• Friedrich von Schlegel , Dorothea von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Frankfurt am Main · Place of Destination: Paris · Date: 11.11.1816
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel, Dorothea von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Frankfurt am Main
  • Place of Destination: Paris
  • Date: 11.11.1816
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 29. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Vom Wiener Kongress zum Frankfurter Bundestag (10. September 1814 ‒ 31. Oktober 1818). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Jean-Jacques Anstett unter Mitarbeit von Ursula Behler. Paderborn 1980, S. 264‒265.
  • Incipit: „[1] Frankf: 11ten Nov: 16
    [von Dorothea Schlegel:]
    Was machen Sie lieber Wilhelm? warum haben Sie aufgehört mir über eine Sache Nachricht zu [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.201
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 21,2 x 13 cm
    Language
  • German
[1] Frankf: 11ten Nov: 16
[von Dorothea Schlegel:]
Was machen Sie lieber Wilhelm? warum haben Sie aufgehört mir über eine Sache Nachricht zu geben die uns so sehr interessirt, nemlich über Ihre Angelegenheit in Florenz? – Obgleich so recht im Centrum aller Diplomatik, muß ich Ihnen nur gleich einen Beweiß meines sehr undiplomatischen Charakters geben, und damit anfangen Ihnen grade heraus zu erzählen, daß ich von dort her einen Auftrag für Sie habe, den ich aber auf keine Weise eher ausrichten kann und darf, bis ich nicht von Ihnen weiß wie die Lage der Dinge ist, und wie Sie darüber gesinnt sind; ich erwarte also einen Bericht von Ihnen, dann erhalten Sie einen von mir.

[von Friedrich Schlegel:]
Geliebter Bruder, ich bin von allen Seiten mit Geschäften überhäuft und will Dir nur in aller Kürze erzählen, daß ich sechs Wochen in Aschaffenburg war zu einer Commission wegen des dort befindlichen Reichs-Archivs. Durch mein Geschäft kam ich in Verhältniß mit dem dortigen Hof-Commißär und Statthalter, der jetzt auch hier während Rechbergs Abwesenheit, einstweiliger Bundesgesandter von Baiern ist, der Freiherr v. Gruben. Dieses ist ein Mann, der [2] Kunst und Litteratur über alles schätzt und daher auch große Stücke auf uns hält. Es hat sich so ganz von selbst gemacht, daß ich viel von Dir mit ihm gesprochen habe. Er wünscht sehr lebhaft, daß Du nach Baiern gezogen würdest, und wird auch gewiß, wo er kann, dahin wirken, daß Du einen ehrenvollen Ruf erhältst. Schreibe mir doch nun etwas näheres, über Deine Wünsche in dieser Hinsicht; ich sehe Gruben oft und habe <auch sonst> schon Gelegenheit einzuwirken. Nur bemerkte ich auch bey diesem Anlaß, was ich schon früher mehrmals wahrgenommen hatte, daß man allgemein gelaubt hat, Du wollest gar nicht nach Deutschland und in die Gelehrten-Verhältniße zurückkehren. Wenn Du im Frühjahr zu uns kommen und eine kleine Reise in einigen Gegenden von Deutschland machen könntest; das wäre ganz vortreflich und dann würde <man> um so leichter, schneller und gewißer alles Erwünschte zum Ziele bringen. –
Den jungen Bopp habe ich in Aschaffenburg kennen lernen und er hat mir sehr gefallen. Er ist von [3] da nach München gegangen, um noch ferner Unterstützung zu einem Aufenthalte in Paris oder London zu erhalten. Gruben hat ihn auch sehr empfohlen und sich dabey vorzüglich auch auf Dein Urtheil (in den Heidelb[ergischen] Jahrb[üchern]) und auf meines berufen. Schreibe mir doch, was für indische Bücher in Paris zu haben sind, und zu welchen Preisen; nach Neujahr habe ich doch vielleicht Geld genug, mir einiges anzuschaffen. Die erste Einrichtung hat mir jetzt sehr viel gekostet. Du wirst mir durch diese Notiz einen großen Beweis Deiner Freundschaft geben. Schreibe mir nur überhaupt bald, und sey nicht karg und rechne auch nicht zu genau mit mir. Ich muß mich zu allen Arbeiten fast in tausend Stücken reißen. –
Dein Freund
Friedrich Schl.

Ich möchte auch gern etwas von den zwey Kammern wißen. Alles Ernsthafte und Lustige, was Du darüber selbstselber denkst.
[4] Pour Monsieur
le Chevalier de Schlegel
a Paris.
[1] Frankf: 11ten Nov: 16
[von Dorothea Schlegel:]
Was machen Sie lieber Wilhelm? warum haben Sie aufgehört mir über eine Sache Nachricht zu geben die uns so sehr interessirt, nemlich über Ihre Angelegenheit in Florenz? – Obgleich so recht im Centrum aller Diplomatik, muß ich Ihnen nur gleich einen Beweiß meines sehr undiplomatischen Charakters geben, und damit anfangen Ihnen grade heraus zu erzählen, daß ich von dort her einen Auftrag für Sie habe, den ich aber auf keine Weise eher ausrichten kann und darf, bis ich nicht von Ihnen weiß wie die Lage der Dinge ist, und wie Sie darüber gesinnt sind; ich erwarte also einen Bericht von Ihnen, dann erhalten Sie einen von mir.

[von Friedrich Schlegel:]
Geliebter Bruder, ich bin von allen Seiten mit Geschäften überhäuft und will Dir nur in aller Kürze erzählen, daß ich sechs Wochen in Aschaffenburg war zu einer Commission wegen des dort befindlichen Reichs-Archivs. Durch mein Geschäft kam ich in Verhältniß mit dem dortigen Hof-Commißär und Statthalter, der jetzt auch hier während Rechbergs Abwesenheit, einstweiliger Bundesgesandter von Baiern ist, der Freiherr v. Gruben. Dieses ist ein Mann, der [2] Kunst und Litteratur über alles schätzt und daher auch große Stücke auf uns hält. Es hat sich so ganz von selbst gemacht, daß ich viel von Dir mit ihm gesprochen habe. Er wünscht sehr lebhaft, daß Du nach Baiern gezogen würdest, und wird auch gewiß, wo er kann, dahin wirken, daß Du einen ehrenvollen Ruf erhältst. Schreibe mir doch nun etwas näheres, über Deine Wünsche in dieser Hinsicht; ich sehe Gruben oft und habe <auch sonst> schon Gelegenheit einzuwirken. Nur bemerkte ich auch bey diesem Anlaß, was ich schon früher mehrmals wahrgenommen hatte, daß man allgemein gelaubt hat, Du wollest gar nicht nach Deutschland und in die Gelehrten-Verhältniße zurückkehren. Wenn Du im Frühjahr zu uns kommen und eine kleine Reise in einigen Gegenden von Deutschland machen könntest; das wäre ganz vortreflich und dann würde <man> um so leichter, schneller und gewißer alles Erwünschte zum Ziele bringen. –
Den jungen Bopp habe ich in Aschaffenburg kennen lernen und er hat mir sehr gefallen. Er ist von [3] da nach München gegangen, um noch ferner Unterstützung zu einem Aufenthalte in Paris oder London zu erhalten. Gruben hat ihn auch sehr empfohlen und sich dabey vorzüglich auch auf Dein Urtheil (in den Heidelb[ergischen] Jahrb[üchern]) und auf meines berufen. Schreibe mir doch, was für indische Bücher in Paris zu haben sind, und zu welchen Preisen; nach Neujahr habe ich doch vielleicht Geld genug, mir einiges anzuschaffen. Die erste Einrichtung hat mir jetzt sehr viel gekostet. Du wirst mir durch diese Notiz einen großen Beweis Deiner Freundschaft geben. Schreibe mir nur überhaupt bald, und sey nicht karg und rechne auch nicht zu genau mit mir. Ich muß mich zu allen Arbeiten fast in tausend Stücken reißen. –
Dein Freund
Friedrich Schl.

Ich möchte auch gern etwas von den zwey Kammern wißen. Alles Ernsthafte und Lustige, was Du darüber selbstselber denkst.
[4] Pour Monsieur
le Chevalier de Schlegel
a Paris.
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