• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Genua · Place of Destination: Carrara · Date: 04.11.1815
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Genua
  • Place of Destination: Carrara
  • Date: 04.11.1815
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 36283637X
  • Bibliography: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hg. v. Karl von Holtei. Bd. 2. Hannover 1872, S. 78‒79.
  • Incipit: „[1] Genua d. 4ten Nov. 1815.
    Geliebtester Freund!
    Ich habe hier gestern bey meiner Ankunft zu meiner großen Freude Deinen Brief vom 14ten [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(60)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,3 x 11,7 cm
    Language
  • German
[1] Genua d. 4ten Nov. 1815.
Geliebtester Freund!
Ich habe hier gestern bey meiner Ankunft zu meiner großen Freude Deinen Brief vom 14ten Oct. vorgefunden. Ich hätte Dir längst geschrieben, wenn nicht in Absicht auf unsre Reise mancherley Ungewißheiten obgewaltet hätten. Wir haben einen Kranken bey uns, nach dessen Befinden man sich natürlich richten muß. ‒ Dazu kommt die Unsicherheit der Landstraßen. Die von Mailand hierher ist jetzt besonders übel berüchtiget, und wenn Frau von Stael alles gewußt hätte, so wäre sie vielleicht nicht nach Genua gegangen. Wir werden nun ein zehn bis vierzehn Tage hier bleiben, und dann vermuthlich über Lerici nach Pisa gehen, wo wir wohl den größten Theil des Decembers und Januars unseres Kranken wegen zubringen. Ist dieß so kommen wir nach Carrara und halten uns da ohne Zweifel einen Tag auf. Da können wir dann das nähere verabreden. Frau von St. wird Dir wohl vorschlagen, die Büste ihrer Tochter, und des kranken Reisegesellschafters zu machen, nämlich in Pisa. Mit der Tochter das ist in der That der Mühe werth: ein griechisches Profil. ‒ Der Kopf wäre idealisch zu nennen, wenn das Oval nach unten zu etwas schmaler wäre. Ich habe vorläufig gesagt, ich wüßte nicht, ob Du Dich [2] auf so lange Zeit würdest von Deiner Werkstätte entfernen können.
Frau von St. fürchtet sich vor dem Meer und vor den Barbaresken ‒ sie wird also wohl bloß ihren Wagen einschiffen, und den Weg nach Lerici in einer Sänfte zurücklegen; ich alsdann natürlich zu Maulthier. Sollten wir über die Bocchetta zurück nach Piacenza, und so auf Florenz u. Pisa gehen, so könnte ich Dich freylich nicht in Carrara besuchen; es würde mich aber sehr glücklich machen, wenn Du mich in Pisa besuchen könntest. Es wird mir eine große Aufheiterung seyn, Dich wenigstens auf einige Tage zu sehen; und ich bedarf einer solchen: ich bin in einer sehr trüben Stimmung.
Hast Du keine Nachrichten von Deiner Schwester und den Ihrigen? Was macht Dein Bruder?
Friedrich (Schlegel) ist mit dem Titel eines Legationsrathes erster Secretair der Oesterreichischen Gesandtschaft am deutschen Bundestage. Er hat nun eine ehrenvolle und einträgliche Stelle. Ich bin glücklicher in meinen Bemühungen für Andre als für mich selbst. Endlich habe ich den St. Wladimir-Orden. So etwas ist immer gut, und in jetziger Zeit fast unentbehrlich. Aber es macht mich um nichts unabhängiger. Wenn das Glück mich noch begünstigen will, so mag es sich eilen, sonst kommt es zu spät.
Wenn Du mir hierher antworten willst, so [3] adressire: Aux soins de mons. de la Rue, Banquier à Gènes.
Lebe tausendmal wohl mein treuer Freund, bis auf unser glückliches Wiedersehen!
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[1] Genua d. 4ten Nov. 1815.
Geliebtester Freund!
Ich habe hier gestern bey meiner Ankunft zu meiner großen Freude Deinen Brief vom 14ten Oct. vorgefunden. Ich hätte Dir längst geschrieben, wenn nicht in Absicht auf unsre Reise mancherley Ungewißheiten obgewaltet hätten. Wir haben einen Kranken bey uns, nach dessen Befinden man sich natürlich richten muß. ‒ Dazu kommt die Unsicherheit der Landstraßen. Die von Mailand hierher ist jetzt besonders übel berüchtiget, und wenn Frau von Stael alles gewußt hätte, so wäre sie vielleicht nicht nach Genua gegangen. Wir werden nun ein zehn bis vierzehn Tage hier bleiben, und dann vermuthlich über Lerici nach Pisa gehen, wo wir wohl den größten Theil des Decembers und Januars unseres Kranken wegen zubringen. Ist dieß so kommen wir nach Carrara und halten uns da ohne Zweifel einen Tag auf. Da können wir dann das nähere verabreden. Frau von St. wird Dir wohl vorschlagen, die Büste ihrer Tochter, und des kranken Reisegesellschafters zu machen, nämlich in Pisa. Mit der Tochter das ist in der That der Mühe werth: ein griechisches Profil. ‒ Der Kopf wäre idealisch zu nennen, wenn das Oval nach unten zu etwas schmaler wäre. Ich habe vorläufig gesagt, ich wüßte nicht, ob Du Dich [2] auf so lange Zeit würdest von Deiner Werkstätte entfernen können.
Frau von St. fürchtet sich vor dem Meer und vor den Barbaresken ‒ sie wird also wohl bloß ihren Wagen einschiffen, und den Weg nach Lerici in einer Sänfte zurücklegen; ich alsdann natürlich zu Maulthier. Sollten wir über die Bocchetta zurück nach Piacenza, und so auf Florenz u. Pisa gehen, so könnte ich Dich freylich nicht in Carrara besuchen; es würde mich aber sehr glücklich machen, wenn Du mich in Pisa besuchen könntest. Es wird mir eine große Aufheiterung seyn, Dich wenigstens auf einige Tage zu sehen; und ich bedarf einer solchen: ich bin in einer sehr trüben Stimmung.
Hast Du keine Nachrichten von Deiner Schwester und den Ihrigen? Was macht Dein Bruder?
Friedrich (Schlegel) ist mit dem Titel eines Legationsrathes erster Secretair der Oesterreichischen Gesandtschaft am deutschen Bundestage. Er hat nun eine ehrenvolle und einträgliche Stelle. Ich bin glücklicher in meinen Bemühungen für Andre als für mich selbst. Endlich habe ich den St. Wladimir-Orden. So etwas ist immer gut, und in jetziger Zeit fast unentbehrlich. Aber es macht mich um nichts unabhängiger. Wenn das Glück mich noch begünstigen will, so mag es sich eilen, sonst kommt es zu spät.
Wenn Du mir hierher antworten willst, so [3] adressire: Aux soins de mons. de la Rue, Banquier à Gènes.
Lebe tausendmal wohl mein treuer Freund, bis auf unser glückliches Wiedersehen!
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