• Mohr & Winter (Heidelberg) , Jakob Christian Benjamin Mohr , Christian Friedrich Winter to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Heidelberg · Place of Destination: Paris · Date: 02.12.1816
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Mohr & Winter (Heidelberg), Jakob Christian Benjamin Mohr, Christian Friedrich Winter
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Heidelberg
  • Place of Destination: Paris
  • Date: 02.12.1816
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 383716241
  • Bibliography: Jenisch, Erich (Hg.): August Wilhelm Schlegels Briefwechsel mit seinen Heidelberger Verlegern. Festschrift zur Jahrhundert-Feier des Verlags Carl Winters Universitätsbuchhandlung in Heidelberg 1822‒1922. Heidelberg 1922, S. 134‒136.
  • Incipit: „[1] Hochwohlgebohrner
    Hochzuverehrender Herr!
    Sie wollen uns vergeben daß wir Ihren schätzbaren Brief v[om] 13. v. Mts. nicht wieder auf der Stelle beantwortet [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34977
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.16,Nr.43
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 1 S., hs. m. U.
  • Format: 24,8 x 20,5 cm
    Language
  • German
[1] Hochwohlgebohrner
Hochzuverehrender Herr!
Sie wollen uns vergeben daß wir Ihren schätzbaren Brief v[om] 13. v. Mts. nicht wieder auf der Stelle beantwortet haben, im augenbliklichen Uebermaas von Geschäften konnte es nicht geschehen ohne Beiseitsetzung reiflicher Ueberlegung.
Zuvörderst müssen wir Ihnen nun nach unsrer besten Ueberzeugung auf Ihre weitere gütige Anfrage wegen des Werks der Frau von Staël erwiedern: daß es einem deutschen Verleger völlig unmöglich ist, mit Sicherheit auch darauf einzugehen. Die Gründe warum? werden Sie uns anzuführen erlassen und uns lieber erlauben folgenden Vorschlag zu thun.
Es ist wohl Frau von Staël daran gelegen, daß eine solide Ausgabe Ihres Werkʼs auch in Deutschland erscheine. ‒ Wir wollen eine solche veranstalten [2] und zwar auf Kosten der Frau Verfasserin und nur den Debit davon übernehmen gegen übliche Vergütung und Berechnung nach Verlauf der Leipziger Ostermesse 1818 ‒ in sofern das Ganze im nächsten Jahre bis etwa zu Michaelis erscheint. Die Auslagen für Druk u[nd] Papier würden wir allenfalls auf uns nehmen und seiner Zeit berechnen, für unsre Bemühung u[nd] Nachlaß des im deutschen Buchhandel üblichen Rabats an andre Buchhandlungen würden wir uns die Hälfte am festgesetzten Ladenpreis bedingen. Dabei dürften wir denn für eine deutsche Uebersetzung sorgen und dieselbe auf unsre Kosten verlegen.
Dieser Vorschlag hat freilich den Schein von einseitigem Vortheil, allein in der Ueberzeugung daß sich kein Verleger in Deutschland zu einer Ausgabe auf seine Gefahr und Kosten, die besondre Honorarbestimmung eingeschlossen, bereit finden wird ‒ scheint es uns das einzige Mittel was der Frau Verfasserin einigen Ersatz für eine Ausgabe in Deutschl[and] verschaffen [3] würde, denn außerdem wird es nicht an Speculanten fehlen, die auf wohlfeilerem Wege sowohl französ[isches] Original als Uebersetzung in Deutschl[and] liefern und sich allein auf diese Weise allen Vortheil aneignen, wenn auch durch fehlerhafte und unwürdige Ausgaben, was die Frau Verfasserin gewiß schmerzen würde. ‒
Wir stellen nun diesen Vorschlag Ew. Hochwohlgebohren Ermessen anheim und gehen zu weiterer Beantwortung Ihres Briefes über indem wir Ihnen den richtigen Empfang des revidirten Exempl[ars] zur neuen Auflage der Vorlesungen melden. Die dem Briefe beigefügte Vorrede u[nd] Anweisung für den Setzer ist mit dem 1. B[an]de in der Drukkerei, der Anfang des Druks kann jedoch erst in einigen Wochen gemacht werden, da es noch an Papier fehlt das bei dem üblen Wetter nicht zum Trocknen in der Fabrik zu bringen ist. Das von Ihnen erwähnte Verzeichniß der im Werke vorkommenden Schriftsteller u[nd] Dichter werden wir besorgen lassen u[nd] Ihnen wo möglich vor dem Druk zur Einsicht mittheilen.
[4] Ein Abdruk Ihrer Recension von Niebuhr werden Sie bei Empfang dieses in Händen haben.
Ew. Hochwohlgebohren uns nun ferner gütigst mitgetheilten Gedanken in Hinsicht einer vorzunehmenden neuen Ausgabe der Bodmerschen Minneliedersamml[ung] würde zu einer andern ruhigern, gemüthvollern u[nd] weniger drükkenden Zeit einem Verleger sehr erwünscht und ausführbar erscheinen. Sinn für solche Litteratur ist allerdings noch da, allein der ernste, rechte ist wohl nur bei Wenigen zu finden und nur solche würde dies Werk besonders zum Ankauf veranlassen, wenn zugleich die Mittel nicht fehlen. Wir haben uns darüber mit H[errn] Hofr[ath] Wilken besprochen und er ist gleicher Meinung. ‒ In merkantilischer Hinsicht ist also gerade dieser Gegenstand jezt kein räthliches Unternehmen. Wäre es die Ausgabe des Nibelungenlieds, das nun einmal allgemeines Interesse hat, so wäre kein Bedenken zu tragen, allein kostbare Unternehmungen, wenn sie auch auf die Dauer gerichtet sind, müssen einen Verleger jezt abschrecken da er nicht erwarten kann daß ihm solche vorʼs erste vergolten werden, die Mittel sind durch seitherige Anstrengungen zu sehr erschöpft. [5] Uebrigens wäre die Anschaffung der gothischen Schrift nach unsrer Meinung nicht mit besondern Schwierigkeiten verbunden, insofern davon nicht mehrerlei, sondern nur ein paar Sorten nothwendig wären und diese in der Folge auch sonst wohl noch gebraucht werden könnten. Die Hauptsache ist freilich wie das Publikum sich daran gewöhnt und ob das Lesen nicht besonders schwierig ist, so daß es wieder ein eignes Studium erfodert, was nicht jedem zusagen möchte.
Zur Ausführung Ihrer literar[ischen] Plane so viel an uns ist mitwirken zu dürfen und es nach Umständen zu vermögen, kann uns nicht anders als zur besondern Freude und hoher Ehre gereichen, wir hoffen dabei auf die Fortdauer Ihres gütigen Vertrauens.
Verehrungsvoll empfehlen wir uns
Ew. Hochwohlgebohren
ganz ergebenst
Mohr u Winter.
Heidelberg d[en] 2. Dec[ember] 1816.
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[1] Hochwohlgebohrner
Hochzuverehrender Herr!
Sie wollen uns vergeben daß wir Ihren schätzbaren Brief v[om] 13. v. Mts. nicht wieder auf der Stelle beantwortet haben, im augenbliklichen Uebermaas von Geschäften konnte es nicht geschehen ohne Beiseitsetzung reiflicher Ueberlegung.
Zuvörderst müssen wir Ihnen nun nach unsrer besten Ueberzeugung auf Ihre weitere gütige Anfrage wegen des Werks der Frau von Staël erwiedern: daß es einem deutschen Verleger völlig unmöglich ist, mit Sicherheit auch darauf einzugehen. Die Gründe warum? werden Sie uns anzuführen erlassen und uns lieber erlauben folgenden Vorschlag zu thun.
Es ist wohl Frau von Staël daran gelegen, daß eine solide Ausgabe Ihres Werkʼs auch in Deutschland erscheine. ‒ Wir wollen eine solche veranstalten [2] und zwar auf Kosten der Frau Verfasserin und nur den Debit davon übernehmen gegen übliche Vergütung und Berechnung nach Verlauf der Leipziger Ostermesse 1818 ‒ in sofern das Ganze im nächsten Jahre bis etwa zu Michaelis erscheint. Die Auslagen für Druk u[nd] Papier würden wir allenfalls auf uns nehmen und seiner Zeit berechnen, für unsre Bemühung u[nd] Nachlaß des im deutschen Buchhandel üblichen Rabats an andre Buchhandlungen würden wir uns die Hälfte am festgesetzten Ladenpreis bedingen. Dabei dürften wir denn für eine deutsche Uebersetzung sorgen und dieselbe auf unsre Kosten verlegen.
Dieser Vorschlag hat freilich den Schein von einseitigem Vortheil, allein in der Ueberzeugung daß sich kein Verleger in Deutschland zu einer Ausgabe auf seine Gefahr und Kosten, die besondre Honorarbestimmung eingeschlossen, bereit finden wird ‒ scheint es uns das einzige Mittel was der Frau Verfasserin einigen Ersatz für eine Ausgabe in Deutschl[and] verschaffen [3] würde, denn außerdem wird es nicht an Speculanten fehlen, die auf wohlfeilerem Wege sowohl französ[isches] Original als Uebersetzung in Deutschl[and] liefern und sich allein auf diese Weise allen Vortheil aneignen, wenn auch durch fehlerhafte und unwürdige Ausgaben, was die Frau Verfasserin gewiß schmerzen würde. ‒
Wir stellen nun diesen Vorschlag Ew. Hochwohlgebohren Ermessen anheim und gehen zu weiterer Beantwortung Ihres Briefes über indem wir Ihnen den richtigen Empfang des revidirten Exempl[ars] zur neuen Auflage der Vorlesungen melden. Die dem Briefe beigefügte Vorrede u[nd] Anweisung für den Setzer ist mit dem 1. B[an]de in der Drukkerei, der Anfang des Druks kann jedoch erst in einigen Wochen gemacht werden, da es noch an Papier fehlt das bei dem üblen Wetter nicht zum Trocknen in der Fabrik zu bringen ist. Das von Ihnen erwähnte Verzeichniß der im Werke vorkommenden Schriftsteller u[nd] Dichter werden wir besorgen lassen u[nd] Ihnen wo möglich vor dem Druk zur Einsicht mittheilen.
[4] Ein Abdruk Ihrer Recension von Niebuhr werden Sie bei Empfang dieses in Händen haben.
Ew. Hochwohlgebohren uns nun ferner gütigst mitgetheilten Gedanken in Hinsicht einer vorzunehmenden neuen Ausgabe der Bodmerschen Minneliedersamml[ung] würde zu einer andern ruhigern, gemüthvollern u[nd] weniger drükkenden Zeit einem Verleger sehr erwünscht und ausführbar erscheinen. Sinn für solche Litteratur ist allerdings noch da, allein der ernste, rechte ist wohl nur bei Wenigen zu finden und nur solche würde dies Werk besonders zum Ankauf veranlassen, wenn zugleich die Mittel nicht fehlen. Wir haben uns darüber mit H[errn] Hofr[ath] Wilken besprochen und er ist gleicher Meinung. ‒ In merkantilischer Hinsicht ist also gerade dieser Gegenstand jezt kein räthliches Unternehmen. Wäre es die Ausgabe des Nibelungenlieds, das nun einmal allgemeines Interesse hat, so wäre kein Bedenken zu tragen, allein kostbare Unternehmungen, wenn sie auch auf die Dauer gerichtet sind, müssen einen Verleger jezt abschrecken da er nicht erwarten kann daß ihm solche vorʼs erste vergolten werden, die Mittel sind durch seitherige Anstrengungen zu sehr erschöpft. [5] Uebrigens wäre die Anschaffung der gothischen Schrift nach unsrer Meinung nicht mit besondern Schwierigkeiten verbunden, insofern davon nicht mehrerlei, sondern nur ein paar Sorten nothwendig wären und diese in der Folge auch sonst wohl noch gebraucht werden könnten. Die Hauptsache ist freilich wie das Publikum sich daran gewöhnt und ob das Lesen nicht besonders schwierig ist, so daß es wieder ein eignes Studium erfodert, was nicht jedem zusagen möchte.
Zur Ausführung Ihrer literar[ischen] Plane so viel an uns ist mitwirken zu dürfen und es nach Umständen zu vermögen, kann uns nicht anders als zur besondern Freude und hoher Ehre gereichen, wir hoffen dabei auf die Fortdauer Ihres gütigen Vertrauens.
Verehrungsvoll empfehlen wir uns
Ew. Hochwohlgebohren
ganz ergebenst
Mohr u Winter.
Heidelberg d[en] 2. Dec[ember] 1816.
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