• Christian Friedrich Tieck to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Weimar · Place of Destination: Coppet · Date: 23.01.1805
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Friedrich Tieck
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Weimar
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 23.01.1805
    Printed Text
  • Bibliography: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 98–100.
  • Incipit: „[1] Weimar den 23ten Januar 1805.
    Geliebter Bruder und Freund.
    Verwünschen wirst du mich, das ich dir noch immer von Weimar aus schreibe, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,65
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,3 x 12,7 cm
    Language
  • German
[1] Weimar den 23ten Januar 1805.
Geliebter Bruder und Freund.
Verwünschen wirst du mich, das ich dir noch immer von Weimar aus schreibe, und doch kann ich es nicht ändern, ich bin hier wie gebannt und behext., meine Arbeiten wollen durchaus nicht fertig werden, ich weis bei Gott nicht was ich anfangen soll. Die Büste der Grosfürstin ist heut endlich beendigt, und schon das formen angefangen. Graf Reuß aber noch nicht, der Rathgeber macht ihn. Doch werde ich hinterdrein noch einen Tag daran zu thun haben. Tags darauf nachdem ich meinen Vorigen Brief an dich abgeschikt erhielt ich einen Brief von meiner Schwester, die mir aus München schrieb, Sie sei sehr Melancholisch und dise Melancholie allein sei schuld das sie dir noch nicht geschrieben, du Möchtest als Bruder und Freund sie entschuldigen, denn sie wüste zu sehr wie ihre Betrübniß dir Schmerzhaft wäre, und sie könnte sich nicht überwinden in dieser Stimmung nach so langer Zeit dir wider zu schreiben.
Der Bruder ist bei ihr, und gefällt sich [2] in München sehr wohl, Mit eben so die herrlichen Jungen, die recht gedeihen, und so will Gott will nicht eine Spur des nichtswürdigen Bluts ihres Vaters in sich haben. Mit Bernhardi glaube ich werde ich noch einen harten Stand in Berlin haben, und ich zweifle fast das ich ohne Prozeß mit ihm außeinander komme. Ich habe darum ein grosses treiben nach Berlin, und kann doch nicht so schnell aus der Stelle. Fräulein Göchhausen war diser Tage bei mir und wollte sich erkundigen wie weit die Arbeiten der M.[adame] d.[e] Stael wären, Ich sagte ihr das ich dir schon das weitere darüber geschrieben hätte. Wenn ich auch erst mitte Februar hier Abreise, so treffen wir doch ohngleich 3 Wochen oder 4 später in Rom ein. Denn mein Rath ist da es doch nicht rathsam ist über Florenz zu gehn, sich nirgends aufzuhalten, und durch die Mark nach Rom zu gehn; und ich denke ich werde es durchsetzen. Es läßt sich leichter mehr von da aus die Gegend [3] bereisen wenn mann erst an Ort und Stele eingerichtet ist.
Wir sehen uns also bald, auf jeden Fall bald wider. Lebe für heut wohl, und entschuldige meine Arme, kranke Schwester, sie hatt hier noch vil zu leiden gehabt, vileicht steth ihr durch das Scheusal noch mehr bevor. Leb wohl und behalt mich Lieb wie ich dich lieb behalte.
Dein Bruder [..]s
Fr:[iedrich] Tieck.
Grüsse, oder vilmehr empfiel mich Fr.[au] v.[on] Stael höflichst, in Romm wollen wir alles aufs schönste besorgen.
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[1] Weimar den 23ten Januar 1805.
Geliebter Bruder und Freund.
Verwünschen wirst du mich, das ich dir noch immer von Weimar aus schreibe, und doch kann ich es nicht ändern, ich bin hier wie gebannt und behext., meine Arbeiten wollen durchaus nicht fertig werden, ich weis bei Gott nicht was ich anfangen soll. Die Büste der Grosfürstin ist heut endlich beendigt, und schon das formen angefangen. Graf Reuß aber noch nicht, der Rathgeber macht ihn. Doch werde ich hinterdrein noch einen Tag daran zu thun haben. Tags darauf nachdem ich meinen Vorigen Brief an dich abgeschikt erhielt ich einen Brief von meiner Schwester, die mir aus München schrieb, Sie sei sehr Melancholisch und dise Melancholie allein sei schuld das sie dir noch nicht geschrieben, du Möchtest als Bruder und Freund sie entschuldigen, denn sie wüste zu sehr wie ihre Betrübniß dir Schmerzhaft wäre, und sie könnte sich nicht überwinden in dieser Stimmung nach so langer Zeit dir wider zu schreiben.
Der Bruder ist bei ihr, und gefällt sich [2] in München sehr wohl, Mit eben so die herrlichen Jungen, die recht gedeihen, und so will Gott will nicht eine Spur des nichtswürdigen Bluts ihres Vaters in sich haben. Mit Bernhardi glaube ich werde ich noch einen harten Stand in Berlin haben, und ich zweifle fast das ich ohne Prozeß mit ihm außeinander komme. Ich habe darum ein grosses treiben nach Berlin, und kann doch nicht so schnell aus der Stelle. Fräulein Göchhausen war diser Tage bei mir und wollte sich erkundigen wie weit die Arbeiten der M.[adame] d.[e] Stael wären, Ich sagte ihr das ich dir schon das weitere darüber geschrieben hätte. Wenn ich auch erst mitte Februar hier Abreise, so treffen wir doch ohngleich 3 Wochen oder 4 später in Rom ein. Denn mein Rath ist da es doch nicht rathsam ist über Florenz zu gehn, sich nirgends aufzuhalten, und durch die Mark nach Rom zu gehn; und ich denke ich werde es durchsetzen. Es läßt sich leichter mehr von da aus die Gegend [3] bereisen wenn mann erst an Ort und Stele eingerichtet ist.
Wir sehen uns also bald, auf jeden Fall bald wider. Lebe für heut wohl, und entschuldige meine Arme, kranke Schwester, sie hatt hier noch vil zu leiden gehabt, vileicht steth ihr durch das Scheusal noch mehr bevor. Leb wohl und behalt mich Lieb wie ich dich lieb behalte.
Dein Bruder [..]s
Fr:[iedrich] Tieck.
Grüsse, oder vilmehr empfiel mich Fr.[au] v.[on] Stael höflichst, in Romm wollen wir alles aufs schönste besorgen.
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