• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 11.10.1836 bis 13.10.1836
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 11.10.1836 bis 13.10.1836
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Bonn, Stadtarchiv
  • Classification Number: SN 019 332
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Incipit: „[1] Bonn d. 11ten Oct. 36.
    Theuerster Freund, deine Klagen erregen immer meine herzlichste Theilnahme: doch wünsche ich glauben zu dürfen, [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Bonn d. 11ten Oct. 36.
Theuerster Freund, deine Klagen erregen immer meine herzlichste Theilnahme: doch wünsche ich glauben zu dürfen, daß manches in deiner Stimmung liegt. Du bist rüstig für deine Jahre u genießest einer guten Gesundheit; ich höre daß du stark wirst. Du hast ein einträgliches Amt, welches dir den größten Theil deiner Muße frei läßt. Dein Ruhm ist fast gegründet, du brauchst also nur nach Lust u Liebe zu arbeiten u nicht im mindesten dich um Gelderwerb zu kümmern.
Freilich, da die meisten Menschen kein festes Kunsturtheil haben, so hat die Mode großen Einfluß, u diese für dich zu gewinnen hast du nie verstanden, oder dergleichen Künste auszuüben verschmäht. Solche Schwankungen der Mode habe ich an mir selbst erlebt. Während ich als Kritiker meinen Ruhm im Auslande in England, Frankreich u Italien xxx als Gelehrter u Geschichtforscher über Europa hinaus immerfort wachsen sehe, thun ja die litterarischen Hans Guck-in-die-Welt in Deutschland als ob ich gar nicht in der Welt wäre. Meine nach strenger Auswahl gesammelten Kritischen Schriften, vor 8 Jahren erschienen, haben fast gar keinen [2] Absatz gefunden. Frage nur Reimer. Dieß irrt mich nicht im mindesten. Ich bleibe dabei, daß die meisten dieser Aufsätze in Gehalt u Form wahre Meisterstücke sind. Die Zweite Ausgabe meiner Vorlesungen ist über dramatische Kunst ist vor 19 Jahren erschienen, u so lange Zeit hat es gebraucht um von einem Werke, das Epoche gemacht hat, 1000 Exemplare abzusetzen. Erst jetzt macht mir der Verleger Vorschläge zu einer dritten Ausgabe. Übersetzungen des Shakspeare regnet es: jeder Laufjunge glaubt es besser machen zu können als ich. Es versteht sich von selbst, daß ich das Zeug gar nicht ansehe. Meine Indischen Werke unternehme ich ganz auf eigne Kosten u habe große Summen darauf verwendet: bloß für den Ruhm u um der Sache willen.
Ich bin beträchtlich älter als du. Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit. Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich [3] immer unermüdlich. Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.
Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien! Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge[n] alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.
Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. Schon auf der Universität fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert. Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.
[4] Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden. War es nicht so mit Canova? u ist es nicht jetzt so mit Thorwaldsen? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in ecclesia pressa unter dem reichen Canova. Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld. Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von dem Guttenberg. Ich wollte es kaum glauben: ich habe xxxxxxx xxxxx nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein Mosesbart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?
Wie ich deine Einrichtung in Berlin gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, [5] um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen bei mir zuzubringen. Dein Brude[r] hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.
Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß dein Neffe endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.
Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von Beethovens Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von der Ausführung. Wir haben über 2000 thl., könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.
Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich Drake. Er schickte mir von Berlin aus zwei kleine Püppchen als Modelle des Beeth. die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei [6] guten Freunden, mit denen er von Osnabrück gekommen war. Die Statue von Möser soll dort großen Beifall g erlangt haben. Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von der Universität kommend, einen Tag bei dem würdigen alten Germanier zugebracht habe.
Ich habe Hrn Drake höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen
Ein andrer Namens Bläser, schreibt mir aus Berlin in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. Seinem Bruder, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.
Wenn sich Rauch so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. Hesiodus hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, [7] und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.
d. 13ten October. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber das haut-relief von der Caritas ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße Anxxxxxxschmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.
Ich wollte gleich DʼAlton herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.
Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen hier u Cöln ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit des Augustus. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere xxx Abguß will mit [8] Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. Thiersch wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.
Wie soll man Beethoven als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. Laß deine Gedanken darüber hin u her gehen.
Nun empfange nochmals meinen herzlichsten Dank u lebe wohl
Dein treuer
AWvSchlegel
[1] Bonn d. 11ten Oct. 36.
Theuerster Freund, deine Klagen erregen immer meine herzlichste Theilnahme: doch wünsche ich glauben zu dürfen, daß manches in deiner Stimmung liegt. Du bist rüstig für deine Jahre u genießest einer guten Gesundheit; ich höre daß du stark wirst. Du hast ein einträgliches Amt, welches dir den größten Theil deiner Muße frei läßt. Dein Ruhm ist fast gegründet, du brauchst also nur nach Lust u Liebe zu arbeiten u nicht im mindesten dich um Gelderwerb zu kümmern.
Freilich, da die meisten Menschen kein festes Kunsturtheil haben, so hat die Mode großen Einfluß, u diese für dich zu gewinnen hast du nie verstanden, oder dergleichen Künste auszuüben verschmäht. Solche Schwankungen der Mode habe ich an mir selbst erlebt. Während ich als Kritiker meinen Ruhm im Auslande in England, Frankreich u Italien xxx als Gelehrter u Geschichtforscher über Europa hinaus immerfort wachsen sehe, thun ja die litterarischen Hans Guck-in-die-Welt in Deutschland als ob ich gar nicht in der Welt wäre. Meine nach strenger Auswahl gesammelten Kritischen Schriften, vor 8 Jahren erschienen, haben fast gar keinen [2] Absatz gefunden. Frage nur Reimer. Dieß irrt mich nicht im mindesten. Ich bleibe dabei, daß die meisten dieser Aufsätze in Gehalt u Form wahre Meisterstücke sind. Die Zweite Ausgabe meiner Vorlesungen ist über dramatische Kunst ist vor 19 Jahren erschienen, u so lange Zeit hat es gebraucht um von einem Werke, das Epoche gemacht hat, 1000 Exemplare abzusetzen. Erst jetzt macht mir der Verleger Vorschläge zu einer dritten Ausgabe. Übersetzungen des Shakspeare regnet es: jeder Laufjunge glaubt es besser machen zu können als ich. Es versteht sich von selbst, daß ich das Zeug gar nicht ansehe. Meine Indischen Werke unternehme ich ganz auf eigne Kosten u habe große Summen darauf verwendet: bloß für den Ruhm u um der Sache willen.
Ich bin beträchtlich älter als du. Meine Gesundheit hat mir in früheren Zeiten viel zu schaffen gemacht, jetzt ist sie besser. Auch sagen mir die Damen viel schönes über meine frische Farbe, rüstige Haltung u jugendliche Munterkeit. Auch halte ich mich tapfer: diesen Sommer bin ich noch häufig spazieren geritten, freilich nicht mehr so stürmisch wie sonst. Aber dennoch spüre ich die Abnahme der Kräfte. Jede Abweichung von meiner sehr wohl geordneten Lebensweise greift mich an. Zum Forschen u Lernen bin ich [3] immer unermüdlich. Aber wenn ich die Feder ansetzen soll, dann versagt mir Lust u Entschluß.
Doch genug von mir. Du solltest dir eine geistige Diät vorschreiben, dir es zum unverbrüchlichen Gesetz machen, jeden Tag irgend etwas zu zeichnen, zu entwerfen, zu modelliren. Weg mit allen den leeren Tages-Lesereien! Du mußt nichts lesen als was den künstlerischen Genius nährt: Übersetzunge[n] alter Dichter, Kunstgeschichte u. s. w. Kupferwerke durchblättern. Du wirst mich schwerlich überreden, daß dir die Fruchtbarkeit für die Composition ausgegangen sey. Man muß das nur hervorrufen.
Gute Oekonomie ist die Grundlage aller Tugenden, weil man ohne sie in jeder Wirksamkeit, in der Ausbildung u Übung jeder Fähigkeit gehemmt wird. Gewiß, es ist eine große Thorheit, wenn Andre – sie mögen seyn, wer sie wollen, – durch eigne Schuld sich in Schulden gestürzt, sich selbst in dem Strudel dieser Charybdis hineinreißen zu lassen. Ich spreche aus eigner Erfahrung. Schon auf der Universität fing ich an für mich durch eignen Erwerb zu sorgen, oft habe ich mich für Andre aufgeopfert. Dieß kann man allenfalls thun, wenn man Überfluß an Muth u Kräften hat; aber wenn man in die Jahre kommt, muß es durchaus aufhören.
[4] Ein Bildhauer hat noch besondere Gründe geizig zu seyn, weil seine etwas schwerfällige Kunst kostspielige Anstalten u Auslagen erfodert. Wir haben es ja erlebt, daß Leute nicht deswegen reich geworden sind, weil sie große Bildhauer waren; sondern daß sie für große Bildhauer gegolten haben, weil sie die Kunst verstanden hatten, frühzeitig reich zu werden. War es nicht so mit Canova? u ist es nicht jetzt so mit Thorwaldsen? Den ich übrigens zuerst dem deutschen Publicum angepriesen habe, denn damals lebte er arm in ecclesia pressa unter dem reichen Canova. Damals arbeitete er für den Ruhm jetzt für das Geld. Eine Dame hier besitzt eine kleine Skizze in Gips von dem Guttenberg. Ich wollte es kaum glauben: ich habe xxxxxxx xxxxx nicht leicht etwas abgeschmackteres gesehen. Oben ein Mosesbart, vom Nabel an in Tricot gekleidet wie ein liederlicher Page. Und woran soll man denn den Erfinder der Buchdruckerkunst erkennen?
Wie ich deine Einrichtung in Berlin gesehen habe, müssen ja die täglichen Bedürfnisse, wofern du nicht betrogen wirst, kaum die Hälfte deines Gehaltes erfodern. Das übrige könntest du zu andern Zwecken, für deinen Ruhm oder dein Vergnügen zurücklegen. Es wäre auch gut alle Jahre eine Reise zu machen, [5] um die Einbildungskraft anzufrischen. Ich meyne ich hätte dir oft vorgeschlagen, in der schönen Jahreszeit einige Wochen bei mir zuzubringen. Dein Brude[r] hat nun leider nicht kommen können. Die Zimmer standen bestens bereit.
Ich bin sehr erfreut zu erfahren, daß dein Neffe endlich in eine thätige Laufbahn eingetreten ist. Freilich, wäre es früher geschehen! Aber das Vergangene ist nicht mehr zu ändern. An Talent und Bildung fehlt es ihm gewiß nicht: wenn er sich nur in die Verhältnisse zu fügen weiß; denn auch dieß muß man jung lernen.
Mit meinem Willen soll niemand anders als du die Bestellung von Beethovens Monument erhalten. Aber wir sind noch weit von der Ausführung. Wir haben über 2000 thl., könnten aber, alles mit eingerechnet sechs bis achttausend brauchen. Zuweilen tritt ein Stillstand ein, dann thut es wieder einen Ruck vorwärts. Die Aussichten sind ziemlich günstig.
Zwei junge Bildhauer haben sich schon gemeldet. Erstlich Drake. Er schickte mir von Berlin aus zwei kleine Püppchen als Modelle des Beeth. die aber nicht viel bedeuten. Nachher war er selbst hier bei [6] guten Freunden, mit denen er von Osnabrück gekommen war. Die Statue von Möser soll dort großen Beifall g erlangt haben. Tiefe Kunstkenner mögen wohl eben nicht in Osnabrück seyn, aber es kann dort noch alte Leute geben, die ihn persönlich gekannt, wie ich denn auch von der Universität kommend, einen Tag bei dem würdigen alten Germanier zugebracht habe.
Ich habe Hrn Drake höflich empfangen, mich übrigens aber, wie sich versteht, auf nichts eingelassen
Ein andrer Namens Bläser, schreibt mir aus Berlin in allerlei geschnörkelten Redensarten, u meldet, er habe auch schon ein Püppchen fertig. Seinem Bruder, der hier studirt, habe ich gerade heraus gesagt, zu einem öffentlichen Denkmale müsse man, wo möglich, einen erprobten u berühmten Künstler wählen.
Wenn sich Rauch so gegen dich betragen hat, wie du es schilderst, so wäre es ja wahrlich eine große Schwachheit von dir gewesen, nicht das ganze Verhältniß aufzuheben. Wozu brauchst du den Rauch wenn du die Flammen des Genius in dir hast? Überhaupt ist es ein misliches Ding mit der Freundschaft zwischen Künstlern desselben Faches. Hesiodus hat schon gesagt, daß Ein Töpfer den andern beneidet, [7] und die Bildhauer sind ja eine Art von Töpfern. – Nun lebe recht wohl, hege u pflege dich, und laß dich nichts anfechten.
d. 13ten October. So weit hatte ich geschrieben als deine Geschenke ankamen, die mir große Freude gewähren. Es ist alles schön u meisterhaft, die beiden Büsten vortrefflich. Aber das haut-relief von der Caritas ist über die Maaßen herrlich. Welche Gruppirung! Diese Lieblichkeit, dieses süße Anxxxxxxschmiegen, diese Grazie der Kindheit, – u dann das heroische Weib, alles in ihrem hohen Herzen liebevoll umfassend. Es ist wahrlich eine noch glückliche Niobe.
Ich wollte gleich DʼAlton herbeiholen, er ist aber auf dem Lande u hat also noch nichts bewundern können.
Nächstens denke ich dir einen freilich unvollkommnen Abguß eines im vorigen Jahr zwischen hier u Cöln ausgegrabenen antiken Kunstwerkes zu senden. Es ist eine bronzene ehemals vergoldet gewesene Vase, etwa 6 Zoll hoch mit Basreliefs im edelsten Styl, vermuthlich aus der Zeit des Augustus. Gut erhalten unter der Patina, aber an der Schärfe der Umrisse ist doch einiger Abgang u besonders der stumpfere xxx Abguß will mit [8] Kenneraugen betrachtet seyn. Das Urtheil der Kenner stimmt ganz mit dem überein, das ich beim ersten Anblick fällte. Thiersch wollte sich vor Bewunderung ganz von Sinnen thun.
Wie soll man Beethoven als einen großen Componisten in einer Statue charakterisiren? Das ist freilich schwierig. Laß deine Gedanken darüber hin u her gehen.
Nun empfange nochmals meinen herzlichsten Dank u lebe wohl
Dein treuer
AWvSchlegel
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