• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Wien · Date: 20.03.1808
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Wien
  • Date: 20.03.1808
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,32
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 1 S., hs. m. U.
  • Format: 23,9 x 18,5 cm
  • Incipit: „[1] den 20 t Mertz
    1808
    Mein Lieber Sohn
    Du hast mir eine Große Freude gemacht, daß Du ein mal an mich geschrieben [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
[1] den 20 t Mertz
1808
Mein Lieber Sohn
Du hast mir eine Große Freude gemacht, daß Du ein mal an mich geschrieben hast. Daß Du in Wien Dein Leben sehr angenehm zu gebracht hast. konnte ich dencken Wenn ich mit meinen Guten wünschen bey Dir war, wie es denn Tagtäglich geschied, so war es haubtsächlich vor Deine Gesundheit. Ich bin aber auch versichert, daß Du gute Diät halten würst. Den guten Tatter hatte gewiß daß alzugute Leben geschadet, Auch freut es mich u Carls über alle Beschreibung, daß wir bald die Freude haben sollen Dich zu sehn. Der Himmel gäbe daß es zur Ausführung kömmt. Du wünschtest daß ich Dir bald schreiben sollte, daß will ich auch thun, aber man geht schwer daran weil man durch aus nichts angenehmes schreiben kann, nichts als klagen. Ich will von mir anfangen. Ich bin eben in die 5 te Woche kranck geweßen. an einem Schnupfenfieber u daß hat nun meinen unterleib u Verdauungswerckzeige so geschwächt, daß ich noch stimppere, doch ist es nun auf der völligen Beßerung. Ich hoffe die andere Woche wieder aus zu gehn. Bettlägerig bin ich eigentlich nicht geweßen. Ich bin frieh zu bette gegangen u recht spate wieder auf gestanden, u bey Tage auf der Perschere zu gebracht. ohne die Gröste nothwendigkeit kann ich auch nicht in bette zu brüngen. wenn ich das Mädchen ausschicke bin ich allein u muß mich zuschließen laßen. Dießmal ist es mir vorzüglich schlecht gegangen. Die paar Freundin auf deren beystand ich bey solchen gelegenheiten rechne waren selbst kranck. Julchen habe ich nicht ein mal bey mir gesehn, weil sie [2] die meiste Zeit selbst unpaß ist. Auch Carl war unterder Zeit nicht recht, u muste auch entlich 5 Tage sich zu hauße halten, was mir rechte Sorgen machte, der ist ganz wieder beßer. kurtz es fehlte mir an Gemüthsrue u an Leibes Pflege. Aber der himmer verläst mich nicht. Auf ein mal kam der Alte Kister Brämer mit seiner Tochter, wie der sahe wie es mir gieng, so sagte er ich müste ihm durchaus erlauben, daß er mir Eßen schickte. daß nahm ich an 14 Tage bekamm ich gute kranckenkost. Der Mann ist 80 Jahr alt, u wird von seiner Tochter aufs beste gepflegt Es ist auch ein Reicher mann, er hat verschiedene Erbschafften gethan. Zur Aufheiterung hatte ich alle Abente 1 oder 2 auch wohl 3 Freundin zu Thee bey mir, was ich aber nicht lange ausführen kann, Zucker Thee ist so sehr theuer, zu guten Glück hatte ich mir etwas Vorath gemacht, sonst gieng es gar nicht, auch hat man mir so viel Theilnahme bezeigt, daß es mich recht freute. Was meine Geld angelegenheiten betrift, die stehen schlecht. die Hälfte meiner Pancion, nehmlich aus der Generalcaße 75 r. bekomme ich nicht, eine Entfernte Hofnung ist mir gemacht ein VirtelJahr rickständiges zu bekommen. Was aber recht sehr traurig ist, daß ich im Februar 50 r. aus der Kalenberger Witwencaße nicht bekommen habe, u noch keine Hofnung dazu da ist. im Julius müste ich wieder 50 r. bekommen. bleib das weg die 100 r. u 75 r. Pansion, u nun das viele daß man gäben muß, so sind es weit über 200 r. u nun noch die [3] Theuren Preiße, besonders von Zucker Caffee Thee Wein. Ich schräncke mich zwar sehr ein, aber bey meinem Alter kann ich mir nicht alles entziehn. Der Gute BraveCarl hat mich zwar bis her etwas unterstitzt er hat mir 20 r. gegäben, ob es aber fernern geschähn kann, wird die Zeit lehren. Er muß auch zur gezwunenen Anleihe gäben 2000 Francken, u übrigens so mancherley u viel, er erträgt aber alles mit der grösten Standhaftigkeit u Geduld. aber leiter Moritz nicht so. Der hat nun freylich Kinder, u steht sich bey weitem nicht so gut als Carl. Er muß auch 2000 Francken zur Anleihe gäben. Verliehret wenigstens 100 r. von die erste, u die Theuerung. Nun bester Sohn vergieb es mir, daß ich Dir so viel vorklage. von mir hast Du es ja immer wießen wollen, wie es mit meinen geld angelegenheiten steht. aber denke ja nicht, daß ich Dir deßhalb zur last fallen will, daß wirde mich sehr schmertzen. lieber schräncke ich mich auf äußerste ein. die guten Ernst in Dreßden haben auch viel an mir gethan. Dem ohngeachtet muß ich über sie klagen. Sie schreiben so selten, u laßen mich fast immer so lange auf Briefe warten, wie auch itzo der Fall ist, u ich kann es nicht laßen mich zu ängstigen, da alle 3 von Schwacher Gesundheit sind. Vermahne sie doch daß sie mir öfterer schreiben.
[4] Nun muß ich auch das Gute rühmen, daß mir wird. Ich genüße viel Achtung, auch von oben. was m wenn ich mich vor eine Freundin, die noch viel türftiger ist, als ich, verwende, so thue ich nicht leicht eine Fehlbitte. Die Frau Pastor Butjender deren Mann in London an der Hofcapelle gestanden, ist die Freundin auf deren beystand ich rechne wenn ich noch älter u schwächer werde. Die bekomm ihre Pansion ganz aus der generalcaße u bekömmt itzo nichts, u hat sonst nichts. Ich verschafft ihr manches durch Vorsprache. aber seit der gezwunenen anleihe, sind alle Hertzen Verschloßen. Ich wuste also keinen Rath. Ich gieng nach den Geheimecabinetsrath Nieper. ohn geachtet es Carl ganz abrieth der sagte die Gesuche u Bittschriften legen bey 100t da u bekömme keine Antwort. Nieper nahm mich sehr gut auf, u versprach mir sein Möglichstes zu thun was aus zu wircken bey der Regierung. kurtz sie bekamm 50 r. zur unterstitzung. u wurde zu verstehn gegäben, auf meine Entfehlung, nur müste es ganz heimlich gehalten werden, sie könnten sich sonst nicht retten vor Gesuchen. Auch hat mir Rehberg einen Dienst gethan, mit der Grösten Bereitwillgkeit ich suche nehmlich nun Ersatz des Liecentes was den [5] Pretigerstande gebiehrt. nach Ich war bis jezt nicht recht davon unterrichtet, u hielt es auch der Mühe nicht werth, bey den wenigen was ich brauche, itzo sieht man alles genauer. Ich bat Rehberg darum, der sich sehr freundschafft. dabey benahm. Er kamm zu mir erkundigte sich mit den Grösten Intereße nach meinen Söhne.
kurtz er hat es so gemacht, daß ich 12 r. Equifalent aus der Licent caße bekomme, ohne es einzeln zu berechnen was ich consemire. Du siehst also bester Sohn, daß ich nicht unthätig bin, u alles aufsuche. Nun bin ich müthe u weis auch nichts mehr, wenigstens Gutes. Deine Beschreibung der Vermehlungsfeier habe ich gelesen, es hat mir viel vergnügen gemacht.
Lebe recht wohl u entfehl mich gehorsamst der Frau von Stahl
Mutter Schlegel
noch eins das war ein unüberlegter Streich, daß ich Dir das schrieb, das es nicht volle 10 Carolinen geweßen sind. Meine übertriebene Liebe zur Ortnung war wohl schuld daran. ich dachte Du müstes es wißen, was der Verleger geschickt hätte. Es fehlte auch nicht viel daran dencke ja nicht lieber Sohn, daß es aus Geitz geschähn ist.
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[1] den 20 t Mertz
1808
Mein Lieber Sohn
Du hast mir eine Große Freude gemacht, daß Du ein mal an mich geschrieben hast. Daß Du in Wien Dein Leben sehr angenehm zu gebracht hast. konnte ich dencken Wenn ich mit meinen Guten wünschen bey Dir war, wie es denn Tagtäglich geschied, so war es haubtsächlich vor Deine Gesundheit. Ich bin aber auch versichert, daß Du gute Diät halten würst. Den guten Tatter hatte gewiß daß alzugute Leben geschadet, Auch freut es mich u Carls über alle Beschreibung, daß wir bald die Freude haben sollen Dich zu sehn. Der Himmel gäbe daß es zur Ausführung kömmt. Du wünschtest daß ich Dir bald schreiben sollte, daß will ich auch thun, aber man geht schwer daran weil man durch aus nichts angenehmes schreiben kann, nichts als klagen. Ich will von mir anfangen. Ich bin eben in die 5 te Woche kranck geweßen. an einem Schnupfenfieber u daß hat nun meinen unterleib u Verdauungswerckzeige so geschwächt, daß ich noch stimppere, doch ist es nun auf der völligen Beßerung. Ich hoffe die andere Woche wieder aus zu gehn. Bettlägerig bin ich eigentlich nicht geweßen. Ich bin frieh zu bette gegangen u recht spate wieder auf gestanden, u bey Tage auf der Perschere zu gebracht. ohne die Gröste nothwendigkeit kann ich auch nicht in bette zu brüngen. wenn ich das Mädchen ausschicke bin ich allein u muß mich zuschließen laßen. Dießmal ist es mir vorzüglich schlecht gegangen. Die paar Freundin auf deren beystand ich bey solchen gelegenheiten rechne waren selbst kranck. Julchen habe ich nicht ein mal bey mir gesehn, weil sie [2] die meiste Zeit selbst unpaß ist. Auch Carl war unterder Zeit nicht recht, u muste auch entlich 5 Tage sich zu hauße halten, was mir rechte Sorgen machte, der ist ganz wieder beßer. kurtz es fehlte mir an Gemüthsrue u an Leibes Pflege. Aber der himmer verläst mich nicht. Auf ein mal kam der Alte Kister Brämer mit seiner Tochter, wie der sahe wie es mir gieng, so sagte er ich müste ihm durchaus erlauben, daß er mir Eßen schickte. daß nahm ich an 14 Tage bekamm ich gute kranckenkost. Der Mann ist 80 Jahr alt, u wird von seiner Tochter aufs beste gepflegt Es ist auch ein Reicher mann, er hat verschiedene Erbschafften gethan. Zur Aufheiterung hatte ich alle Abente 1 oder 2 auch wohl 3 Freundin zu Thee bey mir, was ich aber nicht lange ausführen kann, Zucker Thee ist so sehr theuer, zu guten Glück hatte ich mir etwas Vorath gemacht, sonst gieng es gar nicht, auch hat man mir so viel Theilnahme bezeigt, daß es mich recht freute. Was meine Geld angelegenheiten betrift, die stehen schlecht. die Hälfte meiner Pancion, nehmlich aus der Generalcaße 75 r. bekomme ich nicht, eine Entfernte Hofnung ist mir gemacht ein VirtelJahr rickständiges zu bekommen. Was aber recht sehr traurig ist, daß ich im Februar 50 r. aus der Kalenberger Witwencaße nicht bekommen habe, u noch keine Hofnung dazu da ist. im Julius müste ich wieder 50 r. bekommen. bleib das weg die 100 r. u 75 r. Pansion, u nun das viele daß man gäben muß, so sind es weit über 200 r. u nun noch die [3] Theuren Preiße, besonders von Zucker Caffee Thee Wein. Ich schräncke mich zwar sehr ein, aber bey meinem Alter kann ich mir nicht alles entziehn. Der Gute BraveCarl hat mich zwar bis her etwas unterstitzt er hat mir 20 r. gegäben, ob es aber fernern geschähn kann, wird die Zeit lehren. Er muß auch zur gezwunenen Anleihe gäben 2000 Francken, u übrigens so mancherley u viel, er erträgt aber alles mit der grösten Standhaftigkeit u Geduld. aber leiter Moritz nicht so. Der hat nun freylich Kinder, u steht sich bey weitem nicht so gut als Carl. Er muß auch 2000 Francken zur Anleihe gäben. Verliehret wenigstens 100 r. von die erste, u die Theuerung. Nun bester Sohn vergieb es mir, daß ich Dir so viel vorklage. von mir hast Du es ja immer wießen wollen, wie es mit meinen geld angelegenheiten steht. aber denke ja nicht, daß ich Dir deßhalb zur last fallen will, daß wirde mich sehr schmertzen. lieber schräncke ich mich auf äußerste ein. die guten Ernst in Dreßden haben auch viel an mir gethan. Dem ohngeachtet muß ich über sie klagen. Sie schreiben so selten, u laßen mich fast immer so lange auf Briefe warten, wie auch itzo der Fall ist, u ich kann es nicht laßen mich zu ängstigen, da alle 3 von Schwacher Gesundheit sind. Vermahne sie doch daß sie mir öfterer schreiben.
[4] Nun muß ich auch das Gute rühmen, daß mir wird. Ich genüße viel Achtung, auch von oben. was m wenn ich mich vor eine Freundin, die noch viel türftiger ist, als ich, verwende, so thue ich nicht leicht eine Fehlbitte. Die Frau Pastor Butjender deren Mann in London an der Hofcapelle gestanden, ist die Freundin auf deren beystand ich rechne wenn ich noch älter u schwächer werde. Die bekomm ihre Pansion ganz aus der generalcaße u bekömmt itzo nichts, u hat sonst nichts. Ich verschafft ihr manches durch Vorsprache. aber seit der gezwunenen anleihe, sind alle Hertzen Verschloßen. Ich wuste also keinen Rath. Ich gieng nach den Geheimecabinetsrath Nieper. ohn geachtet es Carl ganz abrieth der sagte die Gesuche u Bittschriften legen bey 100t da u bekömme keine Antwort. Nieper nahm mich sehr gut auf, u versprach mir sein Möglichstes zu thun was aus zu wircken bey der Regierung. kurtz sie bekamm 50 r. zur unterstitzung. u wurde zu verstehn gegäben, auf meine Entfehlung, nur müste es ganz heimlich gehalten werden, sie könnten sich sonst nicht retten vor Gesuchen. Auch hat mir Rehberg einen Dienst gethan, mit der Grösten Bereitwillgkeit ich suche nehmlich nun Ersatz des Liecentes was den [5] Pretigerstande gebiehrt. nach Ich war bis jezt nicht recht davon unterrichtet, u hielt es auch der Mühe nicht werth, bey den wenigen was ich brauche, itzo sieht man alles genauer. Ich bat Rehberg darum, der sich sehr freundschafft. dabey benahm. Er kamm zu mir erkundigte sich mit den Grösten Intereße nach meinen Söhne.
kurtz er hat es so gemacht, daß ich 12 r. Equifalent aus der Licent caße bekomme, ohne es einzeln zu berechnen was ich consemire. Du siehst also bester Sohn, daß ich nicht unthätig bin, u alles aufsuche. Nun bin ich müthe u weis auch nichts mehr, wenigstens Gutes. Deine Beschreibung der Vermehlungsfeier habe ich gelesen, es hat mir viel vergnügen gemacht.
Lebe recht wohl u entfehl mich gehorsamst der Frau von Stahl
Mutter Schlegel
noch eins das war ein unüberlegter Streich, daß ich Dir das schrieb, das es nicht volle 10 Carolinen geweßen sind. Meine übertriebene Liebe zur Ortnung war wohl schuld daran. ich dachte Du müstes es wißen, was der Verleger geschickt hätte. Es fehlte auch nicht viel daran dencke ja nicht lieber Sohn, daß es aus Geitz geschähn ist.
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