• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: [vor dem 28. November 1797]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: [vor dem 28. November 1797]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 41‒42.
  • Incipit: „[1] Hier ist das Verlangte, lieber Freund; auch die Musik für Augusten. – Ich habe schrecklich zu thun; dabey einen solchen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.92
  • Number of Pages: 5S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 11 cm
    Language
  • German
[1] Hier ist das Verlangte, lieber Freund; auch die Musik für Augusten. – Ich habe schrecklich zu thun; dabey einen solchen Zufluß von Gedanken, daß ich gar nicht aus dem Schreiben kommen kann. Endlich ist jetzt eine üble Zeit, da ich in so viele Gesellschaften mit R.[eichardt] zusammengebeten werde. – Ich hoffe Du rechnest mir meinen letzten langen Brief, auf den ich eine, recht umständliche Antwort zu erhalten hoffe, und verzeihst, wenn ich nur Fragen und Antworten so hinwerfe, wie sie mir einfallen. –
Die Recension des Tieck und der Bamb.[occiaden] hat mir wegen der klassischen Grazie und Urbanität große Freude gemacht; obgleich ich Tieck weit mehr wegen des Lovell und s.[einer] Person schätze als des etwas Katers wegen, den ich nicht reich, nicht [2] frech und nicht poetisch genung finde. Das letzte hast Du, wo ich Dich verstehe, auch angedeutet. Er giebts auch zu. – Den Lovell lese ich zum zweytenmahl. Die Rec[ension] ist einmahl wieder eine klass.[ische] Prostituzion für die All.[gemeine] L.[itteratur-] Z.[eitung]. – Die Bamb[occiaden] hat Bernhardi gemacht, ein Schüler von Tieck, der so bisweilen zu mir kömmt. In der A.[llgemeinen] L.[itteratur-] Z.[eitung] muß er von Rechtswegen gepriesen werden, da er doch wenigstens ein halber Gentleman ist. Wie seyd Ihr denn dazu gekommen, grade den lampoon auf die Herz zu excerpiren? – Es ist leicht die manquirteste Stelle im Buch. Er [3] kennt die Herz gar nicht, wie er denn überall nicht von der besten Gesellschaft ist. Ein lampoon der fehl trift und ohne genaue Kentniß der Indivi[dualität] gemacht wird, ist doch auch gar nichts. Er will Tiecks Schwester heyrathen. Mir ist Wackenroder, der Verfasser des Klosterbruder, der liebste aus dieser ganzen Kunstschule. Er hat wohl mehr Genie als Tieck: aber dieser gewiß weit mehr Verstand.
Tieck hat s.[ich] über Deine Rec.[ension] sehr gefreut. Von Bernhardi weiß ich noch nichts. Der Schlingel ist wohl am Ende noch gar undankbar.
Deine Komißion bey U.[nger] ist natürlich sogleich besorgt. Es ist sogleich an s.[einen] Comißionär in Leipz.[ig] ge[4]schrieben, an dem die Schuld liegen muß. –
Ueberlege doch meine Projekte von neulich recht, liebster Freund. Auch das vom D[on] Quix[ote]. – Wer ist Verfasser des 2ten Aufsatzes im VIIten Stück des philos.[ophischen] Journals. Wenn Ihr mit guter Manier erfahren könnt, was Kant gegen Fichte, dem er neulich durch Biester einen Brief geschickt, geäußert, so würde das mich sehr interessiren. – Hülsen bitte ich aufs angelegentlichste zu grüßen. –
Eigentlich hat michs königlich ergötzt, daß Ihr Bernh[ardi]ʼs lampoon auf die Herz angeführt habt. Das andre ist eine Aktrice der Genz einige Kinder verursacht hat, und sie dann im Elende hat verschmachten lassen.
Tieck lebt hier recht in ecclesia pressa. [5] Wenn Du den Herkules adoptirst, so schreibe doch gleich zu gemeinschaftlichen Fragmenten. Das ist ein herrlicher Gedanke. –
Der Verse im Don Q.[uixote] sehe ich sind doch so sehr viel nicht. – Was meynst Du? – Rede doch auf jeden Fall selbst mit Eschen. – Stell ihm seine Jugend vor, und biete ihm den Plutarch an.
Wirst Du auch die GESAMMTEN Volksmährchen, aus dem der Kater und Blaubart nur abgedruckt sind, recensiren?
Im dritten Theil des Sh.[akespear] sollen gewiß keine Druckfehler seyn. –
Die andre Rec.[ension] von der Du schreibst, habe ich mir noch nicht verschaffen können.
Entschuldige mich nur ja bey Carol.[ine], bey Augusten und bey Fichte, daß ich heute wieder nicht an sie schreibe.
Dein F. S.
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[1] Hier ist das Verlangte, lieber Freund; auch die Musik für Augusten. – Ich habe schrecklich zu thun; dabey einen solchen Zufluß von Gedanken, daß ich gar nicht aus dem Schreiben kommen kann. Endlich ist jetzt eine üble Zeit, da ich in so viele Gesellschaften mit R.[eichardt] zusammengebeten werde. – Ich hoffe Du rechnest mir meinen letzten langen Brief, auf den ich eine, recht umständliche Antwort zu erhalten hoffe, und verzeihst, wenn ich nur Fragen und Antworten so hinwerfe, wie sie mir einfallen. –
Die Recension des Tieck und der Bamb.[occiaden] hat mir wegen der klassischen Grazie und Urbanität große Freude gemacht; obgleich ich Tieck weit mehr wegen des Lovell und s.[einer] Person schätze als des etwas Katers wegen, den ich nicht reich, nicht [2] frech und nicht poetisch genung finde. Das letzte hast Du, wo ich Dich verstehe, auch angedeutet. Er giebts auch zu. – Den Lovell lese ich zum zweytenmahl. Die Rec[ension] ist einmahl wieder eine klass.[ische] Prostituzion für die All.[gemeine] L.[itteratur-] Z.[eitung]. – Die Bamb[occiaden] hat Bernhardi gemacht, ein Schüler von Tieck, der so bisweilen zu mir kömmt. In der A.[llgemeinen] L.[itteratur-] Z.[eitung] muß er von Rechtswegen gepriesen werden, da er doch wenigstens ein halber Gentleman ist. Wie seyd Ihr denn dazu gekommen, grade den lampoon auf die Herz zu excerpiren? – Es ist leicht die manquirteste Stelle im Buch. Er [3] kennt die Herz gar nicht, wie er denn überall nicht von der besten Gesellschaft ist. Ein lampoon der fehl trift und ohne genaue Kentniß der Indivi[dualität] gemacht wird, ist doch auch gar nichts. Er will Tiecks Schwester heyrathen. Mir ist Wackenroder, der Verfasser des Klosterbruder, der liebste aus dieser ganzen Kunstschule. Er hat wohl mehr Genie als Tieck: aber dieser gewiß weit mehr Verstand.
Tieck hat s.[ich] über Deine Rec.[ension] sehr gefreut. Von Bernhardi weiß ich noch nichts. Der Schlingel ist wohl am Ende noch gar undankbar.
Deine Komißion bey U.[nger] ist natürlich sogleich besorgt. Es ist sogleich an s.[einen] Comißionär in Leipz.[ig] ge[4]schrieben, an dem die Schuld liegen muß. –
Ueberlege doch meine Projekte von neulich recht, liebster Freund. Auch das vom D[on] Quix[ote]. – Wer ist Verfasser des 2ten Aufsatzes im VIIten Stück des philos.[ophischen] Journals. Wenn Ihr mit guter Manier erfahren könnt, was Kant gegen Fichte, dem er neulich durch Biester einen Brief geschickt, geäußert, so würde das mich sehr interessiren. – Hülsen bitte ich aufs angelegentlichste zu grüßen. –
Eigentlich hat michs königlich ergötzt, daß Ihr Bernh[ardi]ʼs lampoon auf die Herz angeführt habt. Das andre ist eine Aktrice der Genz einige Kinder verursacht hat, und sie dann im Elende hat verschmachten lassen.
Tieck lebt hier recht in ecclesia pressa. [5] Wenn Du den Herkules adoptirst, so schreibe doch gleich zu gemeinschaftlichen Fragmenten. Das ist ein herrlicher Gedanke. –
Der Verse im Don Q.[uixote] sehe ich sind doch so sehr viel nicht. – Was meynst Du? – Rede doch auf jeden Fall selbst mit Eschen. – Stell ihm seine Jugend vor, und biete ihm den Plutarch an.
Wirst Du auch die GESAMMTEN Volksmährchen, aus dem der Kater und Blaubart nur abgedruckt sind, recensiren?
Im dritten Theil des Sh.[akespear] sollen gewiß keine Druckfehler seyn. –
Die andre Rec.[ension] von der Du schreibst, habe ich mir noch nicht verschaffen können.
Entschuldige mich nur ja bey Carol.[ine], bey Augusten und bey Fichte, daß ich heute wieder nicht an sie schreibe.
Dein F. S.
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