• Charlotte Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Harburg, Elbe · Place of Destination: Bonn · Date: 23.08.1833
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Charlotte Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Harburg, Elbe
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 23.08.1833
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34097
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.15
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,6 x 12,5 cm
  • Incipit: „[1] Harburg den 23sten August 1833.
    Geliebtester Bruder!
    Die Nachricht von Ihrem Uebelbefinden, und den Unfall den Sie mit dem Pferde gehabt [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Harburg den 23sten August 1833.
Geliebtester Bruder!
Die Nachricht von Ihrem Uebelbefinden, und den Unfall den Sie mit dem Pferde gehabt haben, hat uns sehr unangenehm überrascht. Wir Alle nehmen den herzlichsten Theil daran, und wünschen daß Sie in der Beßrung fortfahren und bald ganz hergestellt seyn mögen. Die böse Influenza scheint doch Keinem verschonen zu wollen, da sie auch zu Ihnen und in Ihrer gesunden schönen Gegend eingedrungen ist. Schonen Sie sich nur recht dabey, lieber Bruder, den sie kann in ihren Folgen nachtheilig werden, und hinterläßt oft Nervenfieber und dergleichen; dafür behüthe Sie aber der Himmel.
Meine Malchen hat mich nun wieder verlassen, und mit bittren Thränen sind wir von einander geschieden. [2] Mir war bey ihren Abschied als bey einen geliebten Sterbenden, wo man sich zwar dadurch zu beruhigen und zu trösten sucht daß es ihm Jenseits besser geht und er glüklicher ist als bey uns, aber dennoch fühlt man schmerzlich seinen Verlust und vermißt ihm allenthalben. Sie wird sich in Lingen nicht lange verweilen, nur so lange als zu ihren Umzuge (den sie muß ihre bißherige Wohnung räumen) zur Wäsche und zur Einrichtung der Reise nöthig ist, dann kömmt sie zu Ihnen bester Bruder. Ich empfehle sie Ihrer Liebe und Ihrem Wohlwollen, und bitte Sie, daß Sie Vater und Mutter Stelle bey ihr vertreten.
Von mein und Minchen ihr Befinden, wird sie Ihnen mündlich benachrichtigen. Mein Körper ist noch immer leidend, und mein Geist wird gedrückt und verstimmt auch durch die Sorge die ich über Minchen ihr Befinden habe, den sie klagt schon längre Zeit über Schmerzen in der Brust, Ermattung und Niedergeschlagenheit. Ich fürchte sie ist durch [3] die angreifende treue Pflege ihres Mannes, und durch den Umgang mit ihm von seiner Krankheit angestekt. Dies glaubt sie auch selbst so sehr ich es ihr auch auszu reden suche. Gott mag es verhüthen auch um ihrer armen Kinder Willen! Sie empfiehlt sich Ihnen bestens. Leben Sie nun wohl, geliebter Bruder, und erhalten Sie ein freundliches Andenken,
Ihrer
Sie innig werthschätzenden
Schwester Ch. Schlegel.
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[1] Harburg den 23sten August 1833.
Geliebtester Bruder!
Die Nachricht von Ihrem Uebelbefinden, und den Unfall den Sie mit dem Pferde gehabt haben, hat uns sehr unangenehm überrascht. Wir Alle nehmen den herzlichsten Theil daran, und wünschen daß Sie in der Beßrung fortfahren und bald ganz hergestellt seyn mögen. Die böse Influenza scheint doch Keinem verschonen zu wollen, da sie auch zu Ihnen und in Ihrer gesunden schönen Gegend eingedrungen ist. Schonen Sie sich nur recht dabey, lieber Bruder, den sie kann in ihren Folgen nachtheilig werden, und hinterläßt oft Nervenfieber und dergleichen; dafür behüthe Sie aber der Himmel.
Meine Malchen hat mich nun wieder verlassen, und mit bittren Thränen sind wir von einander geschieden. [2] Mir war bey ihren Abschied als bey einen geliebten Sterbenden, wo man sich zwar dadurch zu beruhigen und zu trösten sucht daß es ihm Jenseits besser geht und er glüklicher ist als bey uns, aber dennoch fühlt man schmerzlich seinen Verlust und vermißt ihm allenthalben. Sie wird sich in Lingen nicht lange verweilen, nur so lange als zu ihren Umzuge (den sie muß ihre bißherige Wohnung räumen) zur Wäsche und zur Einrichtung der Reise nöthig ist, dann kömmt sie zu Ihnen bester Bruder. Ich empfehle sie Ihrer Liebe und Ihrem Wohlwollen, und bitte Sie, daß Sie Vater und Mutter Stelle bey ihr vertreten.
Von mein und Minchen ihr Befinden, wird sie Ihnen mündlich benachrichtigen. Mein Körper ist noch immer leidend, und mein Geist wird gedrückt und verstimmt auch durch die Sorge die ich über Minchen ihr Befinden habe, den sie klagt schon längre Zeit über Schmerzen in der Brust, Ermattung und Niedergeschlagenheit. Ich fürchte sie ist durch [3] die angreifende treue Pflege ihres Mannes, und durch den Umgang mit ihm von seiner Krankheit angestekt. Dies glaubt sie auch selbst so sehr ich es ihr auch auszu reden suche. Gott mag es verhüthen auch um ihrer armen Kinder Willen! Sie empfiehlt sich Ihnen bestens. Leben Sie nun wohl, geliebter Bruder, und erhalten Sie ein freundliches Andenken,
Ihrer
Sie innig werthschätzenden
Schwester Ch. Schlegel.
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