• August Wilhelm von Schlegel to Karl Friedrich Schinkel

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: [Herbst 1836]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Karl Friedrich Schinkel
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: [Herbst 1836]
  • Notations: Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen. Satzfehler korrigiert.
    Printed Text
  • Bibliography: Paul Kaufmann: Auf den Spuren August Wilhelm von Schlegels. In: Preußische Jahrbücher 234 (1933), S. 240−242.
  • Incipit: „[1] Erlauben Sie mir, mein hochverehrter Herr und Freund, Sie um Ihren Rath und Ihre Belehrung in einer Angelegenheit zu bitten, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dortmund, Stadt- und Landesbibliothek
  • Classification Number: Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, Atg Nr.11815
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Erlauben Sie mir, mein hochverehrter Herr und Freund, Sie um Ihren Rath und Ihre Belehrung in einer Angelegenheit zu bitten, die mir sehr am Herzen liegt.
Sie wissen von unserem Beethovenschen Verein. Ich habe das Amt des Präsidenten übernommen, in der Hoffnung für die Stadt etwas angenehmes und rühmliches zu Stande zu bringen, wie ich schon früher bei der Anlage der neuen Straße mich weder Zeit noch Mühe dauern ließ.
So lange der Erfolg zweifelhaft war, wollte ich Ihnen nicht beschwerlich fallen. Jetzt aber sind wir in dem Zeitraum von acht Monaten seit der Verbreitung unseres Aufrufs doch bis auf 3000 Thl. gekommen. Das uns bereits zugesicherte wird unsern Kassenbestand auf 4000 Thl. bringen. Ferner zeigen sich noch manche günstige Aussichten und ich meinerseits werde nichts versäumen und an alle Thüren klopfen.
Nun bitte ich Sie um ungefähre vorläufige [2] Kosten-Anschläge nach den verschiedenen Voraussetzungen der vorhandenen Mittel.
Zu der Ausführung der Statue müssen wir einen Deutschen, einen erprobten und berühmten Künstler wählen; ferner einen solchen, der nicht wegen Ueberhäufung mit Arbeiten bloß den ersten Entwurf und die letzte Retouche mit eigner Hand ausführt, das übrige aber seinen Schülern überläßt. Dies alles vereinigt sich bei Fr. Tieck, und meines Erachtens kann das Werk niemandem besser anvertraut werden als ihm.
Wieviel wird nun für die verschiedenen Bestandtheile des Monuments erforderlich seyn?
1. Eine Statue etwas über Lebensgröße, etwa 7 Fuß hoch, in Erz oder Marmor.
2. Ein Postament aus farbigem Marmor mit eingelegter weißer Marmorplatte für die Inschrift.
3. Fundament und auslaufende Stufen.
4. Eine Ballustrade von Gußeisen.
Dies sind ja wohl die unentbehrlichen Zuthaten [3] zu einer Statue. Nach Maßgabe der Mittel könnte man nun weitergehen, als:
5. Basreliefs, entweder mythologisch bedeutsam auf die Würde und Macht der Musik, oder bloß Verzierungen, musikalische Instrumente usw.
Dieses wäre um so wünschenswerther, weil es schwer halten wird an der Statue den Componisten eigentlich zu charakterisieren.
Ich habe jedoch immer eine Bedachung im Sinne vermöge einer kleinen Rotunde auf Säulen oder eines Pavillons, wie Sie es nennen wollen. Dies ist vor langer Zeit geschehen bei Leibnitzens Monument in Hannover; auch die Statue des General Foy soll, wie ich höre, so aufgestellt seyn. Hier, wo wir keine Schildwachen haben, um Kunstwerke vor Beschädigung zu schützen, wäre es doppelt zweckmäßig: denn man könnte die Zwischenräume der Säulen ganz durch die Ballustrade schließen. Dann dürfte die Statue auch von Marmor seyn, der unter freiem Himmel zu viel leidet.
[4] Ich gestehe, daß ich meinem Ehrgeize keine Gränzen setze. Nassauischer Marmor wird sich wohl ohne große Kosten den Rhein hinunterschiffen lassen; und wenn die Gastwirthe in Wiesbaden ihre Säle mit Marmorsäulen ausschmücken, so sollten es die sämtlichen Verehrer Beethovens wohl auch zu Stande bringen.
Ueber die Aufstellung an einem nicht geschlossenen ganz öffentlichen Platze läßt sich noch nichts bestimmen, weil wir dazu der Genehmigung Seiner Majestät bedürfen. Der Münsterplatz scheint mir der angemessenste zu seyn.
Bonn wird im Sommer von unzähligen Fremden besucht: hier steht das Licht gewiß nicht unter einem Scheffel. Die Stadt hat sich schon ziemlich herausgemustert und wächst durch Einwirkung der Universität immer noch an Volksmenge und Wohlhabenheit. So sind wir Gelehrten also doch auch zu etwas im Staate nütze.
Wie sehr wünsche ich Ihre neuen vollendeten Werke in Berlin bewundern zu können! Aber es ist weit hin, und ich entschließe mich schwer zu reisen. Ich bitte angelegentlich, belehren Sie mich, unterstützen Sie die Sache, halten Sie mich in wohlwollendem Andenken, und seyn Sie meiner ausgezeichnetesten Verehrung versichert.
AW. v. Schlegel.
[1] Erlauben Sie mir, mein hochverehrter Herr und Freund, Sie um Ihren Rath und Ihre Belehrung in einer Angelegenheit zu bitten, die mir sehr am Herzen liegt.
Sie wissen von unserem Beethovenschen Verein. Ich habe das Amt des Präsidenten übernommen, in der Hoffnung für die Stadt etwas angenehmes und rühmliches zu Stande zu bringen, wie ich schon früher bei der Anlage der neuen Straße mich weder Zeit noch Mühe dauern ließ.
So lange der Erfolg zweifelhaft war, wollte ich Ihnen nicht beschwerlich fallen. Jetzt aber sind wir in dem Zeitraum von acht Monaten seit der Verbreitung unseres Aufrufs doch bis auf 3000 Thl. gekommen. Das uns bereits zugesicherte wird unsern Kassenbestand auf 4000 Thl. bringen. Ferner zeigen sich noch manche günstige Aussichten und ich meinerseits werde nichts versäumen und an alle Thüren klopfen.
Nun bitte ich Sie um ungefähre vorläufige [2] Kosten-Anschläge nach den verschiedenen Voraussetzungen der vorhandenen Mittel.
Zu der Ausführung der Statue müssen wir einen Deutschen, einen erprobten und berühmten Künstler wählen; ferner einen solchen, der nicht wegen Ueberhäufung mit Arbeiten bloß den ersten Entwurf und die letzte Retouche mit eigner Hand ausführt, das übrige aber seinen Schülern überläßt. Dies alles vereinigt sich bei Fr. Tieck, und meines Erachtens kann das Werk niemandem besser anvertraut werden als ihm.
Wieviel wird nun für die verschiedenen Bestandtheile des Monuments erforderlich seyn?
1. Eine Statue etwas über Lebensgröße, etwa 7 Fuß hoch, in Erz oder Marmor.
2. Ein Postament aus farbigem Marmor mit eingelegter weißer Marmorplatte für die Inschrift.
3. Fundament und auslaufende Stufen.
4. Eine Ballustrade von Gußeisen.
Dies sind ja wohl die unentbehrlichen Zuthaten [3] zu einer Statue. Nach Maßgabe der Mittel könnte man nun weitergehen, als:
5. Basreliefs, entweder mythologisch bedeutsam auf die Würde und Macht der Musik, oder bloß Verzierungen, musikalische Instrumente usw.
Dieses wäre um so wünschenswerther, weil es schwer halten wird an der Statue den Componisten eigentlich zu charakterisieren.
Ich habe jedoch immer eine Bedachung im Sinne vermöge einer kleinen Rotunde auf Säulen oder eines Pavillons, wie Sie es nennen wollen. Dies ist vor langer Zeit geschehen bei Leibnitzens Monument in Hannover; auch die Statue des General Foy soll, wie ich höre, so aufgestellt seyn. Hier, wo wir keine Schildwachen haben, um Kunstwerke vor Beschädigung zu schützen, wäre es doppelt zweckmäßig: denn man könnte die Zwischenräume der Säulen ganz durch die Ballustrade schließen. Dann dürfte die Statue auch von Marmor seyn, der unter freiem Himmel zu viel leidet.
[4] Ich gestehe, daß ich meinem Ehrgeize keine Gränzen setze. Nassauischer Marmor wird sich wohl ohne große Kosten den Rhein hinunterschiffen lassen; und wenn die Gastwirthe in Wiesbaden ihre Säle mit Marmorsäulen ausschmücken, so sollten es die sämtlichen Verehrer Beethovens wohl auch zu Stande bringen.
Ueber die Aufstellung an einem nicht geschlossenen ganz öffentlichen Platze läßt sich noch nichts bestimmen, weil wir dazu der Genehmigung Seiner Majestät bedürfen. Der Münsterplatz scheint mir der angemessenste zu seyn.
Bonn wird im Sommer von unzähligen Fremden besucht: hier steht das Licht gewiß nicht unter einem Scheffel. Die Stadt hat sich schon ziemlich herausgemustert und wächst durch Einwirkung der Universität immer noch an Volksmenge und Wohlhabenheit. So sind wir Gelehrten also doch auch zu etwas im Staate nütze.
Wie sehr wünsche ich Ihre neuen vollendeten Werke in Berlin bewundern zu können! Aber es ist weit hin, und ich entschließe mich schwer zu reisen. Ich bitte angelegentlich, belehren Sie mich, unterstützen Sie die Sache, halten Sie mich in wohlwollendem Andenken, und seyn Sie meiner ausgezeichnetesten Verehrung versichert.
AW. v. Schlegel.
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