• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Genf · Date: 23.03.1809
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 23.03.1809
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,38
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,1 x 19,1 cm
  • Incipit: „[1] den 23 ten Mertz
    1809.
    Mein Lieber bester Sohn.
    Du wilst doch daß ich fleißig schreiben soll. Es ist nur schade daß [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
[1] den 23 ten Mertz
1809.
Mein Lieber bester Sohn.
Du wilst doch daß ich fleißig schreiben soll. Es ist nur schade daß man nichts angenehmes schreiben kann, u das Fatalepostgeld. Gesund wir, ich, Carl, u in Götting, Julchen hat diese Winter viel gestimpert, sie ist fast gar nicht aus der Stube, u von der Perschere gekomen, u auch zuweilen bettlägerig gewesen, hat sich oft 2 mal Mangnetisiren laßen. Und von der Fatalencur wird sie immer schwächer u entfänglicher. Doch ist es nicht gefährlich. Nur leitet auch der Haußhalt dabey. Ich bin vor mein Alter noch gut genung. Bisher habe ich etwas an Mattigkeit, u Entkräftung geliten die Friehjahrsluft, thut wohl was, aber noch mehr daß ich eine zeitlang wenig Schlaf gehabt habe. Die sehr vielen Durchmärsche, u die Straße wo ich wohne war sehr woll da war fast die ganze Nacht Lerm, von frieh um 4 Uhr an, u vorher kammen oft die Leute spete zuhauße, u schlagen an die Häußer, u wenn nicht bald auf gemacht wird giebt es Lerm. Itzo wird es wieder ruhiger, u ich erhole mich. Wenn ich euer nicht so viel Sorgen hätte. Lottchen liegt mir immer im Sinn. Das armme Kind weiß nicht wenn ihr Mann wieder kömmt, unter diesen Umständen. auch vor Friedrich bin ich sehr besorgt, der wird wenigstens ganz in seinen Blanen gestöhrt, u ist die Frage ob er gar da bleiben kann. Ich fürchte also daß Du lieber Sohn wieder viel Last davon haben wirst. Ich kann Dir nicht genung sagen wie sehr es mich schmertzt daß ich Dir Beschwerde mache. aber Du biß mein Haubttrost. wer weiß, wie es mit Ernst in Dreßden wird, ob die mich noch unterstitzen können, sie ist auch sehr gut gegen mich. Carl kann wenig thun, da er auch in Gefahr ist keine Besoltung mehr zu bekommen, sonst vielleicht verliert [2] u viel gäben muß. Moritz nehme lieber von mir was Er stehnt mir immer viel vor, besonders itzo wegen seines Sohns, die letzte verlosung wegen Concripsion wird bald geschähn, u er zweifelt daß sein Sohn frey kömmt, als einiger Sohn. Es ist bey nahe kein Stellverträter mehr zu bekommen, u 4 bis 500 r. ist das geringste was so ein Mensch kostet. Die Töchter machen ihm Freude. Die Älteste sieng zu weilen auf Concerts mit vielen Beyfall. Wenn sich was entscheidet so melde ich es Dir. Es ist auch möglich daß Moritz Concistorialrath wird, aber sein Grundsatz ist, um nichts anzuhalten. Ernst in Langenhagen stimpert viel, aber die Schwere u lestige Einqvartirung hat ihn angegriffen, alt, möchte er wohl nicht werden. Ich würde auch ein treue Freund an ihm verliehren. Deine Liebe u Güte gegen mich wegen des Auftrags an Carl mit den Wein, hat mich bis zu Tränen geriehrt. Aus verschiedenen Ursachen, habe ich es aber verbethen. Da Du es aber wünschest, so trüncke ich ab u zu ein Buttelgen Wein, u jedes Glas auf Deine Gesundheit mit recht viel hertzlichen Guten Wünschen. Es freut mich daß Carl seine Trolligelaune bey behält. wie wir letzhin sprachen es könnte noch recht schlim werden, ich sagte, was wollen wir denn da machen, er sagte uns auf Niederträchtigkeiten legen. Und ich will den Anfang da zu machen. Ich habe zu weilen gewünscht daß F v Stahl ein mal dem Einfall hätte mir ein [3] Geschenck zu machen, da mit Du lieber Willhelm nicht gar zu viel Last hättest. Doch soll es von meiner Seide bey dem Wunsche bleiben. Du hast mir versprochen, im April oder May wieder was zu schicken daß ist frieh genung, wenn es auch noch etwas später ist, ich halte gut Haus. Wenn ich nur Nachricht erhalte wenn es gewiß kommen soll, sonst bin ich in Sorgen daß der Brief verlohren gegangen ist. Wenn man so alt ist, so ist man zu ängstlichkeit geneigt. überhaubt ist daß meine Einzige Freude Nachricht von mein Kindern zu bekommen. Wie die Sachen itzo stehen verliehre ich die Hälfte meiner Einnahme 250 r. und einige Bedürfniße habe ich, die mir beynahe Nothwendig sind. darunter gehört, da ich so ganz einsamm lebe, daß ich die Woche 3 bis 4 mal ein paar Freundinn zum Mageren thee bey mir habe, oder aus gehe, da ich aber keine weiten wege machen kann so muß ich mich zuweilen tragen laßen, aber erlaubt es das Weter nur zurik, denn Abens bin ich furchtsam vors fallen. und den Caffee kann ich auch nicht entberen, u denn trüncke ich ohne Zu sätze aber den ganzen Tag ein Loth, ein halbes des Morgens u nach Tische ein halbes. da geht mir doch die Woche [4] vor 12 Mg. zu, u Zucker die Woche über einen Gulden nun es wird doch einmal anders werden. Heute gehe ich noch Madam Deneken. Ramthor hat mit der Tochter Starcken Briefwächsel, da will ich hören was der von Dreßden schreibt. der hat auch in Dreßden einen Binselstreich gemacht hat mir Lottchen geschrieben. Er hat nehmlich einen Mahler der da sehr geschötzt wird, sehr herunter gesetzt, ob Du mein geschmiere wirst lesen können, daß ist die Frage. Fether u Tinte taugen nichts. Nun liebe Will lebe wohl, ich trüke Dich an mein Mütterliches hertz
Mutter Schlegel
Daß habe ich Dir wohl schon gemeldet, daß ich mich diese Ostern von der M Meyer die ich bey mir gehabt habe trene. Es ist mir doch ein Opfer, ich hatte doch manche Beqvämlichkeit von ihr. Gefällig u Gutmüthig war sie, sonst paßen wir uns nicht recht zusammen es muste aber seyn, ich muste daß ersparen was sie mir kostete.
[1] den 23 ten Mertz
1809.
Mein Lieber bester Sohn.
Du wilst doch daß ich fleißig schreiben soll. Es ist nur schade daß man nichts angenehmes schreiben kann, u das Fatalepostgeld. Gesund wir, ich, Carl, u in Götting, Julchen hat diese Winter viel gestimpert, sie ist fast gar nicht aus der Stube, u von der Perschere gekomen, u auch zuweilen bettlägerig gewesen, hat sich oft 2 mal Mangnetisiren laßen. Und von der Fatalencur wird sie immer schwächer u entfänglicher. Doch ist es nicht gefährlich. Nur leitet auch der Haußhalt dabey. Ich bin vor mein Alter noch gut genung. Bisher habe ich etwas an Mattigkeit, u Entkräftung geliten die Friehjahrsluft, thut wohl was, aber noch mehr daß ich eine zeitlang wenig Schlaf gehabt habe. Die sehr vielen Durchmärsche, u die Straße wo ich wohne war sehr woll da war fast die ganze Nacht Lerm, von frieh um 4 Uhr an, u vorher kammen oft die Leute spete zuhauße, u schlagen an die Häußer, u wenn nicht bald auf gemacht wird giebt es Lerm. Itzo wird es wieder ruhiger, u ich erhole mich. Wenn ich euer nicht so viel Sorgen hätte. Lottchen liegt mir immer im Sinn. Das armme Kind weiß nicht wenn ihr Mann wieder kömmt, unter diesen Umständen. auch vor Friedrich bin ich sehr besorgt, der wird wenigstens ganz in seinen Blanen gestöhrt, u ist die Frage ob er gar da bleiben kann. Ich fürchte also daß Du lieber Sohn wieder viel Last davon haben wirst. Ich kann Dir nicht genung sagen wie sehr es mich schmertzt daß ich Dir Beschwerde mache. aber Du biß mein Haubttrost. wer weiß, wie es mit Ernst in Dreßden wird, ob die mich noch unterstitzen können, sie ist auch sehr gut gegen mich. Carl kann wenig thun, da er auch in Gefahr ist keine Besoltung mehr zu bekommen, sonst vielleicht verliert [2] u viel gäben muß. Moritz nehme lieber von mir was Er stehnt mir immer viel vor, besonders itzo wegen seines Sohns, die letzte verlosung wegen Concripsion wird bald geschähn, u er zweifelt daß sein Sohn frey kömmt, als einiger Sohn. Es ist bey nahe kein Stellverträter mehr zu bekommen, u 4 bis 500 r. ist das geringste was so ein Mensch kostet. Die Töchter machen ihm Freude. Die Älteste sieng zu weilen auf Concerts mit vielen Beyfall. Wenn sich was entscheidet so melde ich es Dir. Es ist auch möglich daß Moritz Concistorialrath wird, aber sein Grundsatz ist, um nichts anzuhalten. Ernst in Langenhagen stimpert viel, aber die Schwere u lestige Einqvartirung hat ihn angegriffen, alt, möchte er wohl nicht werden. Ich würde auch ein treue Freund an ihm verliehren. Deine Liebe u Güte gegen mich wegen des Auftrags an Carl mit den Wein, hat mich bis zu Tränen geriehrt. Aus verschiedenen Ursachen, habe ich es aber verbethen. Da Du es aber wünschest, so trüncke ich ab u zu ein Buttelgen Wein, u jedes Glas auf Deine Gesundheit mit recht viel hertzlichen Guten Wünschen. Es freut mich daß Carl seine Trolligelaune bey behält. wie wir letzhin sprachen es könnte noch recht schlim werden, ich sagte, was wollen wir denn da machen, er sagte uns auf Niederträchtigkeiten legen. Und ich will den Anfang da zu machen. Ich habe zu weilen gewünscht daß F v Stahl ein mal dem Einfall hätte mir ein [3] Geschenck zu machen, da mit Du lieber Willhelm nicht gar zu viel Last hättest. Doch soll es von meiner Seide bey dem Wunsche bleiben. Du hast mir versprochen, im April oder May wieder was zu schicken daß ist frieh genung, wenn es auch noch etwas später ist, ich halte gut Haus. Wenn ich nur Nachricht erhalte wenn es gewiß kommen soll, sonst bin ich in Sorgen daß der Brief verlohren gegangen ist. Wenn man so alt ist, so ist man zu ängstlichkeit geneigt. überhaubt ist daß meine Einzige Freude Nachricht von mein Kindern zu bekommen. Wie die Sachen itzo stehen verliehre ich die Hälfte meiner Einnahme 250 r. und einige Bedürfniße habe ich, die mir beynahe Nothwendig sind. darunter gehört, da ich so ganz einsamm lebe, daß ich die Woche 3 bis 4 mal ein paar Freundinn zum Mageren thee bey mir habe, oder aus gehe, da ich aber keine weiten wege machen kann so muß ich mich zuweilen tragen laßen, aber erlaubt es das Weter nur zurik, denn Abens bin ich furchtsam vors fallen. und den Caffee kann ich auch nicht entberen, u denn trüncke ich ohne Zu sätze aber den ganzen Tag ein Loth, ein halbes des Morgens u nach Tische ein halbes. da geht mir doch die Woche [4] vor 12 Mg. zu, u Zucker die Woche über einen Gulden nun es wird doch einmal anders werden. Heute gehe ich noch Madam Deneken. Ramthor hat mit der Tochter Starcken Briefwächsel, da will ich hören was der von Dreßden schreibt. der hat auch in Dreßden einen Binselstreich gemacht hat mir Lottchen geschrieben. Er hat nehmlich einen Mahler der da sehr geschötzt wird, sehr herunter gesetzt, ob Du mein geschmiere wirst lesen können, daß ist die Frage. Fether u Tinte taugen nichts. Nun liebe Will lebe wohl, ich trüke Dich an mein Mütterliches hertz
Mutter Schlegel
Daß habe ich Dir wohl schon gemeldet, daß ich mich diese Ostern von der M Meyer die ich bey mir gehabt habe trene. Es ist mir doch ein Opfer, ich hatte doch manche Beqvämlichkeit von ihr. Gefällig u Gutmüthig war sie, sonst paßen wir uns nicht recht zusammen es muste aber seyn, ich muste daß ersparen was sie mir kostete.
×