• August Wilhelm von Schlegel to Johann Friedrich von Cotta

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Tübingen · Date: 31.03.1801
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Friedrich von Cotta
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Tübingen
  • Date: 31.03.1801
  • Notations: Da der Brief im Druck nur teilweise wiedergegeben ist, wurde er neu transkribiert. ‒ Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Knödler, Stefan; Bamberg, Claudia: Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm Schlegel und Johann Friedrich Cotta. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens. Hg. v. der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Bd. 74. Berlin u.a. 2019, S. 62–64.
  • Weitere Drucke: Fehling, Maria: Briefe an Cotta. Das Zeitalter Goethes und Napoleons 1794‒1815. Bd. 1. Stuttgart u.a. 1925, S. 257‒258.
  • Incipit: „[1] Berlin d. 31 März 1801
    Unser gemeinschaftlicher Freund Fichte trägt mir auf Ihnen zu melden, daß das hiesige Oberconsistorium, da man [...]“
    Manuscript
  • Provider: Marbach am Neckar, Deutsches Literaturarchiv
  • Classification Number: COTTA:Briefe
  • Number of Pages: 4 S., hs. m. U.
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Knödler, Stefan
[1] Berlin d. 31 März 1801
Unser gemeinschaftlicher Freund Fichte trägt mir auf Ihnen zu melden, daß das hiesige Oberconsistorium, da man ohne sein Vorwissen demselben seine Flugschrift: Friedrich Nicolai’s Leben u sonderbare Meinungen pp zur Censur vorgelegt, diese verweigert habe. Dieser unerwartete u seltsame Vorfall hat ihm die weitere Beschäftigung mit dieser Sache gänzlich verleidet, u er wollte seine Hand von der Schrift abziehen und sie zurücklegen. Ich habe daher die Herausgabe übernommen, meinen Namen auf den Titel gesetzt, eine Vorrede dazu geschrieben, und das Mcspt, das mir Fichte zu jedem beliebigen Gebrauche überlassen hatte, nach Jena geschickt. Dort bin ich als Professor censurfrey, und habe Auftrag ertheilt, den Druck in einer Auflage von 1000 Ex. schleunigst zu besorgen, wo möglich bey Frommann, damit [2] diese Brochüre, die durch die verweigerte Censur natürlich in hiesigen Landen doppeltes Aufsehen machen wird, noch auf die Masse gebracht werden kann. Wir haben vorausgesetzt, daß dieser Vorfall in Ansehung dessen was Sie über den Verlag mit Fichte verabredet, keine Änderung machen würde; nur will F. vor dem Publikum durchaus nicht den Schein haben, jetzt noch einigen Theil an der Erscheinung der Schrift zu nehmen: eine Maßregel, die Sie bey einer vollständigen Kenntniß von der Lage der Sachen gewiß richtig finden würden.
Die näheren Bestimmungen wegen der Einrichtung des Drucks habe ich, wie ich sie mit meinem Freunde verabredet, nach Jena geschrieben. Sollten Sie darüber noch Aufträge zu geben haben, so seyn Sie so gütig, sie an Frommann oder meinen Bruder in Jena zu schreiben.
So viel von diesem Geschäfte.
[3] Für das poet. Taschenbuch haben Tieck u ich fleißig gearbeitet u gesammelt, und wir haben schon einen beträchtlichen Theil des Manuskriptes beysammen.
Da Schiller dießmal keinen Musenalmanach geben wird, so ist dieser Name dadurch gewissermaßen erledigt, und wir überlassen es Ihrer Entscheidung, ob Sie glauben, daß der Titel poetisches Taschenbuch, oder der: Musenalmanach mehr Gunst beym Publikum haben wird.
Eine Ankündigung in unserm Namen aufzusetzen, haben wir bey näherer Erwägung theils unnöthig, theils bedenklich gefunden. Es wird hinreichen, wenn Sie in Ihrem Namen anzeigen, mit Nennung der Herausgeber, daß ein solches Taschenbuch bey Ihnen erscheinen werde.
H. Vermehren scheint zwar das seinige dringend zu betreiben, u hat an uns Alle Einladungen ergehen lassen. Indessen denke ich wird es damit nicht viel auf sich haben u wir behalten das Feld wohl ziemlich frey.
[4] Wir sind beyde für den Druck mit Deutschen Lettern, und wenn es Ihnen einerley wäre, am liebsten mit Ungerschen Lettern, die ja schon in vielen Officien angeschafft sind. Wird es in Jena oder Berlin gedruckt, so könnte einer von uns oder unsern Freunden die Correctur besorgen. In Leipzig oder anderswo müßte für saubre u deutliche Abschriften der Gedichte gesorgt werden.
Ich habe von Buri immer eine verkleinerte Zeichnung von Goethe’s Bildniß zu erhalten gehofft. Allein er glaubt, das Oelgemählde, welches er auch nicht hier hat, würde nicht recht dazu passen; u die große Zeichnung von Weimar kommen zu lassen ist er durch Goethe’s Krankheit verhindert worden. Er meynt aber, ein geschickter Kupferstecher brauche gar keine verkleinerte Zeichnung um nach dieser zu arbeiten, u Sie dürften sich nur an Goethe selbst wenden, um sie zu diesem Behuf zu erhalten. Auf jeden Fall kommt nicht viel darauf an, wenn der Alm. auch den Zierrath eines Kupferstichs entbehren müßte. Tieck wird Sie in der Leipziger Messe s[p]rechen. Leben Sie wohl. Ihr A. W. Schlegel.

Schlegel 31 Merz 1801
10 Apr –
19 –
[1] Berlin d. 31 März 1801
Unser gemeinschaftlicher Freund Fichte trägt mir auf Ihnen zu melden, daß das hiesige Oberconsistorium, da man ohne sein Vorwissen demselben seine Flugschrift: Friedrich Nicolai’s Leben u sonderbare Meinungen pp zur Censur vorgelegt, diese verweigert habe. Dieser unerwartete u seltsame Vorfall hat ihm die weitere Beschäftigung mit dieser Sache gänzlich verleidet, u er wollte seine Hand von der Schrift abziehen und sie zurücklegen. Ich habe daher die Herausgabe übernommen, meinen Namen auf den Titel gesetzt, eine Vorrede dazu geschrieben, und das Mcspt, das mir Fichte zu jedem beliebigen Gebrauche überlassen hatte, nach Jena geschickt. Dort bin ich als Professor censurfrey, und habe Auftrag ertheilt, den Druck in einer Auflage von 1000 Ex. schleunigst zu besorgen, wo möglich bey Frommann, damit [2] diese Brochüre, die durch die verweigerte Censur natürlich in hiesigen Landen doppeltes Aufsehen machen wird, noch auf die Masse gebracht werden kann. Wir haben vorausgesetzt, daß dieser Vorfall in Ansehung dessen was Sie über den Verlag mit Fichte verabredet, keine Änderung machen würde; nur will F. vor dem Publikum durchaus nicht den Schein haben, jetzt noch einigen Theil an der Erscheinung der Schrift zu nehmen: eine Maßregel, die Sie bey einer vollständigen Kenntniß von der Lage der Sachen gewiß richtig finden würden.
Die näheren Bestimmungen wegen der Einrichtung des Drucks habe ich, wie ich sie mit meinem Freunde verabredet, nach Jena geschrieben. Sollten Sie darüber noch Aufträge zu geben haben, so seyn Sie so gütig, sie an Frommann oder meinen Bruder in Jena zu schreiben.
So viel von diesem Geschäfte.
[3] Für das poet. Taschenbuch haben Tieck u ich fleißig gearbeitet u gesammelt, und wir haben schon einen beträchtlichen Theil des Manuskriptes beysammen.
Da Schiller dießmal keinen Musenalmanach geben wird, so ist dieser Name dadurch gewissermaßen erledigt, und wir überlassen es Ihrer Entscheidung, ob Sie glauben, daß der Titel poetisches Taschenbuch, oder der: Musenalmanach mehr Gunst beym Publikum haben wird.
Eine Ankündigung in unserm Namen aufzusetzen, haben wir bey näherer Erwägung theils unnöthig, theils bedenklich gefunden. Es wird hinreichen, wenn Sie in Ihrem Namen anzeigen, mit Nennung der Herausgeber, daß ein solches Taschenbuch bey Ihnen erscheinen werde.
H. Vermehren scheint zwar das seinige dringend zu betreiben, u hat an uns Alle Einladungen ergehen lassen. Indessen denke ich wird es damit nicht viel auf sich haben u wir behalten das Feld wohl ziemlich frey.
[4] Wir sind beyde für den Druck mit Deutschen Lettern, und wenn es Ihnen einerley wäre, am liebsten mit Ungerschen Lettern, die ja schon in vielen Officien angeschafft sind. Wird es in Jena oder Berlin gedruckt, so könnte einer von uns oder unsern Freunden die Correctur besorgen. In Leipzig oder anderswo müßte für saubre u deutliche Abschriften der Gedichte gesorgt werden.
Ich habe von Buri immer eine verkleinerte Zeichnung von Goethe’s Bildniß zu erhalten gehofft. Allein er glaubt, das Oelgemählde, welches er auch nicht hier hat, würde nicht recht dazu passen; u die große Zeichnung von Weimar kommen zu lassen ist er durch Goethe’s Krankheit verhindert worden. Er meynt aber, ein geschickter Kupferstecher brauche gar keine verkleinerte Zeichnung um nach dieser zu arbeiten, u Sie dürften sich nur an Goethe selbst wenden, um sie zu diesem Behuf zu erhalten. Auf jeden Fall kommt nicht viel darauf an, wenn der Alm. auch den Zierrath eines Kupferstichs entbehren müßte. Tieck wird Sie in der Leipziger Messe s[p]rechen. Leben Sie wohl. Ihr A. W. Schlegel.

Schlegel 31 Merz 1801
10 Apr –
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