oft sehen kann.
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