• Dorothea von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Köln · Place of Destination: Coppet · Date: 11.11.1804
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Dorothea von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Köln
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 11.11.1804
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 170‒171.
  • Weitere Drucke: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Erster Teil Juni 1802 ‒ Dezember 1805). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 270‒271.
  • Incipit: „[1] Kölln 11ten November 1804
    Erlauben Sie theurer Freund daß ich einige Zeilen an Sie richte; ich weis nicht ob Friedrich noch [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-8
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,I,2
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,8 x 11,5 cm
    Language
  • German
[1] Kölln 11ten November 1804
Erlauben Sie theurer Freund daß ich einige Zeilen an Sie richte; ich weis nicht ob Friedrich noch bei Ihnen ist, oder schon zu Paris. Gestern erhielt ich seinen Brief vom 30ten 8br aus Coppet, worin er mir schrieb, er sey in Verlegenheit weil er keinen Brief von mir habe, und würde auf jeden Fall erst einen erwarten, eh er Coppet verließe. Am 24ten 8br schrieb ich an ihn, dieser Brief muß zum rechtswegen seit acht Tagen in seinen Händen, und er also wo nicht in Paris, doch auf der Reise dahin seyn; ist aber dieser Brief verloren oder aufgehalten, so wird der gute Friedrich recht ängstlich seyn; ich bitte Sie ihn auf diesen Fall zu beruhigen, und ihn von mir zu grüßen. Er möge sich sogleich auf den Weg machen; die Krönung heißt es jetzt sey erst am 25 frimaire, und wahrscheinlich wird sie noch hinausgeschoben werden müßen da der Pabst wie es heißt um jene Zeit noch gar nicht in Paris angelangt seyn kann; auch hat man alle Deputationen der Nationalgarden aus den Provinzen beordert, (die schon auf dem Wege nach Paris waren) entweder zu cantonniren, oder wieder bis auf neue Ordre nach Hause zu gehen; dies ist ein Beweis daß [2] man den Tag in Paris selber nicht gewiß bestimmen kann. Friedrich würde sehr wohl gethan haben, so bald als möglich hin gegangen zu seyn; so viel ich erfahren habe, ist man sehr ruhig in Paris, und er wird wenigstens jetzt noch kein Getümmel zu fürchten haben, die Limonadiers etc sind bis jetzt noch die einzigen welche öffentlich sehr in Bewegung sind; ehe sich diese den Indischen Manuscripten mittheilt, hat unser Friedrich alle Zeit.
Alles was mir Friedrich von Ihrem Wohlseyn und Ihrem glücklichen Leben mittheilt, erfüllt mich mit wahrer Freude, und freundschaftlicher Theilnahme; alles Vortrefliche der Frau von Stael, ist nur eine neue Bestätigung alles dessen was ich schon vorher über diese geistvolle Frau gehört hatte, und wovon alle die das Glück ihrer persönlichen Bekantschaft genießen, voll sind.
Ist Friedrich noch bei Ihnen, so muß er mir verzeihen daß ich ihm nicht noch einmal nach Coppet schreibe; ich hoffe er ist gewiß in Paris, dort findet er eine Menge Briefe von mir vor, die ich alle dorthin addressirte, weil unsrer ersten Abrede gemäß, er schon am 20ten 8br von Coppet abreisen wollte, und seinen ersten Brief erhielt ich erst am 23ten; noch muß ich für ihn hinzufügen, im Fall er noch bei Ihnen ist, daß [3] Reimer die Sakuntala genommen, das nähere darüber findet er in Paris. Thiriart aber hat seinen Contract nicht gehalten, und macht auch noch gar nicht die Mine ihn halten zu wollen oder zu können.
Leben Sie recht wohl und alles Vergnügen begleite Sie auf Ihrer schönen Reise die mich noch mehr für Sie freuen würde, wenn die Natur in jenen südlichern Gegenden nicht so voll Aufruhr wäre; die Nachrichten von dorther klingen entsetzlich, und erfüllen mich (ich kann es nicht leugnen) mit einiger Besorgniß, besonders wenn Sie Ihre Reise so bald antreten. Der Himmel bewahre Sie für jeden Unfall und führe Sie uns glücklich wieder zu.
Dorothea
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[1] Kölln 11ten November 1804
Erlauben Sie theurer Freund daß ich einige Zeilen an Sie richte; ich weis nicht ob Friedrich noch bei Ihnen ist, oder schon zu Paris. Gestern erhielt ich seinen Brief vom 30ten 8br aus Coppet, worin er mir schrieb, er sey in Verlegenheit weil er keinen Brief von mir habe, und würde auf jeden Fall erst einen erwarten, eh er Coppet verließe. Am 24ten 8br schrieb ich an ihn, dieser Brief muß zum rechtswegen seit acht Tagen in seinen Händen, und er also wo nicht in Paris, doch auf der Reise dahin seyn; ist aber dieser Brief verloren oder aufgehalten, so wird der gute Friedrich recht ängstlich seyn; ich bitte Sie ihn auf diesen Fall zu beruhigen, und ihn von mir zu grüßen. Er möge sich sogleich auf den Weg machen; die Krönung heißt es jetzt sey erst am 25 frimaire, und wahrscheinlich wird sie noch hinausgeschoben werden müßen da der Pabst wie es heißt um jene Zeit noch gar nicht in Paris angelangt seyn kann; auch hat man alle Deputationen der Nationalgarden aus den Provinzen beordert, (die schon auf dem Wege nach Paris waren) entweder zu cantonniren, oder wieder bis auf neue Ordre nach Hause zu gehen; dies ist ein Beweis daß [2] man den Tag in Paris selber nicht gewiß bestimmen kann. Friedrich würde sehr wohl gethan haben, so bald als möglich hin gegangen zu seyn; so viel ich erfahren habe, ist man sehr ruhig in Paris, und er wird wenigstens jetzt noch kein Getümmel zu fürchten haben, die Limonadiers etc sind bis jetzt noch die einzigen welche öffentlich sehr in Bewegung sind; ehe sich diese den Indischen Manuscripten mittheilt, hat unser Friedrich alle Zeit.
Alles was mir Friedrich von Ihrem Wohlseyn und Ihrem glücklichen Leben mittheilt, erfüllt mich mit wahrer Freude, und freundschaftlicher Theilnahme; alles Vortrefliche der Frau von Stael, ist nur eine neue Bestätigung alles dessen was ich schon vorher über diese geistvolle Frau gehört hatte, und wovon alle die das Glück ihrer persönlichen Bekantschaft genießen, voll sind.
Ist Friedrich noch bei Ihnen, so muß er mir verzeihen daß ich ihm nicht noch einmal nach Coppet schreibe; ich hoffe er ist gewiß in Paris, dort findet er eine Menge Briefe von mir vor, die ich alle dorthin addressirte, weil unsrer ersten Abrede gemäß, er schon am 20ten 8br von Coppet abreisen wollte, und seinen ersten Brief erhielt ich erst am 23ten; noch muß ich für ihn hinzufügen, im Fall er noch bei Ihnen ist, daß [3] Reimer die Sakuntala genommen, das nähere darüber findet er in Paris. Thiriart aber hat seinen Contract nicht gehalten, und macht auch noch gar nicht die Mine ihn halten zu wollen oder zu können.
Leben Sie recht wohl und alles Vergnügen begleite Sie auf Ihrer schönen Reise die mich noch mehr für Sie freuen würde, wenn die Natur in jenen südlichern Gegenden nicht so voll Aufruhr wäre; die Nachrichten von dorther klingen entsetzlich, und erfüllen mich (ich kann es nicht leugnen) mit einiger Besorgniß, besonders wenn Sie Ihre Reise so bald antreten. Der Himmel bewahre Sie für jeden Unfall und führe Sie uns glücklich wieder zu.
Dorothea
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