• Philipp Joseph von Rehfues to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Bonn · Date: 21.02.1841
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Philipp Joseph von Rehfues
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 21.02.1841
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36842
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.19,Nr.71
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,3 x 13,2 cm
  • Incipit: „[1] Ew. Hochwohlgeboren
    nehme ich mir die Freiheit für das beifolgende Buch um eine Stelle in Ihrer Bibliothek zu bitten.
    Die meisten [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Strobel, Jochen
[1] Ew. Hochwohlgeboren
nehme ich mir die Freiheit für das beifolgende Buch um eine Stelle in Ihrer Bibliothek zu bitten.
Die meisten Gründe, die ich früher gehabt habe, um seine Vaterschaft abzulehnen, sind allmählig weggefallen. Wie sehr aber auch jetzt noch die Anonymität meinen Neigungen zusagt, so ist es mir doch durch die Indiscretion eines Freundes, der mich errathen hatte, unmöglich geworden, sie mit Anstand fest zu halten. Ja, nachdem das Buch die [2] Probe einer ersten Auflage bestanden hat, müßte ich es fast für verletzend halten, wenn ich aus demselben länger ein Geheimniß gegen einen Mann machen wollte, den ich in früher Jugend schon so hoch verehrt, und dem ich in meinem reifen Leben durch eine besondre Gunst des Schicksals in öffentlichen Verhältnissen näher gestellt worden bin. Kann es [3] doch schon für eine psychische Merkwürdigkeit gelten, wenn ein Staatsbeamter nach mehr als zwanzigjährigen Verwaltungs-Arbeiten auf der Schwelle des fünfzigsten Jahrs ein Werk der Einbildungskraft unternimmt, und es in Einem Jahr, blos in seinen Abendstunden, bis zu diesem Umfang durchführt.
Leider sind es aber auch die [4] vier Bände, welche mich den Wunsch, daß Ew. Hochwohlgeboren den Versuch machen möchten, Sich in dieselben hineinzulesen, nur mit Besorgniß aussprechen lassen. Ich kann ja nur auf die Gefahr einer grossen Selbsttäuschung hin die Versicherung wagen, daß Sie weder Charakteren, noch Situationen begegnen sollen, die Ihnen früher schon vorgekommen sind, und daß Sie ihnen vielleicht dennoch das Recht der poëtischen Existenz zugestehen werden. – Mit alter Verehrung Ew. Hochw.
gst. Dr.
v. Rehfues.
Bonn, d. 21. Febr 1841.
[1] Ew. Hochwohlgeboren
nehme ich mir die Freiheit für das beifolgende Buch um eine Stelle in Ihrer Bibliothek zu bitten.
Die meisten Gründe, die ich früher gehabt habe, um seine Vaterschaft abzulehnen, sind allmählig weggefallen. Wie sehr aber auch jetzt noch die Anonymität meinen Neigungen zusagt, so ist es mir doch durch die Indiscretion eines Freundes, der mich errathen hatte, unmöglich geworden, sie mit Anstand fest zu halten. Ja, nachdem das Buch die [2] Probe einer ersten Auflage bestanden hat, müßte ich es fast für verletzend halten, wenn ich aus demselben länger ein Geheimniß gegen einen Mann machen wollte, den ich in früher Jugend schon so hoch verehrt, und dem ich in meinem reifen Leben durch eine besondre Gunst des Schicksals in öffentlichen Verhältnissen näher gestellt worden bin. Kann es [3] doch schon für eine psychische Merkwürdigkeit gelten, wenn ein Staatsbeamter nach mehr als zwanzigjährigen Verwaltungs-Arbeiten auf der Schwelle des fünfzigsten Jahrs ein Werk der Einbildungskraft unternimmt, und es in Einem Jahr, blos in seinen Abendstunden, bis zu diesem Umfang durchführt.
Leider sind es aber auch die [4] vier Bände, welche mich den Wunsch, daß Ew. Hochwohlgeboren den Versuch machen möchten, Sich in dieselben hineinzulesen, nur mit Besorgniß aussprechen lassen. Ich kann ja nur auf die Gefahr einer grossen Selbsttäuschung hin die Versicherung wagen, daß Sie weder Charakteren, noch Situationen begegnen sollen, die Ihnen früher schon vorgekommen sind, und daß Sie ihnen vielleicht dennoch das Recht der poëtischen Existenz zugestehen werden. – Mit alter Verehrung Ew. Hochw.
gst. Dr.
v. Rehfues.
Bonn, d. 21. Febr 1841.
· Konzept , 21.02.1841
· Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek
· S 1392 : 49
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