• August Wilhelm von Schlegel to Johann Wolfgang von Goethe

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Weimar · Date: 07.05.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Wolfgang von Goethe
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Weimar
  • Date: 07.05.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 136‒138.
  • Verlag: Insel Verlag
  • Incipit: „[1] Berlin d. 7 Mai 1803
    Sie haben sich mit so vieler Wärme der Erscheinung meines Jon auf dem Theater angenommen, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Classification Number: GSA 28/40 Bl 242f.
  • Provenance: Klassik Stiftung Weimar
  • Number of Pages: 2 Blatt, 4 S.
    Language
  • German
[1] Berlin d. 7 Mai 1803
Sie haben sich mit so vieler Wärme der Erscheinung meines Jon auf dem Theater angenommen, daß er Ihnen ganz besonders angehört, und daß ich bey seiner Erscheinung im Druck nichts angelegentlicheres habe, als Ihnen meinen Dank dafür zu wiederhohlen, und den Wunsch hinzuzufügen, daß ich Ihr Interesse bald einmal wieder auf ähnliche Weise möchte in Anspruch nehmen können.
Bey der Arbeit am Spanischen Theater, die ich eben so eifrig fortzusetzen denke, als die am Shakspeare bisher, war es mir eine große Aufmunterung, daß das erste von mir gewählte Stück Ihnen einen so großen Eindruck gemacht, wie ich von Prof. Schelling erfuhr. Ich bin begierig Ihr Urtheil über die beyden andern zu [2] erfahren. Was dieser Band enthält, ist nur ein kleiner Vorschmack von den Reichthümern dieses Dichters, und wenn ich meinem Urtheile trauen darf, so haben andre seiner Compositionen einen noch weit größeren Charakter. Ich durfte meine Wahl bey dem ersten Bande aber nicht bloß durch die Vortrefflichkeit bestimmen lassen, sondern mußte auf Mannichfaltigkeit, auf Faßlichkeit für Deutsche und des Dichters noch ungewohnte Leser, endlich bey der wenigen Zeit, die mir übrig blieb, auf die verhältnißmäßig geringere Schwierigkeit beym Übersetzen Rücksicht nehmen.
Da die Spanischen Stücke überhaupt, und die des Calderon insbesondre so durchaus theatralisch gedacht sind, so halten Sie vielleicht einen guten Erfolg auf Ihrer Bühne im allgemeinen nicht für unmöglich. Ich bitte Sie, mir Ihre Meynung hierüber wissen zu lassen: wenn Sie etwas der Art zu unter[3]nehmen geneigt wären, so könnte ich beym 2ten Bande bey der Wahl mit darauf Rücksicht nehmen, solche Stücke zu treffen, bey welchen keine specielle Hindernisse und Störungen auf unsrer Bühne, vor einem heutigen, Deutschen und Protestantischen Publicum eintreten.
Ich hoffe, auch das Äußere des Spanischen Theaters wird Ihnen nicht misfallen, und nehme daher die Gelegenheit wahr, Ihnen meinen Verleger, Hrn. Reimer, den Besitzer der hiesigen Realschul- Buchhandlung, angelegentlichst zu empfehlen. Ich habe ihn bey unserm Geschäft und im freundschaftlichen Umgange als einen überaus rechtlichen und gutgesinnten Mann kennen gelernt, der sein Gewerbe mit seltner Gewissenhaftigkeit, und dem eben so seltnen Ehrgeiz ausübt, nur gute Sachen zu verlegen, und den vielleicht weit größeren Gewinn, den ihm der Verlag gemeiner [4] Lieblingslectüren bringen könnte, nicht zu suchen. Er wünscht sich daher über alles, etwas von Ihnen in Verlag zu bekommen; die Bedingungen, die Sie ihm dabey vorschreiben wollen, werden gewiß keine Schwierigkeit machen, er wird alles mit Vergnügen eingehen, und Sie können sich darauf verlassen, daß er seine Verpflichtungen, zB. in Ansehung der Stärke der Auflage, genau erfüllt, was sich von den meisten Buchhändlern nicht versichern läßt. Ich würde es als einen wahren Beweis Ihrer Freundschaft für mich ansehen, wenn Sie auf meine Empfehlung diesen wackern Mann gelegentlich bedenken wollten.
Leben Sie recht wohl, und behalten Sie mich in wohlwollendem Andenken.
AWSchlegel
[1] Berlin d. 7 Mai 1803
Sie haben sich mit so vieler Wärme der Erscheinung meines Jon auf dem Theater angenommen, daß er Ihnen ganz besonders angehört, und daß ich bey seiner Erscheinung im Druck nichts angelegentlicheres habe, als Ihnen meinen Dank dafür zu wiederhohlen, und den Wunsch hinzuzufügen, daß ich Ihr Interesse bald einmal wieder auf ähnliche Weise möchte in Anspruch nehmen können.
Bey der Arbeit am Spanischen Theater, die ich eben so eifrig fortzusetzen denke, als die am Shakspeare bisher, war es mir eine große Aufmunterung, daß das erste von mir gewählte Stück Ihnen einen so großen Eindruck gemacht, wie ich von Prof. Schelling erfuhr. Ich bin begierig Ihr Urtheil über die beyden andern zu [2] erfahren. Was dieser Band enthält, ist nur ein kleiner Vorschmack von den Reichthümern dieses Dichters, und wenn ich meinem Urtheile trauen darf, so haben andre seiner Compositionen einen noch weit größeren Charakter. Ich durfte meine Wahl bey dem ersten Bande aber nicht bloß durch die Vortrefflichkeit bestimmen lassen, sondern mußte auf Mannichfaltigkeit, auf Faßlichkeit für Deutsche und des Dichters noch ungewohnte Leser, endlich bey der wenigen Zeit, die mir übrig blieb, auf die verhältnißmäßig geringere Schwierigkeit beym Übersetzen Rücksicht nehmen.
Da die Spanischen Stücke überhaupt, und die des Calderon insbesondre so durchaus theatralisch gedacht sind, so halten Sie vielleicht einen guten Erfolg auf Ihrer Bühne im allgemeinen nicht für unmöglich. Ich bitte Sie, mir Ihre Meynung hierüber wissen zu lassen: wenn Sie etwas der Art zu unter[3]nehmen geneigt wären, so könnte ich beym 2ten Bande bey der Wahl mit darauf Rücksicht nehmen, solche Stücke zu treffen, bey welchen keine specielle Hindernisse und Störungen auf unsrer Bühne, vor einem heutigen, Deutschen und Protestantischen Publicum eintreten.
Ich hoffe, auch das Äußere des Spanischen Theaters wird Ihnen nicht misfallen, und nehme daher die Gelegenheit wahr, Ihnen meinen Verleger, Hrn. Reimer, den Besitzer der hiesigen Realschul- Buchhandlung, angelegentlichst zu empfehlen. Ich habe ihn bey unserm Geschäft und im freundschaftlichen Umgange als einen überaus rechtlichen und gutgesinnten Mann kennen gelernt, der sein Gewerbe mit seltner Gewissenhaftigkeit, und dem eben so seltnen Ehrgeiz ausübt, nur gute Sachen zu verlegen, und den vielleicht weit größeren Gewinn, den ihm der Verlag gemeiner [4] Lieblingslectüren bringen könnte, nicht zu suchen. Er wünscht sich daher über alles, etwas von Ihnen in Verlag zu bekommen; die Bedingungen, die Sie ihm dabey vorschreiben wollen, werden gewiß keine Schwierigkeit machen, er wird alles mit Vergnügen eingehen, und Sie können sich darauf verlassen, daß er seine Verpflichtungen, zB. in Ansehung der Stärke der Auflage, genau erfüllt, was sich von den meisten Buchhändlern nicht versichern läßt. Ich würde es als einen wahren Beweis Ihrer Freundschaft für mich ansehen, wenn Sie auf meine Empfehlung diesen wackern Mann gelegentlich bedenken wollten.
Leben Sie recht wohl, und behalten Sie mich in wohlwollendem Andenken.
AWSchlegel
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