• August Wilhelm von Schlegel to Christian Lassen

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 05.11.1831
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Lassen
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 05.11.1831
  • Notations: Satzfehler korrigiert.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 212‒214.
  • Incipit: „[1] Paris, d. 5ten Nov. 31.
    Theuerster Freund,
    Ihren ausführlichen und unterhaltenden Brief vom 25sten Oct. habe ich empfangen, und bin Ihnen sehr [...]“
    Manuscript
  • Provider: Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek
  • OAI Id: 1836117
  • Classification Number: S 860 : III : 32
  • Provenance: Der Brief gelangte 1876 als Geschenk der Witwe Christian Lassens in die Universitätsbibliothek Bonn.
  • Number of Pages: 1 e. Br. (3 S.)
  • Format: 20,3 x 12,7 cm
  • Particularities: Mit Briefumschlag. - Die Briefe mit der Signatur S 860 sind in drei Faszikeln gebunden - dieser Brief befindet sich als Nr. 32 in Faszikel III.
    Language
  • German
[1] Paris, d. 5ten Nov. 31.
Theuerster Freund,
Ihren ausführlichen und unterhaltenden Brief vom 25sten Oct. habe ich empfangen, und bin Ihnen sehr dankbar dafür. Daß die Epigramme so viel Lärm machen, ist ja unvergleichlich: ich wäre trostlos, wenn es anders wäre; der Buchhändler wird seine Rechnung dabei finden. Der Grimm meiner guten Mitbürger und Amtsgenossen wird wohl schon ziemlich verdampft seyn, bis ich zurückkomme ein paar gut besetzte Mittagstafeln oder ein zahlreicher Abendzirkel werden das übrige ins gleiche bringen.
Ich denke für jetzt nicht daran, nach London zu gehen: der Zeitpunkt ist der ungünstigste, der sich denken läßt. Hier bin ich im Schooße der freundschaftlichsten Gastfreiheit gut aufgehoben: die übrige Zeit kann ich nach eigner Wahl zu meinen Studien verwenden, oder sie in glänzenden Kreisen zubringen, wo ich, vom Könige an, zuvorkommend aufgenommen worden bin. Von Mackintosh habe ich endlich einen Brief voll freundschaftlicher Gesinnungen, der aber sonst auch nicht tröstlich lautet.
D. 6ten Nov. Diesen Brief brachte mir Stenzler, eben von London angekommen; er war krank und will sich hier etwas erholen. Er besuchte mich vorgestern mit Brockhaus, und ich behielt die jungen Leute beinahe den ganzen Vormittag bei mir. Stenzler hat sich, wie mich dünkt, sehr vortheilhaft ausgebildet; überdieß ist er nun ganz entboppt: er erwähnte selbst lächerliche Fehlgriffe, die ich noch nicht bemerkt hatte.
D. 7ten Nov]. Es ist als ob eine Art Verhängniß mich an der Absendung dieses Briefes hinderte: gestern [2] wurde ich wieder unterbrochen, wiewohl auf angenehme Weise, durch einen zweiten Besuch von Stenzler.
Ich will also nur in der Kürze die litterarischen Neuigkeiten melden. Der Text des Raghu Vansa ist fertig gedruckt, beträgt einige zwanzig Bogen in 4to. Der Druck der Übersetzung wird noch drei Monate Zeit erfodern, so lange bleibt folglich auch die Erscheinung des Ganzen verschoben. Er hat es auf Englisch versucht, der Stil hat ihm aber nicht gelingen wollen, er hat also zum Latein seine Zuflucht genommen.
Die Asiat. Gesellschaft hier läßt Drucklettern für das Zend stechen; dieß kann uns in der Folge zu Statten kommen. Die Kosten eines Gusses wirkt man wohl bei unserm Ministerium aus, und die As[iatische] Ges[ellschaft] wird die Mittheilung gewiß nicht verweigern.
Burnouf will mir sein Manuscript mittheilen, das er hat abschreiben lassen. Neben dem Vendidad arbeitet er stark am Bhagarata-Purâńa und will Stücke davon herausgeben. Er gedenkt deßhalb nach Oxford zu reisen, wie wohl er 4 Manuscripte hat vergleichen können. Eins davon mit vollständigem Commentar besitzt die Asiat. Gesellschaft.
Von dem Commentar zur Bh[agavad] G[îtâ] habe ich das Drittel abgeschrieben.
Die neuesten Texte aus Calcutta sollen nach Stenzlers Versicherung noch nicht in London seyn ‒ sie sind durch französische Schiffe gerade zu hieher gebracht worden.
Ich gedenke heute Abend der monatlichen Versammlung beizuwohnen, wenn ich auch nicht ganz vom Anfange an gegenwärtig seyn kann, weil [3] ich den Mittag zu Gaste esse. ‒ Auf der Königl. Bibliothek bin ich noch selten gewesen ‒ ich hatte mir vorgenommen die Sanskrit-Manuscripte einigermaßen die Musterung passiren zu lassen.
Es werden wohl Leipziger Musenalmanache für mich angekommen seyn.
Schreiben Sie mir ja bald wieder. Wie steht es mit der Frequenz unserer Universität? und mit Ihren Vorlesungen? Melden Sie mir alles, auch scheinbare Kleinigkeiten, ich werde es bestens zu erwiedern suchen.
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel.
[4]
[1] Paris, d. 5ten Nov. 31.
Theuerster Freund,
Ihren ausführlichen und unterhaltenden Brief vom 25sten Oct. habe ich empfangen, und bin Ihnen sehr dankbar dafür. Daß die Epigramme so viel Lärm machen, ist ja unvergleichlich: ich wäre trostlos, wenn es anders wäre; der Buchhändler wird seine Rechnung dabei finden. Der Grimm meiner guten Mitbürger und Amtsgenossen wird wohl schon ziemlich verdampft seyn, bis ich zurückkomme ein paar gut besetzte Mittagstafeln oder ein zahlreicher Abendzirkel werden das übrige ins gleiche bringen.
Ich denke für jetzt nicht daran, nach London zu gehen: der Zeitpunkt ist der ungünstigste, der sich denken läßt. Hier bin ich im Schooße der freundschaftlichsten Gastfreiheit gut aufgehoben: die übrige Zeit kann ich nach eigner Wahl zu meinen Studien verwenden, oder sie in glänzenden Kreisen zubringen, wo ich, vom Könige an, zuvorkommend aufgenommen worden bin. Von Mackintosh habe ich endlich einen Brief voll freundschaftlicher Gesinnungen, der aber sonst auch nicht tröstlich lautet.
D. 6ten Nov. Diesen Brief brachte mir Stenzler, eben von London angekommen; er war krank und will sich hier etwas erholen. Er besuchte mich vorgestern mit Brockhaus, und ich behielt die jungen Leute beinahe den ganzen Vormittag bei mir. Stenzler hat sich, wie mich dünkt, sehr vortheilhaft ausgebildet; überdieß ist er nun ganz entboppt: er erwähnte selbst lächerliche Fehlgriffe, die ich noch nicht bemerkt hatte.
D. 7ten Nov]. Es ist als ob eine Art Verhängniß mich an der Absendung dieses Briefes hinderte: gestern [2] wurde ich wieder unterbrochen, wiewohl auf angenehme Weise, durch einen zweiten Besuch von Stenzler.
Ich will also nur in der Kürze die litterarischen Neuigkeiten melden. Der Text des Raghu Vansa ist fertig gedruckt, beträgt einige zwanzig Bogen in 4to. Der Druck der Übersetzung wird noch drei Monate Zeit erfodern, so lange bleibt folglich auch die Erscheinung des Ganzen verschoben. Er hat es auf Englisch versucht, der Stil hat ihm aber nicht gelingen wollen, er hat also zum Latein seine Zuflucht genommen.
Die Asiat. Gesellschaft hier läßt Drucklettern für das Zend stechen; dieß kann uns in der Folge zu Statten kommen. Die Kosten eines Gusses wirkt man wohl bei unserm Ministerium aus, und die As[iatische] Ges[ellschaft] wird die Mittheilung gewiß nicht verweigern.
Burnouf will mir sein Manuscript mittheilen, das er hat abschreiben lassen. Neben dem Vendidad arbeitet er stark am Bhagarata-Purâńa und will Stücke davon herausgeben. Er gedenkt deßhalb nach Oxford zu reisen, wie wohl er 4 Manuscripte hat vergleichen können. Eins davon mit vollständigem Commentar besitzt die Asiat. Gesellschaft.
Von dem Commentar zur Bh[agavad] G[îtâ] habe ich das Drittel abgeschrieben.
Die neuesten Texte aus Calcutta sollen nach Stenzlers Versicherung noch nicht in London seyn ‒ sie sind durch französische Schiffe gerade zu hieher gebracht worden.
Ich gedenke heute Abend der monatlichen Versammlung beizuwohnen, wenn ich auch nicht ganz vom Anfange an gegenwärtig seyn kann, weil [3] ich den Mittag zu Gaste esse. ‒ Auf der Königl. Bibliothek bin ich noch selten gewesen ‒ ich hatte mir vorgenommen die Sanskrit-Manuscripte einigermaßen die Musterung passiren zu lassen.
Es werden wohl Leipziger Musenalmanache für mich angekommen seyn.
Schreiben Sie mir ja bald wieder. Wie steht es mit der Frequenz unserer Universität? und mit Ihren Vorlesungen? Melden Sie mir alles, auch scheinbare Kleinigkeiten, ich werde es bestens zu erwiedern suchen.
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel.
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