• Eduard dʼAlton, der Jüngere to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Halle (Saale) · Place of Destination: Bonn · Date: 31.05.1840
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Eduard dʼAlton, der Jüngere
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Halle (Saale)
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 31.05.1840
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-38970
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.1,Nr.11
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 27,4 x 22,4 cm
  • Incipit: „[1] Hochwohlgeborner Herr,
    verehrter und gütiger Gönner,
    ein Brief, den ich vorgestern aus Bonn erhielt, giebt mir die höchst erfreuliche Nachricht, daß [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Hochwohlgeborner Herr,
verehrter und gütiger Gönner,
ein Brief, den ich vorgestern aus Bonn erhielt, giebt mir die höchst erfreuliche Nachricht, daß auch Sie sich meiner armen Mutter und Schwester tröstend genähert. Ihr Besuch ist den beiden Verlassenen ebenso wohlthätig gewesen, als sie die Äußerungen der Freundschaft und Liebe gegen meinen verstorbenen Vater aus Ihrem Mund mit dem aufrichtigsten Dank vernommen haben. Ist es mir nun gleich noch nicht vergönnt gewesen Ihnen gegenüber eine Stellung einzunehmen, die sich auch nur in weiterer Ferne der meines von der Natur so reichlich begabten Vaters näherte, so kann ich es mir doch nicht versagen den Verewigten als ein liebreiches Band zu betrachten, welches auch dem minder würdigen eine freundliche Gesinnung zu wenden wird und schon um seinet willen fühle ich mich Ihnen dankbarlichst verpflichtet.
Meine Schwester schreibt mir daß unter den vielfältigen freundschaftlichen Anerbietungen, die Sie der guten Mutter gemacht, auch des künftigen Schicksals der Bilder gedacht worden und Sie sich dabei des Prinzen Albrecht erinnert. So schwer es mir noch fällt an eine Disposition über meines Vaters Nachlaß zu denken, so fühle ich doch daß die Pflicht der Überlebenden zunächst dahin geht die Ehre des Abgeschiedenen zu wahren und dieß wird uns leider nicht gelingen, wenn wir uns nicht des größeren Theiles von seinem Nachlaß durch Veräußerung entledigen. Die obwaltenden Verhältniße haben mich gezwungen diese Nothwendigkeit frühzeitig ins Auge zu fassen und es ist mir lieb, daß ich durch meine Überlegungen auf dieselbe Person gekommen bin, die Sie bereits genannt haben. Es schien mir nämlich, daß der Prinz unter denjenigen, welchen man die Bilder anbieten könnte, obenan stehe, da er nicht blos ein Kunstliebhaber, sondern meinem Vater auch ein lieber Schüler war und die Bilder durch eigene Anschauung kennt. Ich muß es daher als ein günstiges Omen preisen, daß Sie, verehrtester Gönner, es über sich nehmen wollen in dieser Sache thätig zu sein, da mir die Kenntniß der schicklichen Formen dazu abgeht. Vielleicht könnte auch der Prinz durch den Kupferstich den der Vater selbst von seinem Oldenbarneveld gemacht, an dieses schöne Bild von Rubens erinnert werden. Dann glaube ich, daß man ihm als das nächste Gemalde an Werth den sogenannten Corregio anbieten müßte, überhaupt alle größern Bilder, die schon eben durch ihren Umfang nicht zum Privatbesitz geeignet sind. Jetzt schon von einem Preise zu reden möchte wohl sehr voreilig sein; als Maximen für uns selbst können wir wohl kaum den inneren Werth der Gegenstände betrachten, sondern müssen bei der Erwägung unsrer Bedürfniße stehen bleiben. Ich weiß nur soviel, daß vor vielen Jahren der Vater bereits Tausend Rubel Silber ausgeschlagen, die ihm die Großherzogin von Weimar für seinen Corregio geboten. Jetzt würden uns fünf bis sechs Tausend Thaler für alle die größeren Bilder, von denen doch allein die Rede sein kann, höchst willkommen sein, zumal wir nur auf einen ausländischen Käufer rechnen dürfen, wenn wir die Sachen nicht behalten oder am Rhein selbst unter dem Werth verschleudern wollen. – Glücklich würde ich sein, falls es gelänge durch die größeren einige der kleineren Bilder für mich und zum Andenken an den theueren Besitz, den sie meinem Vater gewährt, zu retten. Freilich hat der Verewigte aus doppelten Grund gesammelt, sowohl aus Freunde an dem Kunstwerth [...] u. dem Glauben, daß er nur auf diese Weise einige Gegenstände von Werth für uns hinterlassen könne. [...] Pflicht sich der Dinge, die ihm lieb waren, nur soweit zu entäußern als unvermeidlich ist.
[2] Es gewährt mir gegenwärtig eine besondere Beruhigung zu wissen, daß auch Sie sich freundlich mit Gedanken wegen dieser Angelegenheit beschäftigen, da es mir nicht möglich ist dem Wunsch meiner Mutter zu entsprechen und zu Pfingsten nach Bonn zu kommen. Die Reise allein würde mich acht Tage kosten und länger dauern die Ferien nicht, so daß mir gar keine Zeit für die eigentlichen Zwecke meines Kommens bliebe. Vertrauensvoll lege ich dennoch gleich meiner Mutter und Schwester was etwa zunächst zu thun sein möchte in Ihre freundlich gebotenen Hände; Sie verbinden mit der Einsicht in die Sache, die Pietät für den verstorbenen Besitzer dieser Kunstgegenstände und das sind wohl die günstigsten Bedingungen, die wir erwarten dürften. Sie wissen, daß man in den letzten Wochen sehr ernstlich um die Gesundheit, ja um das Leben unsers Königs besorgt war; wie ich heut aus Berlin vernehme soll es zwar etwas beßer gehen, allein noch immer eine große Schwäche vorhanden sein. Diese Umstände dürften vielleicht gegenwärtig einen Antrag an Seine Majestät wegen der Bilder unräthlich machen. Doch damit will ich natürlich Ihrem Urtheil nicht vorgreifen. Vorgestern war Rauch auf der Rückreise von Nürnberg bei mir, wenige Stunden nachher wurde ich erst von Ihrem Besuch bei meiner Mutter unterrichtet und so ist es unmöglich, daß er Ihnen die Empfehlungen durch mich bestellen kann, die er sonst gewiß nicht verfehlt haben würde mir aufzutragen.
In wenigen Monaten hoffe ich Ihnen meine aufrichtige Dankbarkeit mundlich bezeugen zu können, gestatten Sie indessen mit der Bitte meiner Frau um ein freundlich geneigtes Gedächtniß mich zu nennen
Euer Hochwohlgeboren
gehorsamst ergebensten
E. dʼAlton.
Halle, den 31sten Mai 1840.
[1] Hochwohlgeborner Herr,
verehrter und gütiger Gönner,
ein Brief, den ich vorgestern aus Bonn erhielt, giebt mir die höchst erfreuliche Nachricht, daß auch Sie sich meiner armen Mutter und Schwester tröstend genähert. Ihr Besuch ist den beiden Verlassenen ebenso wohlthätig gewesen, als sie die Äußerungen der Freundschaft und Liebe gegen meinen verstorbenen Vater aus Ihrem Mund mit dem aufrichtigsten Dank vernommen haben. Ist es mir nun gleich noch nicht vergönnt gewesen Ihnen gegenüber eine Stellung einzunehmen, die sich auch nur in weiterer Ferne der meines von der Natur so reichlich begabten Vaters näherte, so kann ich es mir doch nicht versagen den Verewigten als ein liebreiches Band zu betrachten, welches auch dem minder würdigen eine freundliche Gesinnung zu wenden wird und schon um seinet willen fühle ich mich Ihnen dankbarlichst verpflichtet.
Meine Schwester schreibt mir daß unter den vielfältigen freundschaftlichen Anerbietungen, die Sie der guten Mutter gemacht, auch des künftigen Schicksals der Bilder gedacht worden und Sie sich dabei des Prinzen Albrecht erinnert. So schwer es mir noch fällt an eine Disposition über meines Vaters Nachlaß zu denken, so fühle ich doch daß die Pflicht der Überlebenden zunächst dahin geht die Ehre des Abgeschiedenen zu wahren und dieß wird uns leider nicht gelingen, wenn wir uns nicht des größeren Theiles von seinem Nachlaß durch Veräußerung entledigen. Die obwaltenden Verhältniße haben mich gezwungen diese Nothwendigkeit frühzeitig ins Auge zu fassen und es ist mir lieb, daß ich durch meine Überlegungen auf dieselbe Person gekommen bin, die Sie bereits genannt haben. Es schien mir nämlich, daß der Prinz unter denjenigen, welchen man die Bilder anbieten könnte, obenan stehe, da er nicht blos ein Kunstliebhaber, sondern meinem Vater auch ein lieber Schüler war und die Bilder durch eigene Anschauung kennt. Ich muß es daher als ein günstiges Omen preisen, daß Sie, verehrtester Gönner, es über sich nehmen wollen in dieser Sache thätig zu sein, da mir die Kenntniß der schicklichen Formen dazu abgeht. Vielleicht könnte auch der Prinz durch den Kupferstich den der Vater selbst von seinem Oldenbarneveld gemacht, an dieses schöne Bild von Rubens erinnert werden. Dann glaube ich, daß man ihm als das nächste Gemalde an Werth den sogenannten Corregio anbieten müßte, überhaupt alle größern Bilder, die schon eben durch ihren Umfang nicht zum Privatbesitz geeignet sind. Jetzt schon von einem Preise zu reden möchte wohl sehr voreilig sein; als Maximen für uns selbst können wir wohl kaum den inneren Werth der Gegenstände betrachten, sondern müssen bei der Erwägung unsrer Bedürfniße stehen bleiben. Ich weiß nur soviel, daß vor vielen Jahren der Vater bereits Tausend Rubel Silber ausgeschlagen, die ihm die Großherzogin von Weimar für seinen Corregio geboten. Jetzt würden uns fünf bis sechs Tausend Thaler für alle die größeren Bilder, von denen doch allein die Rede sein kann, höchst willkommen sein, zumal wir nur auf einen ausländischen Käufer rechnen dürfen, wenn wir die Sachen nicht behalten oder am Rhein selbst unter dem Werth verschleudern wollen. – Glücklich würde ich sein, falls es gelänge durch die größeren einige der kleineren Bilder für mich und zum Andenken an den theueren Besitz, den sie meinem Vater gewährt, zu retten. Freilich hat der Verewigte aus doppelten Grund gesammelt, sowohl aus Freunde an dem Kunstwerth [...] u. dem Glauben, daß er nur auf diese Weise einige Gegenstände von Werth für uns hinterlassen könne. [...] Pflicht sich der Dinge, die ihm lieb waren, nur soweit zu entäußern als unvermeidlich ist.
[2] Es gewährt mir gegenwärtig eine besondere Beruhigung zu wissen, daß auch Sie sich freundlich mit Gedanken wegen dieser Angelegenheit beschäftigen, da es mir nicht möglich ist dem Wunsch meiner Mutter zu entsprechen und zu Pfingsten nach Bonn zu kommen. Die Reise allein würde mich acht Tage kosten und länger dauern die Ferien nicht, so daß mir gar keine Zeit für die eigentlichen Zwecke meines Kommens bliebe. Vertrauensvoll lege ich dennoch gleich meiner Mutter und Schwester was etwa zunächst zu thun sein möchte in Ihre freundlich gebotenen Hände; Sie verbinden mit der Einsicht in die Sache, die Pietät für den verstorbenen Besitzer dieser Kunstgegenstände und das sind wohl die günstigsten Bedingungen, die wir erwarten dürften. Sie wissen, daß man in den letzten Wochen sehr ernstlich um die Gesundheit, ja um das Leben unsers Königs besorgt war; wie ich heut aus Berlin vernehme soll es zwar etwas beßer gehen, allein noch immer eine große Schwäche vorhanden sein. Diese Umstände dürften vielleicht gegenwärtig einen Antrag an Seine Majestät wegen der Bilder unräthlich machen. Doch damit will ich natürlich Ihrem Urtheil nicht vorgreifen. Vorgestern war Rauch auf der Rückreise von Nürnberg bei mir, wenige Stunden nachher wurde ich erst von Ihrem Besuch bei meiner Mutter unterrichtet und so ist es unmöglich, daß er Ihnen die Empfehlungen durch mich bestellen kann, die er sonst gewiß nicht verfehlt haben würde mir aufzutragen.
In wenigen Monaten hoffe ich Ihnen meine aufrichtige Dankbarkeit mundlich bezeugen zu können, gestatten Sie indessen mit der Bitte meiner Frau um ein freundlich geneigtes Gedächtniß mich zu nennen
Euer Hochwohlgeboren
gehorsamst ergebensten
E. dʼAlton.
Halle, den 31sten Mai 1840.
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