• August Wilhelm von Schlegel to Hermann von Gansauge

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 29.06.1832
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Hermann von Gansauge
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 29.06.1832
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37104
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.2,Nr.21
  • Number of Pages: 2 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 26,1 x 21,3 cm
  • Incipit: „[1] Hochgeehrtester Herr Rittmeister!
    Ew. Hochwohlgeboren haben mich durch den mir gegebenen Beweis Ihres wohlwollenden Andenkens ungemein erfreut. Ich sage Ihnen [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Hochgeehrtester Herr Rittmeister!
Ew. Hochwohlgeboren haben mich durch den mir gegebenen Beweis Ihres wohlwollenden Andenkens ungemein erfreut. Ich sage Ihnen meinen verbindlichsten Dank für das Geschenk Ihrer interessanten Schrift, und insbesondre für die allzu schmeichelhafte Erwähnung meiner. Diese herbeizuführen, erfoderte eine künstliche Wendung, und man wird fragen, nicht: wie kommt der Saul unter die Propheten? sondern: wie kommt der Prophet und die Saule? Die Anschirrung der Pferde bei den Alten ist eine wichtige und schwierige Untersuchung. Schwierig ist sie, weil es uns bei den Beschreibungen des Geschirres in den alten Autoren an der Anschauung fehlt; und weil in den Kunstwerken manches wirklich vorhanden, als der freien Zeichnung hinderlich, weggelassen werden mochte. Sollte ich etwas zur Bestätigung oder Berichtigung Ihrer Meynung auffinden, so werde ich es mittheilen. Nun müßte man die Sache praktisch angreifen, und die Pferde, versteht sich vor einem nach dem Muster der Alten gebauten Wagen, auf diese Art anschirren. Eine solche Spazierfahrt im Thiergarten würde alle Neugierigen herbeilocken. Ich begreife die Möglichkeit noch wohl bei einer Bige, aber bei einer Quadrige wird der erfahrenste Kutscher den Kopf schütteln. Bei feierlichen Zügen haben auf den Nebenpferden, [2] Reiter gesessen, z. B. bei einem Triumphzuge des Augustus, Tiberius und Marcellus. (Sueton. in Tib. 6) Dann war freilich die Schwierigkeit gehoben: aber fand dieß auch beim Wettrennen Statt?
In England hatte ich Gelegenheit, schöne Pferde, geübte Kutscher und schlechte Reiter zu sehen. Die Reitknechte besonders scheinen immerfort das Possenspiel von dem betrunkenen Matrosen zu Pferde aufzuführen. Im französischen Militär macht die Reitkunst auch keine Fortschritte, und in dieser Beziehung hat die Preußische Armee gewiß eine große Uberlegenheit.
Doch ich will es nicht machen, wie der ehemalige Bischof von Mecheln, lʼAbbé de Pradt, der in einer Gesellschaft dem Herzoge von Wellington eine lange Rede über die Kriegskunst hielt. Ich breche daher ab, und bitte Sie nur noch, die Versicherung der ausgezeichneten Hochachtung zu genehmigen, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
AWvSchlegel
Bonn d. 29sten Jun.
1832
[3] [leer]
[4] An
Herrn Rittmeister von Gansauge
Hochwohlgeboren
Unter den Linden Nr. 6
in
Berlin
frei
[1] Hochgeehrtester Herr Rittmeister!
Ew. Hochwohlgeboren haben mich durch den mir gegebenen Beweis Ihres wohlwollenden Andenkens ungemein erfreut. Ich sage Ihnen meinen verbindlichsten Dank für das Geschenk Ihrer interessanten Schrift, und insbesondre für die allzu schmeichelhafte Erwähnung meiner. Diese herbeizuführen, erfoderte eine künstliche Wendung, und man wird fragen, nicht: wie kommt der Saul unter die Propheten? sondern: wie kommt der Prophet und die Saule? Die Anschirrung der Pferde bei den Alten ist eine wichtige und schwierige Untersuchung. Schwierig ist sie, weil es uns bei den Beschreibungen des Geschirres in den alten Autoren an der Anschauung fehlt; und weil in den Kunstwerken manches wirklich vorhanden, als der freien Zeichnung hinderlich, weggelassen werden mochte. Sollte ich etwas zur Bestätigung oder Berichtigung Ihrer Meynung auffinden, so werde ich es mittheilen. Nun müßte man die Sache praktisch angreifen, und die Pferde, versteht sich vor einem nach dem Muster der Alten gebauten Wagen, auf diese Art anschirren. Eine solche Spazierfahrt im Thiergarten würde alle Neugierigen herbeilocken. Ich begreife die Möglichkeit noch wohl bei einer Bige, aber bei einer Quadrige wird der erfahrenste Kutscher den Kopf schütteln. Bei feierlichen Zügen haben auf den Nebenpferden, [2] Reiter gesessen, z. B. bei einem Triumphzuge des Augustus, Tiberius und Marcellus. (Sueton. in Tib. 6) Dann war freilich die Schwierigkeit gehoben: aber fand dieß auch beim Wettrennen Statt?
In England hatte ich Gelegenheit, schöne Pferde, geübte Kutscher und schlechte Reiter zu sehen. Die Reitknechte besonders scheinen immerfort das Possenspiel von dem betrunkenen Matrosen zu Pferde aufzuführen. Im französischen Militär macht die Reitkunst auch keine Fortschritte, und in dieser Beziehung hat die Preußische Armee gewiß eine große Uberlegenheit.
Doch ich will es nicht machen, wie der ehemalige Bischof von Mecheln, lʼAbbé de Pradt, der in einer Gesellschaft dem Herzoge von Wellington eine lange Rede über die Kriegskunst hielt. Ich breche daher ab, und bitte Sie nur noch, die Versicherung der ausgezeichneten Hochachtung zu genehmigen, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
AWvSchlegel
Bonn d. 29sten Jun.
1832
[3] [leer]
[4] An
Herrn Rittmeister von Gansauge
Hochwohlgeboren
Unter den Linden Nr. 6
in
Berlin
frei
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