• Dorothea von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Neapel · Date: 13.03.1816
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Dorothea von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Neapel
  • Date: 13.03.1816
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 29. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Vom Wiener Kongress zum Frankfurter Bundestag (10. September 1814 ‒ 31. Oktober 1818). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Jean-Jacques Anstett unter Mitarbeit von Ursula Behler. Paderborn 1980, S. 143.
  • Incipit: „[1] Wien 13ten März 1816.
    Lieber Wilhelm! ich kann nicht gut etwas an Sie absenden, ohne nicht wenigstens einen freundlichen Gruß dazu [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34097
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.36
  • Number of Pages: 2S., hs. m. U.
  • Format: 18,9 x 12 cm
    Language
  • German
[1] Wien 13ten März 1816.
Lieber Wilhelm! ich kann nicht gut etwas an Sie absenden, ohne nicht wenigstens einen freundlichen Gruß dazu zu thun. Einliegendes Briefchen ist mir von Friedrich zur Besorgung an Sie, von Frankfurt zugeschickt worden. Freilich würden Sie wohl lieber eine Sendung von seiner eignen Hand dazu gesehen haben, als von der meinigen; darüber aber – nemlich über Friedrichs nicht schreiben, müßen wir uns nun einmal eine raison machen, und es wie eine eigne Unart an den Personen der Gesellschaft, für etwas was sich von selbst versteht, annehmen. Ich wenigstens, bin schon so weit damit gekommen, daß ich mich mehr wundere wenn ich einen Brief von ihm erhalte, als wenn ich keinen erhalte. Ich schicke diesen Brief an Franziska Caspers nach <Neapel>, dies ist Friedrichs Weisung; er weiß also vielleicht daß Sie in Neapel sind, wovon mir nichts bekannt ist. Ich wünsche nur daß er richtig in Ihre Hände gelange. Sind Sie aber wirklich in Neapel, so soll es mich recht sehr freuen daß unsre gute Franziska Sie nun endlich persönlich kennen lernt, was sie sich immer so sehr gewünscht hat. Sie ist ein recht liebenswürdiges gutes Wesen, der ich wohl ein besseres Glück gönnte. – – Der Aufschrift [2] des hier folgenden Briefchens nach, scheint es von Ernst zu seyn, der Ihnen wahrscheinlich Augustchens Vermählung mit dem Baron Buttlar anzeigen wird. Was sagen Sie dazu, daß die kleinen Kinder zu heyrathen anfangen; mir ist wenigstens nicht anders zu Muth wie im Traum, wo man die Leute, die eben noch Kinder waren, plötzlich als alte Leute vor sich sieht. Wie einem so etwas alt macht! Aber recht von Herzen freue ich mich des lieben Kindes und der guten Eltern Glück. Recht schade ist es aber, daß man ihr, wie es scheint, die Honigmonde gleich durch Sorgen und Geschäfte verkümmert; sie hat mir geschrieben, und auch an Friedrich, und in beyden Briefen von Nichts als von der Anstellung ihres Mannes gesprochen, ohne sich einen Augenblick einem Ausbruch des Gefühls zu überlassen. Armes gutes Kind! – Sie sehen, ich bin immer noch in Wien, doch wird es nun wohl am längsten gedauert haben, ich erwarte nur die Nachricht daß Friedrich eine Wohnung für uns beyde erhalten hat, wozu er die Hoffnung hat, um nach Frankfurt zu reisen. In 4 bis 6 Wochen hoffe ich gewiß dort zu seyn. Lieber noch reiste ich nach Rom – allein Wünsche sind Träume! Leben Sie wohl lieber Wilhelm, wenn Sie nach Rom kommen, so suchen Sie doch meine Söhne auf, und schreiben Sie mir ein kluges Wort über ihre Arbeiten.
Dorothea S.
[1] Wien 13ten März 1816.
Lieber Wilhelm! ich kann nicht gut etwas an Sie absenden, ohne nicht wenigstens einen freundlichen Gruß dazu zu thun. Einliegendes Briefchen ist mir von Friedrich zur Besorgung an Sie, von Frankfurt zugeschickt worden. Freilich würden Sie wohl lieber eine Sendung von seiner eignen Hand dazu gesehen haben, als von der meinigen; darüber aber – nemlich über Friedrichs nicht schreiben, müßen wir uns nun einmal eine raison machen, und es wie eine eigne Unart an den Personen der Gesellschaft, für etwas was sich von selbst versteht, annehmen. Ich wenigstens, bin schon so weit damit gekommen, daß ich mich mehr wundere wenn ich einen Brief von ihm erhalte, als wenn ich keinen erhalte. Ich schicke diesen Brief an Franziska Caspers nach <Neapel>, dies ist Friedrichs Weisung; er weiß also vielleicht daß Sie in Neapel sind, wovon mir nichts bekannt ist. Ich wünsche nur daß er richtig in Ihre Hände gelange. Sind Sie aber wirklich in Neapel, so soll es mich recht sehr freuen daß unsre gute Franziska Sie nun endlich persönlich kennen lernt, was sie sich immer so sehr gewünscht hat. Sie ist ein recht liebenswürdiges gutes Wesen, der ich wohl ein besseres Glück gönnte. – – Der Aufschrift [2] des hier folgenden Briefchens nach, scheint es von Ernst zu seyn, der Ihnen wahrscheinlich Augustchens Vermählung mit dem Baron Buttlar anzeigen wird. Was sagen Sie dazu, daß die kleinen Kinder zu heyrathen anfangen; mir ist wenigstens nicht anders zu Muth wie im Traum, wo man die Leute, die eben noch Kinder waren, plötzlich als alte Leute vor sich sieht. Wie einem so etwas alt macht! Aber recht von Herzen freue ich mich des lieben Kindes und der guten Eltern Glück. Recht schade ist es aber, daß man ihr, wie es scheint, die Honigmonde gleich durch Sorgen und Geschäfte verkümmert; sie hat mir geschrieben, und auch an Friedrich, und in beyden Briefen von Nichts als von der Anstellung ihres Mannes gesprochen, ohne sich einen Augenblick einem Ausbruch des Gefühls zu überlassen. Armes gutes Kind! – Sie sehen, ich bin immer noch in Wien, doch wird es nun wohl am längsten gedauert haben, ich erwarte nur die Nachricht daß Friedrich eine Wohnung für uns beyde erhalten hat, wozu er die Hoffnung hat, um nach Frankfurt zu reisen. In 4 bis 6 Wochen hoffe ich gewiß dort zu seyn. Lieber noch reiste ich nach Rom – allein Wünsche sind Träume! Leben Sie wohl lieber Wilhelm, wenn Sie nach Rom kommen, so suchen Sie doch meine Söhne auf, und schreiben Sie mir ein kluges Wort über ihre Arbeiten.
Dorothea S.
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