• Friedrich de La Motte-Fouqué to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Nennhausen · Place of Destination: Berlin · Date: 09.11.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich de La Motte-Fouqué
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Nennhausen
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 09.11.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 362832862
  • Bibliography: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hg. v. Karl von Holtei. Bd. 1. Hannover 1872, S. 101‒103.
  • Incipit: „[1] Nennhausen vom 9. Nov. 1803.
    Theuerster Freund!
    Die freundlichsten Grüße von uns Allen ergehn an Dich und den guten Bernhardi, und der [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37104
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.2,Nr.19(9)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 22,9 x 18,9 cm
    Language
  • German
  • French
[1] Nennhausen vom 9. Nov. 1803.
Theuerster Freund!
Die freundlichsten Grüße von uns Allen ergehn an Dich und den guten Bernhardi, und der herzlichste Dank für die vergnügten Tage welche Du uns durch Deine Gesellschaft geschenkt hast. Daß sie so schnell vorübergingen war freilich nicht so wie wir es wünschten, aber man soll mit den guten Stunden des Lebens nicht rechten, sondern sie freudigen Herzens hinnehmen wie sie kommen. Die schöne Aussicht welche Du mir für den künftigen Sommer eröffnet hast, trägt dazu bei, mich mit dem was mir gewährt ist zufrieden zu stellen, so wie auch die Hoffnung, Dich diesen Winter in Berlin zu sehen. ‒
Von hier aus kann ich Dir alles Gute melden. Meine Frau ist heiter und wohl, und gewinnt täglich mehr der verlornen Kräfte wieder. Maria blüht unter dem Schutz ihrer himmlischen Patronin wie eine Blume. Sie lacht die Welt, welcher sie entgegen wächst, recht freundlich an, und noch hat mir die Sorge um ihre Gesundheit keinen trüben Augenblick verursacht.
Daß ich in Mitte meiner häuslichen Freuden meine literarischen Arbeiten fleissig treibe, sage Dir das anbei zurückkommende Heldenbuch, das ich nicht allein gelesen, sondern auch benutzt habe. Was vorzüglich für mich taugte, habe ich mir alles aufbewahrt. So wenig auch für meinen Sifrid direct zu finden war, so wichtig waren mir doch die trefflichen Geschichten Kaiser Ottnits und Hug- und Wolf Dieterichs. Vor allem aber hat mich das Zwergenwesen erfreut. Es ist wirklich fast unvermeidlich für den kleinen König Laurin gegen seine unartigen Gäste Parthie zu [2] nehmen. Der Rosengarten zu Worms hingegen schlägt gar nicht in meine Ansicht des Sifrid ein. Dieser Held wird sogar darin flüchtig und muss sein Leben durch Fürbitte fristen lassen. Du kannst denken, daß mich dergleichen nicht wenig erbitterte. Jedoch fand ich einige Entschädigung in der lustigen Art wie sich Dieterich von Bern zum Kampf wieder ihn entschließt. Er wird recht eigentlich dazu geschlagen, fast wie der Docteur (medecin) malgré lui zum kuriren. ‒
Die Sprache der Gedichte ist freilich sehr modernisirt, zuweilen sogar auf Kosten des Reims, doch kann man das Alte größtentheils wieder erkennen.
Da Du siehst welch ein schneller Leser ich bin, hoffe ich um so sichrer auf den Kochem und das Buch der Liebe. ‒ Indem ich Dir für die freundliche Mittheilung des Heldenbuches herzlich danke, gedenke ich der noch ungleich größeren Verpflichtung, welche Du mir durch die Herausgabe der romantischen Schauspiele auferlegst. ‒ Jeder Name den Du, mein geliebter Meister, zu meiner Firmelung erwählst, wird mir Freude machen, und ich bitte Dich darüber ganz nach Gutdünken zu verfügen. Solltest Du es jedoch für schicklicher und besser halten, meinen wirklichen Namen zu gebrauchen, so habe ich auch dagegen nichts einzuwenden. Er kann seine erste Erscheinung in der Welt nicht vortheilhafter als in der Gesellschaft des Deinigen machen. ‒ Ich wiederhole indeß nochmals, daß alles gänzlich Deiner Bestimmung überlassen bleibt; so auch, ob Du den Rübezahl noch diesem Bändchen hinzufügen willst, oder nicht. Deine Entscheidung darüber erwarte ich, wenn es mir möglich seyn wird ihn Dir zu überschicken. Er ist noch nicht ganz vollendet; wenn aber das Abschreiben nicht so sehr aufhält, so bekommst Du ihn in der künftigen Woche.
Zu der eleganten Metamorphose welche Du dem Rosenthal bereitet hast, wünsche ich ihm [3] Glück. Mit der Reisebeschreibung steht es freilich des Defectes wegen schlimm, indessen scheint es mir doch, als ob das Bedeutendste davon erhalten sei.
So besetzt Deine Zeit auch ist, danke ich es dennoch der Gesellschaft, daß sie Dich Deiner Studirstube zuweilen abtrünnig macht. Die Blüthen Deines Geistes könnten Deine Freunde nicht ohne Besorgniss lassen, wenn sie mit so fortdauernder Anstrengung auf Kosten Deiner Gesundheit erkauft werden sollten. Dennoch aber hoffe ich, ist der göttliche standhafte Prinz seiner Vollendung näher gerückt, der ich um so begieriger entgegensehe, da ich mir hier den Genuß versagte, seine weiteren Schicksale aus Deinem Munde zu hören.
Ich bitte Dich Madame Bernhardi von meiner Frau und mir freundlichst zu grüßen, und hoffe, Du werdest mir bald günstige Nachrichten von ihrem Befinden mittheilen können. Voll der innigsten Anhänglichkeit und Freundschaft bin ich ewig der Deinige
Fouqué.
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[1] Nennhausen vom 9. Nov. 1803.
Theuerster Freund!
Die freundlichsten Grüße von uns Allen ergehn an Dich und den guten Bernhardi, und der herzlichste Dank für die vergnügten Tage welche Du uns durch Deine Gesellschaft geschenkt hast. Daß sie so schnell vorübergingen war freilich nicht so wie wir es wünschten, aber man soll mit den guten Stunden des Lebens nicht rechten, sondern sie freudigen Herzens hinnehmen wie sie kommen. Die schöne Aussicht welche Du mir für den künftigen Sommer eröffnet hast, trägt dazu bei, mich mit dem was mir gewährt ist zufrieden zu stellen, so wie auch die Hoffnung, Dich diesen Winter in Berlin zu sehen. ‒
Von hier aus kann ich Dir alles Gute melden. Meine Frau ist heiter und wohl, und gewinnt täglich mehr der verlornen Kräfte wieder. Maria blüht unter dem Schutz ihrer himmlischen Patronin wie eine Blume. Sie lacht die Welt, welcher sie entgegen wächst, recht freundlich an, und noch hat mir die Sorge um ihre Gesundheit keinen trüben Augenblick verursacht.
Daß ich in Mitte meiner häuslichen Freuden meine literarischen Arbeiten fleissig treibe, sage Dir das anbei zurückkommende Heldenbuch, das ich nicht allein gelesen, sondern auch benutzt habe. Was vorzüglich für mich taugte, habe ich mir alles aufbewahrt. So wenig auch für meinen Sifrid direct zu finden war, so wichtig waren mir doch die trefflichen Geschichten Kaiser Ottnits und Hug- und Wolf Dieterichs. Vor allem aber hat mich das Zwergenwesen erfreut. Es ist wirklich fast unvermeidlich für den kleinen König Laurin gegen seine unartigen Gäste Parthie zu [2] nehmen. Der Rosengarten zu Worms hingegen schlägt gar nicht in meine Ansicht des Sifrid ein. Dieser Held wird sogar darin flüchtig und muss sein Leben durch Fürbitte fristen lassen. Du kannst denken, daß mich dergleichen nicht wenig erbitterte. Jedoch fand ich einige Entschädigung in der lustigen Art wie sich Dieterich von Bern zum Kampf wieder ihn entschließt. Er wird recht eigentlich dazu geschlagen, fast wie der Docteur (medecin) malgré lui zum kuriren. ‒
Die Sprache der Gedichte ist freilich sehr modernisirt, zuweilen sogar auf Kosten des Reims, doch kann man das Alte größtentheils wieder erkennen.
Da Du siehst welch ein schneller Leser ich bin, hoffe ich um so sichrer auf den Kochem und das Buch der Liebe. ‒ Indem ich Dir für die freundliche Mittheilung des Heldenbuches herzlich danke, gedenke ich der noch ungleich größeren Verpflichtung, welche Du mir durch die Herausgabe der romantischen Schauspiele auferlegst. ‒ Jeder Name den Du, mein geliebter Meister, zu meiner Firmelung erwählst, wird mir Freude machen, und ich bitte Dich darüber ganz nach Gutdünken zu verfügen. Solltest Du es jedoch für schicklicher und besser halten, meinen wirklichen Namen zu gebrauchen, so habe ich auch dagegen nichts einzuwenden. Er kann seine erste Erscheinung in der Welt nicht vortheilhafter als in der Gesellschaft des Deinigen machen. ‒ Ich wiederhole indeß nochmals, daß alles gänzlich Deiner Bestimmung überlassen bleibt; so auch, ob Du den Rübezahl noch diesem Bändchen hinzufügen willst, oder nicht. Deine Entscheidung darüber erwarte ich, wenn es mir möglich seyn wird ihn Dir zu überschicken. Er ist noch nicht ganz vollendet; wenn aber das Abschreiben nicht so sehr aufhält, so bekommst Du ihn in der künftigen Woche.
Zu der eleganten Metamorphose welche Du dem Rosenthal bereitet hast, wünsche ich ihm [3] Glück. Mit der Reisebeschreibung steht es freilich des Defectes wegen schlimm, indessen scheint es mir doch, als ob das Bedeutendste davon erhalten sei.
So besetzt Deine Zeit auch ist, danke ich es dennoch der Gesellschaft, daß sie Dich Deiner Studirstube zuweilen abtrünnig macht. Die Blüthen Deines Geistes könnten Deine Freunde nicht ohne Besorgniss lassen, wenn sie mit so fortdauernder Anstrengung auf Kosten Deiner Gesundheit erkauft werden sollten. Dennoch aber hoffe ich, ist der göttliche standhafte Prinz seiner Vollendung näher gerückt, der ich um so begieriger entgegensehe, da ich mir hier den Genuß versagte, seine weiteren Schicksale aus Deinem Munde zu hören.
Ich bitte Dich Madame Bernhardi von meiner Frau und mir freundlichst zu grüßen, und hoffe, Du werdest mir bald günstige Nachrichten von ihrem Befinden mittheilen können. Voll der innigsten Anhänglichkeit und Freundschaft bin ich ewig der Deinige
Fouqué.
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