• Hermann Harless to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Herford · Place of Destination: Bonn · Date: 10.09.1836
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Hermann Harless
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Herford
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 10.09.1836
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33798
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.10,Nr.15
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 27 x 22,3 cm
  • Incipit: „[1] Hochwohlgeborner,
    Hochzuverehrender Herr Professor!
    Erlauben Sie mir, Ihnen anliegend eine Schrift überreichen zu dürfen, deren Inhalt für Sie vielleicht nicht ohne [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Hochwohlgeborner,
Hochzuverehrender Herr Professor!
Erlauben Sie mir, Ihnen anliegend eine Schrift überreichen zu dürfen, deren Inhalt für Sie vielleicht nicht ohne Interesse ist und in der ich Ihre Stellung in der deutschen Literatur für den Gymnasialzweck zwar kurz aber doch gerecht und hoffentlich zufriedenstellend angedeutet habe. Hätte mir die ganze Fassung der Schrift erlaubt, diesen Gegenstand weiter auszuführen, so würde es nur mit dem Ausdruck größter Hochachtung und Verehrung geschehen sein. Allein es war mir durch die Aufforderung, eine Methodus der Art zu schreiben, die von höherer Hand herrührt, zugleich eine Kürze geboten, in der ich mir Manches versagen mußte, worüber ich gerne mehr gesagt hätte. Was den Inhalt im Ganzen betrifft, so ist dieser fast gänzlich Resultat eigner Erfahrungen und insofern wenigstens der Berücksichtigung werth, wenn auch einzelne Ansichten z. B. die Nothwendigkeit eines philosophischen Unterrichts von vielen Gegnern bekämpft werden sollten. Zeitgemäß sind solche Anregungen gewiß, da bisher der Unterricht ziemlich unfruchtbar geblieben ist und die Universität mehr erwarten darf, der eine gewonnene Verbesserung zunächst zu Gute kommt, wie später dem ganzen Leben. Nehmen Sie also die gutgemeinte Gabe gütig auf, als Zeichen der Dankbarkeit eines ehemaligen Schülers; über dem guten Willen übersieht man ja auch wohl Unvollkommenheiten.
Dazu hätte ich anhangsweise noch eine Bitte, deren Erfüllung [2] mir die größte Freude gewähren würde, aber freilich mit einem Opfer von Ihrer Seite verbunden ist. Seit Anfang d. J. habe ich im Verein mit Herrn Conrector Jüngst in Bielefeld eine Zeitschrift (Westfalen und Rheinland) herausgegeben, deren Bestimmung sein sollte, ein Organ des gesammten nordwestlichen Theiles von Deutschland für Leben, Gemeinwohl, Literatur und Kunst, ein gemeinsamer Sprechsaal und somit ein neuer Vereinigungspunkt für zwei einander noch immer zu sehr entfremdete Nachbarprovinzen zu werden, die durch Natur, Politik und Geschichte auf eine engere Verbindung angewiesen sind. Dieser Zweck sollte erreicht werden durch eine Wochenschrift für alle Künde, billigen Preises zur allgemeinsten Verbreitung aber von anständiger Form, theils unterhaltend theils belehrend und anregend. Der in kleinerem Maaßstab versuchte Anfang ist so weit gelungen, daß es möglich ist, der Zeitschrift vom nächsten Jahr an eine Erweitrung zu geben, sowohl im Plan als im Aeusseren; es wird bei sparsamerem Druck noch 1/2 Bogen hinzukommen, so daß wöchentlich 3 halbe Bogen erscheinen sollen, wovon 2 das allgemein Interessante, einer das provinziell und lokal Wichtige, in freier Discussion zu besprechende enthalten werden – als Organ des Lebens und der Heimath im weiten Sinne, nur mit Ausschluß der Politik und abstracten Gelehrsamkeit, nicht aber des edleren Bildungsstoffes. Dazu die edelsten Kräfte und Geister beider Provinzen zu gewinnen, ist unser dringendster Wunsch, und würden Sie sich bereit finden, auch nur durch Beisteuer eines Druckbogens jährlich in die Reihe der ordentlichen Mitarbeiter einzutreten, und dazu noch den ersten Nummern durch eine Gabe von Ihrer Hand einen würdigen Glanz zu verleihen, falls Ihnen etwas zur Hand ist, was in den bereits im November auszugebenden Probenummern eine Stelle [3] finden dürfte, und dieses per Post an mich einzusenden – so würde ich mich höchst glücklich fühlen. Eine würdige Entschädigung an Honorar bestimmt zu versprechen ist mir leider jetzt noch unmöglich; da es von der Aufnahme des Publikums abhängt, in wie weit die bedeutenden Kosten gedeckt oder überstiegen werden und der Verleger bisher noch keinen Ueberschuß erreicht hat und die Redactoren selbst große Opfer bringen müssen; allein was irgend geschehen kann, Ihren Erwartungen zu entsprechen, soll zuverlässig geschehen; einstweilen bieten wir Ihnen gehorsamst ein Freiexemplar des Jahrgangs an und bitten nur um recht baldige bestimmte Willenserklärung. Es ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das hauptsächlich aus dem Gefühl entspringt, daß die gewöhnlichen Tagesblätter wohl durch eine Zeitschrift in würdigerem Geist verdrängt werden könnten und müßten, die zugleich diesem Theile Deutschlands zur Ehre gereichte und darum auf vaterländisch gesinnte Mitwirkung sich bauen ließe.
Sollten Sie sich für die Sache interessiren, so bitte ich gehorsamst um Ihren verehrungswürdigen Rath, wie es möglich s werden möchte, dem Blatte am Rhein die gewünschte Verbreitung und Theilnahme zu verschaffen und welche Männer vorzüglich zu Mitarbeitern zu gewinnen sein dürften.
Genehmigen Sie meine aufrichtigsten Wünsche für Ihr schönstes Wohlergehen! Aufs beste empfiehlt sich
Ew Hochwohlgeboren
ganz gehorsamster
HHarlessus
Herford den 10. September
1836.
[4] [leer]
[1] Hochwohlgeborner,
Hochzuverehrender Herr Professor!
Erlauben Sie mir, Ihnen anliegend eine Schrift überreichen zu dürfen, deren Inhalt für Sie vielleicht nicht ohne Interesse ist und in der ich Ihre Stellung in der deutschen Literatur für den Gymnasialzweck zwar kurz aber doch gerecht und hoffentlich zufriedenstellend angedeutet habe. Hätte mir die ganze Fassung der Schrift erlaubt, diesen Gegenstand weiter auszuführen, so würde es nur mit dem Ausdruck größter Hochachtung und Verehrung geschehen sein. Allein es war mir durch die Aufforderung, eine Methodus der Art zu schreiben, die von höherer Hand herrührt, zugleich eine Kürze geboten, in der ich mir Manches versagen mußte, worüber ich gerne mehr gesagt hätte. Was den Inhalt im Ganzen betrifft, so ist dieser fast gänzlich Resultat eigner Erfahrungen und insofern wenigstens der Berücksichtigung werth, wenn auch einzelne Ansichten z. B. die Nothwendigkeit eines philosophischen Unterrichts von vielen Gegnern bekämpft werden sollten. Zeitgemäß sind solche Anregungen gewiß, da bisher der Unterricht ziemlich unfruchtbar geblieben ist und die Universität mehr erwarten darf, der eine gewonnene Verbesserung zunächst zu Gute kommt, wie später dem ganzen Leben. Nehmen Sie also die gutgemeinte Gabe gütig auf, als Zeichen der Dankbarkeit eines ehemaligen Schülers; über dem guten Willen übersieht man ja auch wohl Unvollkommenheiten.
Dazu hätte ich anhangsweise noch eine Bitte, deren Erfüllung [2] mir die größte Freude gewähren würde, aber freilich mit einem Opfer von Ihrer Seite verbunden ist. Seit Anfang d. J. habe ich im Verein mit Herrn Conrector Jüngst in Bielefeld eine Zeitschrift (Westfalen und Rheinland) herausgegeben, deren Bestimmung sein sollte, ein Organ des gesammten nordwestlichen Theiles von Deutschland für Leben, Gemeinwohl, Literatur und Kunst, ein gemeinsamer Sprechsaal und somit ein neuer Vereinigungspunkt für zwei einander noch immer zu sehr entfremdete Nachbarprovinzen zu werden, die durch Natur, Politik und Geschichte auf eine engere Verbindung angewiesen sind. Dieser Zweck sollte erreicht werden durch eine Wochenschrift für alle Künde, billigen Preises zur allgemeinsten Verbreitung aber von anständiger Form, theils unterhaltend theils belehrend und anregend. Der in kleinerem Maaßstab versuchte Anfang ist so weit gelungen, daß es möglich ist, der Zeitschrift vom nächsten Jahr an eine Erweitrung zu geben, sowohl im Plan als im Aeusseren; es wird bei sparsamerem Druck noch 1/2 Bogen hinzukommen, so daß wöchentlich 3 halbe Bogen erscheinen sollen, wovon 2 das allgemein Interessante, einer das provinziell und lokal Wichtige, in freier Discussion zu besprechende enthalten werden – als Organ des Lebens und der Heimath im weiten Sinne, nur mit Ausschluß der Politik und abstracten Gelehrsamkeit, nicht aber des edleren Bildungsstoffes. Dazu die edelsten Kräfte und Geister beider Provinzen zu gewinnen, ist unser dringendster Wunsch, und würden Sie sich bereit finden, auch nur durch Beisteuer eines Druckbogens jährlich in die Reihe der ordentlichen Mitarbeiter einzutreten, und dazu noch den ersten Nummern durch eine Gabe von Ihrer Hand einen würdigen Glanz zu verleihen, falls Ihnen etwas zur Hand ist, was in den bereits im November auszugebenden Probenummern eine Stelle [3] finden dürfte, und dieses per Post an mich einzusenden – so würde ich mich höchst glücklich fühlen. Eine würdige Entschädigung an Honorar bestimmt zu versprechen ist mir leider jetzt noch unmöglich; da es von der Aufnahme des Publikums abhängt, in wie weit die bedeutenden Kosten gedeckt oder überstiegen werden und der Verleger bisher noch keinen Ueberschuß erreicht hat und die Redactoren selbst große Opfer bringen müssen; allein was irgend geschehen kann, Ihren Erwartungen zu entsprechen, soll zuverlässig geschehen; einstweilen bieten wir Ihnen gehorsamst ein Freiexemplar des Jahrgangs an und bitten nur um recht baldige bestimmte Willenserklärung. Es ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das hauptsächlich aus dem Gefühl entspringt, daß die gewöhnlichen Tagesblätter wohl durch eine Zeitschrift in würdigerem Geist verdrängt werden könnten und müßten, die zugleich diesem Theile Deutschlands zur Ehre gereichte und darum auf vaterländisch gesinnte Mitwirkung sich bauen ließe.
Sollten Sie sich für die Sache interessiren, so bitte ich gehorsamst um Ihren verehrungswürdigen Rath, wie es möglich s werden möchte, dem Blatte am Rhein die gewünschte Verbreitung und Theilnahme zu verschaffen und welche Männer vorzüglich zu Mitarbeitern zu gewinnen sein dürften.
Genehmigen Sie meine aufrichtigsten Wünsche für Ihr schönstes Wohlergehen! Aufs beste empfiehlt sich
Ew Hochwohlgeboren
ganz gehorsamster
HHarlessus
Herford den 10. September
1836.
[4] [leer]
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