• August Wilhelm von Schlegel to Johann Christoph von Aretin

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Wien · Date: [25.] Juli 1808
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Christoph von Aretin
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Wien
  • Date: [25.] Juli 1808
  • Notations: Datum (Tag) sowie Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 576‒577.
  • Incipit: „[1] Coppet d. [25.] Jul 1808
    Ihr gütiges Schreiben vom 19ten Mai nebst dem Diplom meiner Ernennung zum correspondirenden Mitgliede der K.[öniglich] [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-2
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,A,5,4
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,4 x 11,5 cm
    Language
  • German
[1] Coppet d. [25.] Jul 1808
Ihr gütiges Schreiben vom 19ten Mai nebst dem Diplom meiner Ernennung zum correspondirenden Mitgliede der K.[öniglich] Baierischen Akademie hat mich nicht mehr in Wien angetroffen, und da ich in kurzer Zeit so ziemlich ganz Deutschland durchflogen, so ist es mir von Ort zu Ort immer zu spät nachgereist. Verzeihen Sie daher die unwillkührliche Verzögerung meiner Antwort. Ich sage Ihnen meinen wärmsten Dank für den bedeutenden Antheil, den Ihr Wohlwollen unstreitig an dieser für mich so ehrenvollen Auszeichnung gehabt hat, und wünsche mir Glück dazu, mit Ihnen nun auch in ein äußeres Verhältniß zu treten, da meine Vorliebe für das Fach der Deutschen Alterth[umskunde], um welches Sie sich so große Verdienste erworben, schon längst ein geistiges der dankbaren Hochschätzung von meiner Seite gegründet hatte. Wüßte ich nur auch durch merkwürdige Mittheilungen der Erwartung einer so gelehrten Gesellschaft, die mich als ihr Mitglied betrachten will, zu entsprechen! Gewiß werde ich keine Gelegenheit versäumen, wenigstens meinen guten Willen darzuthun.
[2] Die von Ihnen herausgegebenen meisterhaften Holzschnitte, wovon Sie mir ein Exemplar mitgaben, haben in Wien ihren Weg [gefunden] zu bessern Kennern als ich bin. Ich zeigte sie dem Marchese Landriani, der Kammerherr beym Herzog von Sachsen Teschen und Aufseher über seine Kunstsachen ist; er war davon entzückt und versicherte, noch nie etwas so gelungenes so fein und geistreich gearbeitetes in dieser Gattung gesehen zu haben. Der Herzog ließ bey mir anfragen, wo man sich dieß vortrefliche Werk verschaffen könne und da es damals noch nicht erschienen war, so konnte ich natürlich nicht umhin ihm den Besitz des ersten Heftes vorläufig anzubieten, welches also seine Stelle neben den Handzeichnungen und Kupferstichen in der unermeßlichen Sammlung des Herzogs eingenommen hat. Goethes Anzeige habe ich noch nicht gelesen, bin aber sehr begierig damit zu wetteifern, und muß daher wünschen, mir das Werk, so weit es erschienen ist, von neuem zu verschaffen. Ich ersuche Hofr.[ath] Schelling es für mich in München zu kaufen, und wenn Sie ihm gütigst das mir bestimmte Exemplar Ihrer Zeitschrift zustellen wollen, so wird mir alles in Einem Pakete übermacht werden können. Auf eine Gelegenheit möchte ich nicht gern warten, da sie vielleicht lange ausbleiben dürfte, und ich gerne bald von beydem eine Anzeige sey es für die A[llgemeine] L[iteratur] Z[eitung] oder die Heidelbergischen Jahrbücher aufsetzte.
[3] Die mir anvertraute Handschrift des Liedes der Niebelungen hätte ich von Wien aus schon zurück senden sollen, aber da meine dort gehaltenen Vorlesungen mich verhindert, mit der Arbeit ganz zu Stande zu kommen, so hat sie mich noch auf meiner Reise hieher begleitet, freylich so sorgfältig verwahrt als die Ilias in dem Kleinodien Kästchen des Darius, und mit der ersten sichern Gelegenheit wird sie in wenigen Wochen zurück erfolgen.
Sollte Hr. Docen geneigt seyn seine Abschrift dieses Codex gegen einen angemeßnen Preis abzustehn? Nach der Bearbeitung von Hrn. von Hagen würde er sie doch nur auf seine Kosten können drucken lassen. Ich werde nächstens auch die Varianten aus Skt. Gallen bekommen und also alles zu einer größeren kritischen Arbeit beysammen haben; wiewohl ich die Lesearten des Münchner Codex sorgfältig ausgezeichnet würde mir doch eine Abschrift des Ganzen sehr nützlich seyn.
Zum Behuf meiner Studien sammle ich altdeutsche Bücher so weit meine Mittel reichen. Leider fehlt es mir bey meiner häufigen Abwesenheit von Deutschland sehr an Gelegenheit dazu, und ich muß deßhalb die Ge[4]fälligkeit dort lebender Freunde in Anspruch nehmen. Sollte nicht ein Antiquar in München das Heldenbuch zu verkaufen haben? Sie würden mich sehr durch die Nachfrage verbinden.
In Hoffnung einer baldigen erfreulichen Antwort mit ausgezeichneter
Hochachtung
Ihr
[1] Coppet d. [25.] Jul 1808
Ihr gütiges Schreiben vom 19ten Mai nebst dem Diplom meiner Ernennung zum correspondirenden Mitgliede der K.[öniglich] Baierischen Akademie hat mich nicht mehr in Wien angetroffen, und da ich in kurzer Zeit so ziemlich ganz Deutschland durchflogen, so ist es mir von Ort zu Ort immer zu spät nachgereist. Verzeihen Sie daher die unwillkührliche Verzögerung meiner Antwort. Ich sage Ihnen meinen wärmsten Dank für den bedeutenden Antheil, den Ihr Wohlwollen unstreitig an dieser für mich so ehrenvollen Auszeichnung gehabt hat, und wünsche mir Glück dazu, mit Ihnen nun auch in ein äußeres Verhältniß zu treten, da meine Vorliebe für das Fach der Deutschen Alterth[umskunde], um welches Sie sich so große Verdienste erworben, schon längst ein geistiges der dankbaren Hochschätzung von meiner Seite gegründet hatte. Wüßte ich nur auch durch merkwürdige Mittheilungen der Erwartung einer so gelehrten Gesellschaft, die mich als ihr Mitglied betrachten will, zu entsprechen! Gewiß werde ich keine Gelegenheit versäumen, wenigstens meinen guten Willen darzuthun.
[2] Die von Ihnen herausgegebenen meisterhaften Holzschnitte, wovon Sie mir ein Exemplar mitgaben, haben in Wien ihren Weg [gefunden] zu bessern Kennern als ich bin. Ich zeigte sie dem Marchese Landriani, der Kammerherr beym Herzog von Sachsen Teschen und Aufseher über seine Kunstsachen ist; er war davon entzückt und versicherte, noch nie etwas so gelungenes so fein und geistreich gearbeitetes in dieser Gattung gesehen zu haben. Der Herzog ließ bey mir anfragen, wo man sich dieß vortrefliche Werk verschaffen könne und da es damals noch nicht erschienen war, so konnte ich natürlich nicht umhin ihm den Besitz des ersten Heftes vorläufig anzubieten, welches also seine Stelle neben den Handzeichnungen und Kupferstichen in der unermeßlichen Sammlung des Herzogs eingenommen hat. Goethes Anzeige habe ich noch nicht gelesen, bin aber sehr begierig damit zu wetteifern, und muß daher wünschen, mir das Werk, so weit es erschienen ist, von neuem zu verschaffen. Ich ersuche Hofr.[ath] Schelling es für mich in München zu kaufen, und wenn Sie ihm gütigst das mir bestimmte Exemplar Ihrer Zeitschrift zustellen wollen, so wird mir alles in Einem Pakete übermacht werden können. Auf eine Gelegenheit möchte ich nicht gern warten, da sie vielleicht lange ausbleiben dürfte, und ich gerne bald von beydem eine Anzeige sey es für die A[llgemeine] L[iteratur] Z[eitung] oder die Heidelbergischen Jahrbücher aufsetzte.
[3] Die mir anvertraute Handschrift des Liedes der Niebelungen hätte ich von Wien aus schon zurück senden sollen, aber da meine dort gehaltenen Vorlesungen mich verhindert, mit der Arbeit ganz zu Stande zu kommen, so hat sie mich noch auf meiner Reise hieher begleitet, freylich so sorgfältig verwahrt als die Ilias in dem Kleinodien Kästchen des Darius, und mit der ersten sichern Gelegenheit wird sie in wenigen Wochen zurück erfolgen.
Sollte Hr. Docen geneigt seyn seine Abschrift dieses Codex gegen einen angemeßnen Preis abzustehn? Nach der Bearbeitung von Hrn. von Hagen würde er sie doch nur auf seine Kosten können drucken lassen. Ich werde nächstens auch die Varianten aus Skt. Gallen bekommen und also alles zu einer größeren kritischen Arbeit beysammen haben; wiewohl ich die Lesearten des Münchner Codex sorgfältig ausgezeichnet würde mir doch eine Abschrift des Ganzen sehr nützlich seyn.
Zum Behuf meiner Studien sammle ich altdeutsche Bücher so weit meine Mittel reichen. Leider fehlt es mir bey meiner häufigen Abwesenheit von Deutschland sehr an Gelegenheit dazu, und ich muß deßhalb die Ge[4]fälligkeit dort lebender Freunde in Anspruch nehmen. Sollte nicht ein Antiquar in München das Heldenbuch zu verkaufen haben? Sie würden mich sehr durch die Nachfrage verbinden.
In Hoffnung einer baldigen erfreulichen Antwort mit ausgezeichneter
Hochachtung
Ihr
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