• Philipp Joseph von Rehfues to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Römlinghoven · Place of Destination: Bonn · Date: 27.05.1842
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Philipp Joseph von Rehfues
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Römlinghoven
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 27.05.1842
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36842
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.19,Nr.74
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 25,3 x 21,1 cm
  • Incipit: „[1] Meine Auswanderung ist mir auch schneller gekommen, als ich eigentlich wünschte. Sie wurde durch das Gerücht von B. Ankunft [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Strobel, Jochen
[1] Meine Auswanderung ist mir auch schneller gekommen, als ich eigentlich wünschte. Sie wurde durch das Gerücht von B. Ankunft beschleunigt, den ich gern vermeiden wollte. Uebrigens befinden wir uns ganz behaglich hier und ich vermisse nur den Vortheil und die Annehmlichkeit von Ew. Hochwohlgeboren Umgang.
Wenn wir Ihre Güte benutzen, um Sie um einen Teller Suppe zu bitten, so geschieht es nur unter der Bedingung, daß Sie ihm höchstens zwei Schüsseln beifügen. Wir haben uns hier schon ziemlich an Entbehrungen gewöhnt. Da es für nichts einen Markt in der Umgegend gibt, so dringt die Kunde, daß bei uns Geflügel und Fische zu verkaufen seien, nur allmählig unter unsre Nachbarn; zu dem gewährt auch die Jagd noch gar keine Hülfe.
Schulzeʼs Theilnahme an meinem Austritt fordert meine ganze Erkenntlichkeit. Ihre eigene Äusserung darüber hat mich fast schmerzlich bewegt. Ich hätte Ihnen zwanzig Jahre früher nahe zu kommen suchen sollen. Es würde von [2] grossem Nutzen für mich und nicht ohne Anregung für Sie gebSelbst geblieben sein.
Der Aufsatz über die Essais ist etwas entstellt worden. Die Redaction steht der jungen Litteratur näher, als der ältern und scheint die Meinung zu haben, daß Sie auch in solchen Dingen den Inhalt des Blatts vertreten müße. Es hilft jedoch nichts, darüber Empfindlichkeit zu äussern. Kolb ist sonst ein sehr kluger u. trefflich gesinnter Mann und das Blatt das einzige in Deutschland, durch welches man einer Idee eine grössere und schnelle Verbreitung sichern kann. Die deutsche Kritik zersplittert sich in eine Unzahl von kleinen Unterhaltungs-Blättern und die eigentlichen Literarischen Institute sind ohne Credit. Nur dadurch hat die junge Literattur einige Herrschaft gewonnen, daß sie sich mit einer bewundernswürdigen Industrie der meisten von jenen Ephemeren bemächtigt hat.
Den C. Brief sende ich hiebei zurück. Er ist allerdings ein Curiosum eigener Art. Ich wünschte dennoch, daß die Sache [3] auf guten Weg gebracht werden könnte. Die C. Buchhandlung ist immer noch diejenige, welche dergleichen Verhältnisse in grösserem Styl behandelt.
Ich freue mich über die Berliner Briefe, deren angenehmen Inhalt Sie mir andeuten. Es kann nicht ausbleiben, die Sachen müssen sich doch nach Ihren Ansichten stellen.
Sollten Sie Schulzeʼn schreiben, so bitte ich mich ihm freundlichst zu empfehlen. Ich werde es selbst thun, sobald meine Sachen völlig regulirt sind. Wenn Sie ihm sagen, daß auch Sie mich ungern aus meinem Geschäftskreis verlieren, kann es von Nutzen für mich sein.
Es ist jetzt ganz herrlich auf dem Land, und ich wünschte, daß Sie Sich eine ähnliche Villeggiatura einrichteten. In Honnef können Sie Wohnungen von jedem Umfang und schönster Lage miethen. Es ist eine kleine Stunde von hier, der Weg ganz gut und wir könnten einander täglich besuchen. Wer kann Sie hindern, [4] Ihre Vorlesungen frühʼ abzubrechen?
Wollen Sie Sich nicht meines Stadtwagens bedienen, während Ihr Wagen in Reparatur ist? Auch steht Ihnen meine Droschke zu Diensten. Meine Halbchaise habe ich verkauft, da sie mir zu schwer war. Schicken Sie nur zu meinem Kutscher, den ich in der Stadt gelassen, da ich gegenwärtig ohne Pferde bin.
Ein starker Katharr, den ich hatte und der ganz grippenartig anfing, zwingt mich noch zur Vorsicht; sonst würde ich schon in den nächsten Tagen in die Stadt kommen.
Mit alter Verehrung Ew. Hochwohlgeboren
gstr. Dr.
v. Rehfues.
Römlinghofen, d. 27. Mai 1842.
[1] Meine Auswanderung ist mir auch schneller gekommen, als ich eigentlich wünschte. Sie wurde durch das Gerücht von B. Ankunft beschleunigt, den ich gern vermeiden wollte. Uebrigens befinden wir uns ganz behaglich hier und ich vermisse nur den Vortheil und die Annehmlichkeit von Ew. Hochwohlgeboren Umgang.
Wenn wir Ihre Güte benutzen, um Sie um einen Teller Suppe zu bitten, so geschieht es nur unter der Bedingung, daß Sie ihm höchstens zwei Schüsseln beifügen. Wir haben uns hier schon ziemlich an Entbehrungen gewöhnt. Da es für nichts einen Markt in der Umgegend gibt, so dringt die Kunde, daß bei uns Geflügel und Fische zu verkaufen seien, nur allmählig unter unsre Nachbarn; zu dem gewährt auch die Jagd noch gar keine Hülfe.
Schulzeʼs Theilnahme an meinem Austritt fordert meine ganze Erkenntlichkeit. Ihre eigene Äusserung darüber hat mich fast schmerzlich bewegt. Ich hätte Ihnen zwanzig Jahre früher nahe zu kommen suchen sollen. Es würde von [2] grossem Nutzen für mich und nicht ohne Anregung für Sie gebSelbst geblieben sein.
Der Aufsatz über die Essais ist etwas entstellt worden. Die Redaction steht der jungen Litteratur näher, als der ältern und scheint die Meinung zu haben, daß Sie auch in solchen Dingen den Inhalt des Blatts vertreten müße. Es hilft jedoch nichts, darüber Empfindlichkeit zu äussern. Kolb ist sonst ein sehr kluger u. trefflich gesinnter Mann und das Blatt das einzige in Deutschland, durch welches man einer Idee eine grössere und schnelle Verbreitung sichern kann. Die deutsche Kritik zersplittert sich in eine Unzahl von kleinen Unterhaltungs-Blättern und die eigentlichen Literarischen Institute sind ohne Credit. Nur dadurch hat die junge Literattur einige Herrschaft gewonnen, daß sie sich mit einer bewundernswürdigen Industrie der meisten von jenen Ephemeren bemächtigt hat.
Den C. Brief sende ich hiebei zurück. Er ist allerdings ein Curiosum eigener Art. Ich wünschte dennoch, daß die Sache [3] auf guten Weg gebracht werden könnte. Die C. Buchhandlung ist immer noch diejenige, welche dergleichen Verhältnisse in grösserem Styl behandelt.
Ich freue mich über die Berliner Briefe, deren angenehmen Inhalt Sie mir andeuten. Es kann nicht ausbleiben, die Sachen müssen sich doch nach Ihren Ansichten stellen.
Sollten Sie Schulzeʼn schreiben, so bitte ich mich ihm freundlichst zu empfehlen. Ich werde es selbst thun, sobald meine Sachen völlig regulirt sind. Wenn Sie ihm sagen, daß auch Sie mich ungern aus meinem Geschäftskreis verlieren, kann es von Nutzen für mich sein.
Es ist jetzt ganz herrlich auf dem Land, und ich wünschte, daß Sie Sich eine ähnliche Villeggiatura einrichteten. In Honnef können Sie Wohnungen von jedem Umfang und schönster Lage miethen. Es ist eine kleine Stunde von hier, der Weg ganz gut und wir könnten einander täglich besuchen. Wer kann Sie hindern, [4] Ihre Vorlesungen frühʼ abzubrechen?
Wollen Sie Sich nicht meines Stadtwagens bedienen, während Ihr Wagen in Reparatur ist? Auch steht Ihnen meine Droschke zu Diensten. Meine Halbchaise habe ich verkauft, da sie mir zu schwer war. Schicken Sie nur zu meinem Kutscher, den ich in der Stadt gelassen, da ich gegenwärtig ohne Pferde bin.
Ein starker Katharr, den ich hatte und der ganz grippenartig anfing, zwingt mich noch zur Vorsicht; sonst würde ich schon in den nächsten Tagen in die Stadt kommen.
Mit alter Verehrung Ew. Hochwohlgeboren
gstr. Dr.
v. Rehfues.
Römlinghofen, d. 27. Mai 1842.
· Konzept , 27.05.1842
· Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek
· S 1392 : 73
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