• Hermann Brockhaus to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Bonn · Date: 19.11.1840
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Hermann Brockhaus
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 19.11.1840
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-38972
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.86
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 25,3 x 21,4 cm
  • Incipit: „[1] Hochgeschätzter Herr Professor!
    Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen in dem Folgenden etwas mittheile, was Ihnen vielleicht nicht unbekannt ist; wenn [...]“
    Language
  • German
  • English
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Hochgeschätzter Herr Professor!
Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen in dem Folgenden etwas mittheile, was Ihnen vielleicht nicht unbekannt ist; wenn dies aber nicht der Fall wäre, Sie interessiren wird. Ich lese nämlich so eben Ihren lehrreichen Aufsatz über den Thierkreis in dem letzten Hefte der Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Sie citiren darin die Verse aus dem Râmâyana, in welchen das Horoscop des Rama angegeben wird. Die astronomischen Data aber, die sich aus dieser Stellung der Planeten ergiebt, haben Sie nicht angegeben. Ich finde diese in einem Buche, das wohl wenig bekannt geworden ist, und den Titel führt: A historical View of the Hindu Astronomy, by John Bentley. London, 1825. Ich weiß recht wohl, wie wenig man sich auf diesen Gelehrten stützen darf, deßen Wißen durch eine Krankhafte Leidenschaftlichkeit getrübt wurde. In diesem Werke bestreitet er nun durchaus nicht das Alter der wißenschaftlichen Astronomie bei den Indiern, nein er gesteht es ihnen zu, daß sie bereits im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt [2] vollständige Systeme der Astronomie beseßen hätten, die ganz ausgezeichnet gewesen sein mußten nach den wenigen Fragmenten, die davon in den Scholien zu den neueren astronomischen Lehrbüchern erhalten seien; gegen diese neueren Werke aber ist er wahrhaft ergrimmt, und hier kommen Ansichten zu Tage, die wahrhaft fabelhaft absurd sind. Laßen wir aber diese fallen, und halten uns an diejenigen Facta, die er als guter astronomischer Rechner aufgefunden hat, so ist das Werk doch wohl nicht ohne Werth.
Die Stelle, die sich nun speciell auf den Ramayana bezieht, steht p. 14 etc. Sie erlauben mir, daß ich Sie Ihnen wörtlich mittheile.
According to the Râmâyana five of the Planets were in their houses of exaltation, as the astrologers term it, at the birth of Râma; that is to say, the sun was in Aries, the moon in Cancer, Venus in Pisces, Jupiter in Cancer, Mars in Capricorn, and Saturn in Libra, on the 9th lunar day of Chaitra. The situations assigned to the planets, whether from computation or otherwise, point out to us, that Râma was born on the 6th April, 961 B. C., at which time they were in the following positions:
By Calander Tables by the Râmayana
Sun . . 05 60 111 2311 . . . in Aries.
Moon . . 3 12 13 54 . . . " Cancer.
Venus . .
11 1 0 0 . . . . Pisces.
Mars . .
10 2 47 0 . . . . Capricorn.
Jupiter . .
4 6 24 13 . . . " Cancer.
Saturn . .
6 8 27 0 . . . " Libra.
[3] In which Jupiter is only 6O 241 1311 beyond the limit, and Mars 20 471.
Der Verfaßer berechnet dann noch die übrigen Data, die im ersten Buche des Ramayana angegeben werden, die hiermit wesentlich übereinstimmen.
Daß natürlich hier nicht von dem Geburtstage des Rama die Rede sein kann, bedarf wohl keiner weitern Widerlegung, aber höchst wichtig wäre es, wenn diese Berechnung Bentleyʼs richtig ist, ein so bestimmtes Datum in dem Gedichte des Rama zu finden, das für die ganze Literaturgeschichte Indiens von so bedeutender Wichtigkeit wäre.
Es wird Ihnen leicht sein, die Rechnung Bentleyʼs einer strengen Untersuchung unterwerfen zu laßen. Sollten Sie Bentleyʼs Werk übrigens zum Gebrauche wünschen, so werde ich mir ein Vergnügen daraus machen, Ihnen das Buch zuzusenden.
Wie sehr mich ein Paar Worte von Ihnen über diesen Gegenstand erfreuen würden, brauche ich Ihnen nicht erst zu sagen.
Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung
mit der ich bleibe
Ihr dankbar ergebener
Hermann Brockhaus.
Jena, 19 November 1840.
[4] Sr. Hochwohlgeboren
Herrn Professor A. W. von Schlegel
in
Bonn.
fr.
[1] Hochgeschätzter Herr Professor!
Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen in dem Folgenden etwas mittheile, was Ihnen vielleicht nicht unbekannt ist; wenn dies aber nicht der Fall wäre, Sie interessiren wird. Ich lese nämlich so eben Ihren lehrreichen Aufsatz über den Thierkreis in dem letzten Hefte der Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes. Sie citiren darin die Verse aus dem Râmâyana, in welchen das Horoscop des Rama angegeben wird. Die astronomischen Data aber, die sich aus dieser Stellung der Planeten ergiebt, haben Sie nicht angegeben. Ich finde diese in einem Buche, das wohl wenig bekannt geworden ist, und den Titel führt: A historical View of the Hindu Astronomy, by John Bentley. London, 1825. Ich weiß recht wohl, wie wenig man sich auf diesen Gelehrten stützen darf, deßen Wißen durch eine Krankhafte Leidenschaftlichkeit getrübt wurde. In diesem Werke bestreitet er nun durchaus nicht das Alter der wißenschaftlichen Astronomie bei den Indiern, nein er gesteht es ihnen zu, daß sie bereits im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt [2] vollständige Systeme der Astronomie beseßen hätten, die ganz ausgezeichnet gewesen sein mußten nach den wenigen Fragmenten, die davon in den Scholien zu den neueren astronomischen Lehrbüchern erhalten seien; gegen diese neueren Werke aber ist er wahrhaft ergrimmt, und hier kommen Ansichten zu Tage, die wahrhaft fabelhaft absurd sind. Laßen wir aber diese fallen, und halten uns an diejenigen Facta, die er als guter astronomischer Rechner aufgefunden hat, so ist das Werk doch wohl nicht ohne Werth.
Die Stelle, die sich nun speciell auf den Ramayana bezieht, steht p. 14 etc. Sie erlauben mir, daß ich Sie Ihnen wörtlich mittheile.
According to the Râmâyana five of the Planets were in their houses of exaltation, as the astrologers term it, at the birth of Râma; that is to say, the sun was in Aries, the moon in Cancer, Venus in Pisces, Jupiter in Cancer, Mars in Capricorn, and Saturn in Libra, on the 9th lunar day of Chaitra. The situations assigned to the planets, whether from computation or otherwise, point out to us, that Râma was born on the 6th April, 961 B. C., at which time they were in the following positions:
By Calander Tables by the Râmayana
Sun . . 05 60 111 2311 . . . in Aries.
Moon . . 3 12 13 54 . . . " Cancer.
Venus . .
11 1 0 0 . . . . Pisces.
Mars . .
10 2 47 0 . . . . Capricorn.
Jupiter . .
4 6 24 13 . . . " Cancer.
Saturn . .
6 8 27 0 . . . " Libra.
[3] In which Jupiter is only 6O 241 1311 beyond the limit, and Mars 20 471.
Der Verfaßer berechnet dann noch die übrigen Data, die im ersten Buche des Ramayana angegeben werden, die hiermit wesentlich übereinstimmen.
Daß natürlich hier nicht von dem Geburtstage des Rama die Rede sein kann, bedarf wohl keiner weitern Widerlegung, aber höchst wichtig wäre es, wenn diese Berechnung Bentleyʼs richtig ist, ein so bestimmtes Datum in dem Gedichte des Rama zu finden, das für die ganze Literaturgeschichte Indiens von so bedeutender Wichtigkeit wäre.
Es wird Ihnen leicht sein, die Rechnung Bentleyʼs einer strengen Untersuchung unterwerfen zu laßen. Sollten Sie Bentleyʼs Werk übrigens zum Gebrauche wünschen, so werde ich mir ein Vergnügen daraus machen, Ihnen das Buch zuzusenden.
Wie sehr mich ein Paar Worte von Ihnen über diesen Gegenstand erfreuen würden, brauche ich Ihnen nicht erst zu sagen.
Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung
mit der ich bleibe
Ihr dankbar ergebener
Hermann Brockhaus.
Jena, 19 November 1840.
[4] Sr. Hochwohlgeboren
Herrn Professor A. W. von Schlegel
in
Bonn.
fr.
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