• Augusta von Buttlar to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: München · Place of Destination: Bonn · Date: 03.07.1822
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Augusta von Buttlar
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: München
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 03.07.1822
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-38972
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.121
  • Number of Pages: 3 S., hs. m. U.
  • Format: 17,6 x 10,7 cm
  • Incipit: „[1] Geliebter theurer Onkel!
    Es sind nun bereits 8 Monathe verfloßen, seit ich Dir zum letztenmal schrieb; sehr glücklich würdest Du [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Hoell, Anne
  • Varwig, Olivia
[1] Geliebter theurer Onkel!
Es sind nun bereits 8 Monathe verfloßen, seit ich Dir zum letztenmal schrieb; sehr glücklich würdest Du mich freilich gemacht haben, wenn Du mich mit einer kurzen Antwort beglückt hättest; aber ich verzeihe dir gern, da ich weiß, daß du deine Zeit nöthiger brauchst; ich schrieb dir damals, daß ich den Plan habe, von München durch die Rheingegend nach Hause zu reisen, dieser Plan ist nun keines wegs aufgegeben, und ich kann es kaum erwarten, Dich zu sehen. Ende Juli denke ich von hier abzureisen, in Studtgard einige Tage zu verweilen, um die herrliche Sammlung von Boisseré mit Muße zu sehen, und dann von dort, über Heidelberg, Mainz &. nach Bonn zu reisen. Ich weiß nun freilich nicht, ob wir dir gelegen kommen, wir wollen dir aber, auf keine Weise zur Last fallen, wir miethen für die Zeit unseres dortigen Aufenthaltes ein kleines Quartier und nur, wenn ich sehe, daß es dich in geringsten nicht gênirt würde ich für meine Person vielleicht mich entschließen, bey dir zu wohnen, mein Mann bleibt aber jeden Fall für sich, und wird sich nur freuen wenn er zuweilen deine Gesellschaft genießen kann, er hat Dich schon im Geiste so lieb, und ist so von Dir begeistert, daß man glauben sollte, er hätte dich längst persönlich, und nicht blos aus deinen [2] Werken gekannt. Du wirst dich wundern, lieber Onkel, warum ich, da ich doch eben kein übriges Geld zum verreisen habe, diesen großen Umweg nach Dresden mache; allein da der liebe Onkel durchaus nicht zu uns kommen will, nun so bleibt mir freilich nichts übrig, als Dich aufzusuchen. Ich habe eine unaussprechliche Sehnsucht dich einmal wieder zu sehen! meine gute Mutter wünscht es wohl eben so sehr, sie ist aber leider nicht mehr so mobil wie ich, sonst hätte sie sich längst auf den Weg gemacht. Uebrigens komme ich noch mit einem großen Auftrage ich soll dich nehmlich für die Mutter malen, und dies wirst Du mir doch nicht abschlagen, es ist ja das Einzige was sie von Dir haben wird. Hier sind meine Wünsche und meine Pläne; nun lieber Onkel muß ich dich aber recht sehr bitten, mir vorher noch ein paar Wörtchen zu schreiben ob ich kommen darf, denn sonst würde ich meine Reise sehr zaghaft antreten weil ich einmal nicht weiß, ob ich dich anträfe, und dann, ob ich dir willkommen bin. Mit Onkel Friedrich habe ich bisher in eifriger Correspondenz gestanden, er hatte den Plan nach München zu kommen reisen, er wollte schon im April kommen, es hat sich aber von Monath zu Monath verschoben, endlich schreibt er mir, daß er vielleicht Ende August oder September komme, darauf kann ich nun freilich nicht nicht warten, um ihn zu sehen habe ich ohnedieß meinen Aufenthalt [3] um 2 Monathe verlängert, aber nun kann ich nicht länger bleiben, ich zweifle auch noch sehr, ob überhaupt aus seiner Reiße etwas wird, da zwar sein Geist willig aber die liebe Corpulenz schwach ist. Er freut sich übrigens sehr, daß ich zu dir reiße, weil er weiß daß ich dich malen, und auf kurze Zeit sehen und genießen werde, worauf ich mich aber auch von ganzer Seele freue. Wie es uns hier in München ergangen ist, und was wir getrieben erzähle ich dir mündlich. Meine guten Eltern und die lieben Kinderchen sind alle recht wohl, wenn Du doch die Kinderchen sehen könntest! ich glaube gewiß, daß Du auch Freude an ihnen haben würdest Nun liebster Onkel bin ich noch so frey, dir eine für Dich bestimmte Copie von der Dresdner Gallerie nach Palma vechio zu schicken. Nimm mit dieser geringen Gabe einstweilen vorlieb, vielleicht bin ich dereinst im Stande, dir etwas vollkommneres zu überreichen. Du wirst, was die Zeichnung betrift, manches zu erinnern finden, indeß ist dies nicht meine Schuld, da es genau nach dem Original gemacht ist. Ich küße Dich im Geiste unzählige mal, und bin mit der größten Liebe
Deine treue dich innig
verehrende Nichte  
Auguste v Buttlar
No 40 auf dem Max
Josephs Platz wohnhaft.
München den 3ten Julius
1822.
In Eil.
[4] [leer]
[1] Geliebter theurer Onkel!
Es sind nun bereits 8 Monathe verfloßen, seit ich Dir zum letztenmal schrieb; sehr glücklich würdest Du mich freilich gemacht haben, wenn Du mich mit einer kurzen Antwort beglückt hättest; aber ich verzeihe dir gern, da ich weiß, daß du deine Zeit nöthiger brauchst; ich schrieb dir damals, daß ich den Plan habe, von München durch die Rheingegend nach Hause zu reisen, dieser Plan ist nun keines wegs aufgegeben, und ich kann es kaum erwarten, Dich zu sehen. Ende Juli denke ich von hier abzureisen, in Studtgard einige Tage zu verweilen, um die herrliche Sammlung von Boisseré mit Muße zu sehen, und dann von dort, über Heidelberg, Mainz &. nach Bonn zu reisen. Ich weiß nun freilich nicht, ob wir dir gelegen kommen, wir wollen dir aber, auf keine Weise zur Last fallen, wir miethen für die Zeit unseres dortigen Aufenthaltes ein kleines Quartier und nur, wenn ich sehe, daß es dich in geringsten nicht gênirt würde ich für meine Person vielleicht mich entschließen, bey dir zu wohnen, mein Mann bleibt aber jeden Fall für sich, und wird sich nur freuen wenn er zuweilen deine Gesellschaft genießen kann, er hat Dich schon im Geiste so lieb, und ist so von Dir begeistert, daß man glauben sollte, er hätte dich längst persönlich, und nicht blos aus deinen [2] Werken gekannt. Du wirst dich wundern, lieber Onkel, warum ich, da ich doch eben kein übriges Geld zum verreisen habe, diesen großen Umweg nach Dresden mache; allein da der liebe Onkel durchaus nicht zu uns kommen will, nun so bleibt mir freilich nichts übrig, als Dich aufzusuchen. Ich habe eine unaussprechliche Sehnsucht dich einmal wieder zu sehen! meine gute Mutter wünscht es wohl eben so sehr, sie ist aber leider nicht mehr so mobil wie ich, sonst hätte sie sich längst auf den Weg gemacht. Uebrigens komme ich noch mit einem großen Auftrage ich soll dich nehmlich für die Mutter malen, und dies wirst Du mir doch nicht abschlagen, es ist ja das Einzige was sie von Dir haben wird. Hier sind meine Wünsche und meine Pläne; nun lieber Onkel muß ich dich aber recht sehr bitten, mir vorher noch ein paar Wörtchen zu schreiben ob ich kommen darf, denn sonst würde ich meine Reise sehr zaghaft antreten weil ich einmal nicht weiß, ob ich dich anträfe, und dann, ob ich dir willkommen bin. Mit Onkel Friedrich habe ich bisher in eifriger Correspondenz gestanden, er hatte den Plan nach München zu kommen reisen, er wollte schon im April kommen, es hat sich aber von Monath zu Monath verschoben, endlich schreibt er mir, daß er vielleicht Ende August oder September komme, darauf kann ich nun freilich nicht nicht warten, um ihn zu sehen habe ich ohnedieß meinen Aufenthalt [3] um 2 Monathe verlängert, aber nun kann ich nicht länger bleiben, ich zweifle auch noch sehr, ob überhaupt aus seiner Reiße etwas wird, da zwar sein Geist willig aber die liebe Corpulenz schwach ist. Er freut sich übrigens sehr, daß ich zu dir reiße, weil er weiß daß ich dich malen, und auf kurze Zeit sehen und genießen werde, worauf ich mich aber auch von ganzer Seele freue. Wie es uns hier in München ergangen ist, und was wir getrieben erzähle ich dir mündlich. Meine guten Eltern und die lieben Kinderchen sind alle recht wohl, wenn Du doch die Kinderchen sehen könntest! ich glaube gewiß, daß Du auch Freude an ihnen haben würdest Nun liebster Onkel bin ich noch so frey, dir eine für Dich bestimmte Copie von der Dresdner Gallerie nach Palma vechio zu schicken. Nimm mit dieser geringen Gabe einstweilen vorlieb, vielleicht bin ich dereinst im Stande, dir etwas vollkommneres zu überreichen. Du wirst, was die Zeichnung betrift, manches zu erinnern finden, indeß ist dies nicht meine Schuld, da es genau nach dem Original gemacht ist. Ich küße Dich im Geiste unzählige mal, und bin mit der größten Liebe
Deine treue dich innig
verehrende Nichte  
Auguste v Buttlar
No 40 auf dem Max
Josephs Platz wohnhaft.
München den 3ten Julius
1822.
In Eil.
[4] [leer]
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