• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: [6. März 1798]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: [6. März 1798]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 95‒101.
  • Incipit: „Dein unendlich witziger Brief an Schl.[eyermacher] hat uns gestern ein großes Gaudium gemacht. Daß thust Du mir aber sicher zum Possen, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.104
  • Number of Pages: 22 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,9 x 11,4 cm
    Language
  • German
Dein unendlich witziger Brief an Schl.[eyermacher] hat uns gestern ein großes Gaudium gemacht. Daß thust Du mir aber sicher zum Possen, daß Du immer in Briefen die köstlichsten Fragmente schreibst, während Du Dir gefällst, in Fragmenten auf die Art witzig zu seyn, welche ich immer in Briefen und Gesprächen für die schönste gefunden hatte. – Für dießmahl räche ich mich aber. Das Fragment vom Eyerstock erkläre ich für gute Prise, und eins von der barbarischen Sprache läßt sich gewiß auch noch aus Deinem Brief nehmen. Doch gebe ich dem vom Eyerstock unter allen Fragm.[enten] von Dir, die vorzüglich pikant seyn sollen, den Kranz.
Du siehst, ich habe die alte Sokratische Unart an mir, mich gern parodiren zu lassen, und wenn es so geschieht, istʼs eine herrliche Lust. Etwas verdrießlicher könnte es mir freylich fallen, daß Du meine Philosophie, über die ich nun freylich lang genug hocke und brüte, mitunter trivial findest. Doch in diesem Punkte hat sie eine eiserne Stirne, und tröstet sich mit der Hoffnung, wenn sie auch beym Frühstück trivial gefunden werden <sollte>, beym Abendessen vielleicht gründlicher zu erscheinen.
Ich glaubte, unter meinen ersten 150 wären viele, wenn auch nicht eben witzig, doch flüchtig, und leicht genug. Ich halte die Flüchtigkeit nicht eigentlich für den schönsten Vorzug von Fragmenten. Mir wird gleich so bange, sie fliegen gar weg. Ich dachte meinen ersten Schwärmern könnte ich schon ein tüchtiges Gewicht an die Beine hängen. – Da Du zuerst meine in Masse angebotenen Fragmente annahmst, und mir Deine Beyträge dazu versprachst und gabst, äußertest Du ziemlich viel Zutrauen zu meiner Geschicklichkeit in dieser Gattung. Ich muß dieß nun in Anspruch nehmen, und muß Dich bitten, meine Fragmente nicht gar zu prophetisch zu beurtheilen, d. h. indem Du von einer oder zwey Massen aufs Ganze so schließest, daß Du glaubst, so würden alle seyn; da ich doch durch Wort und That hinlänglich zu verstehen <gegeben>, daß ich den Charakter des Ganzen eben darin setze, daß das Einzelne sehr verschiedenartig seyn solle. – Daß es ein Ganzes sey, hab ich auch erklärt; Du hättest es also nur in Masse verwerfen können, da ich sie, wenn ich nicht freyen Lauf habe, nach meiner Ansicht durchaus verstümmeln, verderben und entstellen würde. Ich vermuthe, daß was Caroline wiewohl etwas unbestimmt schreibt, daß ich keine Fr.[agmente] mehr schreiben solle, nur von ihr herrühre; da Dir auch nicht unbekannt seyn kann, daß ich mich nicht auf die Zauberey verstehe, was doch wohl nöthig seyn dürfte, um nun noch alle Plane und Arbeiten des Winters um zu werfen und geschwind etwas andres zu fertigen. – Du hast also noch eine sehr große Menge Fragmente zu erwarten, von sehr sehr verschiedner Art. Das kannst Du wohl denken. – Freylich wärʼ es gut gewesen, ich hätte gleich alle schicken <können>, oder doch das letztemahl nicht so wenig geschickt. Ich fühle, es ist eine unbillige Foderung, daß Du die Einzelnen Fr.[agmente] nach dem ganzen System beurtheilen <sollst>, was Du nicht vor Augen hast. Aber ich muß doch ergebenst bitten, daß Du mir etwas Sinn und Verstand zutraust. – Indessen will ichs möglich zu machen suchen, Dir das nächstemahl eine ordentliche Porzion zu schicken. Da muß ich denn aber auch Deine ernstlichste Aufmerksamkeit als Herausgeber des Athenäums auffodern, die ich dießmahl vermißt habe. Ueber vieles nöthige habe ich keine Nachricht <gefunden>, oder es nur errathen müssen, wie z. B. daß Du willst, die Sprachen sollen die erste Nummer des ersten Stücks seyn. (Dieß ist mir recht willkommen, nun kann ich den Setzer recht drängen). Und solche allerliebste Possen, lieber Freund, wie Du dießmahl größtentheils, einige orthogr.[aphische] Berichtigungen und zwei nicht unbeantwortliche <historische> Einwürfe, <der betreffend die Araber gründet sich auf ein Misverständniß, welches ich gehoben>, ausgenommen, <an den Rand geschrieben hast,> werden uns unserm ernsthaften Ziele eben nicht näher bringen. – Für mich würde Deine Kritik ersprießlicher seyn, wenn sie etwas weniger ergötzlich wäre. Ich will sehr gerne alle, die Dir wegen des Lächerlichen bedenklich scheinen, allein auf meine Schultern nehmen, und so kann ja die Masse im ersten Stück allein nach mir benannt werden. Nun weiß ich aber gar nicht einmahl, welche Du am wenigsten in Gesellschaft der Deinigen haben möchtest. Bey einigen kann ichs allenfalls errathen, aber was helfen einige, da Dir so viele oder vielmehr alle beym Frühstück misfallen haben. Eins oder das andere ist auch ein Mitglied einer Masse, die sich nicht trennen läßt. Ueberhaupt hängen die verdammten Dinger so zusammen.
Was die Gefahr parodirt zu werden, (<das> Persifflirtwerden möchte wohl nicht so leicht seyn), betrifft, so halte ichs eben nicht für gefährlich, obwohl für sehr leicht, mich vorzüglich, mitunter aber auch Dich zu parodiren. Wers nicht gut machen kann, läßts wohl eben bleiben. Das können aber wohl nur zwey in Deutschland: Du vortreflich und nächstdem Friedr.[rich] Richter, von dem ichs mit Gewißheit erwarte, da ich ihn bis zur Ironie loben werde. Das wird mir aber gar nicht unangenehm seyn; ich würde es im Gegentheil sehr ergötzlich finden, wie ich manches, was Dir so geschienen haben muß, nicht habe finden können.
Ich schriebe Dir gern eine recht umständliche Theorie der Fragmente, um Dir wenigstens den Begriff des Ganzen zu geben, da Du ihn Dir <freylich> aus den bisherigen Theilen noch nicht hast nehmen können. Ich befinde mich aber in einer besonderen Lage, da Du neulich die Gattung selbst schienst läugnen zu wollen, und jetzt <gar> Fragmente wie kleine Fastnachtsspiele zu betrachten scheinst, welches sie nun meiner Meynung nach gar nicht sind. Doch ich kann Dich mit Deinen eigenen Waffen schlagen, da so viele Deiner Fragmente – so sehr Fragmente sind. Und wenn Du auch das Beyspiel aller der Männer, die wir andre bewundern und die für uns das Daseyn, den Charakter und die Grundsätze der Gattung außer Zweifel setzen, nicht gelten läßt, so kannst Du Dein eignes nicht wegläugnen.
Wenn die Fragmente eine begleitende Erklärung bedürfen sollten, so hoffe ich, sie werden sie selbst enthalten. Aber freylich hast Du nun erst ein Theil gesehen. – Mich ekelt vor jeder Theorie, die nicht historisch ist; wer weiß, ob wir doch zusammenkämen, und was thuts, daß wir über die Fr.[agmente] sehr verschieden denken, wenn sich nur unsre beyderseitigen <Fr.[agmente]> gut zusammen ausnehmen und die Mischung ihnen vortheilhaft <ist>. Es kömmt ja hier gar nicht darauf an, was einer von uns für sich darüber meynt oder fühlt, sondern nur was er als Herausgeber des Athenäums darüber im Allgemeinen festzusetzen oder im Besonderen zu erinnern hat. Das übrige bleibt wohl besser fürs mündliche Gespräch verspart; vielleicht gelingt es mir dann, Deine Misbilligung zu mildern, und es gegen Dich durchzufechten, daß auch in Fragm.[enten] der Ausdruck mit dem Inhalt übereinstimmen muß, und der Inhalt in vermischten Gedanken die Buntheit nicht scheuen darf.
Der Titel ist schon so, wie Du ihn durch Caroline hast aufschreiben lassen, seit acht Tagen in der Druckerey. Die Sprachen sollen morgen auch hin geschickt werden mit einem Mahnbrief um Beschleunigung. Vieweg wird zwischen Mitte und Ende März zurückkommen.
<Wenn Du noch Fragm.[ente] geben willst und kannst, so schicke sie ja bald. An Deinen Kunstfragm.[enten] hab ich mich immer von neuem gelabt.> <Wegen der Vorrede schreibe ich nächstens; die größte Hälfte der Deinigen scheint mir vortreflich zu seyn.>
Unter Deiner letzten Sendung von Fragmenten habe ich keins mit dem Veto zu belegen für nöthig gefunden; da Du mir aber bey der ersten Sendung Deiner Fr.[agmente] die Redakzion des Ganzen übertragen hast, so hab ich mir erlaubt, hie und da mit dem Anfang oder dem Ende von solchen Fragmenten, die <darin> gegen das im Ganzen beobachtete Kostüm anstoßen, kleine Aenderungen vorzunehmen, jedoch mit möglichster Schonung Deines Gedankens und Deines Ausdrucks. – Es scheint mir nähmlich, daß vermischte Gedanken so gesagt seyn müßen, wie man sie auch wohl für sich in sein Taschenbuch hätte aufschreiben können. Du hast das Publikum immer <leibhaftig> vor Dir stehen, und scheinst mir <überhaupt> in Gefahr zu seyn, Epigramme oder lyrische Fragmente in Prosa statt eigentlicher Fragmente zu schreiben. Ein Fehler, vor dem ich freylich gesichert bin. Ich weiß nicht, ob ich mich irre, wenn ich glaube, daß Witz der bloß petillirt, wenn der flüchtigste Geist des geselligen Lebens gefesselt werden soll, nur durch den sorgfältigsten Versbau und die schönste poetische Sprache zu einem kleinen Kunstwerk werden kann; daß der Werth eines Fragm.[ents] in Prosa zwar nicht allein aber doch vorzüglich nach dem Gewicht zu bestimmen sey. – Aber meine innigste Ueberzeugung ists. So auch, daß die Lizenz der Gattung nur durch die größte Universalität und durch tüchtige pfündige Gedanken und durch häufige Spuren von dem heiligen Ernst gerechtfertigt <werden kann>. Es fehlt mir nicht an Muth, alle meine Impertinenzen, auf diese Art aufs vollste zu rechtfertigen: wenn aber das beschränkt werden sollte, so würde ich für die Erlaubniß, jenes zu thun, danken.
Die einzigen von Deinen <diesmahligen> Noten, die Du als Herausgeber des Athen.[äums] gemacht, sind leider sehr unbestimmt, oder räthselhaft. – Du glaubst, die Parallele des Meister mit der W.[issenschafts]l[ehre] pp. würde Goethe unangenehm seyn. Dürfen wir danach fragen, ohne unsern ersten Grundsätzen untreu zu werden? Die Frage kann wohl nur seyn, ob er ein Recht hätte, sich darüber zu beschweren. <Dieß scheinst Du aber nicht zu glauben.> – Das Fragm.[ent] über die Transcendentalpoesie hast Du wohl nur sehr flüchtig gelesen. Denn wie könntest Du sonst besorgen, daß Schiller ein Fr.[agment], worin er, wenn er <es> einmahl willkührlich auf sich beziehen <will>, freylich wohl eine große Geringschätzung nicht bloß seiner Aesthetik, wie erʼs nennt, sondern seines Ideals selbst finden <oder ahnden> könnte, für ein Plagiat halten würde. So könnte mich auch Nikolai für einen Entwender seines Eigenthums ausschreyn, da ich doch auch vom gemeinen Menschenverstande rede. Wo hat denn Schiller diese Gegenstände in Pacht genommen? Sogar seine Terminologie habʼ ich verworfen und mit Recht, weil sie irrig ist, und voll von krasser Ignoranz. – Ich muß Dir bekennen, daß ich den Vorwurf des Plagiats überhaupt wenig fürchte. – Wenn Du das Fragm.[ent] auch nur Einmahl mit Bedacht gelesen hättest, würdest Du doch haben sehn müssen, daß meine Theorie oder wie Du es nennen willst, der seinigen nur nicht diametral entgegengesetzt ist.
Deine Frau hat mir einen sehr heftigen und beleidigenden Brief über das Athen.[äum] geschrieben, den Du wohl nicht gesehen hast vor der Absendung. Die zwey ganzen Tage, die mir der unnütze Verdruß vereckelt hat, können durch Nachtwachen und Anstrengung ersetzt werden, und meine Gesundheit kann schon einen Puff vertragen. Aber der frohe Muth, die gute Laune ist fort, und werden wohl vor der Hand nicht wieder kommen.
Deine Sprachen gefallen mir immer noch mehr, je mehr ich sie lese. Von Deiner Erlaubniß hätte ich vielleicht bey der Stelle von den Antithesen der Griechen Gebrauch gemacht. Aber nun ist mir der Muth völlig dazu vergangen, wie auch der zu neuen Vorschlägen, da die ersten nicht besser ausgefallen sind. Ich schränke mich also außer der aufgetragenen Redakzion der Fragm.[ente] auf die Erinnerungen ein, die ich als Herausgeber des Ath.[enäums] zu machen haben könnte, wozu Du mir noch keine Veranlassung gegeben hast. <Es versteht sich von selbst, daß ich dabey auch auf die Grundsätze, wie auf die möglichen Folgen Rücksicht nehmen werde.>
Es ist schlimm genung, daß ich nicht weiß, ob Du Carol.[inen] zu der Erinnerung wegen der Anordnung authorisirt hast. Ich kann nun aber doch in der Ungewißheit keine Rücksicht darauf nehmen, noch auch den Druck wieder warten, oder gar alles wieder umdrucken lassen. Von dem Zutrauen, was Du Anfangs zu meiner Anordnung der Fragm.[ente] äußertest, scheinst Du Carol.[inen] nichts mitgetheilt zu haben, da sie denkt, ich werde die Fragm.[ente] so eintheilen, daß die im IIten Stück nur eine Fortsetzung der letzten Nummer im Iten Stück zu seyn schienen!!!
Bey dem Anordnen und Vermischen der Fragmente bin ich mir wie der alte Rauspan vorgekommen, der die Schüsseln so gut zu garniren wußte.
Mir scheint es besser, du gäbst die Elegien in das IIte Stück, da ja sonst in dieses nur 2 Nummern, ins erste Stück aber 4 kommen.
Das muß ich Dir im voraus verkünden, daß unter meinen Fragmenten noch manche seyn werden, die nicht kurz sind, damit Du nicht erschrickst. Carol.[ine] meynt, meine Fr.[agmente] wären oft zu lang. Das ist freylich eine von den Bemerkungen – worauf einem die Antwort in der Kehle stecken bleibt. –
Obgleich ich viele unter Deinen langen Fr.[agmenten] sehr liebe, so ziehe ich doch im Ganzen Deine kurzen vor. – Alle die ich über die Fr.[agmente] von mir im Lyc.[eum] gesprochen, haben gemeynt, meine langen wären bey weitem die bessern. – Ich habe geglaubt, daß sie Recht hätten.
Das Nichtverstehn, lieber Freund, ist oft gegenseitig. Ich möchte bey den meisten Deiner Fragezeichen wieder Fragezeichen machen. Verhärte Dich nicht, sieh aufs Ganze und sey ernsthaft. Ich umarme Dich aufs herzlichste.
Daß Du meinen Vorschlag wegen der Anordnung der Briefe über Sh.[akespear] acceptirt hast, freut mich unendlich. Desgleichen, daß Du Schl.[eyermacher] die Censur wegen des Lessing übertragen.
Wenn Du die Bogen gelesen hast, so bitte ich sie mit den ersten neun bey Gelegenheit an Hardenberg zu schicken, der mich darum gebeten; damit er doch etwas von mir hat, bis ich ihm schreiben kann.
Michaelis ist bey mir gewesen, und fließt über von löblichen Anerbietungen. Er will mir für den zweyten Band mehr geben, und für eine zweyte Ausgabe des ersten Bandes, von dem die kleine Auflage die er gemacht, verkauft sey, 1 Ldr. für den Bogen nachzahlen. Er meynte sogar für den unveränderten Abdruck, den ich freylich auf keine Weise zulassen kann. – Indessen ist er ein Windbeutel und ich habe ihm keine andre als eine aufschiebende Antwort geben wollen und können. Den zweyten Abdruck des ersten Bandes will er Ostern 99 fertig haben.
Gegen die Stelle in den Sprachen vom Sprachgebrauch pp. <auf> welche Car.[oline] mich besonders aufmerksam gemacht hat, habe ich an meinem Theil nichts einzuwenden. Ich habe sie sehr witzig gefunden und Schl.[eyermacher] desgleichen.
Ist denn von Nieth.[hammers] Journal gar nichts weiter erschienen?
Wirst Du wohl Zeit finden, Dich zu dem <Brief über> Shakesp.[eare] oder zu dem Wieland vorzubereiten, ehe Du noch herkömmst? – Da Du nun erst in der letzten Hälfte des May kommst, und alle Meßsachen doch in der letzten Hälfte des April vollendet seyn müssen, so bleibt ja ein beträchtlicher Zwischenraum, den aber die A.[llgemeine] L.[itteratur]-Z.[eitung] wohl sehr in Beschlag nehmen wird. Diese leidet doch einen unersetzlichen Verlust an Dir, hinterdrein werden Sies erst recht einsehn was Sie an Dir gehabt haben.
Ich hoffte, meine wenigen histor.[ischen] Fr.[agmente] würden den großen Vorrath der in Deinem Geiste zu histor.[ischen] Fr.[agmenten] vorhanden seyn muß anregen und ihm einigen Funken entlocken können. Das darf ich aber wohl nicht hoffen?
Ich habe die zurückgeschickten Fragm.[ente] wieder durchgelesen. Zurücklegen kann ich nur wenige, <und ändern ist auch selten möglich>, aber bey der Auswahl der zur Schlußcadence bestimmten will ich so viel als möglich mit Deinem Geschmack urtheilen. Ich dachte eher ernst als amüsant zu schließen, und es bleibt auch dabey, daß ich noch einige sehr große – vom fantastischen und sentimentalen Romanzo – die Kunstlehre der harm.[onischen] Plattheit in nuce – Eins über die Dichtarten oder vielmehr über die Stimmung zu den Dichtarten – über das didaktische <Gedicht> – über die romant.[ischen] Sylbenmaaße – zum Baß gebrauche, dazu aber persönliche – Friedr.[ich] Richter – TieckAgnes – viell.[eicht] Gibbons Memoirs und die Engländischen Kritiker – nehme.
<Darunter will ich nun aber> die schärfsten unter den pikanten einsetzen die ich noch habe. Sie müssen aber freylich sehr pikant d. h. dem Eyerstock ähnlich seyn, wenn sie im Schluß und zwischen den längern sich nicht klemmen und noch wirken sollen. <Den Anfang dieser Masse soll nicht eine Synfonie, sondern eine Masse von lauter kleinen pikanten philosophischen machen.>
Die Masse im Iten Stück denke ich noch mit überraschendem Ernst zu schließen; mit einigen nicht sehr langen, aber sehr großen: – über Enthusiasmus <und> Genialität, wo Fichte in den Himmel erhoben werden soll – über Größe – über den heiligen Ernst.
Dein unendlich witziger Brief an Schl.[eyermacher] hat uns gestern ein großes Gaudium gemacht. Daß thust Du mir aber sicher zum Possen, daß Du immer in Briefen die köstlichsten Fragmente schreibst, während Du Dir gefällst, in Fragmenten auf die Art witzig zu seyn, welche ich immer in Briefen und Gesprächen für die schönste gefunden hatte. – Für dießmahl räche ich mich aber. Das Fragment vom Eyerstock erkläre ich für gute Prise, und eins von der barbarischen Sprache läßt sich gewiß auch noch aus Deinem Brief nehmen. Doch gebe ich dem vom Eyerstock unter allen Fragm.[enten] von Dir, die vorzüglich pikant seyn sollen, den Kranz.
Du siehst, ich habe die alte Sokratische Unart an mir, mich gern parodiren zu lassen, und wenn es so geschieht, istʼs eine herrliche Lust. Etwas verdrießlicher könnte es mir freylich fallen, daß Du meine Philosophie, über die ich nun freylich lang genug hocke und brüte, mitunter trivial findest. Doch in diesem Punkte hat sie eine eiserne Stirne, und tröstet sich mit der Hoffnung, wenn sie auch beym Frühstück trivial gefunden werden <sollte>, beym Abendessen vielleicht gründlicher zu erscheinen.
Ich glaubte, unter meinen ersten 150 wären viele, wenn auch nicht eben witzig, doch flüchtig, und leicht genug. Ich halte die Flüchtigkeit nicht eigentlich für den schönsten Vorzug von Fragmenten. Mir wird gleich so bange, sie fliegen gar weg. Ich dachte meinen ersten Schwärmern könnte ich schon ein tüchtiges Gewicht an die Beine hängen. – Da Du zuerst meine in Masse angebotenen Fragmente annahmst, und mir Deine Beyträge dazu versprachst und gabst, äußertest Du ziemlich viel Zutrauen zu meiner Geschicklichkeit in dieser Gattung. Ich muß dieß nun in Anspruch nehmen, und muß Dich bitten, meine Fragmente nicht gar zu prophetisch zu beurtheilen, d. h. indem Du von einer oder zwey Massen aufs Ganze so schließest, daß Du glaubst, so würden alle seyn; da ich doch durch Wort und That hinlänglich zu verstehen <gegeben>, daß ich den Charakter des Ganzen eben darin setze, daß das Einzelne sehr verschiedenartig seyn solle. – Daß es ein Ganzes sey, hab ich auch erklärt; Du hättest es also nur in Masse verwerfen können, da ich sie, wenn ich nicht freyen Lauf habe, nach meiner Ansicht durchaus verstümmeln, verderben und entstellen würde. Ich vermuthe, daß was Caroline wiewohl etwas unbestimmt schreibt, daß ich keine Fr.[agmente] mehr schreiben solle, nur von ihr herrühre; da Dir auch nicht unbekannt seyn kann, daß ich mich nicht auf die Zauberey verstehe, was doch wohl nöthig seyn dürfte, um nun noch alle Plane und Arbeiten des Winters um zu werfen und geschwind etwas andres zu fertigen. – Du hast also noch eine sehr große Menge Fragmente zu erwarten, von sehr sehr verschiedner Art. Das kannst Du wohl denken. – Freylich wärʼ es gut gewesen, ich hätte gleich alle schicken <können>, oder doch das letztemahl nicht so wenig geschickt. Ich fühle, es ist eine unbillige Foderung, daß Du die Einzelnen Fr.[agmente] nach dem ganzen System beurtheilen <sollst>, was Du nicht vor Augen hast. Aber ich muß doch ergebenst bitten, daß Du mir etwas Sinn und Verstand zutraust. – Indessen will ichs möglich zu machen suchen, Dir das nächstemahl eine ordentliche Porzion zu schicken. Da muß ich denn aber auch Deine ernstlichste Aufmerksamkeit als Herausgeber des Athenäums auffodern, die ich dießmahl vermißt habe. Ueber vieles nöthige habe ich keine Nachricht <gefunden>, oder es nur errathen müssen, wie z. B. daß Du willst, die Sprachen sollen die erste Nummer des ersten Stücks seyn. (Dieß ist mir recht willkommen, nun kann ich den Setzer recht drängen). Und solche allerliebste Possen, lieber Freund, wie Du dießmahl größtentheils, einige orthogr.[aphische] Berichtigungen und zwei nicht unbeantwortliche <historische> Einwürfe, <der betreffend die Araber gründet sich auf ein Misverständniß, welches ich gehoben>, ausgenommen, <an den Rand geschrieben hast,> werden uns unserm ernsthaften Ziele eben nicht näher bringen. – Für mich würde Deine Kritik ersprießlicher seyn, wenn sie etwas weniger ergötzlich wäre. Ich will sehr gerne alle, die Dir wegen des Lächerlichen bedenklich scheinen, allein auf meine Schultern nehmen, und so kann ja die Masse im ersten Stück allein nach mir benannt werden. Nun weiß ich aber gar nicht einmahl, welche Du am wenigsten in Gesellschaft der Deinigen haben möchtest. Bey einigen kann ichs allenfalls errathen, aber was helfen einige, da Dir so viele oder vielmehr alle beym Frühstück misfallen haben. Eins oder das andere ist auch ein Mitglied einer Masse, die sich nicht trennen läßt. Ueberhaupt hängen die verdammten Dinger so zusammen.
Was die Gefahr parodirt zu werden, (<das> Persifflirtwerden möchte wohl nicht so leicht seyn), betrifft, so halte ichs eben nicht für gefährlich, obwohl für sehr leicht, mich vorzüglich, mitunter aber auch Dich zu parodiren. Wers nicht gut machen kann, läßts wohl eben bleiben. Das können aber wohl nur zwey in Deutschland: Du vortreflich und nächstdem Friedr.[rich] Richter, von dem ichs mit Gewißheit erwarte, da ich ihn bis zur Ironie loben werde. Das wird mir aber gar nicht unangenehm seyn; ich würde es im Gegentheil sehr ergötzlich finden, wie ich manches, was Dir so geschienen haben muß, nicht habe finden können.
Ich schriebe Dir gern eine recht umständliche Theorie der Fragmente, um Dir wenigstens den Begriff des Ganzen zu geben, da Du ihn Dir <freylich> aus den bisherigen Theilen noch nicht hast nehmen können. Ich befinde mich aber in einer besonderen Lage, da Du neulich die Gattung selbst schienst läugnen zu wollen, und jetzt <gar> Fragmente wie kleine Fastnachtsspiele zu betrachten scheinst, welches sie nun meiner Meynung nach gar nicht sind. Doch ich kann Dich mit Deinen eigenen Waffen schlagen, da so viele Deiner Fragmente – so sehr Fragmente sind. Und wenn Du auch das Beyspiel aller der Männer, die wir andre bewundern und die für uns das Daseyn, den Charakter und die Grundsätze der Gattung außer Zweifel setzen, nicht gelten läßt, so kannst Du Dein eignes nicht wegläugnen.
Wenn die Fragmente eine begleitende Erklärung bedürfen sollten, so hoffe ich, sie werden sie selbst enthalten. Aber freylich hast Du nun erst ein Theil gesehen. – Mich ekelt vor jeder Theorie, die nicht historisch ist; wer weiß, ob wir doch zusammenkämen, und was thuts, daß wir über die Fr.[agmente] sehr verschieden denken, wenn sich nur unsre beyderseitigen <Fr.[agmente]> gut zusammen ausnehmen und die Mischung ihnen vortheilhaft <ist>. Es kömmt ja hier gar nicht darauf an, was einer von uns für sich darüber meynt oder fühlt, sondern nur was er als Herausgeber des Athenäums darüber im Allgemeinen festzusetzen oder im Besonderen zu erinnern hat. Das übrige bleibt wohl besser fürs mündliche Gespräch verspart; vielleicht gelingt es mir dann, Deine Misbilligung zu mildern, und es gegen Dich durchzufechten, daß auch in Fragm.[enten] der Ausdruck mit dem Inhalt übereinstimmen muß, und der Inhalt in vermischten Gedanken die Buntheit nicht scheuen darf.
Der Titel ist schon so, wie Du ihn durch Caroline hast aufschreiben lassen, seit acht Tagen in der Druckerey. Die Sprachen sollen morgen auch hin geschickt werden mit einem Mahnbrief um Beschleunigung. Vieweg wird zwischen Mitte und Ende März zurückkommen.
<Wenn Du noch Fragm.[ente] geben willst und kannst, so schicke sie ja bald. An Deinen Kunstfragm.[enten] hab ich mich immer von neuem gelabt.> <Wegen der Vorrede schreibe ich nächstens; die größte Hälfte der Deinigen scheint mir vortreflich zu seyn.>
Unter Deiner letzten Sendung von Fragmenten habe ich keins mit dem Veto zu belegen für nöthig gefunden; da Du mir aber bey der ersten Sendung Deiner Fr.[agmente] die Redakzion des Ganzen übertragen hast, so hab ich mir erlaubt, hie und da mit dem Anfang oder dem Ende von solchen Fragmenten, die <darin> gegen das im Ganzen beobachtete Kostüm anstoßen, kleine Aenderungen vorzunehmen, jedoch mit möglichster Schonung Deines Gedankens und Deines Ausdrucks. – Es scheint mir nähmlich, daß vermischte Gedanken so gesagt seyn müßen, wie man sie auch wohl für sich in sein Taschenbuch hätte aufschreiben können. Du hast das Publikum immer <leibhaftig> vor Dir stehen, und scheinst mir <überhaupt> in Gefahr zu seyn, Epigramme oder lyrische Fragmente in Prosa statt eigentlicher Fragmente zu schreiben. Ein Fehler, vor dem ich freylich gesichert bin. Ich weiß nicht, ob ich mich irre, wenn ich glaube, daß Witz der bloß petillirt, wenn der flüchtigste Geist des geselligen Lebens gefesselt werden soll, nur durch den sorgfältigsten Versbau und die schönste poetische Sprache zu einem kleinen Kunstwerk werden kann; daß der Werth eines Fragm.[ents] in Prosa zwar nicht allein aber doch vorzüglich nach dem Gewicht zu bestimmen sey. – Aber meine innigste Ueberzeugung ists. So auch, daß die Lizenz der Gattung nur durch die größte Universalität und durch tüchtige pfündige Gedanken und durch häufige Spuren von dem heiligen Ernst gerechtfertigt <werden kann>. Es fehlt mir nicht an Muth, alle meine Impertinenzen, auf diese Art aufs vollste zu rechtfertigen: wenn aber das beschränkt werden sollte, so würde ich für die Erlaubniß, jenes zu thun, danken.
Die einzigen von Deinen <diesmahligen> Noten, die Du als Herausgeber des Athen.[äums] gemacht, sind leider sehr unbestimmt, oder räthselhaft. – Du glaubst, die Parallele des Meister mit der W.[issenschafts]l[ehre] pp. würde Goethe unangenehm seyn. Dürfen wir danach fragen, ohne unsern ersten Grundsätzen untreu zu werden? Die Frage kann wohl nur seyn, ob er ein Recht hätte, sich darüber zu beschweren. <Dieß scheinst Du aber nicht zu glauben.> – Das Fragm.[ent] über die Transcendentalpoesie hast Du wohl nur sehr flüchtig gelesen. Denn wie könntest Du sonst besorgen, daß Schiller ein Fr.[agment], worin er, wenn er <es> einmahl willkührlich auf sich beziehen <will>, freylich wohl eine große Geringschätzung nicht bloß seiner Aesthetik, wie erʼs nennt, sondern seines Ideals selbst finden <oder ahnden> könnte, für ein Plagiat halten würde. So könnte mich auch Nikolai für einen Entwender seines Eigenthums ausschreyn, da ich doch auch vom gemeinen Menschenverstande rede. Wo hat denn Schiller diese Gegenstände in Pacht genommen? Sogar seine Terminologie habʼ ich verworfen und mit Recht, weil sie irrig ist, und voll von krasser Ignoranz. – Ich muß Dir bekennen, daß ich den Vorwurf des Plagiats überhaupt wenig fürchte. – Wenn Du das Fragm.[ent] auch nur Einmahl mit Bedacht gelesen hättest, würdest Du doch haben sehn müssen, daß meine Theorie oder wie Du es nennen willst, der seinigen nur nicht diametral entgegengesetzt ist.
Deine Frau hat mir einen sehr heftigen und beleidigenden Brief über das Athen.[äum] geschrieben, den Du wohl nicht gesehen hast vor der Absendung. Die zwey ganzen Tage, die mir der unnütze Verdruß vereckelt hat, können durch Nachtwachen und Anstrengung ersetzt werden, und meine Gesundheit kann schon einen Puff vertragen. Aber der frohe Muth, die gute Laune ist fort, und werden wohl vor der Hand nicht wieder kommen.
Deine Sprachen gefallen mir immer noch mehr, je mehr ich sie lese. Von Deiner Erlaubniß hätte ich vielleicht bey der Stelle von den Antithesen der Griechen Gebrauch gemacht. Aber nun ist mir der Muth völlig dazu vergangen, wie auch der zu neuen Vorschlägen, da die ersten nicht besser ausgefallen sind. Ich schränke mich also außer der aufgetragenen Redakzion der Fragm.[ente] auf die Erinnerungen ein, die ich als Herausgeber des Ath.[enäums] zu machen haben könnte, wozu Du mir noch keine Veranlassung gegeben hast. <Es versteht sich von selbst, daß ich dabey auch auf die Grundsätze, wie auf die möglichen Folgen Rücksicht nehmen werde.>
Es ist schlimm genung, daß ich nicht weiß, ob Du Carol.[inen] zu der Erinnerung wegen der Anordnung authorisirt hast. Ich kann nun aber doch in der Ungewißheit keine Rücksicht darauf nehmen, noch auch den Druck wieder warten, oder gar alles wieder umdrucken lassen. Von dem Zutrauen, was Du Anfangs zu meiner Anordnung der Fragm.[ente] äußertest, scheinst Du Carol.[inen] nichts mitgetheilt zu haben, da sie denkt, ich werde die Fragm.[ente] so eintheilen, daß die im IIten Stück nur eine Fortsetzung der letzten Nummer im Iten Stück zu seyn schienen!!!
Bey dem Anordnen und Vermischen der Fragmente bin ich mir wie der alte Rauspan vorgekommen, der die Schüsseln so gut zu garniren wußte.
Mir scheint es besser, du gäbst die Elegien in das IIte Stück, da ja sonst in dieses nur 2 Nummern, ins erste Stück aber 4 kommen.
Das muß ich Dir im voraus verkünden, daß unter meinen Fragmenten noch manche seyn werden, die nicht kurz sind, damit Du nicht erschrickst. Carol.[ine] meynt, meine Fr.[agmente] wären oft zu lang. Das ist freylich eine von den Bemerkungen – worauf einem die Antwort in der Kehle stecken bleibt. –
Obgleich ich viele unter Deinen langen Fr.[agmenten] sehr liebe, so ziehe ich doch im Ganzen Deine kurzen vor. – Alle die ich über die Fr.[agmente] von mir im Lyc.[eum] gesprochen, haben gemeynt, meine langen wären bey weitem die bessern. – Ich habe geglaubt, daß sie Recht hätten.
Das Nichtverstehn, lieber Freund, ist oft gegenseitig. Ich möchte bey den meisten Deiner Fragezeichen wieder Fragezeichen machen. Verhärte Dich nicht, sieh aufs Ganze und sey ernsthaft. Ich umarme Dich aufs herzlichste.
Daß Du meinen Vorschlag wegen der Anordnung der Briefe über Sh.[akespear] acceptirt hast, freut mich unendlich. Desgleichen, daß Du Schl.[eyermacher] die Censur wegen des Lessing übertragen.
Wenn Du die Bogen gelesen hast, so bitte ich sie mit den ersten neun bey Gelegenheit an Hardenberg zu schicken, der mich darum gebeten; damit er doch etwas von mir hat, bis ich ihm schreiben kann.
Michaelis ist bey mir gewesen, und fließt über von löblichen Anerbietungen. Er will mir für den zweyten Band mehr geben, und für eine zweyte Ausgabe des ersten Bandes, von dem die kleine Auflage die er gemacht, verkauft sey, 1 Ldr. für den Bogen nachzahlen. Er meynte sogar für den unveränderten Abdruck, den ich freylich auf keine Weise zulassen kann. – Indessen ist er ein Windbeutel und ich habe ihm keine andre als eine aufschiebende Antwort geben wollen und können. Den zweyten Abdruck des ersten Bandes will er Ostern 99 fertig haben.
Gegen die Stelle in den Sprachen vom Sprachgebrauch pp. <auf> welche Car.[oline] mich besonders aufmerksam gemacht hat, habe ich an meinem Theil nichts einzuwenden. Ich habe sie sehr witzig gefunden und Schl.[eyermacher] desgleichen.
Ist denn von Nieth.[hammers] Journal gar nichts weiter erschienen?
Wirst Du wohl Zeit finden, Dich zu dem <Brief über> Shakesp.[eare] oder zu dem Wieland vorzubereiten, ehe Du noch herkömmst? – Da Du nun erst in der letzten Hälfte des May kommst, und alle Meßsachen doch in der letzten Hälfte des April vollendet seyn müssen, so bleibt ja ein beträchtlicher Zwischenraum, den aber die A.[llgemeine] L.[itteratur]-Z.[eitung] wohl sehr in Beschlag nehmen wird. Diese leidet doch einen unersetzlichen Verlust an Dir, hinterdrein werden Sies erst recht einsehn was Sie an Dir gehabt haben.
Ich hoffte, meine wenigen histor.[ischen] Fr.[agmente] würden den großen Vorrath der in Deinem Geiste zu histor.[ischen] Fr.[agmenten] vorhanden seyn muß anregen und ihm einigen Funken entlocken können. Das darf ich aber wohl nicht hoffen?
Ich habe die zurückgeschickten Fragm.[ente] wieder durchgelesen. Zurücklegen kann ich nur wenige, <und ändern ist auch selten möglich>, aber bey der Auswahl der zur Schlußcadence bestimmten will ich so viel als möglich mit Deinem Geschmack urtheilen. Ich dachte eher ernst als amüsant zu schließen, und es bleibt auch dabey, daß ich noch einige sehr große – vom fantastischen und sentimentalen Romanzo – die Kunstlehre der harm.[onischen] Plattheit in nuce – Eins über die Dichtarten oder vielmehr über die Stimmung zu den Dichtarten – über das didaktische <Gedicht> – über die romant.[ischen] Sylbenmaaße – zum Baß gebrauche, dazu aber persönliche – Friedr.[ich] Richter – TieckAgnes – viell.[eicht] Gibbons Memoirs und die Engländischen Kritiker – nehme.
<Darunter will ich nun aber> die schärfsten unter den pikanten einsetzen die ich noch habe. Sie müssen aber freylich sehr pikant d. h. dem Eyerstock ähnlich seyn, wenn sie im Schluß und zwischen den längern sich nicht klemmen und noch wirken sollen. <Den Anfang dieser Masse soll nicht eine Synfonie, sondern eine Masse von lauter kleinen pikanten philosophischen machen.>
Die Masse im Iten Stück denke ich noch mit überraschendem Ernst zu schließen; mit einigen nicht sehr langen, aber sehr großen: – über Enthusiasmus <und> Genialität, wo Fichte in den Himmel erhoben werden soll – über Größe – über den heiligen Ernst.
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