• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Weimar · Place of Destination: Coppet · Date: 15. Juni [1804]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Weimar
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 15. Juni [1804]
  • Notations: Datum (Jahr) erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 63–67.
  • Incipit: „[1] Weimar den 15. Junius [1804].
    Geliebter Freund und Bruder.
    Ich schreibe dir dismahl an der Stele und dem Auftrage der Schwester gemäß. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,60
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,1 x 12,8 cm
    Language
  • German
[1] Weimar den 15. Junius [1804].
Geliebter Freund und Bruder.
Ich schreibe dir dismahl an der Stele und dem Auftrage der Schwester gemäß. Sie ist am 4 Junius von hir nach Liebenstein abgereist, fand sich am Abend des Ersten Tages in Gotha so entkräftet, das sie von dort aus den zweiten auf dem nächsten Wege nach Liebenstein ging, nicht über Eisenach wie sie anfangs Projektirt hatte.
Am 10 hatt sie mir einen Zettel geschriben Worin sie ausser einigen Arrangements für mich, dich bittet dir zu schreiben, das du nicht ungeduldig werden möchtest von ihr keinen Brief aus Liebenstein zu erhalten, du sollst versichert sein das sie mit aller Freundschaft die sie dir immer im Herzen getragen [2] an dich denkt, und das es mit ihrer Gesundheit anfängt etwas beßer zu gehn. Die große Umständlichkeit, die Briefe aus Liebenstein fortzuschaffen, welches bis dato immer durch expresse Bothen, 4 Stunden weit geschehn muß verhindert sie wohl hauptsächlich daran.
Die letzte Zeit fing sie hir an sehr krank zu werden, so das ich [sie] möglichst nach dem Bade treff. Dort hatt sie leider auch immer Rauhes und kaltes Wetter, kann also sehr wenig spatzieren gehn. Das Bad scheint ihr aber zu bekommen. Sie sagt wenigstens ich sollte sie um vieles gesünder wieder sehn.
Gott gebe es, denn je mehr ich sie gesehn, und ihren Zustand überdacht, jemehr habe ich mich geängstet, und innerlich muß ich Wüthend über die Bestie sei[n], die zum grösten Theil schulld an allem ist, und nun die heuchlerischsten Briefe schreibt, Aber dazwischen doch ordentlich [3] drohen will, wenn sie etwa nicht wiederkämen, und tausend schlechtigkeiten mehr. Ich erwarte ordentlich mit Sehnsucht den Herbst, wie er sich nehmen wird, und um die Sache zu Ende zu bringen. Hier gelten keine Preußischen Gesetze, und Gewalt, ist Gewalt entgegen zu setzen. Er hatt sich alles Vergeben und ich alles Gewonnen.
Mitt meinen Arbeiten steth es trotz aller anstrengung nicht so gut als ich wollte, Runges Bruder, hatt nicht Wort gehalten, und die Versprochnen 100 Reichsthaler die ich noch haben sollte nicht geschikt, Graf Reuß hatt auch als Lumpenhund, das von ihm verlangte Geld nicht gegeben, dadurch bin ich nicht nur ordentlich in Noth, das heist ich habe der Schwester Geld mitgegeben, kommt sie aber unter 14 Tagen bis 3 Wochen zurük kann ich in einige Verlegenheit kommen.
Sande[r]n habe ich leider auch die 150 Reichsthaler für dich noch nicht bezahlen können.
[4] Verzeih es mir, geliebter Freund, aber es ist weis Gott nicht meine Schuld, ich habe mich schon viel darüber geängstet, und es doch nicht zu ändern wissen.
Voigt ist wieder hierher zurük; Meine Büsten sind en[d]lich auf den 28 Mai in Berlin angekommen, und gleich weiter nach Petersburg befördert. Ich kann in ein par Monathen also Antwort über ihre Ankunft haben.
Die Kinder sind recht wohl und Munter, nach und nach fängt Felix an den Leuten der Liebste zu werden. Was die Zeichnung anbetrift die du zu haben wünsch[s]t, fehlt mir es nur an Zeit. sobald ich kann will ich deinen Wunsch wenigstens einiger Massen erfüllen. Leb wohl, ich küsse dich in Gedanken, mein lieber Bruder.
Fr:[iedrich] Tieck.
[1] Weimar den 15. Junius [1804].
Geliebter Freund und Bruder.
Ich schreibe dir dismahl an der Stele und dem Auftrage der Schwester gemäß. Sie ist am 4 Junius von hir nach Liebenstein abgereist, fand sich am Abend des Ersten Tages in Gotha so entkräftet, das sie von dort aus den zweiten auf dem nächsten Wege nach Liebenstein ging, nicht über Eisenach wie sie anfangs Projektirt hatte.
Am 10 hatt sie mir einen Zettel geschriben Worin sie ausser einigen Arrangements für mich, dich bittet dir zu schreiben, das du nicht ungeduldig werden möchtest von ihr keinen Brief aus Liebenstein zu erhalten, du sollst versichert sein das sie mit aller Freundschaft die sie dir immer im Herzen getragen [2] an dich denkt, und das es mit ihrer Gesundheit anfängt etwas beßer zu gehn. Die große Umständlichkeit, die Briefe aus Liebenstein fortzuschaffen, welches bis dato immer durch expresse Bothen, 4 Stunden weit geschehn muß verhindert sie wohl hauptsächlich daran.
Die letzte Zeit fing sie hir an sehr krank zu werden, so das ich [sie] möglichst nach dem Bade treff. Dort hatt sie leider auch immer Rauhes und kaltes Wetter, kann also sehr wenig spatzieren gehn. Das Bad scheint ihr aber zu bekommen. Sie sagt wenigstens ich sollte sie um vieles gesünder wieder sehn.
Gott gebe es, denn je mehr ich sie gesehn, und ihren Zustand überdacht, jemehr habe ich mich geängstet, und innerlich muß ich Wüthend über die Bestie sei[n], die zum grösten Theil schulld an allem ist, und nun die heuchlerischsten Briefe schreibt, Aber dazwischen doch ordentlich [3] drohen will, wenn sie etwa nicht wiederkämen, und tausend schlechtigkeiten mehr. Ich erwarte ordentlich mit Sehnsucht den Herbst, wie er sich nehmen wird, und um die Sache zu Ende zu bringen. Hier gelten keine Preußischen Gesetze, und Gewalt, ist Gewalt entgegen zu setzen. Er hatt sich alles Vergeben und ich alles Gewonnen.
Mitt meinen Arbeiten steth es trotz aller anstrengung nicht so gut als ich wollte, Runges Bruder, hatt nicht Wort gehalten, und die Versprochnen 100 Reichsthaler die ich noch haben sollte nicht geschikt, Graf Reuß hatt auch als Lumpenhund, das von ihm verlangte Geld nicht gegeben, dadurch bin ich nicht nur ordentlich in Noth, das heist ich habe der Schwester Geld mitgegeben, kommt sie aber unter 14 Tagen bis 3 Wochen zurük kann ich in einige Verlegenheit kommen.
Sande[r]n habe ich leider auch die 150 Reichsthaler für dich noch nicht bezahlen können.
[4] Verzeih es mir, geliebter Freund, aber es ist weis Gott nicht meine Schuld, ich habe mich schon viel darüber geängstet, und es doch nicht zu ändern wissen.
Voigt ist wieder hierher zurük; Meine Büsten sind en[d]lich auf den 28 Mai in Berlin angekommen, und gleich weiter nach Petersburg befördert. Ich kann in ein par Monathen also Antwort über ihre Ankunft haben.
Die Kinder sind recht wohl und Munter, nach und nach fängt Felix an den Leuten der Liebste zu werden. Was die Zeichnung anbetrift die du zu haben wünsch[s]t, fehlt mir es nur an Zeit. sobald ich kann will ich deinen Wunsch wenigstens einiger Massen erfüllen. Leb wohl, ich küsse dich in Gedanken, mein lieber Bruder.
Fr:[iedrich] Tieck.
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