• Johannes Schulze to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Bonn · Date: 09.07.1825
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johannes Schulze
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 09.07.1825
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34477
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.55
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 24,6 x 20,3 cm
  • Incipit: „[1] Ew. Hochwohlgebornen bitte ich um gütige Entschuldigung, daß ich Ihre geehrten Schreiben vom 8ten April u 1ten May d. [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Ew. Hochwohlgebornen bitte ich um gütige Entschuldigung, daß ich Ihre geehrten Schreiben vom 8ten April u 1ten May d. J. erst heute beantworte. Wegen der Indischen Manuscripte der Lady Chambers habe ich mit dem Herrn Minister ausführliche Rücksprache genommen; allein er hielt es nicht für thunlich, auf den Ankauf derselben für die hiesige Bibliothek bei des Königs Majestät anzutragen. Hinsichtlich des Herrn Lassen bitte ich recht bald einen officiellen Antrag durch den Herrn p Rehfues zu veranlassen; die Sache wird von Seiten des Herrn Ministers keine Schwierigkeit finden, u ich werde als Referent dieselbe aufs beste zu fördern suchen.
Für den Herrn p Bach, welcher Ew. Hochwohlgebornen günstigen Urtheile über ihn entspricht, werde ich sorgen so gut als möglich; eine Verlängerung seines Stipendii aus dem Neuzellischen Fonds ist nicht ausführbar; durch die ungünstigen Zeit Verhältnisse ist bei der Einnahme des Neuzellischen Fonds ein solcher Ausfall entstanden, daß für das nächste Jahr keine neuen Bewilligungen aus diesem Fonds erfolgen können. Gern sähe ich den Herrn p Bach an einem der Rheinischen Gymnasien angestellt; nur ist in diesem Augenblicke keine für ihn passende Stelle erledigt, u [2] so wird für jetzt kaum ein anderer Ausweg übrig bleiben, als ihn zu Michaelis d. J. interimistisch an das Gymnasium in Paderborn zu senden, wo baldige Hülfe nöthig ist; er kann von dort aus, sobald eine Lehrstelle an einem rheinischen Gymnasio erledigt wird, leicht versetzt werden; denn für längere Zeit mögte ihm der Aufenthalt in Paderborn wohl nicht zusagen; das Benehmen des Herrn p Heinrich gegen den Herrn p Bach ist für jedes sittliche Gefühl empörend; Herr p Heinrich hat, wie mir scheint, seine Amtsbefugnisse gegen den Herrn p Bach gemisbraucht; die Strafe des Allgemeinen Landrechts, nach welchem Herr p Heinrich als öffentlicher Beamter gerichtet werden muß, ist für ein solches Vergehen Kassation in Verbindung mit Festungs Arrest. Nachdem die dortige Universität auf eine für sie ehrenvolle Art dem Herrn p Heinrich in einem amtlichen Erlasse ihr Misfallen u Befremden bereits zu erkennen gegeben hat, werden hoffentlich die strengen Maßregeln, die das Ministerium gegen den Herrn p Heinrich zu ergreifen nicht umhin kann, dort eine gerechte Würdigung finden. [3] Herr p Heinrich ist genug gewarnt worden; jetzt mag er die Folgen seiner Leidenschaftlichkeit tragen. Das dortige philologische Seminar wird hoffentlich in Folge dieses Vorfalls eine bessere Gestaltung gewinnen.
Herr von Bohlen hat seine Wirksamkeit in Koenigsberg mit einem glücklichen Erfolge begonnen; ich bedauere nur, daß er sich durch das unglaubliche Verhältniß zu der Frau in Bonn einen Hemmschuh angelegt hat, an welchem er während seines Lebens wird zu schleppen haben; aber meine Vorstellungen Bitten u Warnungen sind fruchtlos geblieben; er ist fest entschlossen, die Frau zu heirathen; u ich kann der Gesinnung, aus welcher dieser Entschluß hervorgegangen ist, meine Achtung nicht versagen.
Herr p Bopp wird sich im nächsten Monate verheirathen u dann nach London gehen, um für das von ihm herauszugebende Wörterbuch zudort zu arbeiten. – Der Bau unsres Museums rückt schnell vorwärts; Blüchers Standbild wird am 3ten August d. J. enthüllt werden; der König hat neulich eine seltne Kupferstich-Sammlung für 15,000 Thaler gekauft. Er wird durch Bonn kommen; könnten Ew. Hochwohlgebornen veranlassen, daß Er das Gemälde in der dortigen Aula sähe, so wäre dies für die Sache gewiß sehr förderlich; daß nur ja die Sprüche bis dahin geändert werden!!!
Genehmigen Ew. Hochwohlgebornen die erneuerte Versicherung, der innigsten Verehrung, mit welcher ich verharre Ew. Hochwohlgebornen
gehorsamer
Dr. J. Schulze
Burgstraße nom. 20
Berlin
den 9ten Jul.
1825
[4] [leer]
[1] Ew. Hochwohlgebornen bitte ich um gütige Entschuldigung, daß ich Ihre geehrten Schreiben vom 8ten April u 1ten May d. J. erst heute beantworte. Wegen der Indischen Manuscripte der Lady Chambers habe ich mit dem Herrn Minister ausführliche Rücksprache genommen; allein er hielt es nicht für thunlich, auf den Ankauf derselben für die hiesige Bibliothek bei des Königs Majestät anzutragen. Hinsichtlich des Herrn Lassen bitte ich recht bald einen officiellen Antrag durch den Herrn p Rehfues zu veranlassen; die Sache wird von Seiten des Herrn Ministers keine Schwierigkeit finden, u ich werde als Referent dieselbe aufs beste zu fördern suchen.
Für den Herrn p Bach, welcher Ew. Hochwohlgebornen günstigen Urtheile über ihn entspricht, werde ich sorgen so gut als möglich; eine Verlängerung seines Stipendii aus dem Neuzellischen Fonds ist nicht ausführbar; durch die ungünstigen Zeit Verhältnisse ist bei der Einnahme des Neuzellischen Fonds ein solcher Ausfall entstanden, daß für das nächste Jahr keine neuen Bewilligungen aus diesem Fonds erfolgen können. Gern sähe ich den Herrn p Bach an einem der Rheinischen Gymnasien angestellt; nur ist in diesem Augenblicke keine für ihn passende Stelle erledigt, u [2] so wird für jetzt kaum ein anderer Ausweg übrig bleiben, als ihn zu Michaelis d. J. interimistisch an das Gymnasium in Paderborn zu senden, wo baldige Hülfe nöthig ist; er kann von dort aus, sobald eine Lehrstelle an einem rheinischen Gymnasio erledigt wird, leicht versetzt werden; denn für längere Zeit mögte ihm der Aufenthalt in Paderborn wohl nicht zusagen; das Benehmen des Herrn p Heinrich gegen den Herrn p Bach ist für jedes sittliche Gefühl empörend; Herr p Heinrich hat, wie mir scheint, seine Amtsbefugnisse gegen den Herrn p Bach gemisbraucht; die Strafe des Allgemeinen Landrechts, nach welchem Herr p Heinrich als öffentlicher Beamter gerichtet werden muß, ist für ein solches Vergehen Kassation in Verbindung mit Festungs Arrest. Nachdem die dortige Universität auf eine für sie ehrenvolle Art dem Herrn p Heinrich in einem amtlichen Erlasse ihr Misfallen u Befremden bereits zu erkennen gegeben hat, werden hoffentlich die strengen Maßregeln, die das Ministerium gegen den Herrn p Heinrich zu ergreifen nicht umhin kann, dort eine gerechte Würdigung finden. [3] Herr p Heinrich ist genug gewarnt worden; jetzt mag er die Folgen seiner Leidenschaftlichkeit tragen. Das dortige philologische Seminar wird hoffentlich in Folge dieses Vorfalls eine bessere Gestaltung gewinnen.
Herr von Bohlen hat seine Wirksamkeit in Koenigsberg mit einem glücklichen Erfolge begonnen; ich bedauere nur, daß er sich durch das unglaubliche Verhältniß zu der Frau in Bonn einen Hemmschuh angelegt hat, an welchem er während seines Lebens wird zu schleppen haben; aber meine Vorstellungen Bitten u Warnungen sind fruchtlos geblieben; er ist fest entschlossen, die Frau zu heirathen; u ich kann der Gesinnung, aus welcher dieser Entschluß hervorgegangen ist, meine Achtung nicht versagen.
Herr p Bopp wird sich im nächsten Monate verheirathen u dann nach London gehen, um für das von ihm herauszugebende Wörterbuch zudort zu arbeiten. – Der Bau unsres Museums rückt schnell vorwärts; Blüchers Standbild wird am 3ten August d. J. enthüllt werden; der König hat neulich eine seltne Kupferstich-Sammlung für 15,000 Thaler gekauft. Er wird durch Bonn kommen; könnten Ew. Hochwohlgebornen veranlassen, daß Er das Gemälde in der dortigen Aula sähe, so wäre dies für die Sache gewiß sehr förderlich; daß nur ja die Sprüche bis dahin geändert werden!!!
Genehmigen Ew. Hochwohlgebornen die erneuerte Versicherung, der innigsten Verehrung, mit welcher ich verharre Ew. Hochwohlgebornen
gehorsamer
Dr. J. Schulze
Burgstraße nom. 20
Berlin
den 9ten Jul.
1825
[4] [leer]
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