• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Leipzig · Place of Destination: Jena · Date: 28.07.1796
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Leipzig
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 28.07.1796
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 324‒325.
  • Incipit: „[1] Leipzig. Den 28ten Juli 96.
    Ich eile Euch diese Nachricht von Charlotten mitzutheilen. Ich empfieng den Brief erst gestern Nachmittag. Am [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.86 und 85
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U. und 2S., hs. m. U.
  • Format: 18,7 x 11,5 cm
    Language
  • German
[1] Leipzig. Den 28ten Juli 96.
Ich eile Euch diese Nachricht von Charlotten mitzutheilen. Ich empfieng den Brief erst gestern Nachmittag. Am Tage der Kindtaufe fand ich Ch.[arlotte] und das Kind beßer, weit beßer als ich gehofft; Charl.[otte] wirklich ausnehmend wohl, das Kind war quittengelb, welches, wie man mir sagt, ein gutes Zeichen seyn soll.
Den Montag <nach der Versichrung des Fuhrmanns> wird mein großer Koffer in Jena ankommen. Ich bitte Dich ihn zu akzeptiren, und 2 Thl. 12 Gr. sächsisch dafür zu zahlen. Ich lege das Geld bey.
Morgen früh gehe ich zu Fuß nach Weißenfels. Den Tag meiner Ankunft in Jena kann ich noch nicht bestimmen. Doch könnte es leicht seyn, daß ich noch nach meinem Koffer käme.
Mit Reichardt bin ich hier [2] einen Abend, einen Morgen und einen Mittag zusammengewesen. Was die Geschäfte betritt, so bin ich mit ihm sehr wohl zufrieden, wie mit Fleischer. Die Reichardt hat mir auch gefallen. – Uebel ists nur daß er eine Art Haß gegen die zu haben scheint, die auch über ihn gegen Dich so ungünstig geurtheilt haben. Es muß da etwas vorgefallen seyn, das wir nicht wissen.
Willst und kannst Du erklären, daß ich in keine Fakzion mit ihm mich je einlassen, oder mich dazu werde misbrauchen lassen; daß ich nur deswegen mit ihm in Verbindung stehe, weil ich seine procedés als Herausgeber eines Journals unverbesserlich finde etc., so kannst Du es mit Wahrheit und vielleicht mit Vortheil für [3] mich thun. Ich möchte nicht gern in Jena auf der Liste der gens suspects stehen; und da es im Ernst mein heiligster Vorsatz ist, an keiner gelehrten Fakzion einigen Antheil zu nehmen, so wünschte ich, daß man dieß auch anerkennte, und meine Freymüthigkeit nicht mißdeutete. – Ist es möglich mit Schiller in einem leidlichen Verhältniß zu bleiben, so wünschte ichs sehr. – Vielleicht kannst Du Gebrauch davon machen, daß ich wieder die beyden Recensionen der Horen in der Bibliothek und den Annalen geschrieben. Die letzte ist, wie ich gleich dachte, von Heydenreich. – Körner hat am 21ten schon an Schiller meinetwegen geschrieben. Ist es noch nicht geschehn, so könntest Du also jetzt sicher Gelegenheit zu einem Ge[4]spräch nehmen, um Dich auf alle Weise aus der Sache zu ziehn.
Lieb wäre mirs sehr, wenn Kar.[oline] gleich nach Empfang dieses eine Zeile nach Weissenfels (Salinen-Direktor Hardenberg) schriebe, wie es damit steht, und ob Sch.[iller] den Cäsar akzeptirt. Denn es ist doch zehn gegen Eins zu wetten, daß der Brief mich noch trift.
Freundschaftsbetheuerung erinnere ich mich <nicht an Dich in dem bewußten Briefe geschrieben zu haben.> Irre ich mich, so nehme ich sie zurück, um Deinem Urtheil nicht vorzugreifen. Ich hatte im Sinne Dich zu bitten: mich <eben> so mit Anmaaßung (die unter uns Brüdern ganz unschicklich seyn würde) zu verschonen, als ich Dich mit Zudringlichkeit. –
Es hat mir weh gethan, daß Du mir den ½ Ldr. schicktest, ohne das Geld von H.[olland] zu haben, wie ich nachher erfuhr. Ich freue mich, daß es nun da ist, und umarme Dich herzlich.
Friedrich
[1] Deine Recension von Voß bitte ich Dich mir im voraus hinzulegen. Ich bin fast so begierig darauf als auf den Pygmalion.
[5] Donnerstags (Abend spät).
In diesem Augenblick erhalte ich Deinen Brief, und habe nur noch eben Zeit, Dir herzlich zu danken für die freundschaftl.[iche] Erfüllung aller meiner Bitten.
Deine Aufträge an Reichardt kann ich nicht besorgen, weil ich ihn schon gesprochen. Er ist nach Bayreuth, wo er 4–6 Wochen bleibt. Seine Addreße ist beym Cammerpräs.[identen] von Schuckmann. – Ich kann nicht gut an ihn schreiben, bis ich den Lessing mitschicke, welches leicht noch ein acht Tage dauern könnte. Reichardt hat mir eine Rec.[ension] des Woldemar angetragen, die ich angenommen. Willst Du sie aber annehmen, so trete ich gern zurück. – Humboldts Rec.[ension] habe ich hier wieder gelesen; sie befriedigt mich aber nicht. Ich glaube auch sehr deutlich eine Nebenabsicht darin zu finden.
Gern, sehr gern sähe ichs doch, [6] wenn Kar.[oline] mir eine Zeile nach Weißenfels schriebe, ob der Cäsar akzeptirt sey. Denn ich stehe Euch nicht dafür, daß es mir bey Hardenberg sehr gut gefallen könne.
Ich kann bey ihm arbeiten, wie ich es auch hier sehr emsig gethan.
Wenn der Cäsar akzeptirt ist, so ist mir dann freylich sehr wichtig <sicher> zu wißen, ob ich zu Michaelis das Honorar bekomme, wenn man das anders mit guter Art erfahren kann.
Göschen ist auch sehr freundschaftlich gegen mich gewesen.
Tausend Grüsse.
F. S.
So lange ich noch auf der Reise bin, mußt Du die schlechte Schreibung verzeihn.
[1] Leipzig. Den 28ten Juli 96.
Ich eile Euch diese Nachricht von Charlotten mitzutheilen. Ich empfieng den Brief erst gestern Nachmittag. Am Tage der Kindtaufe fand ich Ch.[arlotte] und das Kind beßer, weit beßer als ich gehofft; Charl.[otte] wirklich ausnehmend wohl, das Kind war quittengelb, welches, wie man mir sagt, ein gutes Zeichen seyn soll.
Den Montag <nach der Versichrung des Fuhrmanns> wird mein großer Koffer in Jena ankommen. Ich bitte Dich ihn zu akzeptiren, und 2 Thl. 12 Gr. sächsisch dafür zu zahlen. Ich lege das Geld bey.
Morgen früh gehe ich zu Fuß nach Weißenfels. Den Tag meiner Ankunft in Jena kann ich noch nicht bestimmen. Doch könnte es leicht seyn, daß ich noch nach meinem Koffer käme.
Mit Reichardt bin ich hier [2] einen Abend, einen Morgen und einen Mittag zusammengewesen. Was die Geschäfte betritt, so bin ich mit ihm sehr wohl zufrieden, wie mit Fleischer. Die Reichardt hat mir auch gefallen. – Uebel ists nur daß er eine Art Haß gegen die zu haben scheint, die auch über ihn gegen Dich so ungünstig geurtheilt haben. Es muß da etwas vorgefallen seyn, das wir nicht wissen.
Willst und kannst Du erklären, daß ich in keine Fakzion mit ihm mich je einlassen, oder mich dazu werde misbrauchen lassen; daß ich nur deswegen mit ihm in Verbindung stehe, weil ich seine procedés als Herausgeber eines Journals unverbesserlich finde etc., so kannst Du es mit Wahrheit und vielleicht mit Vortheil für [3] mich thun. Ich möchte nicht gern in Jena auf der Liste der gens suspects stehen; und da es im Ernst mein heiligster Vorsatz ist, an keiner gelehrten Fakzion einigen Antheil zu nehmen, so wünschte ich, daß man dieß auch anerkennte, und meine Freymüthigkeit nicht mißdeutete. – Ist es möglich mit Schiller in einem leidlichen Verhältniß zu bleiben, so wünschte ichs sehr. – Vielleicht kannst Du Gebrauch davon machen, daß ich wieder die beyden Recensionen der Horen in der Bibliothek und den Annalen geschrieben. Die letzte ist, wie ich gleich dachte, von Heydenreich. – Körner hat am 21ten schon an Schiller meinetwegen geschrieben. Ist es noch nicht geschehn, so könntest Du also jetzt sicher Gelegenheit zu einem Ge[4]spräch nehmen, um Dich auf alle Weise aus der Sache zu ziehn.
Lieb wäre mirs sehr, wenn Kar.[oline] gleich nach Empfang dieses eine Zeile nach Weissenfels (Salinen-Direktor Hardenberg) schriebe, wie es damit steht, und ob Sch.[iller] den Cäsar akzeptirt. Denn es ist doch zehn gegen Eins zu wetten, daß der Brief mich noch trift.
Freundschaftsbetheuerung erinnere ich mich <nicht an Dich in dem bewußten Briefe geschrieben zu haben.> Irre ich mich, so nehme ich sie zurück, um Deinem Urtheil nicht vorzugreifen. Ich hatte im Sinne Dich zu bitten: mich <eben> so mit Anmaaßung (die unter uns Brüdern ganz unschicklich seyn würde) zu verschonen, als ich Dich mit Zudringlichkeit. –
Es hat mir weh gethan, daß Du mir den ½ Ldr. schicktest, ohne das Geld von H.[olland] zu haben, wie ich nachher erfuhr. Ich freue mich, daß es nun da ist, und umarme Dich herzlich.
Friedrich
[1] Deine Recension von Voß bitte ich Dich mir im voraus hinzulegen. Ich bin fast so begierig darauf als auf den Pygmalion.
[5] Donnerstags (Abend spät).
In diesem Augenblick erhalte ich Deinen Brief, und habe nur noch eben Zeit, Dir herzlich zu danken für die freundschaftl.[iche] Erfüllung aller meiner Bitten.
Deine Aufträge an Reichardt kann ich nicht besorgen, weil ich ihn schon gesprochen. Er ist nach Bayreuth, wo er 4–6 Wochen bleibt. Seine Addreße ist beym Cammerpräs.[identen] von Schuckmann. – Ich kann nicht gut an ihn schreiben, bis ich den Lessing mitschicke, welches leicht noch ein acht Tage dauern könnte. Reichardt hat mir eine Rec.[ension] des Woldemar angetragen, die ich angenommen. Willst Du sie aber annehmen, so trete ich gern zurück. – Humboldts Rec.[ension] habe ich hier wieder gelesen; sie befriedigt mich aber nicht. Ich glaube auch sehr deutlich eine Nebenabsicht darin zu finden.
Gern, sehr gern sähe ichs doch, [6] wenn Kar.[oline] mir eine Zeile nach Weißenfels schriebe, ob der Cäsar akzeptirt sey. Denn ich stehe Euch nicht dafür, daß es mir bey Hardenberg sehr gut gefallen könne.
Ich kann bey ihm arbeiten, wie ich es auch hier sehr emsig gethan.
Wenn der Cäsar akzeptirt ist, so ist mir dann freylich sehr wichtig <sicher> zu wißen, ob ich zu Michaelis das Honorar bekomme, wenn man das anders mit guter Art erfahren kann.
Göschen ist auch sehr freundschaftlich gegen mich gewesen.
Tausend Grüsse.
F. S.
So lange ich noch auf der Reise bin, mußt Du die schlechte Schreibung verzeihn.
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