• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Bonn · Date: 18.11.1818
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 18.11.1818
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 30. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Epoche der Zeitschrift Concordia (6. November 1818 ‒ Mai 1823). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Eugène Susini. Paderborn 1980, S. 12‒14.
  • Incipit: „[1] Wien, den 18ten November 1818.
    Geliebter Bruder, ich schicke diesen Brief an Sophien, damit Sie ihn, wenn sie noch nicht bey [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.224
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 16,1 x 10,3 cm
    Language
  • German
[1] Wien, den 18ten November 1818.
Geliebter Bruder, ich schicke diesen Brief an Sophien, damit Sie ihn, wenn sie noch nicht bey Dir ist, zugleich lesen kann und dann Dir nachschickt. Ich sehne mich ungemein Nachrichten von Dir zu erhalten; nämlich über den Anfang in Bonn, und dann auch wie es Dir sonst geht; ob Sophie schon bey Dir ist, oder bald folgen wird und wie es mit der Gesundheit der Mutter geht; überhaupt Deine ganze häusliche Einrichtung und Lebensart. Es hat mir mehr als ich sagen kann, leid gethan, die Mutter nicht noch einmal gesehen zu haben, da sie jetzt so leidend ist und die schmerzliche Trennung vor sich hat. Wenn ich <doch> nur längere Zeit hätte bey Euch bleiben können, [2] um etwas zu Eurer <Aller> Erheiterung und Beruhigung beyzutragen; wenigstens würde ich mir die beste Mühe gegeben haben.
Meine Reise war recht glücklich und auch sehr reichhaltig; ich habe viel in die wenige Zeit zusammengedrängt. Cotta frug mich, ob Du noch in Stuttgart seyst. Dieses sollte wohl so viel bedeuten, als daß er Dich gar wenig gesehen habe. Ich habe mich übrigens seiner sehr zu beloben und er hat mich dadurch ganz für sich gewonnen, daß er so lebhaften Antheil an der Deutschen Kunst und den Künstlern in Rom nimmt. Wenn erst alles, was wir dafür ausgedacht und verabredet haben, mehr zur Reife gediehen ist, werde ich Dir alles sehr ausführlich mittheilen und auch Deine weltbürgerliche, künstlerische, Deutsche und brüderliche volle Theil[3]nahme <dafür> in dortiger Gegend zu erregen suchen. – In München bin ich länger aufgehalten, als meine Absicht gewesen, weil ich zwey Tage durch Unwohlseyn größtentheils verlohr; ich hatte mich auf der Gallerie erkältet, nach Schleißheim bin ich gar nicht gekommen. Der Kr.[onprinz] fragte mit der wärmsten Theilnahme und Achtung nach Dir. Sonst habe ich meine Zeit ziemlich unpartheyisch zwischen Jakobi, Schelling und Baader getheilt; doch den letzten als alten Freund am meisten gesehen. Bey allen stehst Du in bestem Andenken und freut <man> sich Deiner Rückkehr nach Deutschland. – Hier wurde ich von den alten Freunden sehr herzlich aufgenommen, was mir denn Hoffnung und Trost einflößt.– Doch werde ich noch manchmal mit <tiefer> Sehnsucht an das freye Selzerleben in Wißbaden und mit Dir und Sophie in [4] Heidelberg zurückdenken. Im Wesentlichen kann ich jetzt bis zur Rückkehr des Fürsten nicht einmal etwas vermuthen, ja eigentlich kaum selbst einen bestimmten Wunsch fassen. Du bist der Erste, der alles genau erfahren soll.– Von meiner Frau erhielt ich einen nachgeschickten Brief vom 16ten Okt. in München; sie und alles dort ist sehr wohl. Ueber Philipps Alfrescobilder aus dem Dante schreibe ich das nächstemal und nehme Deinen Rath und Gutachten als Altmeister aller Dantesken Wißenschaften in Anspruch.– Lieber Freund ich bitte Dich recht sehr, widme mir die erste freye Stunde, die Du hast und schreibe mir recht gründlich alles was Du jetzt in Bonn bemerkt und erlebt hast, und wie Du alles findest aufs genaueste; es ist mir höchst wichtig zu wißen wie sich das neue Wesen dort gestaltet. Vergiß und versäume auch nicht, was wir sonst wegen B[onn] verabredet haben, besonders bey Solms und Eichhorn. Es ist gut für die Zukunft und darf nicht versäumt werden. Ich empfehle Dir nochmals Windischmann und seine Freundschaft.–
Dein Bruder Friedrich.

Wenn Du Nachrichten aus Paris hast – Du weißt schon welche ich meine – so theile sie mir mit. Du thust mir eine sehr große Freundschaft damit. Du hast doch nicht an Deinen französischen Fonds verlohren? Halte ja fest.
[1] Wien, den 18ten November 1818.
Geliebter Bruder, ich schicke diesen Brief an Sophien, damit Sie ihn, wenn sie noch nicht bey Dir ist, zugleich lesen kann und dann Dir nachschickt. Ich sehne mich ungemein Nachrichten von Dir zu erhalten; nämlich über den Anfang in Bonn, und dann auch wie es Dir sonst geht; ob Sophie schon bey Dir ist, oder bald folgen wird und wie es mit der Gesundheit der Mutter geht; überhaupt Deine ganze häusliche Einrichtung und Lebensart. Es hat mir mehr als ich sagen kann, leid gethan, die Mutter nicht noch einmal gesehen zu haben, da sie jetzt so leidend ist und die schmerzliche Trennung vor sich hat. Wenn ich <doch> nur längere Zeit hätte bey Euch bleiben können, [2] um etwas zu Eurer <Aller> Erheiterung und Beruhigung beyzutragen; wenigstens würde ich mir die beste Mühe gegeben haben.
Meine Reise war recht glücklich und auch sehr reichhaltig; ich habe viel in die wenige Zeit zusammengedrängt. Cotta frug mich, ob Du noch in Stuttgart seyst. Dieses sollte wohl so viel bedeuten, als daß er Dich gar wenig gesehen habe. Ich habe mich übrigens seiner sehr zu beloben und er hat mich dadurch ganz für sich gewonnen, daß er so lebhaften Antheil an der Deutschen Kunst und den Künstlern in Rom nimmt. Wenn erst alles, was wir dafür ausgedacht und verabredet haben, mehr zur Reife gediehen ist, werde ich Dir alles sehr ausführlich mittheilen und auch Deine weltbürgerliche, künstlerische, Deutsche und brüderliche volle Theil[3]nahme <dafür> in dortiger Gegend zu erregen suchen. – In München bin ich länger aufgehalten, als meine Absicht gewesen, weil ich zwey Tage durch Unwohlseyn größtentheils verlohr; ich hatte mich auf der Gallerie erkältet, nach Schleißheim bin ich gar nicht gekommen. Der Kr.[onprinz] fragte mit der wärmsten Theilnahme und Achtung nach Dir. Sonst habe ich meine Zeit ziemlich unpartheyisch zwischen Jakobi, Schelling und Baader getheilt; doch den letzten als alten Freund am meisten gesehen. Bey allen stehst Du in bestem Andenken und freut <man> sich Deiner Rückkehr nach Deutschland. – Hier wurde ich von den alten Freunden sehr herzlich aufgenommen, was mir denn Hoffnung und Trost einflößt.– Doch werde ich noch manchmal mit <tiefer> Sehnsucht an das freye Selzerleben in Wißbaden und mit Dir und Sophie in [4] Heidelberg zurückdenken. Im Wesentlichen kann ich jetzt bis zur Rückkehr des Fürsten nicht einmal etwas vermuthen, ja eigentlich kaum selbst einen bestimmten Wunsch fassen. Du bist der Erste, der alles genau erfahren soll.– Von meiner Frau erhielt ich einen nachgeschickten Brief vom 16ten Okt. in München; sie und alles dort ist sehr wohl. Ueber Philipps Alfrescobilder aus dem Dante schreibe ich das nächstemal und nehme Deinen Rath und Gutachten als Altmeister aller Dantesken Wißenschaften in Anspruch.– Lieber Freund ich bitte Dich recht sehr, widme mir die erste freye Stunde, die Du hast und schreibe mir recht gründlich alles was Du jetzt in Bonn bemerkt und erlebt hast, und wie Du alles findest aufs genaueste; es ist mir höchst wichtig zu wißen wie sich das neue Wesen dort gestaltet. Vergiß und versäume auch nicht, was wir sonst wegen B[onn] verabredet haben, besonders bey Solms und Eichhorn. Es ist gut für die Zukunft und darf nicht versäumt werden. Ich empfehle Dir nochmals Windischmann und seine Freundschaft.–
Dein Bruder Friedrich.

Wenn Du Nachrichten aus Paris hast – Du weißt schon welche ich meine – so theile sie mir mit. Du thust mir eine sehr große Freundschaft damit. Du hast doch nicht an Deinen französischen Fonds verlohren? Halte ja fest.
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