• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 10.06.1825
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 10.06.1825
  • Notations: Empfangsort erschlossen. Satzfehler korrigiert.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 129‒132.
  • Incipit: „[1] Paris, den 10ten Junii 1825.
    Hochwohlgebohrner Herr Professor!
    Hochverehrtester Herr Lehrer!
    Mit dem Bengalischen Manuscript bin ich soeben fertig geworden und hoffe morgen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.39
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 23,7 x 19,7 cm
    Language
  • German
[1] Paris, den 10ten Junii 1825.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochverehrtester Herr Lehrer!
Mit dem Bengalischen Manuscript bin ich soeben fertig geworden und hoffe morgen das Devanagari Manuscript von der Bibliothek zu erhalten, dessen Vergleichung ich sogleich vornehmen werde. Die Collation des Bengalischen Manuscripts ist reicher an Bogen geworden, als ich erwartete, jedoch nicht in gleichem Grade fruchtbringend für die Kritik; da wir aber nur zwei Bengalische Manuscripte haben, habe ich es für Pflicht gehalten, alle Varianten anzumerken, solche ausgenommen, wo der Abschreiber dieses Manuscripts offenbar die Lesart der gedruckten Ausgabe vor Augen gehabt hat und sich nur verschrieben. Verwechselungen der Buchstaben, die den Bengalen geläufig sind, wie ja für ya, oder va für ra und ba, habe ich natürlich übergangen. Das Devanag[ari] Manuscript scheint mir, nach dem ersten Blick zu urtheilen, sehr incorrect und wild zu seyn, und ich bin deswegen so frei, anzufragen, ob ich auch bei diesem alle Var[iae] Lec[tiones] angeben soll, oder nur solche, die irgend einen Nutzen gewähren können. Meiner Meinung nach würde es bei dieser Hdschft mehr darauf ankommen, zu bestimmen, welcher Classe sie angehören, als alle Var[ianten] anzugeben. Doch da dieses vorzüglich davon abhängt, ob Sie in der Varianten-Sammlung den ganzen kritischen Apparat bekannt machen wollen, oder nur unter gewissen Einschränkungen, so kann ich mich natürlich selbst keine Entscheidung zumuthen, sondern sie von Ewr. Hochwohlgebohren erwarten.
[2] Ich sehe aus einem Ihrer Briefe, die ich deswegen durchgegangen habe, daß Ihre eigene Collation bis zum Cap. XIII geht und fange deswegen mit diesem Capitel (inclusive) an. Ich denke, die Collation in Einer Woche vollenden zu können, und mit einer Zugabe von 8 Tagen für die Vergleichung des Amara Kôsha, worum ich schon in meinem ersten Briefe mir die Freiheit genommen habe, Ewr. Hochwohlgebohren zu ersuchen, denke ich in 14 Tagen hier fertig zu seyn, wenn Sie keine andren Aufträge für mich während meines hiesigen Aufenthalts haben sollten.
Mein Schreiben vom 1sten d. M. wird Ihnen hoffentlich richtig zugekommen seyn, und ich habe darin ausführlich über meine hiesige Einrichtung Rechenschaft abgelegt. Das eingelegte Billet habe ich Herrn Hase nicht ausschlagen können meinem Briefe beizulegen und bitte, daß Sie diese Freiheit entschuldigen mögen. Herrn Scholz gelehrte Aufträge habe ich in London zwar nicht besonders gut ausgeführt, doch wider meinen Willen und ohne meine Schuld; dem Herrn Baber, der übernommen hatte, alle die mir mitgegebenen Fragen zu beantworten, verlegt das Papier (si fabula vera est) hat sich übrigens erboten, sein Versprechen zu erfüllen, wenn Herr Scholz ihm schreiben würde. ‒ Herr Scholz hat mir außerdem als einem privatisirenden Gelehrten aus Scandinavien, ein Verzeichniß von wenigstens 40 Capiteln aus den verschiedenen Theilen des N[euen] T[estaments] zukommen lassen, mit einem iterum iterum rogo, daß sie verglichen werden sollten in 23 verschiedenen Manuscripten, [3] eine Bitte, die ich aufrichtig gestehe, daß ich weder den Muth, noch die gehörige Vertrautheit mit der griechischen Paläographie gehabt habe, zu erfüllen; und unter 2 Guineen täglich wird man in London keinen finden, der es übernähme. Doch ich werde ihm dieses schon selbst auseinander setzen, wenn ich einmahl nach Bonn komme. Herrn Naekeʼs Auftrag hoffe ich aber zu seiner Zufriedenheit ausgeführt zu haben.
Mit Herrn Rémusat stehe ich auf dem freundschaflichsten Fuße und ich bedaure sehr, daß ich nicht viel Gelegenheit haben werde, von seiner großen Gelehrsamkeit und zuvorkommenden Mittheilsamkeit Nutzen zu ziehen. Von den Indologen ist mir nur Herr Burnouf zu Gesicht gekommen, der ein thätiger und gründlicher junger Mann zu seyn scheint. Durch die Liberalität unserer Regierung hat die hiesige Asiat[ische] Soc[ietät] Devanag[ari] Lettern bekommen, und ich höre, daß der Buchhändler der Societ[ät] geneigt ist, ein kleines Stück durch Herrn Burnouf herausgeben zu lassen; man scheint zwischen dem Durgâ Stôtra, Mêgha Dûta, Gîta Gôvinda unschlüssig zu seyn. Wenn man das letzte nehmen sollte, kann ich der Pariser Indologie schon auf dem Dache sitzen; denn ich habe einen vollständigen kritischen Apparat mit Excerpten aus 3 Commentaren und aus Colebrookeʼs Papieren; doch ich sage den Leuten hier nichts davon.
Ich hoffe, noch während ich hier bin, ein Schreiben von Ewr. Hochwohlgebohren zu erhalten und habe die Ehre zu seyn
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebenster
Chr. Laßen.
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[1] Paris, den 10ten Junii 1825.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochverehrtester Herr Lehrer!
Mit dem Bengalischen Manuscript bin ich soeben fertig geworden und hoffe morgen das Devanagari Manuscript von der Bibliothek zu erhalten, dessen Vergleichung ich sogleich vornehmen werde. Die Collation des Bengalischen Manuscripts ist reicher an Bogen geworden, als ich erwartete, jedoch nicht in gleichem Grade fruchtbringend für die Kritik; da wir aber nur zwei Bengalische Manuscripte haben, habe ich es für Pflicht gehalten, alle Varianten anzumerken, solche ausgenommen, wo der Abschreiber dieses Manuscripts offenbar die Lesart der gedruckten Ausgabe vor Augen gehabt hat und sich nur verschrieben. Verwechselungen der Buchstaben, die den Bengalen geläufig sind, wie ja für ya, oder va für ra und ba, habe ich natürlich übergangen. Das Devanag[ari] Manuscript scheint mir, nach dem ersten Blick zu urtheilen, sehr incorrect und wild zu seyn, und ich bin deswegen so frei, anzufragen, ob ich auch bei diesem alle Var[iae] Lec[tiones] angeben soll, oder nur solche, die irgend einen Nutzen gewähren können. Meiner Meinung nach würde es bei dieser Hdschft mehr darauf ankommen, zu bestimmen, welcher Classe sie angehören, als alle Var[ianten] anzugeben. Doch da dieses vorzüglich davon abhängt, ob Sie in der Varianten-Sammlung den ganzen kritischen Apparat bekannt machen wollen, oder nur unter gewissen Einschränkungen, so kann ich mich natürlich selbst keine Entscheidung zumuthen, sondern sie von Ewr. Hochwohlgebohren erwarten.
[2] Ich sehe aus einem Ihrer Briefe, die ich deswegen durchgegangen habe, daß Ihre eigene Collation bis zum Cap. XIII geht und fange deswegen mit diesem Capitel (inclusive) an. Ich denke, die Collation in Einer Woche vollenden zu können, und mit einer Zugabe von 8 Tagen für die Vergleichung des Amara Kôsha, worum ich schon in meinem ersten Briefe mir die Freiheit genommen habe, Ewr. Hochwohlgebohren zu ersuchen, denke ich in 14 Tagen hier fertig zu seyn, wenn Sie keine andren Aufträge für mich während meines hiesigen Aufenthalts haben sollten.
Mein Schreiben vom 1sten d. M. wird Ihnen hoffentlich richtig zugekommen seyn, und ich habe darin ausführlich über meine hiesige Einrichtung Rechenschaft abgelegt. Das eingelegte Billet habe ich Herrn Hase nicht ausschlagen können meinem Briefe beizulegen und bitte, daß Sie diese Freiheit entschuldigen mögen. Herrn Scholz gelehrte Aufträge habe ich in London zwar nicht besonders gut ausgeführt, doch wider meinen Willen und ohne meine Schuld; dem Herrn Baber, der übernommen hatte, alle die mir mitgegebenen Fragen zu beantworten, verlegt das Papier (si fabula vera est) hat sich übrigens erboten, sein Versprechen zu erfüllen, wenn Herr Scholz ihm schreiben würde. ‒ Herr Scholz hat mir außerdem als einem privatisirenden Gelehrten aus Scandinavien, ein Verzeichniß von wenigstens 40 Capiteln aus den verschiedenen Theilen des N[euen] T[estaments] zukommen lassen, mit einem iterum iterum rogo, daß sie verglichen werden sollten in 23 verschiedenen Manuscripten, [3] eine Bitte, die ich aufrichtig gestehe, daß ich weder den Muth, noch die gehörige Vertrautheit mit der griechischen Paläographie gehabt habe, zu erfüllen; und unter 2 Guineen täglich wird man in London keinen finden, der es übernähme. Doch ich werde ihm dieses schon selbst auseinander setzen, wenn ich einmahl nach Bonn komme. Herrn Naekeʼs Auftrag hoffe ich aber zu seiner Zufriedenheit ausgeführt zu haben.
Mit Herrn Rémusat stehe ich auf dem freundschaflichsten Fuße und ich bedaure sehr, daß ich nicht viel Gelegenheit haben werde, von seiner großen Gelehrsamkeit und zuvorkommenden Mittheilsamkeit Nutzen zu ziehen. Von den Indologen ist mir nur Herr Burnouf zu Gesicht gekommen, der ein thätiger und gründlicher junger Mann zu seyn scheint. Durch die Liberalität unserer Regierung hat die hiesige Asiat[ische] Soc[ietät] Devanag[ari] Lettern bekommen, und ich höre, daß der Buchhändler der Societ[ät] geneigt ist, ein kleines Stück durch Herrn Burnouf herausgeben zu lassen; man scheint zwischen dem Durgâ Stôtra, Mêgha Dûta, Gîta Gôvinda unschlüssig zu seyn. Wenn man das letzte nehmen sollte, kann ich der Pariser Indologie schon auf dem Dache sitzen; denn ich habe einen vollständigen kritischen Apparat mit Excerpten aus 3 Commentaren und aus Colebrookeʼs Papieren; doch ich sage den Leuten hier nichts davon.
Ich hoffe, noch während ich hier bin, ein Schreiben von Ewr. Hochwohlgebohren zu erhalten und habe die Ehre zu seyn
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebenster
Chr. Laßen.
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