• Philipp Joseph von Rehfues to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Bonn · Date: 20.04.1838
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Philipp Joseph von Rehfues
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 20.04.1838
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36842
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.19,Nr.64
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 27,1 x 23 cm
  • Incipit: „[1] Ew. Hochwohlgeboren
    beehre ich mich zuerst de[n] Empfang der zehn Thaler für die Verunglückten anzuzeigen.
    Der Inhalt Ihres geehrten Schreibens von [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Strobel, Jochen
[1] Ew. Hochwohlgeboren
beehre ich mich zuerst de[n] Empfang der zehn Thaler für die Verunglückten anzuzeigen.
Der Inhalt Ihres geehrten Schreibens von vorgestern ist mir überaus wichtig, und das bedeutende Geschenk, womit Sie es begleiten wollten, verpflichtet mich zu besonderem Dank. Indem ich Beides als Beweise Ihres gütigen Zutrauens ansehen darf, möchte ich dasselbe wenigstens in dieser Richtung erwiedern. Ich bitte Ew. Hochwohlgeboren das anliegende Mémoire, das ich im Jahr 1831 als Handschrift habe drucken lassen, nur in sofern einer augenblicklichen Aufmerksamkeit zu würdigen. Ich möchte nicht, daß es in grössere Kreise käme. Dergleichen Arbeiten werden immer schief beurtheilt. In der Politik will Jeder nur seine eigene Meinung gelten lassen, und legt der des Andern gar zu gern niedrige Beweggründe unter. Mein Grundsatz ist, daß jede Meinung Achtung verdient, die aus freiem Nachdenken und unabhängiger [2] Ueberzeugung hervorgeht. Als ich dieses Mémoire in hohen Sphären vertheilte, wußte ich wohl, daß ich mannichfach anstossen würde. Ich glaubte, es wagen zu müssen, als ich bemerkte, wie so wenige, selbst die besten Köpfe, die neue Epoche, die unläugbar mit der Juli-Revolution eingetreten ist, richtig gefaßt hatten. Ich wählte diese Sprache, weil sie in jener Sphäre eher Leser findet, als die Deutsche.
Was Ew. Hochwohlgeboren über den Wunsch äussern, daß das, [von Ihnen] zur Förderung der Wissenschaften und zum Ruhm der Universität gegründete, Werk nicht wieder zu Grunde gehen möchte, so dürfen Sie Sich deßhalb vollkommen beruhigen. Die Universität und die Regierung setzen einen zu hohen Werth auf Ihre Verdienste, um es nicht als eine Ehren- ja, als eine National-Sache anzusehen, das, was Sie geschaffen und hochgezogen, zu erhalten und zu fördern. Hr. Prof. Lassen ist wiederholt von mir dem Hn. Minister als derjenige genannt worden, dem Ew. Hochwohlgeboren eine entschiedene Würdigung und das thätigste Wohlwollen geschenkt, und der [3] durch eine, ihn befriedigende, Stellung für den Königl. Dienst und die hiesige Universität ins besondre fixirt werden müsse. Der Augenblick ist gerade günstig, und ich höre mit Vergnügen, daß Sie die Facultät zur Intercession für ihn veranlaßt haben. Dieser höchst zweckmässige Schritt wird meinen Anträgen die sicherste und erfolgreichste Begründung geben.
Uebrigens kann ich den Wunsch nicht unterdrücken, daß Ew. Hochwohlgeboren auch an die Ordnung einer Gesammt-Ausgabe Ihrer Deutschen Schriften denken möchten, die so wesentlich auf unser Aller Bildung eingewirkt haben. Das Gedächtniß eines classischen Schriftstellers gewinnt nichts dabei, wenn die Sammlung seiner Schriften dem Zufall oder der Geldspeculation überlassen wird. Hoffentlich haben Sie doch die Materialien für die Geschichte Ihres äusseren Lebens, Ihres Geistes und Ihres Wirkens geordnet, vielleicht, was freilich das Beste wäre, sie Selbst ausgearbeitet. Wenn die beiden Bände kleiner Schriften, welche Sie [4] im Jahr 1828 herausgegeben, die allgemeine Theilnahme nicht gefunden haben sollten, welche sie verdienen, so möchte ich den Grund darin finden, daß nicht genug auf das grosse Publicum gerechnet war. Es müßte im wohlfeileren Paris gesetzt werden, das nur durch eine stärkere Auflage möglich ist. Haben Sie dazu Hülfe nöthig, so wird es nicht an Männern fehlen, die eine Ehre darin suchen und finden werden, Ihnen an die Hand zu gehen. Ich selbst würde mich nicht wenig geschmeichelt fühlen, wenn ich auf dieselbe Anspruch machen könnte.
Empfangen Sie gütigst die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Verehrung von
Ew. Hochwohlgeboren
gstem Dr.
v. Rehfues.
Bonn, d. 20. April 1838.
[1] Ew. Hochwohlgeboren
beehre ich mich zuerst de[n] Empfang der zehn Thaler für die Verunglückten anzuzeigen.
Der Inhalt Ihres geehrten Schreibens von vorgestern ist mir überaus wichtig, und das bedeutende Geschenk, womit Sie es begleiten wollten, verpflichtet mich zu besonderem Dank. Indem ich Beides als Beweise Ihres gütigen Zutrauens ansehen darf, möchte ich dasselbe wenigstens in dieser Richtung erwiedern. Ich bitte Ew. Hochwohlgeboren das anliegende Mémoire, das ich im Jahr 1831 als Handschrift habe drucken lassen, nur in sofern einer augenblicklichen Aufmerksamkeit zu würdigen. Ich möchte nicht, daß es in grössere Kreise käme. Dergleichen Arbeiten werden immer schief beurtheilt. In der Politik will Jeder nur seine eigene Meinung gelten lassen, und legt der des Andern gar zu gern niedrige Beweggründe unter. Mein Grundsatz ist, daß jede Meinung Achtung verdient, die aus freiem Nachdenken und unabhängiger [2] Ueberzeugung hervorgeht. Als ich dieses Mémoire in hohen Sphären vertheilte, wußte ich wohl, daß ich mannichfach anstossen würde. Ich glaubte, es wagen zu müssen, als ich bemerkte, wie so wenige, selbst die besten Köpfe, die neue Epoche, die unläugbar mit der Juli-Revolution eingetreten ist, richtig gefaßt hatten. Ich wählte diese Sprache, weil sie in jener Sphäre eher Leser findet, als die Deutsche.
Was Ew. Hochwohlgeboren über den Wunsch äussern, daß das, [von Ihnen] zur Förderung der Wissenschaften und zum Ruhm der Universität gegründete, Werk nicht wieder zu Grunde gehen möchte, so dürfen Sie Sich deßhalb vollkommen beruhigen. Die Universität und die Regierung setzen einen zu hohen Werth auf Ihre Verdienste, um es nicht als eine Ehren- ja, als eine National-Sache anzusehen, das, was Sie geschaffen und hochgezogen, zu erhalten und zu fördern. Hr. Prof. Lassen ist wiederholt von mir dem Hn. Minister als derjenige genannt worden, dem Ew. Hochwohlgeboren eine entschiedene Würdigung und das thätigste Wohlwollen geschenkt, und der [3] durch eine, ihn befriedigende, Stellung für den Königl. Dienst und die hiesige Universität ins besondre fixirt werden müsse. Der Augenblick ist gerade günstig, und ich höre mit Vergnügen, daß Sie die Facultät zur Intercession für ihn veranlaßt haben. Dieser höchst zweckmässige Schritt wird meinen Anträgen die sicherste und erfolgreichste Begründung geben.
Uebrigens kann ich den Wunsch nicht unterdrücken, daß Ew. Hochwohlgeboren auch an die Ordnung einer Gesammt-Ausgabe Ihrer Deutschen Schriften denken möchten, die so wesentlich auf unser Aller Bildung eingewirkt haben. Das Gedächtniß eines classischen Schriftstellers gewinnt nichts dabei, wenn die Sammlung seiner Schriften dem Zufall oder der Geldspeculation überlassen wird. Hoffentlich haben Sie doch die Materialien für die Geschichte Ihres äusseren Lebens, Ihres Geistes und Ihres Wirkens geordnet, vielleicht, was freilich das Beste wäre, sie Selbst ausgearbeitet. Wenn die beiden Bände kleiner Schriften, welche Sie [4] im Jahr 1828 herausgegeben, die allgemeine Theilnahme nicht gefunden haben sollten, welche sie verdienen, so möchte ich den Grund darin finden, daß nicht genug auf das grosse Publicum gerechnet war. Es müßte im wohlfeileren Paris gesetzt werden, das nur durch eine stärkere Auflage möglich ist. Haben Sie dazu Hülfe nöthig, so wird es nicht an Männern fehlen, die eine Ehre darin suchen und finden werden, Ihnen an die Hand zu gehen. Ich selbst würde mich nicht wenig geschmeichelt fühlen, wenn ich auf dieselbe Anspruch machen könnte.
Empfangen Sie gütigst die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Verehrung von
Ew. Hochwohlgeboren
gstem Dr.
v. Rehfues.
Bonn, d. 20. April 1838.
· Konzept , 20.04.1838
· Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek
· S 1392 : 18
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