• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: [5. Dezember 1797]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: [5. Dezember 1797]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 55‒59.
  • Incipit: „Nachdem ich nun ziemlich aufs Reine gekommen bin, was ich, für die ersten beyden Stücke unsers Journals geben kann <und will>: [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.96
  • Number of Pages: 12 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 19 x 11,3 cm
    Language
  • German
Nachdem ich nun ziemlich aufs Reine gekommen bin, was ich, für die ersten beyden Stücke unsers Journals geben kann <und will>: so wünsche ich, daß Du nun auch so weit wärst, und habe mich viel damit beschäftigt.
Dein Gedanken, etwas über Goetheʼs neueste lyr.[ische] Gedichte zu schreiben, leuchtet mir sehr ein. Könntest Du es nicht gleich mit diesem Umfang und diesem Titel geben, und Dich über alle seine lyrischen Gedichte in den Allmanachen 96–98 verbreiten, selbst <mit> Wiederhohlung, die doch wohl nicht ohne alle Umarbeitung abgehn würde, dasjenige was Du über die Episteln und Elegien gesagt hast? Vielleicht läsest Du dann auch einmahl vorher Goethens achten Band, und fändest dabey vielleicht Stoff zu einer Einleitung oder Episode über des Meisters alte Lyrik. – Der Plan wird Dir groß scheinen: aber lieber Freund, daß etwas recht Glänzendes von Dir in den beyden ersten Stücken gleich erscheint, ist sehr wünschenswerth, ja fast nothwendig. – Mir ist es noch um so wichtiger, weil ich mich jetzt gar nicht für fähig halte, lyrische Gedichte zu charakterisiren, und mein <W> Meister und Dein Aufsatz würden so eine Art Ganzes zusammen bilden. Ich habe diesen Gedanken besonders lieb gewonnen, weil ich nicht glaube, daß Du Geduld genung haben wirst, den Wieland vor Ostern zu recensiren, noch Zeit genung, etwas Großes aus den Alten zu übersetzen. – Etwas Joviales über Kl.[opstocks] gr.[ammatische] Gespräche wird gewiß – sehr jovial und für uns sehr ergötzlich werden. Vielleicht so eine Mischung der χαρις δεινη, mit der Du die armen Klopstockiden, und der χαρις μειλιχα mit der Du die Tiecksche Schule behandelt hast? – Aber zu dem προσωπον τηλαυγες wünschte ich doch noch etwas von Dir. – Soll das über Sh.[akespear]ʼs komischen Geist eine Abhandlung werden: so zweifle ich auch, daß Du damit fertig bist. – Aber hierüber habe ich meine eignen Gedanken gehabt. Zu einer Abh.[handlung] ließen sich unser beyder Gedanken darüber wohl nicht verschmelzen. Aber sollte es nicht möglich seyn, daß wir uns Briefe darüber schrieben? – Man hat bisher immer Briefe zu einer Person: ich läse gar zu gerne einmahl eine Correspondenz von zwey Personen gedruckt. Das wäre eine ganz neue Gattung! – Meine Meynung ist, daß meine Briefe nur Anstoß, und Nicht-Ich seyn sollten, aber eben nicht stößig noch anstößig. Vielmehr will ich mich Deiner Vorschrift, was Styl, Ton und Kolorit betrift so gemäß betragen als ich kann. Denn wenn diese Dinge in unsern Briefen auch sehr verschieden seyn müssen, so ists doch nöthig, daß die Verschiedenheiten sich einigermaaßen gruppiren, und wie mehre Stimmen oder Instrumente in der Musik harmoniren. – Ueberlege den Einfall ja recht ordentlich. Da Du meinen Ideenreichthum immer so rühmst, so werde ich Dir ja wohl als Zunder brauchbar seyn können. Ich wünsche es auch vorzüglich darum, weil ich glaube, daß Du Deine Ideen in Briefen an mich pikanter und frecher ausdrücken wirst, als in einer Dissertazion. Und für diesen Stoff könnte das doch wohl sehr vorteilhaft seyn! – Da wir nun bey diesem Aufsatze beyde Mitarbeiter wären, so könnten wir für diese und ähnliche Fälle unser Direktorium an Karoline übertragen. – Was mich besonders dabey interessiren würde, wäre die Symphilosophie, το συνκριτιζειν. Erstlich an sich ist es jetzt eine Lieblingsidee von mir; dann mit Dir; endlich in den Parcen, von denen ich wünsche, daß wir bey der Organisazion und Konstituzion nicht bloß nach der höchst möglichen Freyheit, sondern auch nach der größten Gemeinschaft strebten. Durch Einheit des Stoffs kann ein Journal wohl eine gewiße Einheit erreichen, aber es wird dadurch auch sicher monoton – und – wenn es nicht ein Brodtfach betrift – uninteressant, wie es doch selbst bey dem Philos.[ophischen] Journ.[al] von Fichte verhältnißmäßig der Fall ist. Einheit des Geistes würde ein Journal zu einem Phönix s.[einer] Art machen. Sie ist aber gewiß sehr möglich, wo die Herausgeber auch die Verfasser sind, und wo die Herausgeber leiblich und geistlich Brüder sind. – (Daher wünsche ich auch ausdrücklich, und werde es als einen Artikel vorschlagen, daß keine Art von Stoff oder Form bloß deswegen ausgeschlossen sey; außer die Form die mit dem Begriff eines Journals streitet – die systematische, Werke oder Stücke von ganzen Werken, die für sich kein Ganzes sind.) – Es ist meine schönste Hoffnung bey diesem Unternehmen, unsern Geist dadurch in recht innige Verbindung zu setzen. –
Wenn Dir der Gedanke nicht misfällt, so würde ich, als Anstoß, den Anfang machen, und was bis dahin fertig wird, erschiene im IIten Stück. –
Etwas, worüber ich noch recht viel auf dem Herzen habe, sind Deine Briefe über Poesie und Sylbenmaaß. Du weißt, wie hoch ich sie immer gehalten habe. Jetzt scheint mirs, daß die Briefform eigentlich gar nicht dafür paßt, und daß es viel größer ins Auge fallen würde, wenn das Ganze eine reine einfache gediegene Masse wäre, die Dir gewiß ein solides Stück Kunstwissenschaft seyn würde, das manches philosoph.[ische] Kunstgeschwätz sehr lange überleben würde. Das wäre nun etwas auf den Sommer. Da müßtest Du freyl[ich] umarbeiten, was schon in den Horen gestanden hat. Der Gang des Ganzen, und der Styl im Einzelnen ist ohnehin so fest, gediegen, ernst, rein, ich möchte sagen, abstrakt historisch, daß die epistol.[are] Form beynah ganz aufhört zu seyn, was sie ist. Die fröhliche Farbengebung, die Art des Pikanten die drin ist, wünsche ich nicht heraus: sie würde gewiß auch in einer solche Masse sehr gut thun, und die Würde derselben nicht beleidigen. –
Nur noch einige Worte Nachtrag über meine Sachen. – Bey dem Lessing bleibts. Ich habe jetzt Anfang und Ende gefunden, welches mir lange nicht klar war. Ich kann <den Beschluß> so schreiben, daß wer den Anfang im Lyc.[eum] nicht gelesen hat, gar nicht daran erinnert wird, und diesen Beschluß als Ganzes für sich ließt. Wer aber den Anfang gelesen hat, hier auch vollkommen befriedigt wird (– welches da ich so Lavinenartig aufgehört, nicht leicht war), und auch eine gewisse Schönheit der Ordnung sieht und fühlt, die für den andern frey[lich] verlohren geht.
So auch bey den Fragmenten. – Werdet Ihr mir denn gar keine schikken? – Willst Du keine machen? Will Car.[oline] keine machen? – Will Auguste keine machen? – Bey Tische könntet Ihr das sehr gut. Aug.[uste] kann sie gleich aufschreiben. –
Natürlich auch mit dem Meister. Nur bin ich jetzt sehr zweifelhaft über die Briefform. Wenn meine Gedanken mit denen von H.[ardenberg] über W.[ilhelm] M.[eister] ein Ganzes ausmachen könnten: so wäre es was anders! – So schreibe ich aber doch ins Blaue hinein, und die Briefform hilft zu nichts, als die einzelnen Massen eines Ganzen <schärfer> von einander zu schneiden, als es bey dieser Ganzheit und Verschmelzung, die ich mir vorgesetzt, gut ist, und den Styl mehr als billig, zu verdünnen. Daraus folgt nun, daß ichs gleich ganz ins IIte Stück gebe. Dagegen habe ich bedacht, daß es doch wohl räthlicher seyn möchte, in den Ansichten der Philosophie gleich mit einem beträchtlichen Stücke aufzutreten – und dieß also bis aufs IIIte oder IVte Stück zu verschieben. –
Nun bin ich mit meiner Ueberlegung für die ersten beyden Stücke fertig. –
Tieck wird Dir hoffentlich mit der jetzigen Post die Volksmährchen schicken.
Wenn Du IV Stücke jährlich VIen vorziehst: so bin ichs zufrieden. Dann müßte jedes 18 Bogen stark seyn. –
Von der D[eu]t[schen] M.[onats]Schr.[ift] lege ich Dir vielleicht heute noch ein Blatt bey, zur Vergleichung mit der andren. Ich wäre für die Schrift, die er Dir geschickt, aber in etwas größerm Format. In der M[ona]tsSchr.[ift] ist das Format nach Verhältniß der Lettern zu groß. Doch überlasse ich alles Deiner Wahl. –
Nun noch Eins. Tieck hat nicht übel Lust, meine Griechen zu recensiren, und mir würde es auch großen Spaß machen. – Da es nicht fortgesetzt wird, so ist es <am besten> von einem Künstler und Kunstgelehrten recensirt zu werden. Die Philologen wissen ja so nichts damit zu machen. – Willst Du wohl so gut seyn, und <mit> Schütz auf die geziemende Weise darüber sprechen. Sage ihm aber doch dabey, Tieck würde sich freylich fast ganz an die erste Abh.[handlung] halten, und könne die Diotima nicht als Philolog prüfen. Wenn er, Schütz, vielleicht über diese etwas der Mühe werth hielte zu sagen: so könne er ja das anfügen. Sage ihm dabey, es würde mir dabey sehr interessant seyn, seine Zweifel über meine Hauptconjektur betr.[effend] die Diotima zu erfahren. – Wenn es Hülsen im philos.[ophischen] Journal anzeigen wollte, das wäre mir freylich viel interessanter noch.
So eben bringt Tieck seinen Brief, und wir verabreden, Dir mein Ex.[emplar] der Volksmährchen zu schicken, was ich von ihm hatte, da es sonst zu lange dauern möchte, und ich ja leicht eins wieder kriegen kann. –
Vergiß ja nicht, Niethammer zu sagen, ich wisse positiv, daß Michaelis von seinem Herzog zwey Anweisungen, jede zu 3000 Thl., die erste zahlbar zu Neujahr, erhalten habe. Er möge also jetzt ja den Augenblick nutzen. Die Fragmente <für ihn> schicke ich sobald als möglich. Schlosser hat einen zweyten Brief gefertigt. Verlohnt es sich der Mühe, oder hat er mir etwa gar geantwortet, so wünsche ich mich mit ihm im philos.[ophischen] Journal in Correspondenz zu setzen. So wünsche ich auch das philos.[ophische] Journal was Boutterweck und Buhle so lächerlich angekündigt haben, bey Fichte und Comp. zu recensiren.
Hier ist ein Bogen von der Deutschen M.[onats-]Schr.[ift] zur Vergleichung und ein etwas saubereres Blatt von den vorgeschlagenen Lettern. Das Papier wird auf jeden Fall so genommen wie zur Deutschen M.[onats-]Schr[ift]. Dieß scheint mir für ein Journal sehr gut zu seyn. – Das Format der D.[eutschen] M.[onats-]Schr.[ift] ist wohl zu groß. Vieweg nannte es selbst einen Manuscriptfresser. Das andre scheint mir bey genauer Berechnung vollkommen groß genug. Ich nehme also zurück, was ich vorhin darüber sagte. – Der Unterschied ist nicht gering: dieß Format verhält sich zu dem der Deutschen M.[onats-]Schr[ift] wie 5:6.
Noch Eins. Dürfen die Fragmente den Anfang machen? – Freylich wenn Ihr auch welche geben wolltet, so könnten sie eine Art Ouvertüre werden. Der Druck soll zu Ende Januars anfangen. Da nun für meine Sachen auf das Hin- und Zurücksenden 3 Wochen abgehn; so ist gar keine Zeit zu versäumen. Ich bitte daher alles, was sich auf die Einrichtung der ersten Stücke bezieht, sogleich zu beantworten. –
Das übrige können wir dann mit Muße recht reifl.[ich] überlegen und uns darüber vereinigen. Jetzt nur so viel übers Veto.
Ich bin dafür, daß wir einer für die Sachen des andern ein absolutes Veto, für Sachen von Dilettanten ein absolutes Jubeo haben; damit jeder Herausgeber in solidum sey. Dieß kann sich jedoch nur auf die ganzen Aufsätze beziehn. Einzelne Stellen werden entweder durch brüderliche Rathpflegung, oder durch Carolinens <freundschaftliche> Vermittelung entschieden. Ueberdieß würde jedem ein absolutes ius notarum eingeräumt, auch für die vom andern Herausgeber durch sein Jubeo recipirten Aufsätze von Fremden, die jedoch allemahl dem andern Herausgeber natürlich vorher übersandt würden. –
Wenn ich wieder Journale bekomme, so legt mir doch den <Deutschen> Alexis von Hemsterhuys und besonders meinen Lexicon Technologiae rhetoricae Ernesti, welches ich sehr nothwendig brauche, bey. –
Schön wäre es wenn Du ein Ex.[emplar] von Deiner Rec.[ension] des Hermann auf die ich so begierig, drucken ließest und mir schicktest. Ich könnte es dann Vieweg gleich mittheilen. Wenn es hier nur nicht Entweihung für Goethe wäre: so wünschte ich wohl, daß Du einmahl Deine volle Meynung über die Louise sagtest. Was Du <darüber> schreibst, hat mich unendlich ergötzt.
Ich lege hier ein gedrucktes Blatt <von Unger> für Hufeland bey.
Ist wohl Hoffnung, daß das Lyc.[eum] recensirt wird <in der A.[llgemeinen] L.[itteratur] Z.[eitung]?>
Ich für meine Person habe Viewegs filzige Bedingung gleich zugegeben.
Nachdem ich nun ziemlich aufs Reine gekommen bin, was ich, für die ersten beyden Stücke unsers Journals geben kann <und will>: so wünsche ich, daß Du nun auch so weit wärst, und habe mich viel damit beschäftigt.
Dein Gedanken, etwas über Goetheʼs neueste lyr.[ische] Gedichte zu schreiben, leuchtet mir sehr ein. Könntest Du es nicht gleich mit diesem Umfang und diesem Titel geben, und Dich über alle seine lyrischen Gedichte in den Allmanachen 96–98 verbreiten, selbst <mit> Wiederhohlung, die doch wohl nicht ohne alle Umarbeitung abgehn würde, dasjenige was Du über die Episteln und Elegien gesagt hast? Vielleicht läsest Du dann auch einmahl vorher Goethens achten Band, und fändest dabey vielleicht Stoff zu einer Einleitung oder Episode über des Meisters alte Lyrik. – Der Plan wird Dir groß scheinen: aber lieber Freund, daß etwas recht Glänzendes von Dir in den beyden ersten Stücken gleich erscheint, ist sehr wünschenswerth, ja fast nothwendig. – Mir ist es noch um so wichtiger, weil ich mich jetzt gar nicht für fähig halte, lyrische Gedichte zu charakterisiren, und mein <W> Meister und Dein Aufsatz würden so eine Art Ganzes zusammen bilden. Ich habe diesen Gedanken besonders lieb gewonnen, weil ich nicht glaube, daß Du Geduld genung haben wirst, den Wieland vor Ostern zu recensiren, noch Zeit genung, etwas Großes aus den Alten zu übersetzen. – Etwas Joviales über Kl.[opstocks] gr.[ammatische] Gespräche wird gewiß – sehr jovial und für uns sehr ergötzlich werden. Vielleicht so eine Mischung der χαρις δεινη, mit der Du die armen Klopstockiden, und der χαρις μειλιχα mit der Du die Tiecksche Schule behandelt hast? – Aber zu dem προσωπον τηλαυγες wünschte ich doch noch etwas von Dir. – Soll das über Sh.[akespear]ʼs komischen Geist eine Abhandlung werden: so zweifle ich auch, daß Du damit fertig bist. – Aber hierüber habe ich meine eignen Gedanken gehabt. Zu einer Abh.[handlung] ließen sich unser beyder Gedanken darüber wohl nicht verschmelzen. Aber sollte es nicht möglich seyn, daß wir uns Briefe darüber schrieben? – Man hat bisher immer Briefe zu einer Person: ich läse gar zu gerne einmahl eine Correspondenz von zwey Personen gedruckt. Das wäre eine ganz neue Gattung! – Meine Meynung ist, daß meine Briefe nur Anstoß, und Nicht-Ich seyn sollten, aber eben nicht stößig noch anstößig. Vielmehr will ich mich Deiner Vorschrift, was Styl, Ton und Kolorit betrift so gemäß betragen als ich kann. Denn wenn diese Dinge in unsern Briefen auch sehr verschieden seyn müssen, so ists doch nöthig, daß die Verschiedenheiten sich einigermaaßen gruppiren, und wie mehre Stimmen oder Instrumente in der Musik harmoniren. – Ueberlege den Einfall ja recht ordentlich. Da Du meinen Ideenreichthum immer so rühmst, so werde ich Dir ja wohl als Zunder brauchbar seyn können. Ich wünsche es auch vorzüglich darum, weil ich glaube, daß Du Deine Ideen in Briefen an mich pikanter und frecher ausdrücken wirst, als in einer Dissertazion. Und für diesen Stoff könnte das doch wohl sehr vorteilhaft seyn! – Da wir nun bey diesem Aufsatze beyde Mitarbeiter wären, so könnten wir für diese und ähnliche Fälle unser Direktorium an Karoline übertragen. – Was mich besonders dabey interessiren würde, wäre die Symphilosophie, το συνκριτιζειν. Erstlich an sich ist es jetzt eine Lieblingsidee von mir; dann mit Dir; endlich in den Parcen, von denen ich wünsche, daß wir bey der Organisazion und Konstituzion nicht bloß nach der höchst möglichen Freyheit, sondern auch nach der größten Gemeinschaft strebten. Durch Einheit des Stoffs kann ein Journal wohl eine gewiße Einheit erreichen, aber es wird dadurch auch sicher monoton – und – wenn es nicht ein Brodtfach betrift – uninteressant, wie es doch selbst bey dem Philos.[ophischen] Journ.[al] von Fichte verhältnißmäßig der Fall ist. Einheit des Geistes würde ein Journal zu einem Phönix s.[einer] Art machen. Sie ist aber gewiß sehr möglich, wo die Herausgeber auch die Verfasser sind, und wo die Herausgeber leiblich und geistlich Brüder sind. – (Daher wünsche ich auch ausdrücklich, und werde es als einen Artikel vorschlagen, daß keine Art von Stoff oder Form bloß deswegen ausgeschlossen sey; außer die Form die mit dem Begriff eines Journals streitet – die systematische, Werke oder Stücke von ganzen Werken, die für sich kein Ganzes sind.) – Es ist meine schönste Hoffnung bey diesem Unternehmen, unsern Geist dadurch in recht innige Verbindung zu setzen. –
Wenn Dir der Gedanke nicht misfällt, so würde ich, als Anstoß, den Anfang machen, und was bis dahin fertig wird, erschiene im IIten Stück. –
Etwas, worüber ich noch recht viel auf dem Herzen habe, sind Deine Briefe über Poesie und Sylbenmaaß. Du weißt, wie hoch ich sie immer gehalten habe. Jetzt scheint mirs, daß die Briefform eigentlich gar nicht dafür paßt, und daß es viel größer ins Auge fallen würde, wenn das Ganze eine reine einfache gediegene Masse wäre, die Dir gewiß ein solides Stück Kunstwissenschaft seyn würde, das manches philosoph.[ische] Kunstgeschwätz sehr lange überleben würde. Das wäre nun etwas auf den Sommer. Da müßtest Du freyl[ich] umarbeiten, was schon in den Horen gestanden hat. Der Gang des Ganzen, und der Styl im Einzelnen ist ohnehin so fest, gediegen, ernst, rein, ich möchte sagen, abstrakt historisch, daß die epistol.[are] Form beynah ganz aufhört zu seyn, was sie ist. Die fröhliche Farbengebung, die Art des Pikanten die drin ist, wünsche ich nicht heraus: sie würde gewiß auch in einer solche Masse sehr gut thun, und die Würde derselben nicht beleidigen. –
Nur noch einige Worte Nachtrag über meine Sachen. – Bey dem Lessing bleibts. Ich habe jetzt Anfang und Ende gefunden, welches mir lange nicht klar war. Ich kann <den Beschluß> so schreiben, daß wer den Anfang im Lyc.[eum] nicht gelesen hat, gar nicht daran erinnert wird, und diesen Beschluß als Ganzes für sich ließt. Wer aber den Anfang gelesen hat, hier auch vollkommen befriedigt wird (– welches da ich so Lavinenartig aufgehört, nicht leicht war), und auch eine gewisse Schönheit der Ordnung sieht und fühlt, die für den andern frey[lich] verlohren geht.
So auch bey den Fragmenten. – Werdet Ihr mir denn gar keine schikken? – Willst Du keine machen? Will Car.[oline] keine machen? – Will Auguste keine machen? – Bey Tische könntet Ihr das sehr gut. Aug.[uste] kann sie gleich aufschreiben. –
Natürlich auch mit dem Meister. Nur bin ich jetzt sehr zweifelhaft über die Briefform. Wenn meine Gedanken mit denen von H.[ardenberg] über W.[ilhelm] M.[eister] ein Ganzes ausmachen könnten: so wäre es was anders! – So schreibe ich aber doch ins Blaue hinein, und die Briefform hilft zu nichts, als die einzelnen Massen eines Ganzen <schärfer> von einander zu schneiden, als es bey dieser Ganzheit und Verschmelzung, die ich mir vorgesetzt, gut ist, und den Styl mehr als billig, zu verdünnen. Daraus folgt nun, daß ichs gleich ganz ins IIte Stück gebe. Dagegen habe ich bedacht, daß es doch wohl räthlicher seyn möchte, in den Ansichten der Philosophie gleich mit einem beträchtlichen Stücke aufzutreten – und dieß also bis aufs IIIte oder IVte Stück zu verschieben. –
Nun bin ich mit meiner Ueberlegung für die ersten beyden Stücke fertig. –
Tieck wird Dir hoffentlich mit der jetzigen Post die Volksmährchen schicken.
Wenn Du IV Stücke jährlich VIen vorziehst: so bin ichs zufrieden. Dann müßte jedes 18 Bogen stark seyn. –
Von der D[eu]t[schen] M.[onats]Schr.[ift] lege ich Dir vielleicht heute noch ein Blatt bey, zur Vergleichung mit der andren. Ich wäre für die Schrift, die er Dir geschickt, aber in etwas größerm Format. In der M[ona]tsSchr.[ift] ist das Format nach Verhältniß der Lettern zu groß. Doch überlasse ich alles Deiner Wahl. –
Nun noch Eins. Tieck hat nicht übel Lust, meine Griechen zu recensiren, und mir würde es auch großen Spaß machen. – Da es nicht fortgesetzt wird, so ist es <am besten> von einem Künstler und Kunstgelehrten recensirt zu werden. Die Philologen wissen ja so nichts damit zu machen. – Willst Du wohl so gut seyn, und <mit> Schütz auf die geziemende Weise darüber sprechen. Sage ihm aber doch dabey, Tieck würde sich freylich fast ganz an die erste Abh.[handlung] halten, und könne die Diotima nicht als Philolog prüfen. Wenn er, Schütz, vielleicht über diese etwas der Mühe werth hielte zu sagen: so könne er ja das anfügen. Sage ihm dabey, es würde mir dabey sehr interessant seyn, seine Zweifel über meine Hauptconjektur betr.[effend] die Diotima zu erfahren. – Wenn es Hülsen im philos.[ophischen] Journal anzeigen wollte, das wäre mir freylich viel interessanter noch.
So eben bringt Tieck seinen Brief, und wir verabreden, Dir mein Ex.[emplar] der Volksmährchen zu schicken, was ich von ihm hatte, da es sonst zu lange dauern möchte, und ich ja leicht eins wieder kriegen kann. –
Vergiß ja nicht, Niethammer zu sagen, ich wisse positiv, daß Michaelis von seinem Herzog zwey Anweisungen, jede zu 3000 Thl., die erste zahlbar zu Neujahr, erhalten habe. Er möge also jetzt ja den Augenblick nutzen. Die Fragmente <für ihn> schicke ich sobald als möglich. Schlosser hat einen zweyten Brief gefertigt. Verlohnt es sich der Mühe, oder hat er mir etwa gar geantwortet, so wünsche ich mich mit ihm im philos.[ophischen] Journal in Correspondenz zu setzen. So wünsche ich auch das philos.[ophische] Journal was Boutterweck und Buhle so lächerlich angekündigt haben, bey Fichte und Comp. zu recensiren.
Hier ist ein Bogen von der Deutschen M.[onats-]Schr.[ift] zur Vergleichung und ein etwas saubereres Blatt von den vorgeschlagenen Lettern. Das Papier wird auf jeden Fall so genommen wie zur Deutschen M.[onats-]Schr[ift]. Dieß scheint mir für ein Journal sehr gut zu seyn. – Das Format der D.[eutschen] M.[onats-]Schr.[ift] ist wohl zu groß. Vieweg nannte es selbst einen Manuscriptfresser. Das andre scheint mir bey genauer Berechnung vollkommen groß genug. Ich nehme also zurück, was ich vorhin darüber sagte. – Der Unterschied ist nicht gering: dieß Format verhält sich zu dem der Deutschen M.[onats-]Schr[ift] wie 5:6.
Noch Eins. Dürfen die Fragmente den Anfang machen? – Freylich wenn Ihr auch welche geben wolltet, so könnten sie eine Art Ouvertüre werden. Der Druck soll zu Ende Januars anfangen. Da nun für meine Sachen auf das Hin- und Zurücksenden 3 Wochen abgehn; so ist gar keine Zeit zu versäumen. Ich bitte daher alles, was sich auf die Einrichtung der ersten Stücke bezieht, sogleich zu beantworten. –
Das übrige können wir dann mit Muße recht reifl.[ich] überlegen und uns darüber vereinigen. Jetzt nur so viel übers Veto.
Ich bin dafür, daß wir einer für die Sachen des andern ein absolutes Veto, für Sachen von Dilettanten ein absolutes Jubeo haben; damit jeder Herausgeber in solidum sey. Dieß kann sich jedoch nur auf die ganzen Aufsätze beziehn. Einzelne Stellen werden entweder durch brüderliche Rathpflegung, oder durch Carolinens <freundschaftliche> Vermittelung entschieden. Ueberdieß würde jedem ein absolutes ius notarum eingeräumt, auch für die vom andern Herausgeber durch sein Jubeo recipirten Aufsätze von Fremden, die jedoch allemahl dem andern Herausgeber natürlich vorher übersandt würden. –
Wenn ich wieder Journale bekomme, so legt mir doch den <Deutschen> Alexis von Hemsterhuys und besonders meinen Lexicon Technologiae rhetoricae Ernesti, welches ich sehr nothwendig brauche, bey. –
Schön wäre es wenn Du ein Ex.[emplar] von Deiner Rec.[ension] des Hermann auf die ich so begierig, drucken ließest und mir schicktest. Ich könnte es dann Vieweg gleich mittheilen. Wenn es hier nur nicht Entweihung für Goethe wäre: so wünschte ich wohl, daß Du einmahl Deine volle Meynung über die Louise sagtest. Was Du <darüber> schreibst, hat mich unendlich ergötzt.
Ich lege hier ein gedrucktes Blatt <von Unger> für Hufeland bey.
Ist wohl Hoffnung, daß das Lyc.[eum] recensirt wird <in der A.[llgemeinen] L.[itteratur] Z.[eitung]?>
Ich für meine Person habe Viewegs filzige Bedingung gleich zugegeben.
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