• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Braunschweig · Date: [Frühjahr 1796]
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Braunschweig
  • Date: [Frühjahr 1796]
  • Notations: Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. – Datierung: Schlegel hielt sich bis Ende März in Braunschweig auf.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.52
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,2 x 19,2 cm
  • Incipit: „[1] Bester Willhelm
    Heute habe ich Dir was angenehmes zu schreiben. Moritz wird Supritent in Götting an Lutheren seiner Stelle. Moritz [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
[1] Bester Willhelm
Heute habe ich Dir was angenehmes zu schreiben. Moritz wird Supritent in Götting an Lutheren seiner Stelle. Moritz hat diese Stelle so sehr gewünscht. Es hat mich sehr gefreut, wie es mir Carl sagte, fiel ich ihm um den Hals u weinte Freudentränen. Die Stelle wird so viel ich weiß nicht über 800 r. in Anschlag seyn, doch weiß ich es noch nicht gewiß, das Hauß soll gut seyn, u geräumig, so daß Luther immer einige Stutenten zur müthe im Hauße gehabt hat. Auch kann er lesen wenn er willl. Luther soll ein Categetisches Colegium gelesen haben, Auch ist Moritz zum mit Arbeiter an den Gelehrten anzeigen auf gefodert worden. Alles dieses zu sammen genommen, muß er doch leben könen. u mir deucht dieser Ruf ist ganz Ehrenvoll. u sie kommen wieder in eine Ansehnliche Statt. Aber 30 Meilen, das will was sagen. Der Arme Schelm wird Sorgen genung haben [2] ehe er alles bewerckstelliget, Schulden hat er gewiß Moritz soll viel Liebe u Achtung in Haarburg haben, die Frau aber nicht so. Ihre Eidelkeit Stolzes Är u Launen, woran ihr Kopfweh wohl schuld ist, machen sie weniger beliebt, auch die Abgötterey mit Minchen, u aus den kleinen Jungen macht sie wenig, auch daß sie nicht die strengste Würthin ist thut was. Daß die Leute so gar die M Trümer vorziehn. Ich hoffe daß die Frau bald ihr Vermögen bekommen soll, Die Mutter kann nicht lange mehr leben. Nun lieber Willhelm, Moritzen hätte ich nun so weit daß wenn ich aus der Welt gehn sollte ich es seinet wegen mit Ruhe könnte. Aber Du u Fritz müßen erst nothwendig wenigsten den ersten Schritt zu einen gewißen Versorgung gethan haben. Mit Dir ist es mit Götting nichts, aber Fritze könnte doch sein Heil ein mal versuchen u wenn Moritz da ist, so würde ihm dadurch der anfang erleuchtert. Ich habe Fritzen geschrieben ob seine Wercke von der Art wären, daß selbige Heynens Beyfall hoffen dürften, so müste er an Heynen, u an Brandes, der das Göttingische Departmang hat, seine Wercke schücken. Ich weiß nicht ob Fritze darauf denckt, sich Connexionen zu machen sonst must Du ihm zu Hülfe kommen. Mit Fritze ist es traurig daß er noch nicht von Schulden frey ist, u daß er doch Ernsts zu weilen zur Last ist. Mit der [3] Wohnung ist es gewiß oft der Fall, wenn sie Fremde haben. Ich habe auch noch nicht das geringste gehört was er vor Plane sich macht. Du mein lieber Willhelm könntest mir eine rechte Beruhigung gäben, wenn Du mir etwas mehr von Deinen Hofnungen auf Jäna sagtest, ob sich Deine Hofnung auf etwas mehr gründet, als auf Deine Geschücklichkeit u Bekanntschaff da. Auf meine Verschwiegenheit könntest Du bauen. Ich würde mich ganz unaussprächlich freuen wenn Du erst einen Anfang zu einen gewißen Fuß hättest. In Braunschweig scheinst Du es ganz aufgegeben zu haben, wenn es auch dazu kömmt daß helmstät dahin verlegt wird so sind itzo Leute genung da, aber könntest Du nicht auf die Zukunft anlegen. Den Herzog suchte ich euch doch bekannt zu machen. Mir deucht Eschenburg bezeugt sich nicht sehr thädig vor Dich. Könntest Du Deine Reiße nicht so ein richten, wenn es nicht zu viel kosten mehr machte, oder mit Moritzen zu spöthe hinaus kömme, wir dencken zwischen Ostern u Pfingsten, muß er nach Hanover kommen daß Du auch Deinen Weg über Hanover nömst oder denckst Du ihm ein mal in Götting zu sehn [4] schreib mir doch von allen recht weitläuftig. Nach Dreßden wilst Du auch, aber wahrscheinlich bloß Ernsts u Fritzen zu besuchen? Ich Carl in Moringen u Dreßden u Haarburg ist alles gesund. Ich habe mich ein 3 Wochen einen Fluß an Zähnen geplagt er ist nun auf den Abzuge. Wir haten ziemlich viel Krancke, u Totesfälle. Die Schlaffe Witterung soll nicht gesund seyn. Die Aertzte rathen viel saure Speißen zu eßen, als Sauerhanf Citeronen Sauerkohl, auch wohl etwas Essig ins trünckwaßer, u gute Diät zu halten, vor verkältung sich in Acht zu nehme fleißig an die Luft zu gehn. Das thue Du auch lieber Willhelm. Willst Du den Cruße die Nachricht im meinen Nahmen mit theilen, u ihm von mir grüßen. Ich habe allerley Plane ich dencke mit Moritzen, bis nach Northeim zu fahren, wenn er nicht erst selbst Ernst in Moringen besucht wenn ich es einrichten kann, so wollte ich gern ein 4 Wochen in Moringen seyn. Die Tante Caroline ist auf 9 Tag bey uns geweßen, ihre Gesundheit ist itzo leutlich. Habe ich Dir schon geschrieben daß wir den D Michaellis in der Camödige gesprochen er fragte uns ob wir was nach Harburg zu bestellen hätten. Grüße Deine Freundin u lebe u vergnügt u schreibe mir bald u viel Mutter Schlegel.
[1] Bester Willhelm
Heute habe ich Dir was angenehmes zu schreiben. Moritz wird Supritent in Götting an Lutheren seiner Stelle. Moritz hat diese Stelle so sehr gewünscht. Es hat mich sehr gefreut, wie es mir Carl sagte, fiel ich ihm um den Hals u weinte Freudentränen. Die Stelle wird so viel ich weiß nicht über 800 r. in Anschlag seyn, doch weiß ich es noch nicht gewiß, das Hauß soll gut seyn, u geräumig, so daß Luther immer einige Stutenten zur müthe im Hauße gehabt hat. Auch kann er lesen wenn er willl. Luther soll ein Categetisches Colegium gelesen haben, Auch ist Moritz zum mit Arbeiter an den Gelehrten anzeigen auf gefodert worden. Alles dieses zu sammen genommen, muß er doch leben könen. u mir deucht dieser Ruf ist ganz Ehrenvoll. u sie kommen wieder in eine Ansehnliche Statt. Aber 30 Meilen, das will was sagen. Der Arme Schelm wird Sorgen genung haben [2] ehe er alles bewerckstelliget, Schulden hat er gewiß Moritz soll viel Liebe u Achtung in Haarburg haben, die Frau aber nicht so. Ihre Eidelkeit Stolzes Är u Launen, woran ihr Kopfweh wohl schuld ist, machen sie weniger beliebt, auch die Abgötterey mit Minchen, u aus den kleinen Jungen macht sie wenig, auch daß sie nicht die strengste Würthin ist thut was. Daß die Leute so gar die M Trümer vorziehn. Ich hoffe daß die Frau bald ihr Vermögen bekommen soll, Die Mutter kann nicht lange mehr leben. Nun lieber Willhelm, Moritzen hätte ich nun so weit daß wenn ich aus der Welt gehn sollte ich es seinet wegen mit Ruhe könnte. Aber Du u Fritz müßen erst nothwendig wenigsten den ersten Schritt zu einen gewißen Versorgung gethan haben. Mit Dir ist es mit Götting nichts, aber Fritze könnte doch sein Heil ein mal versuchen u wenn Moritz da ist, so würde ihm dadurch der anfang erleuchtert. Ich habe Fritzen geschrieben ob seine Wercke von der Art wären, daß selbige Heynens Beyfall hoffen dürften, so müste er an Heynen, u an Brandes, der das Göttingische Departmang hat, seine Wercke schücken. Ich weiß nicht ob Fritze darauf denckt, sich Connexionen zu machen sonst must Du ihm zu Hülfe kommen. Mit Fritze ist es traurig daß er noch nicht von Schulden frey ist, u daß er doch Ernsts zu weilen zur Last ist. Mit der [3] Wohnung ist es gewiß oft der Fall, wenn sie Fremde haben. Ich habe auch noch nicht das geringste gehört was er vor Plane sich macht. Du mein lieber Willhelm könntest mir eine rechte Beruhigung gäben, wenn Du mir etwas mehr von Deinen Hofnungen auf Jäna sagtest, ob sich Deine Hofnung auf etwas mehr gründet, als auf Deine Geschücklichkeit u Bekanntschaff da. Auf meine Verschwiegenheit könntest Du bauen. Ich würde mich ganz unaussprächlich freuen wenn Du erst einen Anfang zu einen gewißen Fuß hättest. In Braunschweig scheinst Du es ganz aufgegeben zu haben, wenn es auch dazu kömmt daß helmstät dahin verlegt wird so sind itzo Leute genung da, aber könntest Du nicht auf die Zukunft anlegen. Den Herzog suchte ich euch doch bekannt zu machen. Mir deucht Eschenburg bezeugt sich nicht sehr thädig vor Dich. Könntest Du Deine Reiße nicht so ein richten, wenn es nicht zu viel kosten mehr machte, oder mit Moritzen zu spöthe hinaus kömme, wir dencken zwischen Ostern u Pfingsten, muß er nach Hanover kommen daß Du auch Deinen Weg über Hanover nömst oder denckst Du ihm ein mal in Götting zu sehn [4] schreib mir doch von allen recht weitläuftig. Nach Dreßden wilst Du auch, aber wahrscheinlich bloß Ernsts u Fritzen zu besuchen? Ich Carl in Moringen u Dreßden u Haarburg ist alles gesund. Ich habe mich ein 3 Wochen einen Fluß an Zähnen geplagt er ist nun auf den Abzuge. Wir haten ziemlich viel Krancke, u Totesfälle. Die Schlaffe Witterung soll nicht gesund seyn. Die Aertzte rathen viel saure Speißen zu eßen, als Sauerhanf Citeronen Sauerkohl, auch wohl etwas Essig ins trünckwaßer, u gute Diät zu halten, vor verkältung sich in Acht zu nehme fleißig an die Luft zu gehn. Das thue Du auch lieber Willhelm. Willst Du den Cruße die Nachricht im meinen Nahmen mit theilen, u ihm von mir grüßen. Ich habe allerley Plane ich dencke mit Moritzen, bis nach Northeim zu fahren, wenn er nicht erst selbst Ernst in Moringen besucht wenn ich es einrichten kann, so wollte ich gern ein 4 Wochen in Moringen seyn. Die Tante Caroline ist auf 9 Tag bey uns geweßen, ihre Gesundheit ist itzo leutlich. Habe ich Dir schon geschrieben daß wir den D Michaellis in der Camödige gesprochen er fragte uns ob wir was nach Harburg zu bestellen hätten. Grüße Deine Freundin u lebe u vergnügt u schreibe mir bald u viel Mutter Schlegel.
×