• August Wilhelm von Schlegel to Carl August Böttiger

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Weimar · Date: 21.11.1796
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Carl August Böttiger
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Weimar
  • Date: 21.11.1796
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: (Klassik Stiftung Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Monographie Digital, www.ora-web.swkk.de)
  • Bibliography: August Wilhelm Schlegel an C. A. Böttiger. In: Archiv für Litteraturgeschichte 3 (1874), S. 152‒155.
  • Incipit: „[1] Jena d. 21 Nov. 1796
    Mein werthester Herr Consistorial-Rath!
    Gewiß hätte mich die Erinnerung der angenehmen in Weimar verlebten Stunden, vorzüglich der [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: BOETTIGER-2014-FOLDER
  • Classification Number: Mscr.Dresd.h.37,8°,Bd.22,Nr.16
  • Number of Pages: 6 S., hs. m. U.
  • Format: 19 x 11,2 cm
    Language
  • German
[1] Jena d. 21 Nov. 1796
Mein werthester Herr Consistorial-Rath!
Gewiß hätte mich die Erinnerung der angenehmen in Weimar verlebten Stunden, vorzüglich der in Ihrem Hause genossenen Freundschaft und Güte, bewogen meinen Freund Göschen dahin zu begleiten, wenn meine Beschäftigungen es nicht ganz unmöglich gemacht hätten. Diese haben mich auch abgehalten, mir schon weit eher das Vergnügen einer schriftlichen Mittheilung zu geben, und Ihnen unter andern eine Menge herzliche Grüße von Tischbeins aus Dessau zu bestellen, wo ich von Leipzig aus hinreiste und ein anderhalb Tage sehr glücklich zubrachte. Ich habe mich auch ungemein gefreut, dort die Porträte von Ihnen, Wieland und Herder zu sehen.
Vor allen Dingen nehmen Sie meinen wärmsten Dank für die so ganz gelungene Bemühung an, auch uns, die wir Island [2] nicht gesehen haben, so viel möglich an diesem Genusse Theil nehmen zu lassen. Eine das Theater betreffende Arbeit von Ihnen machte indessen mein Verlangen nach Ihrem Terenz doppelt rege, welches leider wohl noch nicht so bald befriedigt werden wird.
Göschen hat mir gesagt, Wieland habe sich geäußert, die Geßnersche Buchhandlung in Zürich würde vielleicht meine neue Übersetzung des Shakespeare übernehmen wollen. Ich bin nähmlich in dem Falle, mich nach einem andern Verleger umsehen zu müssen, weil der, mit dem ich die Sache schon voriges Ostern in Richtigkeit gebracht, wie es scheint, nicht im Stande ist, seine Bedingungen zu erfüllen. Ich habe zwar schon vorläufig mit einem andern Buchhändler gesprochen, bin aber für jetzt noch nicht wieder durch einen Vertrag gebunden. –
Ehe von meiner poetischen Übersetzung die Rede war, war es H. Eschenburgs Absicht eine neue verbesserte Ausgabe seiner [3] prosaischen in der Geßnerschen Buchhandlung zu veranstalten. Er sagt mir zwar, als ich ihn in Braunschweig darüber sprach, er habe dieß nunmehr gänzlich aufgegeben; indessen möchte ich doch nicht den kleinsten Schritt thun, der mir den Schein gäbe als drängte ich mich an seiner Stelle ein, ehe ich nicht mit Sicherheit weiß, daß die Buchhandlung auch ihrerseits den Plan, die Eschenburgische Übersetzung von neuem zu verlegen, hat fahren lassen. Denn mir däucht, diese beyden Übersetzungen haben einen so verschiednen Zweck, daß sie sehr gut neben einander bestehen können. Wieland ist jetzt so sehr beschäftigt, daß ich nicht gewagt habe, an ihn selbst darüber zu schreiben. Sie würden mich unendlich verbinden, wenn Sie gelegentlich mit ihm sprechen und mir in wenigen Zeilen das Resultat melden wollten. Ist keine zweyte Ausgabe der Eschenburgischen Übersetzung mehr zu erwarten, so würde ich Sie bitten, bey W. [4] folgende vorläufige Anfragen zu thun, die er wahrscheinlich, da sein Schwiegersohn die Handlung führt, wird beantworten können
1) Ob die Geßnersche Buchhandlung ein Honorar von 150 Thlr. für jedes Schauspiel Sh–s würde daran wenden wollen?
2) Ob sie sich zu einem zierlichen Drucke, nach den Wünschen des Übersetzers verstehen würde?
3) Ob sich die Sache wohl so schnell würde betreiben lassen, daß der erste Theil (wozu zwey Stücke schon ganz fertig und das dritte in der Arbeit ist) noch auf die nächste Ostermesse erscheinen könnte?
Wenn W. diese Fragen mit nein beantworten sollte, so wäre es gar nicht nöthig, eine unmittelbare Unterhaltung mit der Buchhandlung anzufangen, und ich bliebe bey dem Buchhändler, dem ich schon im allgemeinen den Vorschlag gethan.
Fast beschämt bin ich, daß ich die Anzeige der Terpsichore, die Sie von mir erwarten, noch nicht geliefert habe. An meinem guten [5] Willen hat es nicht gefehlt: Sie würden mich entschuldigen, wenn Sie wüßten, wie sich seit meiner Reise nach Leipzig die Arbeiten bey mir gedrängt, und mich immer noch von dieser angenehmeren abgehalten haben. Indessen habe ich mich schon durch Lesung der Terpsichore und Vergleichung des Balde sehr vorbereitet, und werde in diesen Tagen daran gehn. Was mir auch ein Hinderniß gewesen, ist, daß ich das Stück der Leipz. Bibl., welches die tadelnde Recension enthält, worauf ich doch stillschweigends Rücksicht nehmen müßte, hier am Orte nicht habe habhaft werden können. Sie würden mir eine große Gefälligkeit erweisen, wenn Sie es mir ohne Beschwerde von Weimar aus nur auf wenige Tage verschaffen könnten.
Haben wir nicht Hoffnung, Sie bald einmal hier, und auf längere Zeit wie im verwichnen Sommer zu sehen? Sie werden mich jetzt in der Stadt in einer geräumigeren Wohnung und mehr eingerichtet finden. Kommen [6] Sie doch ja! Mein Bruder wird Ihnen selbst schreiben, wie er mir gesagt hat; meine Caroline läßt sich Ihnen bestens empfehlen. Dürfte ich Sie um meine angelegentlichsten Empfehlungen an Wieland und Herder bitten? Leben Sie recht wohl und behalten Sie mich in freundschaftlichem Andenken.
Ganz der Ihrige
A W Schlegel.
Sie verzeihen mir doch dieß abscheuliche, in jeder Hinsicht nachläßige Geschreibe.
[1] Jena d. 21 Nov. 1796
Mein werthester Herr Consistorial-Rath!
Gewiß hätte mich die Erinnerung der angenehmen in Weimar verlebten Stunden, vorzüglich der in Ihrem Hause genossenen Freundschaft und Güte, bewogen meinen Freund Göschen dahin zu begleiten, wenn meine Beschäftigungen es nicht ganz unmöglich gemacht hätten. Diese haben mich auch abgehalten, mir schon weit eher das Vergnügen einer schriftlichen Mittheilung zu geben, und Ihnen unter andern eine Menge herzliche Grüße von Tischbeins aus Dessau zu bestellen, wo ich von Leipzig aus hinreiste und ein anderhalb Tage sehr glücklich zubrachte. Ich habe mich auch ungemein gefreut, dort die Porträte von Ihnen, Wieland und Herder zu sehen.
Vor allen Dingen nehmen Sie meinen wärmsten Dank für die so ganz gelungene Bemühung an, auch uns, die wir Island [2] nicht gesehen haben, so viel möglich an diesem Genusse Theil nehmen zu lassen. Eine das Theater betreffende Arbeit von Ihnen machte indessen mein Verlangen nach Ihrem Terenz doppelt rege, welches leider wohl noch nicht so bald befriedigt werden wird.
Göschen hat mir gesagt, Wieland habe sich geäußert, die Geßnersche Buchhandlung in Zürich würde vielleicht meine neue Übersetzung des Shakespeare übernehmen wollen. Ich bin nähmlich in dem Falle, mich nach einem andern Verleger umsehen zu müssen, weil der, mit dem ich die Sache schon voriges Ostern in Richtigkeit gebracht, wie es scheint, nicht im Stande ist, seine Bedingungen zu erfüllen. Ich habe zwar schon vorläufig mit einem andern Buchhändler gesprochen, bin aber für jetzt noch nicht wieder durch einen Vertrag gebunden. –
Ehe von meiner poetischen Übersetzung die Rede war, war es H. Eschenburgs Absicht eine neue verbesserte Ausgabe seiner [3] prosaischen in der Geßnerschen Buchhandlung zu veranstalten. Er sagt mir zwar, als ich ihn in Braunschweig darüber sprach, er habe dieß nunmehr gänzlich aufgegeben; indessen möchte ich doch nicht den kleinsten Schritt thun, der mir den Schein gäbe als drängte ich mich an seiner Stelle ein, ehe ich nicht mit Sicherheit weiß, daß die Buchhandlung auch ihrerseits den Plan, die Eschenburgische Übersetzung von neuem zu verlegen, hat fahren lassen. Denn mir däucht, diese beyden Übersetzungen haben einen so verschiednen Zweck, daß sie sehr gut neben einander bestehen können. Wieland ist jetzt so sehr beschäftigt, daß ich nicht gewagt habe, an ihn selbst darüber zu schreiben. Sie würden mich unendlich verbinden, wenn Sie gelegentlich mit ihm sprechen und mir in wenigen Zeilen das Resultat melden wollten. Ist keine zweyte Ausgabe der Eschenburgischen Übersetzung mehr zu erwarten, so würde ich Sie bitten, bey W. [4] folgende vorläufige Anfragen zu thun, die er wahrscheinlich, da sein Schwiegersohn die Handlung führt, wird beantworten können
1) Ob die Geßnersche Buchhandlung ein Honorar von 150 Thlr. für jedes Schauspiel Sh–s würde daran wenden wollen?
2) Ob sie sich zu einem zierlichen Drucke, nach den Wünschen des Übersetzers verstehen würde?
3) Ob sich die Sache wohl so schnell würde betreiben lassen, daß der erste Theil (wozu zwey Stücke schon ganz fertig und das dritte in der Arbeit ist) noch auf die nächste Ostermesse erscheinen könnte?
Wenn W. diese Fragen mit nein beantworten sollte, so wäre es gar nicht nöthig, eine unmittelbare Unterhaltung mit der Buchhandlung anzufangen, und ich bliebe bey dem Buchhändler, dem ich schon im allgemeinen den Vorschlag gethan.
Fast beschämt bin ich, daß ich die Anzeige der Terpsichore, die Sie von mir erwarten, noch nicht geliefert habe. An meinem guten [5] Willen hat es nicht gefehlt: Sie würden mich entschuldigen, wenn Sie wüßten, wie sich seit meiner Reise nach Leipzig die Arbeiten bey mir gedrängt, und mich immer noch von dieser angenehmeren abgehalten haben. Indessen habe ich mich schon durch Lesung der Terpsichore und Vergleichung des Balde sehr vorbereitet, und werde in diesen Tagen daran gehn. Was mir auch ein Hinderniß gewesen, ist, daß ich das Stück der Leipz. Bibl., welches die tadelnde Recension enthält, worauf ich doch stillschweigends Rücksicht nehmen müßte, hier am Orte nicht habe habhaft werden können. Sie würden mir eine große Gefälligkeit erweisen, wenn Sie es mir ohne Beschwerde von Weimar aus nur auf wenige Tage verschaffen könnten.
Haben wir nicht Hoffnung, Sie bald einmal hier, und auf längere Zeit wie im verwichnen Sommer zu sehen? Sie werden mich jetzt in der Stadt in einer geräumigeren Wohnung und mehr eingerichtet finden. Kommen [6] Sie doch ja! Mein Bruder wird Ihnen selbst schreiben, wie er mir gesagt hat; meine Caroline läßt sich Ihnen bestens empfehlen. Dürfte ich Sie um meine angelegentlichsten Empfehlungen an Wieland und Herder bitten? Leben Sie recht wohl und behalten Sie mich in freundschaftlichem Andenken.
Ganz der Ihrige
A W Schlegel.
Sie verzeihen mir doch dieß abscheuliche, in jeder Hinsicht nachläßige Geschreibe.
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