• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Amsterdam · Date: 23.09.1794
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: 23.09.1794
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.28
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 25,5 x 18,3 cm
  • Incipit: „[1] Liebst Willhelm
    Ich habe seit den 1 ten August keine Briefe von Dir, das macht mir Sorgen, zu mal ich [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
[1] Liebst Willhelm
Ich habe seit den 1 ten August keine Briefe von Dir, das macht mir Sorgen, zu mal ich nun einsam bin, Den Jettchen u Ernst, sind nun schon in Moringen. Gott gebe doch daß es keine üble ursache hat. Schreib mir doch ja eiligst. Die Hochzeit wurde recht vergnügt vollzogen, freylich müschte sich mancher Ernsthafte, u traurige Gedancke, u rückerinnerung u blut in die Zukunft hinein. In so fern kann ich hoffen, daß Jettchen u Ernst glücklich seyn werden, was von ihnen abhängt, sie lieben sich beyde recht sehr. Nach der Hochzeit haben wir manches traurige und unangenehme belebt. Jettchen bekamm eine unpäßlichkeit, von Verkältung wo von sie indeßen bald wieder hergestellt wurde, u schon 14 Tage beßer war, aber sie bekamm einen Rickfall, u das war nun mehre die Wahre Ruhr da es das das erste mal nur starcker Durchfall geweßen, Die Ruhr ist hier sehr starck geweßen u hat viele Leute weg geraft besonders auf den Lande. Eben wie Jettchen zu zweyten mal befühl wurde auch mein Würth kranck u alles um mich herum. das setzte mich in Furcht kurtz ich bekamm auch einen Anfall, ich that aber gleichfalls dagegen u es kam nicht recht da zu, in deßen mußte mußte ich doch 10 Tage im Bette schwitzen, den man Curirt hier itzo diese Krankheit haubtsächlich durch Schweiß. Jettchen war ziemlich krank u hätte mir bald Sorgen gemacht. Weil bey ihr sehr leücht Kränfe da zu kommen besonders wenn sie Brech mittel bekömmt was hier der Fall war [2] daß wir nicht bey sammen wohnten, machte die Sache noch beschwerlicher ich u Carl in meiner Neuen Wohnung Ernst u Jettchen auf dem hinter hauße, im Vorder Hauße wird schon Gebaut was mir auch viel ungemach u verdruß mit Uhlen zu gezogen hat, der ist ein Grober Mann. Die Einrichtung war so, daß Ernsts der Mittags, u abens, zu mir zu Tische kammen, wie Jettchen nun kra[n]k war mußte ich vom Bette aus alles besorgen, das war beschwerlich u auch kostbar ich hatte bey mir, 2 Leute u tort mußten auch 2 seyn einer immer bey Jettchen, u einer im Hauße zu aufsicht! vorher war die Tante Caroline die zur Hochzeit kamm, gleich den ersten Tag nach ihrer Ankunft kranck, u blieb 14 Tage krank, doch ließ sie sich zur Trauung her tragen. nun wieder auf uns zu kommen. die Wagen die Ernsts Sachen abholen sollten wurde ab bestellt, wie ich u Jettchen kranck wurde, durch Irungen kamen sie doch, u es mußte alles bewerkstelligt werden durch fremde Leute, u vieles Geld, 6 große Wagen voll haben sie mit gekricht, 8 Tage darauf reisten Ernsts nach es versteht sich die letzten 8 Tage wohnten sie bey mir. Jettchen war her gestellt, bis auf noch etwas Mattigkeit, da manche Leute die Krankheit auch wohl zum 3ten mal kriegen mußten wir große Sorgfallt brauchen – u es ist alles Gottlob gut gegangen sie [3] sind nun schon in Moringen in ihrer Wohnung die ersten beyden Tage haben sie bey dem ersten pretiger gewohnt. daß Carl u ich diesen Herbst noch hin reißen wie wir Willens Wahren, da zweifele ich daran, der Beutel ist mir zu sehr gefegt. Ich gehe nun fleißig aus, dem ohngeachtet entfünde ich die Trennung sehr u werde es immer mehr. Die gute Tantte Minchen, in Zerbst die Wittwe Schlegel, ist nun auch gestorben an der Auszehrung. Rehberg u seine Schwester Caroline reißen itzo. Sie wollten erst noch den Rein herunter das wollte niemand rathen, das wurde also aufgegeben nun sind sie erst nach Gotting Kaßel Goda Weimar u nun nach Dreßden, sie werden 6 Wochen außen seyn. Lottchen freut sich darüber, sie würde sich noch mehr freuen, wenn sie erst in Dreßden wären, die letzte Zeit ehe sie herein Ziehen ist es immer unruhig, weil erst gewaschen u in D reine gemacht wird, u den fürchtet sie sich vor dem Gesanden von Brämer, mit dem sie zu vor keine connexion gehabt. Herr von Ramdor ist auch in Dreßden geweßen, er hat Adreßen an Fürsten gehabt, er ist in alle Gesellschafften gekommen u sehr gefeuert wurden hat auch sehr gefallen. an der Ruhr ist auch der [4] Concistorialrath Hartmann gestorben. Er war eben im Begrife zu heyrathen in 8 Tagen. Die M Winckelmann die erste Braut die älste Schwester starb als Braut. auch der eine Lampe fält. die andern Menschen könst Du nicht den einen Sontag wurde vor 7 Persohnen gedenckt. Mit Carls Aussichten ist es noch nichts weiter. Man laurete auf den Tot von Millern, der freylich höchst elent ist beständig bettlägrig. Man denckt ihm einiger Maßen dadurch schadlos zu halten, daß man ihm alle viele Processen beym Concistorio giebt, man ist außerortenlich mit ihm zu frieden es wird ihm von den Räthen viel angenehmes Gesagt u auch mir, davon kann man nur nicht leben. Nun lieber Sohn ich sehe angenehmen Briefen von Dir entgegen, lebe wohl.
Mutter Schlegel.
den 23ten Sep
1794
[1] Liebst Willhelm
Ich habe seit den 1 ten August keine Briefe von Dir, das macht mir Sorgen, zu mal ich nun einsam bin, Den Jettchen u Ernst, sind nun schon in Moringen. Gott gebe doch daß es keine üble ursache hat. Schreib mir doch ja eiligst. Die Hochzeit wurde recht vergnügt vollzogen, freylich müschte sich mancher Ernsthafte, u traurige Gedancke, u rückerinnerung u blut in die Zukunft hinein. In so fern kann ich hoffen, daß Jettchen u Ernst glücklich seyn werden, was von ihnen abhängt, sie lieben sich beyde recht sehr. Nach der Hochzeit haben wir manches traurige und unangenehme belebt. Jettchen bekamm eine unpäßlichkeit, von Verkältung wo von sie indeßen bald wieder hergestellt wurde, u schon 14 Tage beßer war, aber sie bekamm einen Rickfall, u das war nun mehre die Wahre Ruhr da es das das erste mal nur starcker Durchfall geweßen, Die Ruhr ist hier sehr starck geweßen u hat viele Leute weg geraft besonders auf den Lande. Eben wie Jettchen zu zweyten mal befühl wurde auch mein Würth kranck u alles um mich herum. das setzte mich in Furcht kurtz ich bekamm auch einen Anfall, ich that aber gleichfalls dagegen u es kam nicht recht da zu, in deßen mußte mußte ich doch 10 Tage im Bette schwitzen, den man Curirt hier itzo diese Krankheit haubtsächlich durch Schweiß. Jettchen war ziemlich krank u hätte mir bald Sorgen gemacht. Weil bey ihr sehr leücht Kränfe da zu kommen besonders wenn sie Brech mittel bekömmt was hier der Fall war [2] daß wir nicht bey sammen wohnten, machte die Sache noch beschwerlicher ich u Carl in meiner Neuen Wohnung Ernst u Jettchen auf dem hinter hauße, im Vorder Hauße wird schon Gebaut was mir auch viel ungemach u verdruß mit Uhlen zu gezogen hat, der ist ein Grober Mann. Die Einrichtung war so, daß Ernsts der Mittags, u abens, zu mir zu Tische kammen, wie Jettchen nun kra[n]k war mußte ich vom Bette aus alles besorgen, das war beschwerlich u auch kostbar ich hatte bey mir, 2 Leute u tort mußten auch 2 seyn einer immer bey Jettchen, u einer im Hauße zu aufsicht! vorher war die Tante Caroline die zur Hochzeit kamm, gleich den ersten Tag nach ihrer Ankunft kranck, u blieb 14 Tage krank, doch ließ sie sich zur Trauung her tragen. nun wieder auf uns zu kommen. die Wagen die Ernsts Sachen abholen sollten wurde ab bestellt, wie ich u Jettchen kranck wurde, durch Irungen kamen sie doch, u es mußte alles bewerkstelligt werden durch fremde Leute, u vieles Geld, 6 große Wagen voll haben sie mit gekricht, 8 Tage darauf reisten Ernsts nach es versteht sich die letzten 8 Tage wohnten sie bey mir. Jettchen war her gestellt, bis auf noch etwas Mattigkeit, da manche Leute die Krankheit auch wohl zum 3ten mal kriegen mußten wir große Sorgfallt brauchen – u es ist alles Gottlob gut gegangen sie [3] sind nun schon in Moringen in ihrer Wohnung die ersten beyden Tage haben sie bey dem ersten pretiger gewohnt. daß Carl u ich diesen Herbst noch hin reißen wie wir Willens Wahren, da zweifele ich daran, der Beutel ist mir zu sehr gefegt. Ich gehe nun fleißig aus, dem ohngeachtet entfünde ich die Trennung sehr u werde es immer mehr. Die gute Tantte Minchen, in Zerbst die Wittwe Schlegel, ist nun auch gestorben an der Auszehrung. Rehberg u seine Schwester Caroline reißen itzo. Sie wollten erst noch den Rein herunter das wollte niemand rathen, das wurde also aufgegeben nun sind sie erst nach Gotting Kaßel Goda Weimar u nun nach Dreßden, sie werden 6 Wochen außen seyn. Lottchen freut sich darüber, sie würde sich noch mehr freuen, wenn sie erst in Dreßden wären, die letzte Zeit ehe sie herein Ziehen ist es immer unruhig, weil erst gewaschen u in D reine gemacht wird, u den fürchtet sie sich vor dem Gesanden von Brämer, mit dem sie zu vor keine connexion gehabt. Herr von Ramdor ist auch in Dreßden geweßen, er hat Adreßen an Fürsten gehabt, er ist in alle Gesellschafften gekommen u sehr gefeuert wurden hat auch sehr gefallen. an der Ruhr ist auch der [4] Concistorialrath Hartmann gestorben. Er war eben im Begrife zu heyrathen in 8 Tagen. Die M Winckelmann die erste Braut die älste Schwester starb als Braut. auch der eine Lampe fält. die andern Menschen könst Du nicht den einen Sontag wurde vor 7 Persohnen gedenckt. Mit Carls Aussichten ist es noch nichts weiter. Man laurete auf den Tot von Millern, der freylich höchst elent ist beständig bettlägrig. Man denckt ihm einiger Maßen dadurch schadlos zu halten, daß man ihm alle viele Processen beym Concistorio giebt, man ist außerortenlich mit ihm zu frieden es wird ihm von den Räthen viel angenehmes Gesagt u auch mir, davon kann man nur nicht leben. Nun lieber Sohn ich sehe angenehmen Briefen von Dir entgegen, lebe wohl.
Mutter Schlegel.
den 23ten Sep
1794
×