• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 22.02.1826
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 22.02.1826
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 194‒196.
  • Incipit: „[1] Paris, den 22sten Februar 1826.
    Hochwohlgebohrner Herr Professor!
    Hochzuverehrender Lehrer!
    Sie werden gestern einen Brief erhalten haben, der nur zu sehr ein Erzeugniß [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.57
  • Number of Pages: 2 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 23,8 x 18,9 cm
    Language
  • German
[1] Paris, den 22sten Februar 1826.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!
Sie werden gestern einen Brief erhalten haben, der nur zu sehr ein Erzeugniß einer starken Aufwallung war, und den ich nicht mehr zurückziehen konnte, als ich in einer Zusammenkunft mit Herrn von Humboldt einsehen lernte, wie sehr ich Unrecht hatte und wie sehr ich mich aufs neue gegen Sie vergangen hatte.
Wenn eine Rebellion zu Ende geht, läßt man oft eine allgemeine Amnestie den Schuldigen zu Theil werden, um sie durch ein edelmüthiges Vergessen ihrer Schuld zu beschämen und auf die Bahn der Ordnung zurückzuführen. Da meine Rebellion jetzt, wie ich hoffe, ihrem Ende nahe ist, will ich auch diesen Weg einschlagen, Ihrem Großmuth mich in die Arme werfen und durch meinen Eifer in Ihrem Dienste die Amnestie zu verdienen suchen.
Herr von Humboldt hat mir gestern ein Anerbieten gemacht, wovon er Sie selbst in Kenntniß setzen wird. Wenn ich überlege, daß ich durch längeres Warten nichts zu gewinnen habe, und vielleicht am Ende nicht weiter seyn würde als jetzt; daß nach Herrn von Humboldts Versicherung es Ewr. Hochwohlgebohren nicht unangenehm seyn wird, wenn ich unverzüglich nach Bonn komme; daß ich endlich auf keine Weise auf meiner Laufbahn besser fortkommen kann, als mich ganz unter Ihre Leitung zu stellen, und daß ich nahmentlich im Preußischen Staate auf keine Weise einen einflußreichern Fürsprecher zu finden hoffen kann, so entschließe ich mich die Bedenklichkeiten, die ich [2] etwa sonst haben möchte, zu überwinden und davon Gebrauch zu machen. Ich gehe also heute noch hin, ihm dieses mitzutheilen.
Ich werde jetzt allen Eifer auf meine Abreise verwenden und wo möglich schon Freitag Abend, spätestens Sonnabend abgehen.
Es versteht sich, daß ich alle Collationen jetzt selbst mitbringe.
Meine Verpflichtungen gegen Ewr. Hochwohlgebohren sind größer geworden als sie je waren, und die Güte, womit Sie mich behandeln, bleibt sich immer so gleich, daß das Gefühl meiner eigenen Versehen stärker ist als je vorher und ich nur zu sehr daran verzweifeln muß, alles das zu leisten, was Sie von mir zu fordern berechtigt sind. Ich will in diesem Augenblicke nicht viele Worte machen, da ich so bald hoffen kann, Ihnen durch die That zu zeigen, wie aufrichtig meine Reue ist und wie groß mein Eifer ist, meine Schuld gegen Ewr. Hochwohlgebohren so bald wie möglich gut zu machen.
Ich freue mich wie ein Kind auf meine Abreise und hoffe meinem Briefe bald nachzufolgen.
Lassen Sie mir ein svâgatam zu Theil werden, wenn ich ankomme und erlauben Sie mir, mich zu unterzeichnen
Ewr. Hochwohlgebohren
dankbarster und ergebenster
Chr. Laßen.
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[1] Paris, den 22sten Februar 1826.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!
Sie werden gestern einen Brief erhalten haben, der nur zu sehr ein Erzeugniß einer starken Aufwallung war, und den ich nicht mehr zurückziehen konnte, als ich in einer Zusammenkunft mit Herrn von Humboldt einsehen lernte, wie sehr ich Unrecht hatte und wie sehr ich mich aufs neue gegen Sie vergangen hatte.
Wenn eine Rebellion zu Ende geht, läßt man oft eine allgemeine Amnestie den Schuldigen zu Theil werden, um sie durch ein edelmüthiges Vergessen ihrer Schuld zu beschämen und auf die Bahn der Ordnung zurückzuführen. Da meine Rebellion jetzt, wie ich hoffe, ihrem Ende nahe ist, will ich auch diesen Weg einschlagen, Ihrem Großmuth mich in die Arme werfen und durch meinen Eifer in Ihrem Dienste die Amnestie zu verdienen suchen.
Herr von Humboldt hat mir gestern ein Anerbieten gemacht, wovon er Sie selbst in Kenntniß setzen wird. Wenn ich überlege, daß ich durch längeres Warten nichts zu gewinnen habe, und vielleicht am Ende nicht weiter seyn würde als jetzt; daß nach Herrn von Humboldts Versicherung es Ewr. Hochwohlgebohren nicht unangenehm seyn wird, wenn ich unverzüglich nach Bonn komme; daß ich endlich auf keine Weise auf meiner Laufbahn besser fortkommen kann, als mich ganz unter Ihre Leitung zu stellen, und daß ich nahmentlich im Preußischen Staate auf keine Weise einen einflußreichern Fürsprecher zu finden hoffen kann, so entschließe ich mich die Bedenklichkeiten, die ich [2] etwa sonst haben möchte, zu überwinden und davon Gebrauch zu machen. Ich gehe also heute noch hin, ihm dieses mitzutheilen.
Ich werde jetzt allen Eifer auf meine Abreise verwenden und wo möglich schon Freitag Abend, spätestens Sonnabend abgehen.
Es versteht sich, daß ich alle Collationen jetzt selbst mitbringe.
Meine Verpflichtungen gegen Ewr. Hochwohlgebohren sind größer geworden als sie je waren, und die Güte, womit Sie mich behandeln, bleibt sich immer so gleich, daß das Gefühl meiner eigenen Versehen stärker ist als je vorher und ich nur zu sehr daran verzweifeln muß, alles das zu leisten, was Sie von mir zu fordern berechtigt sind. Ich will in diesem Augenblicke nicht viele Worte machen, da ich so bald hoffen kann, Ihnen durch die That zu zeigen, wie aufrichtig meine Reue ist und wie groß mein Eifer ist, meine Schuld gegen Ewr. Hochwohlgebohren so bald wie möglich gut zu machen.
Ich freue mich wie ein Kind auf meine Abreise und hoffe meinem Briefe bald nachzufolgen.
Lassen Sie mir ein svâgatam zu Theil werden, wenn ich ankomme und erlauben Sie mir, mich zu unterzeichnen
Ewr. Hochwohlgebohren
dankbarster und ergebenster
Chr. Laßen.
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