• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Coppet · Date: 18.01.1806
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 18.01.1806
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,22
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23 x 19,1 cm
  • Incipit: „[1] den 18 ten Januar
    1806.
    Mein Lieber Sohn.
    Ich habe Deinen Lieben Brief erhalten. Ich habe mich sehr darüber erfreut, weil [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
[1] den 18 ten Januar
1806.
Mein Lieber Sohn.
Ich habe Deinen Lieben Brief erhalten. Ich habe mich sehr darüber erfreut, weil ich Nachrichten von Dir recht sehnlich entgegen sah, auch haben mich die sehr guten Nachrichten, von Deiner Gesundheit u Deiner guten Lage auch aufs Künftige recht hertzlich erfreut. Das Versprechen von Dir mich noch zu unterstitzen, beruhiget mich auch sehr. Ich bitte Dich brauche doch die gröste Vorsich wenn Du den Wechsel schickst, daß er gut ankömmt. Wollte Gott ich wäre so glücklich daß ich es mir auf immer verbitten könnte, aber leiter geht es unter einigen Jahren nicht, wenn auch wieder vermuthen die Zeiten beßer werden sollten. Ich habe bey der Theuerung, da alles noch 2 mal so theuer ist, als sonst, wenig von den Alten Schulden abtragen können. Gottlob meine Gesundheit ist noch meinen Jahren Gut, ob wohl bey den Traurigen Zeiten u der itzigen übeln Witterung, ich manche Unpäßlichkeit habe. Wir sind noch in beständiger unruhe u Besorgniß, alles ist so Dunkel u geheimnißvoll um uns her, daß man noch gar nicht weiß, was unßer Schicksaal seyn wird. Unsere Statt ist immer voller Truppen, nach den die F weg waren B kammen Preißen, den Rußen, Engländer u Unsere wieder, u recht sehr viel Recruten, die letzten sind nun diese Wohe weg gegangen, nun sind noch viel Rußen hier, u was noch dazu kommen wird, wird die Zeit lehren. Ich habe schon 6 Recruten u 2 Rußen über mir wohnen gehabt, itzo habe ich noch 4 Rußen, die zwar im Ganzen genommen die besten von allen sind, doch ist es wie bey allen Menschen untermischt, ich muß [2] muß mich gut alles gut verrigeln u verschließen, da ich das beständige laufen über meinen Vorplatz habe, auch habe ich so ein getrampele u Lerm über mir, auch oft spöte in die Nacht, u da der Vormitternachtsschlaf bey mir der Beste ist, so bekömmt es mir schlecht um besten Schlaf zu kommen. Ich fühle mich überhaubt sehr unbehaglich dabey, da ich so eine große Furcht vor Feuers gefahr habe, u die Meisten gemeinen Rußen auf Stroh liegen, denn wo wollten die Leute alle Betten hernehmen da in manchen Häußern 12 bis 15 geweßen sind. genung hier von. Wenn ich Dir nur auch was angenehmes zu melden wüste, aber leiter nichts. Julchen meine Schwiegertochter ist auch geraume Zeit wieder elend geweßen, und da eben ihr Artzt kranck war, u sich kein anderer mit der Cur ab giebt, so war es übel Ich hatte nichts von der Cur, sie hat dieselbe schon so lange gebraucht, u ich sehe eben den Nutzen davon noch nicht. Noch eine unangenehme Nachricht muß ich Dir gäben. Caroline Rehberg die vor einiger Zeit nach Holland zu einem Grafen u Deßen Candeßen als Gesellschäffterin gegangen war, bey sehr Braven Leuten, hatte sie sich da einige Zeit glüklich u ziemlich gesund befunden. Ihr Augen übel hatte sich gebeßert es ist ihr gewiß auf die Innerentheile gefallen, kurtz sie wird wohl schon Tot seyn. Die Hofräthin Branzen, die ich auch wahrscheinlich bald verliehren werde, sagte, mir es wäre geschrieben sie lege im Letzten. Die Armme Mutter weiß es noch nicht, die wird den Schlag nicht über leben, da sie so schon sehr Schwach ist. Mir geht es selbst sehr nahe. Es war ein gutes Talendvolles Mädchen [3] Ach unser gutes Lottchen wird sich recht betrüben. Ich Danke Dir auch recht sehr vor Das überschickte Gedicht Rohm. Du fragst wie es hier auf genommen ist. Die wenigen die ich hierüber gesprochen habe, dem gefällt es auserordentlich aber leider sind hier nur wenige die so was lesen, u noch weniger welche die so was kaufen. Haben mir doch der Reiche Brandes u der Junge Blumenbach Deine Sachen wohl abgeliehen. Mein Urtheil gield nichts. Eure Sachen sind mir oft zu Hoch, u es fehlt mir an manchen Kentnißen um alles zu verstehn, was ich aber von den Letzten verstanden habe ist außerordentlich schön. Brandes spielt itzo eine Große Rolle, bey unserer Regierung, er wird wohl Rudlofs Stelle bekommen, der davon kömmt. Wenn nur der gute Brandes eine Besere Gesundheit hätte.
Holscher, bey dem Du noch Stunden gehabt hast, ist an Uhlen Stelle Concistorialrath geworden. Moritz hätte sich noch beßer dazu geschikt. Aber warum ist der verwachsen, u hat keine Starckestimme. Auch zu wenig Lebhaftigkeit. Doch ich hofe es wird am Ende doch auch noch was vor ihm kommen. Was Du mir von Friedrich schreibst ist mir nicht Lieb. Bis Ostern ist er noch in Kellen? u wo her noch hin? Auch zweifle ich nicht daß er in Schulden steckt. Es ist doch nicht zu begreiffen daß vor so ein außerordentlichen Kopf, auf dieser Weiten Welt nichts ist, daß vor ihm paste. Könnte mein Inbrünstiges Gebeth was erringen, so würde er recht glücklich seyn gieb [4] mir doch Jedes mal wenn Du schreibst Nachricht von Friedrich es liegt mir viel daran, von ihm selbst bekomme ich gar keine Zeile. Ich fürchte aber wenn Ihr erst wieder reist so werde ich auch von Dir Lieber Willhelm wenig hören, Und doch ist daß noch das Einzige Vergnügen u Freude was ich auf dieser Welt habe, Briefe von meinen Kindern zu bekommen Nun Lebe wohl mein bester Sohn entfiehl mich der vortreflichen Frau von Stahl aufs Beste.
Deine Dich recht zärtliche Liebende
Mutter Schlegel.

In Dreßden sind sie wohl klagen aber auch sehr über Theuerung. In Götting ist ja ein großer Aufruhr geweßen die Studenten mit dem Bürgers es sollen über 300 Burschen weg gegangen seyn doch heist es sie kammen noch gerate wieder.
[1] den 18 ten Januar
1806.
Mein Lieber Sohn.
Ich habe Deinen Lieben Brief erhalten. Ich habe mich sehr darüber erfreut, weil ich Nachrichten von Dir recht sehnlich entgegen sah, auch haben mich die sehr guten Nachrichten, von Deiner Gesundheit u Deiner guten Lage auch aufs Künftige recht hertzlich erfreut. Das Versprechen von Dir mich noch zu unterstitzen, beruhiget mich auch sehr. Ich bitte Dich brauche doch die gröste Vorsich wenn Du den Wechsel schickst, daß er gut ankömmt. Wollte Gott ich wäre so glücklich daß ich es mir auf immer verbitten könnte, aber leiter geht es unter einigen Jahren nicht, wenn auch wieder vermuthen die Zeiten beßer werden sollten. Ich habe bey der Theuerung, da alles noch 2 mal so theuer ist, als sonst, wenig von den Alten Schulden abtragen können. Gottlob meine Gesundheit ist noch meinen Jahren Gut, ob wohl bey den Traurigen Zeiten u der itzigen übeln Witterung, ich manche Unpäßlichkeit habe. Wir sind noch in beständiger unruhe u Besorgniß, alles ist so Dunkel u geheimnißvoll um uns her, daß man noch gar nicht weiß, was unßer Schicksaal seyn wird. Unsere Statt ist immer voller Truppen, nach den die F weg waren B kammen Preißen, den Rußen, Engländer u Unsere wieder, u recht sehr viel Recruten, die letzten sind nun diese Wohe weg gegangen, nun sind noch viel Rußen hier, u was noch dazu kommen wird, wird die Zeit lehren. Ich habe schon 6 Recruten u 2 Rußen über mir wohnen gehabt, itzo habe ich noch 4 Rußen, die zwar im Ganzen genommen die besten von allen sind, doch ist es wie bey allen Menschen untermischt, ich muß [2] muß mich gut alles gut verrigeln u verschließen, da ich das beständige laufen über meinen Vorplatz habe, auch habe ich so ein getrampele u Lerm über mir, auch oft spöte in die Nacht, u da der Vormitternachtsschlaf bey mir der Beste ist, so bekömmt es mir schlecht um besten Schlaf zu kommen. Ich fühle mich überhaubt sehr unbehaglich dabey, da ich so eine große Furcht vor Feuers gefahr habe, u die Meisten gemeinen Rußen auf Stroh liegen, denn wo wollten die Leute alle Betten hernehmen da in manchen Häußern 12 bis 15 geweßen sind. genung hier von. Wenn ich Dir nur auch was angenehmes zu melden wüste, aber leiter nichts. Julchen meine Schwiegertochter ist auch geraume Zeit wieder elend geweßen, und da eben ihr Artzt kranck war, u sich kein anderer mit der Cur ab giebt, so war es übel Ich hatte nichts von der Cur, sie hat dieselbe schon so lange gebraucht, u ich sehe eben den Nutzen davon noch nicht. Noch eine unangenehme Nachricht muß ich Dir gäben. Caroline Rehberg die vor einiger Zeit nach Holland zu einem Grafen u Deßen Candeßen als Gesellschäffterin gegangen war, bey sehr Braven Leuten, hatte sie sich da einige Zeit glüklich u ziemlich gesund befunden. Ihr Augen übel hatte sich gebeßert es ist ihr gewiß auf die Innerentheile gefallen, kurtz sie wird wohl schon Tot seyn. Die Hofräthin Branzen, die ich auch wahrscheinlich bald verliehren werde, sagte, mir es wäre geschrieben sie lege im Letzten. Die Armme Mutter weiß es noch nicht, die wird den Schlag nicht über leben, da sie so schon sehr Schwach ist. Mir geht es selbst sehr nahe. Es war ein gutes Talendvolles Mädchen [3] Ach unser gutes Lottchen wird sich recht betrüben. Ich Danke Dir auch recht sehr vor Das überschickte Gedicht Rohm. Du fragst wie es hier auf genommen ist. Die wenigen die ich hierüber gesprochen habe, dem gefällt es auserordentlich aber leider sind hier nur wenige die so was lesen, u noch weniger welche die so was kaufen. Haben mir doch der Reiche Brandes u der Junge Blumenbach Deine Sachen wohl abgeliehen. Mein Urtheil gield nichts. Eure Sachen sind mir oft zu Hoch, u es fehlt mir an manchen Kentnißen um alles zu verstehn, was ich aber von den Letzten verstanden habe ist außerordentlich schön. Brandes spielt itzo eine Große Rolle, bey unserer Regierung, er wird wohl Rudlofs Stelle bekommen, der davon kömmt. Wenn nur der gute Brandes eine Besere Gesundheit hätte.
Holscher, bey dem Du noch Stunden gehabt hast, ist an Uhlen Stelle Concistorialrath geworden. Moritz hätte sich noch beßer dazu geschikt. Aber warum ist der verwachsen, u hat keine Starckestimme. Auch zu wenig Lebhaftigkeit. Doch ich hofe es wird am Ende doch auch noch was vor ihm kommen. Was Du mir von Friedrich schreibst ist mir nicht Lieb. Bis Ostern ist er noch in Kellen? u wo her noch hin? Auch zweifle ich nicht daß er in Schulden steckt. Es ist doch nicht zu begreiffen daß vor so ein außerordentlichen Kopf, auf dieser Weiten Welt nichts ist, daß vor ihm paste. Könnte mein Inbrünstiges Gebeth was erringen, so würde er recht glücklich seyn gieb [4] mir doch Jedes mal wenn Du schreibst Nachricht von Friedrich es liegt mir viel daran, von ihm selbst bekomme ich gar keine Zeile. Ich fürchte aber wenn Ihr erst wieder reist so werde ich auch von Dir Lieber Willhelm wenig hören, Und doch ist daß noch das Einzige Vergnügen u Freude was ich auf dieser Welt habe, Briefe von meinen Kindern zu bekommen Nun Lebe wohl mein bester Sohn entfiehl mich der vortreflichen Frau von Stahl aufs Beste.
Deine Dich recht zärtliche Liebende
Mutter Schlegel.

In Dreßden sind sie wohl klagen aber auch sehr über Theuerung. In Götting ist ja ein großer Aufruhr geweßen die Studenten mit dem Bürgers es sollen über 300 Burschen weg gegangen seyn doch heist es sie kammen noch gerate wieder.
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